„Du bist zwar nicht von hier, aber ich trau dir trotzdem“

Micha Musik Zerbrechlich Liedermacher1

Wer ist denn eigentlich Micha, und wenn ja, wie viele? – Interview mit einem Musiker

Künstler, Texter, Komponist, Songwriter in tatsächlich nur einer Person. Zudem mein Nachbar und geschätzter Freund. Das soll ihm mal einer nachmachen.

Geboren in Berlin, mit drei Umzug nach Tirol, Schule in München und der Steiermark, Medizinstudium in Wien, jetzt das Saarland. Micha ist ganz schön rumgekommen. „Wo würde ich heute stehen, wenn ich nicht so oft umgezogen wäre? Wäre ich vielleicht Hotelier? Auf 1500 Metern Höhe?“ Die Rede ist vom sogenannten Markbachjoch, einem Wander- und Skigebiet in Wildschönau, einem, wie der Name sagt, wunderschönen Hochtal. Eigentlich sollte der Vater, ein Makler, das Hotel ja meistbietend vermitteln. Dann aber hat er sich selbst in die Tiroleri-Tirolera-Landschaft verliebt, zog mit seiner Familie aus dem quirligen Berlin in luftige Höhen, wurde Gastronom. „Es gab keine Straße, nur den Sessellift, an dem man im Winter schon mal mit den Ohren festfror.“ Und so nimmt es nicht wunder, dass sich der heranwachsende Micha der Schönheit seiner österreichischen Heimat gar nicht recht bewusst war, wie er im gleichnamigen Song auf seiner CD Zerbrechlich singt. „Da gab es ja anderes, was einen interessierte.“, gibt er augenzwinkernd zu. Die Blockflöte, sein erstes –  unser aller erstes Instrument! –  war es jedenfalls nicht. Doch dann schenkten ihm seine Eltern zu Weihnachten eine Wandergitarre. A-Moll, G-Dur, mehr brauchte es nicht um am Lagerfeuer „Lady in Black“ von Uriah Heep zu zupfen. Wir erinnern uns: Ah, ah-ah, ah-ah, ah-ah
Ah, ah-ah, ah-ah!

Hinzu kam die wichtige Erkenntnis, dass der Gitarrist immer die hübschesten Mädels abbekam, verewigt im Song Wie alles anfing. „Tatsächlich hatten da selbst die Jungs mit der Nickelbrille eine Chance. Das Aussehen spielte da keine Rolle.“ Nun, lieber Micha, erlaube mir dich in puncto weiblicher Psyche ein wenig aufzuklären. Nickelfassung, kreisrunde Gläser symbolisieren seit Menschengedenken Hilflosigkeit. Hinter, natürlich nicht allzu dicken, Brillengläsern vermuten verzückte Mägdelein nämlich fast immer eine zarte, sensible Seele, der frau nur allzu gerne die Augen für die Schönheiten der Natur öffnen würde. Hippie-Helpless-Hope-Syndrom. Wie viele Frauen, so frage ich mich, hätte denn z.B. ein Berthold Brecht ohne seine Nickelbrille abbekommen? Hm?

Gut, also, dass Micha auch ohne ein derartiges Lesegestell ein langhaariges Wesen, seine spätere Frau, bezirzen konnte. Gleichzeitig hatte es ihm jedoch die Wiener Liedermacherszene angetan. Die beiden Re(a)inhards, Reinhard May und Rainhard Fendrich, treten auf den Plan. Stones, Beatles? Fehlanzeige. Während andere lauthals „We all live in a yellow submarine“ grölen, covert Micha österreichische Lieder. Mag den feinen, hintersinnigen, manchmal auch deftigen Humor. Später übersetzt er seine Lieblingsstücke auch ins Hochdeutsche. „Endlich singt er mal auf Deutsch!“, seufzt ein Fan erleichtert. Endlich versteht man das, was der ein oder andere des Österreichischen Unkundige zuvor gar und fälschlicherweise für Holländisch hielt. Micha nimmt´s gelassen. Österreichisch oder Deutsch, die eine Sprache ist ihm so lieb wie die andere. Und zwar sehr lieb. Reimen muss es sich halt.

Da ist er also, der Barde, der Geschichten zur Laute, pardon, Gitarre erzählt. Zuhören sollen die Leut´. Hintergrundgedudel ist Michas Sache nicht: „Ich stelle mir so einen richtigen österreichischen Gasthof vor, wo die Leute in zünftigen Lederhosen sitzen, wo richtige Bradlmusi gespielt wird. Und dann hören sie plötzlich meinen Gipfelblues. Einen Blues! Was zudem das einzige instrumentale Stück auf der CD Zerbrechlich ist. Mit den typischen steirischen Instrumenten. Was würden die wohl sagen?“ Nun, ich vermute mal, sie würden sich auf die Lederschenkel schlagen, es genießen, und am Ende bekämst du ein extra großes Stück Bradl. Für alle NichtösterreicherInnen: Bei der Bradlmusi werden die Musizierenden mit einem Braten entlohnt.

„Siehst du dich denn als Volksmusikant?“, frage ich ihn. „Von wegen der Wirtshausromantik, meine ich.“ Micha winkt ab. Mit Volksmusik habe er nichts am Hut. „Und Die Seer…?“, wage ich mich vor.

„…machen keine Volksmusik.“, kontert er. Die Seer, immerhin Österreichs erfolgreichste Mundartband rund um Alfred Jaklitsch, von denen ist Micha ein Fan. Hat sogar eins ihrer Stücke gecovert. Den Seern hat´s gefallen. Habe die Ehre. Von Blues über Reggae zur Ballade. Bei den Seern sei alles dabei. Und gut, auch Volksmusik, aber eben auf moderne Art.

„Dein Spektrum, Micha, ist ja ebenfalls ziemlich groß: Liedermacher mit Akustikgitarre, mal bluesig, mal swingig. Selbst vor Schlagern machst du nicht halt, siehe Deine Augen sprechen Bände. Du benutzt auch klassische Volksmusikinstrumente: Geige, Bass, steirische Harmonika. Texte und Arrangements sind mal melancholisch, mal locker-flockig, mal mit tiefsinnigem, mal mit recht derbem Humor, was sich vermutlich nicht ausschließt.“

 „Ich sehe mich als Grenzgänger“, sagt Micha, „nicht nur wegen der Sprachen, auch wegen der Genres. Vielleicht mache ich irgendwann mal eine Grenzgänger-Tour.“

„Gibt es denn ein Lieblingsstück auf deiner Zerbrechlich-CD?“

Micha denkt kurz nach. „Ja, Fahrt die Welt nicht an die Wand.“ Das überrascht, denn als einziges Stück hat es eine etwas härtere Gangart, ist beinahe rockig. Micha, ein Revoluzzer? Moment, langsam mit den jungen Pferden. Seine Lieder sind bei Weitem keine Brandbeschleuniger. Zumindest songtechnisch zieht er sich da lieber auf eine intimere Ebene zurück. Rückt Familie, Beziehung in den Vordergrund. „Da, wo man was machen kann: Es liegt in eurer Hand.“

„Bist du jemand“, frage ich ihn, „der an der heutigen Zeit leidet?“

Er überlegt. „Wir verklären die Vergangenheit ja oft zu einer Insel der Seligen. Und wir leben in einer Zeit, in der nicht so viel Schönes zu finden ist. Wo sich Leute, koste es, was es wolle, profilieren. Da ist dann natürlich auch die Angst, dass das, was wir uns aufgebaut haben, nicht so bleibt. Doch bei aller Kritik muss man auch versöhnliche Gedanken haben. Es braucht Mut, Mut zu leben. Man muss erkennen, wie fragil die kurzen Momente des Glücks sind. Zerbrechlich eben: Glück ist zerbrechlich. So behandeln wir´s gut. Im Päckchen ist Hoffnung und auch ganz viel Mut.“

Zur Erklärung: Ein älteres Ehepaar. Er resümiert. Gegenseitige Wertschätzung, das ist Thema des Titelsongs Zerbrechlich. Ganz Old School schreibt er ihr einen Brief. Mit einem wertvollen, silbernen Stift. Eine leise, dennoch eindringliche Kritik an der heutigen Gesellschaft. „Dabei leben wir“, so betont Micha, „in einer bislang auch glücklichen Zeit. Die Eltern waren Teil des deutschen Wirtschaftswunders. Wir mussten keinen Krieg erleben. Aber in jedem von uns gibt es diese Angst vor einem Niedergang.“

Auch wenn derzeit Weltbewegendes anklingt, Micha ist kein Politrocker. Eher geht es um die kleinen und großen Ereignisse in unseren vielen Leben. Krisen, Hoffnungen, Zweifel, um Freude, Lustvolles, allzu Menschliches, immer aber Nachvollziehbares. Deshalb berühren seine Lieder. Wir erkennen uns wieder in der humorvollen Kritik an einer Welt, die uns stetig und zunehmend aus den Händen gleitet. Bei Micha klingelt kein Handy. Tatsächlich nicht. Er ist der Letzte analoge Held in einer digitalen Welt. Kein anonymes Getippe und Gewische bringt ihn aus dem Takt. Er distanziert sich von einer Welt, in der Leute Beziehungen per SMS beenden. Auch zu sprachlichen Verrenkungen im Sinne des Zeitgeistes hat er seine Meinung. Findet vieles überzogen. Immerhin sei Deutsch die Sprache der Dichter und Denker. Vielschichtig, dezidiert. Ich möchte hinzufügen: Opulent. Und so kümmern sich seine CowboyerInnen in oben erwähntem Song nicht um Gendersternchen sondern machen ganz einfach ihre Arbeit. Zuviel Gegendere, und die Poesie entschwindet. Da stimme ich ihm zu. Deutschland denkt. Weit über´s Ziel hinaus. Fernab von Dichtern und Denkern. Ganz analog schiebt Micha jetzt seine CD, die zerbrechliche, über den Tisch. Genug politisiert.

„Sind deine Liedtexte eigentlich autobiografisch?“

„Ein klares Jaein. In jedem Lied ist natürlich viel Micha.“ Aber da sind auch Träume, Wünsche, wie etwas hätte gewesen sein können. Der alte Bulli und das Meer ist so ein Jugendtraum. Nach den damals herrschenden Moralvorstellungen sei ein solches Szenario undenkbar gewesen.

Aha, denke ich, mit dem VW-Bus ab nach Amsterdam, an den Strand. Zusammen, Hand in Hand ins Meer gerannt. Abends dann Gitarrezupfen… womöglich noch das  Peacezeichen auf die Backe gemalt. So frei waren wir nie mehr, singt Micha. Und ich könnte mir vorstellen, dass er die kleinen Fluchten, wenn auch ohne Bulli, irgendwie doch hingekriegt hat. Zumindest das mit dem Gitarrezupfen.

„In dieser Zeile schwingt doch eine Menge Melancholie, ja nostalgische Verklärung mit. Und du gehst ja noch weiter zurück. Da sind Kindheitserinnerungen, wie im Analogen Held. in denen wir uns, das entsprechende Alter vorausgesetzt, durchaus wiederfinden können. Klingt ein bisschen wie die Suche nach der verlorenen Zeit. Einer heilen Welt, in der wir uns zuhause fühlten. Geborgenheit. Aufgehoben sein in der Familie. Und immer wieder intonierst du das Wort Versöhnung.“

„Wir sehnen uns nach Zufriedenheit, Geborgenheit, Sicherheit.“, fasst Micha zusammen. „Als könne er meine Gedanken lesen.“, beschreibt ein weiblicher Fan dementsprechend auch seine Gefühle. Michas Publikum sind nicht die Tick-TockerInnen oder HandywischerInnen. Wohl eher die Beschaulichen, die Zuhörenden, die SichZeitNehmenden. Inzwischen, erklärt er, hörten ganze Familien allabendlich seine Musik. „Das Meer, das Meer, das Meer!“, singt da der jüngste Spross einer Familie begeistert mit. Mexiko, China, Japan. Micha bringt ein Stück Heimat in die Fremde. Da hat er wohl einen Nerv getroffen. „Ich mag die Zeit, wenn die Familie in der Stube zusammen sitzt. Wenn der Abend sich die Stille schenkt.“, singt er in Das Jahr vergeht. Das lässt mich an die Samstage denken, als meine Mutter Kuchen backte, und ich die Teigschüssel ausschlecken durfte, während mein Vater seine Pfeife rauchte. Micha triggert mit seinen Texten. Hinein in eine kleine Auszeit. Schön.

„Wie alt bist du eigentlich?“,  frage ich den Mittsechziger bei all seiner und vielleicht auch meiner Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. „Ich meine jetzt nicht biologisch. Eher so im Kopf.“

„Sechzehn“, antwortet er spontan und lacht. „Oder vielleicht eher achtzehn. Dann hab ich schon den Führerschein und bin mobil.“

Praktisch veranlagt, der Mann. Irgendwas bleibt also immer sechzehn. Dacht ich mir´s doch. In seinen Liedern streift sein Alter Ego durch blühende Almwiesen, mampft unverdrossen und ziemlich politically incorrect das, was man heute Schaumküsse nennt. „Da bleibt man im Kopf jung“, meint er ein wenig bedauernd, „aber der Körper macht das nicht mit. Was für eine Diskrepanz! Aber trotz aller Erfahrungen, steiniger Wege, Stationen“, fügt er hinzu, „ist es doch das beste aller möglichen Leben gewesen.“

Micha Musik Zerbrechlich Liedermacher1

Ist es ja, famoser Weise, noch, will ich wohl meinen. All das Streben nach Geld und Reichtum sei unwesentlich, fügt er hinzu. Seine Träume müsse man sich bewahren: „Das, was man erreichen könnte, aber auch das, was man wirklich erreichen kann.“ Aber es müsse auch Träume geben, die Träume bleiben. Aha, der Mann haushaltet kompliziert aber weise. Sogar mit Träumen. Ein ökonomischer Romantiker. „Manchmal verrennt man sich jedoch. Geblendet von seinem Wollen und Tun. Arzt werden, erfolgreich sein. Vergisst, was vielleicht wichtiger wäre.“ So, wie vielleicht Freunde. Thematisiert in Alles so vertraut. Wo man sein kann, wie man ist. Zusammenhält wie Pech und Schwefel. So also, wie wir uns Freundschaft immer vorstellen, sie aber selten ist.

„Was würdest du denn deinem 16- oder 18jährigen Ich von deiner heutigen Warte aus mit auf den Weg geben?“

„Ich habe das Gefühl, dass ich im Leben einiges richtig gemacht habe. Aber eines habe ich falsch gemacht. Ich habe zu spät mit dem Beruf aufgehört. Man kann so viel Neues erfahren, so viel an Lebensqualität gewinnen. Also, wenn du es dir irgendwie leisten kannst, hör auf zu arbeiten! Achte darauf, wann es Zeit ist auf die Bremse zu treten. Genieße die Zeit, mach, was dir Spaß macht.“

Da bin ich ganz bei ihm. Ein fröhliches Hallo also an alle Staatsdienenden, PolitikerInnen, die länger Leben mit länger Schuften gleichsetzen. Aber wir müssen doch… nee, müssen wir nicht. Aber das heißt auch: Augen auf bei der Berufswahl.

Ruhestand also? Nicht für Micha. Wohl eher Unruhestand. Frei nach dem Motto: Wenn was vorbei ist, kommt was anderes. Übrigens auch sein Erfolgsrezept für seine langjährige Ehe: Neues wagen. Herausforderungen annehmen. Die Frau bleibt dabei natürlich dieselbe. Ähm nein, sie verändert sich natürlich auch. Ach, ihr wisst schon, wie ich´s meine.

Und nu´? Also, Micha ist ja nun offizieller Austropop-Beauftragter. Moderiert eine Sendung mit ausgesuchten Hits und Schmankerln der österreichischen Rock- und Popkultur. Angefacht wurde das Feuer durch Marianne Mendts jazziges wie eingängiges Wiea Glock´n samt Da Hofa von Wolfgang Ambross. Mittlerweile hat sich Austropop mit Micha zu einem beliebten Event entwickelt. Mit treuen Fans.

„Ja, willst du denn reich und berühmt werden?“, frage ich, ohne hinzuzufügen „in deinem Alter!“ Was ja auch meines ist.

Micha winkt ab. Seine Musik sei halt sein Leben. „Wenn´s gefällt, freut es mich.“ Ungefähr so wie ein Vater sich für seine Kinder freue, wenn sie wachsen, gedeihen, ihren Weg gehen würden, freue er sich, wenn seine Lieder gehört, gemocht würden. Aufzwingen wolle er sie jedoch niemandem. Außerdem sei seine Musik ein Nischenprodukt. Kein Mainstream.

Also nur so ein kleines bisschen reich und berühmt werden, das nehm ich ihm ab. „Tatsächlich“, merke ich – ganz advocatus diaboli – an, „bist du mit deinen Liedern ja irgendwie aus der Zeit gefallen.“

„Ich setze halt die Tradition der Liedermacher (der LiedermacherInnen, Anmerkung der Redaktion) fort. Diese Musik berührt mein Herz. Ich mach mein Ding, wie Udo Lindenberg sagt.

„Und jetzt schlägt dein Herz also an der Saar?“

„Ich hab ja die längste Zeit meines Lebens im Saarland verbracht. Dennoch könnte ich mir vorstellen auf einem Berg in einer Hütte zu leben.“

Oj! Und was denkt deine Frau darüber?“ Hoffe ja mal, dass dieser, sein Gedanke nicht ganz neu für sie ist.

„Für sie kommt das wohl eher nicht in Frage. Dazu ist sie zu kommunikativ, zu sehr hier zuhause. Aber sie teilt die Liebe zu den Bergen. Wir verbringen ja häufig unseren Urlaub dort. Außerdem ist der Saarländer an sich ein besonderer Mensch.“ Eine von Michas ersten Begegnungen mit der südwestdeutschen Spezies endete mit einem: „Du bist zwar nicht von hier, aber ich trau dir trotzdem.“

Charmant. Manch einer hätte bei dieser Aussage eine Grundlagendiskussion losgetreten, zumindest ein markiges Bist deppat, du Bazi? In die Runde geworfen. Für Micha dagegen klingt so ein positives, fröhliches Dennoch! Und da ist es wieder, das Versöhnliche, das alles eint. Die starke Frau mit dem starken Mann, den Swing mit dem Blues, die Sehnsucht nach den Bergen mit der neuen Heimat im ehemaligen Kohlerevier. Geht doch!

Lieber Micha, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch!

Kursives: Liedzeilen aus CD Zerbrechlich

Fast alles Fettgedruckte: Musiktitel CD Zerbrechlich

Alle Titel der CD Zerbrechlich von 2023 mit ihren 13 Songs könnt ihr übrigens auf Youtube anhören. Für alle, die nicht streamen sondern etwas in der Hand haben wollen, gibt es die CD bei magicsound@t-online.de zu bestellen. Sie kostet 14,99 plus Versand.

Die Sendung Austropop mit Micha findet ihr, wenn ihr saarwellewebradio oder laut.fm/saarwelle in die Suchmaschinen eingebt. Termine sind immer Dienstagsabends, aber nicht jeden Dienstagabend. Informiert´s euch halt!

Für alle, die ihr Österreichisch etwas aufpolieren oder einen Vergleich mit dem Niederländischen anstellen wollen kann ich wärmsten diese Seite der Uni Linz empfehlen.

Geh ma furt mit London, Paris unn New York! Herry Weiland macht Püttlingen zur Musikmetropole.

Herry Weiland Karlsbergfaß Püttlingen Musikpub Musicpub

In Püttlingen kennt ihn jeder. Selbst Zugezogene wie ich kommen an ihm nicht vorbei. Herry Weiland ist ein Tausendsassa. Ohne ihn wäre die Stadt um einen Kulturschaffenden ärmer. Wobei sich „Kulturschaffender“ vielleicht  zu hochtrabend anhört, denn Herry ist  vielmehr ein Kulturschaffer. Bodenständig. Unermüdlich im Einsatz. Vielleicht ist er sogar der einzige. Die Stadt Püttlingen besinnt sich kurz vor knapp auf einen Weihnachtsmarkt: Herry trommelt Kunsthandwerker und fahrendes Volk zu einem richtig schönen Event mit mittelalterlichem Flair zusammen. Als Väterchen Frost verkleidet spaziert er in einem der folgenden Jahre über einen – diesmal russischen – Weihnachtsmarkt, den er direkt vor seiner Kneipe veranstaltet. Ob Little Wladiwostok,  Little Woodstock oder Schlagerkonzert in der Stadthalle – Herry organisiert, musiziert, motiviert. Manchmal gleichzeitig. Allein, mit anderen. Wie macht der Mann das? Ich glaube, er kann nicht anders. Irgendwie dreht sich hier alles sputnikartig um Herry und seine Events. Die regionale Musikszene – und die ist im Köllertal ziemlich viral – dankt es ihm. Auf seiner Website bezeichnet er sich als Musiker, Laienschauspieler, Tierfreund, Lebenskünstler, Genußmensch, Idealist, Träumer, Organisator und:  Mensch.  Stimmt, und ein kreativer dazu. Ein bisschen Hippie, trollt Herry durch seinen Kulturgarten in Vogelsbüsch, schnuppert hier nach neuen Events, rührt die (Werbe-)trommel und lässt sich von allen mögichen Kulturen inspirieren. Ein Herz für Volkskunst hat er auch. Schön z.B., das Mandolinenorchester in Vogelsbüsch, das trotz Eiseskälte beselt und unverdrossen Weihnachtslieder spielt, während die Besucher sich die Finger am Glühwein wärmen. Dann öffnet Herry sogar die Gute Stube. Gemütlich.

Dream-Team
Dream-Team

Seit 2016 ist er also Wirt in Püttlingen. War er früher schon mal, ich weiß. Im Karlsbergfaß kann man sein Bierchen zischen, richtig gut Bürgerliches essen. Von Spaghetti à la Oma bis Currywurst mit Pommes. Dienstags verwandelt sich das Karlsbergfaß in ein Musikpub, in dem lokale wie überregionale Musizierende in lockerer, gemütlicher Atmosphäre aufspielen.  Eine Musikkneipe – wo gibt es das noch? Selige Zeiten scheinen vor meinem inneren Auge auf. Hängerchen aus indischer Baumwolle, hennarote Haare, langmähnige Jungs mit flachbesohlten Wildlederschuhen. Nächtliche Fahrten in altersschwachen Enten mit Revolverschaltung und übervollem Aschenbecher. Die Musikkassette scheppert Bob Marley und wir wailern mit. Mini Stroboskop über Mini-Tanzfläche. Am Tresen der Oppa. Nun, wer von den inzwischen Ü-50-Jährigen glaubt, er müsse ganz allein im stillen Kämmerlein zerkratzte LP´s rauskramen sowie nusstrockene Räucherstäbchen entzünden, der kann sich jetzt auf die Hufe schwingen und entdecken, dass es immer noch gute Musik gibt. (Hab ja auch gedacht, die hätte in den Achtzigern urplötzlich das Zeitliche gesegnet!). Vergesst London, Berlin, New York. Hier gibt´s richtig gute Mukke auf die Ohren. Mit Herzblut präsentiert von Püttlingens Allrounder. Und lustig ist er auch noch. Trommelt nicht selten sogar mit. Fällt ein Act aus, organisiert er flugs eine seiner zahlreichen Formationen und singt. Das kann er auch.Karlsbergfaß_Karlsbergfass_Herry_Weiland_Whisky

Im Karlsbergfaß trifft sich jung und Alt. Das ist das Schöne. Wochentags zum Kartenspielen. Dienstags um mit dem Leben zu toben. Reserviert euch einen Tisch. Es kann eng werden. An lauen Sommerabenden kann man draußen sitzen, Musik hören, klönen, Glühwürmchen gucken. Supernette, aufmerksame Bedienung inklusive. Besser als Fernsehen.

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In der Vorweihnachtszeit solltet ihr  Die Rockenden drei Könige nicht verpassen. Na klar, mit Herry am Schlagzeug. Traditionelle Weihnachtslieder überraschend arrangiert. Und Maas-Attacks ist auch hier gefährlich gut. Bisweilen trifft Südamerikanisches Irische Folklore. Simon Kempston, auf der Durchreise, eingefangen von Herry – Wie hat er das nun wieder gemacht?  – entführte mit wunderschönen Balladen und eigenwilligem Gitarrenspiel nach Schottland.  Hej Leute, Stars zum Anfassen! Äh, ich meine… Wer ihn übrigens nicht gehört hat, kann ihn auf seiner Website besuchen und eine CD erstehen.

Simon Kempston: Immerhin einer der bekanntesten Singer-/Songwriter Schottlands

Vorbeischauen solltet ihr auch im Gasthaus Sutor, wenn hier die Faschingsparty mit Sektbar und Schnittchen steigt. Eine alte Tradition, die wir schon verloren glaubten. Wenn nicht…   Vielleicht sieht man sich ja mal,  dienstags, in Püttlingen, direkt an der Biegung der Köllerbach.

Karlsbergfaß Püttlingen Herry Weiland