Eildieweil ich´s mag: Maison Kammerzell in Strasbourg

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„Geht doch mal ins Kammerzell!“, riet uns meine Freundin Sylvie, deren Großmutter schon am Platz vor der Kathedrale wohnte, da sie einer Familie von Steinmetzen entstammte. Im Schatten des Straßburger Wahrzeichens ein Choucroute essen? Mal ehrlich: Da denkt man doch gleich an überteuerte Touristenfallen. Dennoch. An einem stürmischen Montag im Februar fuhren wir nach Strasbourg um das weltberühmte Choucroute aux poissons von Chefkoch Guy-Pierre Baumann zu kosten. Draußen toste der Sturm, die Schirme bogen sich, ein paar Nonnen segelten mit ihren langen Trachten über den Platz. Nur wenige Touristen hatten sich bei diesem Wetter nach draußen gewagt. Ehrfurchtsgebietend neigt sich das altersdunkle Haus, die Maison Kammerzell, über das normalerweise emsige Treiben auf dem Platz. Direkt gegenüber: La Cathédrale, das Straßburger Münster. Zwei alte Schlachtschiffe, die den Stürmen und Gezeiten der Welt seit langem trotzen.

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Schnuges Dekor

Immer schon hat das Kammerzellhüs, das 1427 erbaut wurde, betuchten Händlern gehört. Zuletzt dem Gemischwarenhändler Phillipe-François Kammerzell, der das Haus zu Beginn des 19. Jahrhunderts sein Eigen nannte und dem es seinen Namen verdankt. Seit 1988 ist das spätgotische Gebäude mit den üppigen Schnitzereien an der Fassade UNESCO-Weltkulturerbe, gilt als das schönste Haus der historischen Altstadt. Hundert Mal sind wir dran vorbeigegangen. Heute werden wir praktisch hineingeweht.

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Zwei alte Schlachtschiffe…

Die buchstäbliche Ruhe nach dem Sturm umfängt uns. Unaufgeregt. Man führt uns an unseren Tisch. Serviert uns einen Pernod, einen Kir mit Crème de cassis. Wir sind im Caveau, der Winstub. Der schönsten Straßburgs, wie es heißt. Irgendwo zwischen mittelalterlicher Schenke und Rittersaal. Ein wenig Canterbury Tales, ja, auch. An Decke und Wänden Fresken des Künstlers Léo Schnug, dem man Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den Auftrag zur Ausschmückung gab. Siebenundzwanzig Jahre war er da erst alt. Ocker, Weinrot, mattes Grün. Wir befinden uns – so scheint es – inmitten einer mittelalterlichen Buchmalerei. Mein Blick fällt auf Sebastian Brandts Narrenschiff. Nein, die Verrücktheiten der Welt bleiben heute vor der Tür. Ich habe eher den Eindruck von gediegener Entrücktheit. Bin begeistert.

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Stilleben
Persönlich

Ein riesiger, eiserner Kronleuchter taucht das Restaurant in weiches Licht, durch Butzenscheiben fällt helles Grau. Noch weitere Salons gilt es zu entdecken. Einer schöner als der andere. Ich will die anderen Gäste aber nicht stören. Denn hier sitzt man zuweilen ganz für sich. Salon Evêque, der Salon des Bischofs, Salon Vigneron, der Winzer-Salon, der Alkoven… Verbunden durch eine massive Wendeltreppe aus Sandstein, an der entlang sich Ikone an Ikone reiht. Vom französischen Filmsternchen bis Präsident Obama: Alle waren sie hier.

Von Januar bis April lockt das Restaurant mit einem Spezialangebot: Das weltberühmte Choucroute aux poissons, genauer gesagt „aux trois poissons“, das Monsieur Baumann erfunden hat und seitdem wie seinen Augapfel hütet, gibt es dann zum Preis von einem für zwei. Von den Nebentischen duftet es schon verführerisch. Auch wir wollen das Geheimrezept probieren, das von Weitem ein wenig wie Lasagne aussieht. Zwischen drei dünn geschnittenen Lagen Fisch befindet sich das – jawohl – duftige Sauerkraut. Umgeben von einer safrangelben, buttrig-zarten Soße. So unaufdringlich, so delikat. Das Gericht zergeht auf der Zunge. Der Geschmack ist so exquisit, dabei so eindringlich, dass ich ihn noch heute schmecken kann, wenn ich meine Augen schließe. Ein Meisterwerk.

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Kompetent und freundlich: Das Team

Zum Nachtisch gönnen wir uns einen Kougelhopf glacé, eine tarte aux pommes mit den aromatischsten Äpfeln, die ich je gegessen habe. Und natürlich einen café. Ihr wisst, der darf nicht fehlen. Großartig. Wir schwelgen im sanften Licht dieses Nachmittags. Spüren nach. Wenn wir das nur früher gewusst hätten… Herzlichen Dank, Silvie!

Die Maison Kammerzell beherbergt nicht nur das Restaurant, in dem exquisite elsässische Küche zu angemessenen Preisen geboten wird. Im Dachgeschoss gibt es auch ein Hotel mit allem modernen Komfort. Ein bisschen Burgfräulein bzw. Renaissancedame steht eben jeder Frau.

Um Tischreservierung wird gebeten. Sogar die Ankunftszeiten sind vorgegeben, was ich zunächst ein wenig irritierend fand. Sie sind aber wohl der Qualität der Speisen, dem reibungslosen Service geschuldet. Würde man den Touristenströmen ungeplant Einlass gewähren, wäre es wohl um das Wohl der Pilger – Pardon! – Gäste geschehen. Gerade ein Narrenschiff wie Straßburg mit seinem unablässigen Strom an Touristen muss schließlich in ruhiges Fahrwasser gesteuert werden.

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Brat mir keinen Storch…

Fahrt mal hin und lasst euch verzaubern

Eure Stina

 

 

Hôtel Restaurant des Vosges in Birkenwald

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Wer umgeben von blauen Vogesenkämmen die feine elsässische Küche genießen möchte, der sollte das Hôtel Restaurant des Vosges in Birkenwald besuchen. Etwas Glück braucht man schon, will man ohne Vorbestellung einen Tisch bekommen. Und sowieso: Wer etwas auf sich hält, feiert hier seinen runden Geburtstag. Hat man also einen Platz im geschmackvoll gestalteten Wintergarten, gar am bullernden grünen Kachelofen, ergattert, ist der Tag gerettet.

An einem Kir mit Crème de cassis nippen, während man das Rudel Rotwild im angrenzenden Park des kleinen Renaissance-Schlosses  beobachtet – Das hat schon was. Im Frühling taucht ein knorriger Magnolienbaum den Wintergarten mit seiner Blütenfülle in zartes Rosa, im Herbst blitzt das Laub der Bäume rot und golden herein. Das Schloss zieht übrigens wegen eines dort spielenden Jugendbuch-Bestsellers noch heute zahlreiche Besuchter in den kleinen Vogesenort.

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Ein Kir muss sein.

Seit drei Generationen führt die Familie Kieffer-Stevaux das Restaurant, zu dem auch ein geschmackvoll renoviertes Hotel samt Veranda und hauseigenem Park gehört. Nach einer Wandertour durch die Vogesen kann man im Spa mit Sauna und Hamam entspannen oder in der gemütlichen Gaststube seinen Apéritif nehmen, bestens betreut durch die charmante Chefin, Madame Kieffer, und ihr freundliches Team. Auf der Speisekarte: Regionale Küche mit jener besonderen Raffinesse, die das Hôtel des Vosges aus der Menge der durchaus zahlreichen Hotels gleichen Namens hervorhebt.

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Le desert

Ein Highlight für meinen Mann und mich ist das Pot-au-feu mit butterzartem Rindfleisch, verschiedenen frischen Salaten, üppigen Gemüsebeilagen sowie einer deftigen Brühe als Vorspeise. Immer samstags. Eine delikate Nachspeise wie die hausgemachte Tarte aux myrtilles rundet das kulinarische Erlebnis der Extraklasse ab. Nicht zu vergessen: Der Café. In der Weihnachtszeit mit den typischen elsässischen Bredle serviert. Dazu ein Mirabelle. Bon, wer fährt?

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… et le café

Besonders empfehlenswert auch: Die Wild- und Fischspezialitäten. Davon zeugen auch diverse Jagdtrophäen aus dem heimischen Wald an den Wänden. Ich mag sie lieber lebend. Aber man ist halt in den Vogesen. Wer´s fleischlos mag: Das Menü Gemüsesuppe oder Salatteller, Frischer Fisch des Tages oder Salat am kurz gebratenen Ziegenkäse, Hausgemachtes von unserem Patissier hört sich auch nicht schlecht an. Von Mittwoch bis Freitag gibt es wahlweise ein Mittagsgericht oder ein Mittagsmenü, ebenfalls zu einem super Preis-Leistungsverhältnis.

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Das berühmte Pot au feu

Will man sich etwas Besonderes gönnen, ist man hier sehr gut aufgehoben. Madame Kieffer achtet darauf, dass es ihren Gästen an nichts mangelt, nimmt sich, trotz der vielen Gäste, Zeit für einen kleinen Schwatz, sorgt für reibungslose Abläufe, ohne dass es hektisch wird. Gemütlich ist es hier. Dezent ländlich. Das, was wir in den Vogesen erwarten. Ambiente zum Wohlfühlen. Natürlich mit Holzvertäfelung. Die darf nicht fehlen. Je nach Jahreszeit wird das Restaurant liebevoll dekoriert, auf den Tischen stehen frische Blumen. Ich glaube, Madame hat ein faible für pummelige Keramikhühner… Der perfekte Ort um sich auf die schwelgerische Gangart der Elsässer einzulassen. Sich Zeit zu nehmen. Anders  schafft man das opulente Mahl sowieso nicht.

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Pot au feu – die Zweite

Nach so viel Kulinarik empfiehlt sich ein Spaziergang rund um Birkenwald. Ein Rundweg führt Im Frühling und Sommer an blühenden Gärten, im Herbst an Esskastanien, Äpfeln und – natürlich – Birken vorbei. Am Wegesrand lädt eine winzige, mit Blumenranken und pausbäckigen Engeln verzierte Kapelle zum Innehalten ein, im Hintergrund ragen die – tatsächlich – blauen Vogesen auf. Vorbei an windschiefen Fachwerkhäuschen geht´s  zurück zum Hôtel des Vosges. Von drinnen fällt schon Licht auf den Gehsteig. Schade, dass wir schon gegessen haben, pumperlsatt sind. Aber wir freuen uns schon auf das nächste Mal. Vielleicht nach einer größeren Wandertour oder einem Besuch der Klosterkirche von Marmoutier, einem ebenfalls sehenswerten, geschäftigen Örtchen.

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Ein super Team: Familie Kieffer-Stevaux!

Fahrt mal hin

Eure Stina

Vorösterlicher Spaziergang durch Strasbourg. Außerdem: Karneval am 10. März 2019

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Beim Stöbern durch meine Bildersammlung bin ich auf diese kleine Serie gestoßen. Zwar von letztem Jahr, aber so habt ihr die Chance dem schönen Straßburg einen Osterbesuch abzustatten. Auch im Regen, mit dicker Jacke und Schirm, absolut sehenswert. Lasst euch Zeit. Plant ungefähr drei, vier Stunden ein.

Die Route:  Museé d´art moderne et contemporaine – Quai de Paris – Rue des enfants – Place Kléber – Rue Sainte Barbe – Grand´Rue – Kathédrale – Place de Zurich und zurück.

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Auch im Regen schön: Straßburg

Ihr startet vom modernen Museum aus, spaziert am Quai de Paris entlang und stoßt auf die Rue des Enfants. Hier gibt es kleine Shops, internationale Cafés und Restaurants. Eine Entdeckung! Ein wenig abseits der Touristenroute. Aber das wollen wir ja gerade. In einem originellen Bau- und Gartenmarkt haben wir Haselzweige für Ostern gekauft. Freue mich schon auf einen prachtvollen Strauß mit bunten Eiern!

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Von ganz besonderem Charme

Weiter geht´s zur  Grand` Rue. Ein Besuch lohnt sich immer, da es hier ausgefallene, alternative Geschäfte gibt. Für Teetrinker: Im Le Thé des Muses, 19 Rue Sainte Barbe, lässt sich bei einer Tasse Tee in Clubsesseln entspannen. Auf meinem Blog findet ihr einen extra Beitrag zu diesem schönen Salon.

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So Ostern!

Spaziert zur Kathédrale. Den Weg dorthin findet ihr immer. Ob ihr den Wegweisern folgt oder den Blick gen Himmel richtet. Vergesst nicht den kleinen Hund zu grüßen, der sich am Aufgang zur Kanzel ein Nickerchen hält. Knurrt euch jetzt der Magen? Im urigen Kellergewölbe des Gurtlerhoft könnt ihr elsässische Spezialitäten genießen, z.B. Poulet au Riesling und einen Flammkuchen mit Blaubeeren zum Kaffee! Sicherheitsspieler sollten hier einen Tisch reservieren. Nach einem ausgiebigen Mal wandert ihr zurück über die Rue des Frères mit vielen Shops und Gallerien, dann über den Pont Sainte Étienne wieder zurück Richtung Musée d´Art moderne et contemporaine mit wunderbaren wechselnden Ausstellungen. Als Tourist lässt man das Viertel um den Place du Zurich häufig links liegen. Dabei ist es gerade im Aufbruch mit alternativen Läden und bunter Gastronomie.

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Auch im Regen bunt

Viel Spaß bei dieser kleinen Tour

Eure Stina

Übrigens: Wer vom Fasching in Deutschland noch nicht genug hat, kann am 10. März 2019 in Strasbourg nochmal Karneval feiern. Den Ankündigungsplakaten nach ein Event der Extraklasse!

Das offizielle Werbeplakat des Office du Tourisme Strasbourg