Weihnachtsmärkte im Elsass und den Vogesen 2018, 2019 – Links

Schneekugel, Weihnachtsmärkte im Elsass und Vogesen, Alsace, Lorraine, Marché de Noel

Auch dieses Jahr, 2019, wird das Elsass wieder zum Winter-Weihnachts-Wunderland. Alles, was ihr für eine unvergessliche Weihnachtszeit braucht, findet ihr hier!

Im Elsass und den Vogesen gibt es wunderschöne Weihnachtsmärkte mit oft wohltuend traditionellem Charakter. Zauberhafte Fachwerkstädtchen, wehrhafte Burgen, tiefe Wälder: Weihnachten, wie man es sich wünscht. Glänzt der Schnee dann auf den steilen, hohen Dächern der historischen Städtchen, ist das Glück perfekt. Neben den Highlights wie Straßburg, Colmar, Kaysersberg (Ich liebe es!) gibt es auch weniger spektakuläre bzw. überlaufene Weihnachtsmärkte, im Elsass z.B. Boersch und Barr an der elsässischen Weihnstraße, oder Oberhaslach. Wegweisende Beschreibungen und Termine findet ihr auf der offiziellen Seite des elsässischen Tourismusverbandes, Tourisme Alsace. In einer Maske könnt ihr euer Anreise- bzw. Abreisedatum eingeben und/oder die Suche geographisch eingrenzen. Eine sehr gute Übersicht bietet auch folgende Seite des Tourismes Lorraine. Unter der Vielzahl der erscheinenden Weihnachtsmärkte fällt es schwer zu wählen. Gleichzeitig erhaltet ihr Tipps, wo man übernachten bzw. weihnachtlichen Essgenüssen frönen kann.

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Wunderbare Weihnachtszeit

Weitere phantasievolle Events, bei denen oftmals die ganze Bevölkerung mitmacht, gibt es unter der Bezeichnung „7 Weihnachtsländer“  , ebenfalls auf Tourisme Alsace zu entdecken:

Sucht ihr den Weihnachtsmann? Im Elsass und den Vogesen werdet ihr ganz sicher fündig. Ganz sicher findet ihr ihn aber in Kaysersberg. Interessantes zu diesem wunderschönen Vogesenort gibt´s unter diesem Link.

Eure Stina

À la recherche du thé des muses

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Manchmal sind es die kleinen Trips, die den nachhaltigsten Eindruck machen. Von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hasten? Heute mal nicht. Platz nehmen, schauen, innehalten, sich ganz einfach treiben lassen. Dinge entdecken, nach denen man nicht gesucht hat, die aber guttun, den Blick öffnen.

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Gare Centrale de Strasbourg

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Tor zum Paradies?

Los geht´s vom Parkhaus Sainte Aurélie, 1 Boulevard de Metz, 67000 Strasbourg, 2 Minuten vom Bahnhof entfernt. Als Startpunkt untypisch für uns, aber heute soll es so sein. Im Bahnhofsviertel herrscht lebhaftes Gewusel, internationale Geschäftigkeit, Damen in Chanel ziehen chicke Trolleys hinter sich her, Yuppies in hippen Anzügen (sind die nicht irgendwie zu klein?) rennen, das Handy am Ohr, zum nächsten Geschäftstermin, Kleinkriminelle warten ebenfalls auf Kunden. Bahnhof eben. Wir bewundern – Jah RastafarI! – die exotischen Auslagen der kleinen Shops, erschnuppern exotische Gewürze, bestaunen orientalische Hochzeitskleider, schlendern langsam Richtung Zentrum, vorbei an Graffitis, auf Stromkästen, Mülltonnen, Häuserwänden.

Von der Muse geküsst

Unser Ziel: Das Le Thé des Muse in der Straßburger Innenstadt, genauer gesagt, in einer Seitenstraße der Grand Rue, jenem Eldorado für Shopping-Begeisterte.

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Der erste Mönch auf dem Weg zur Kathedrale

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Tee wollen wir trinken. Am liebsten grünen. Und hier gibt´s den besten. Wochentags ist es hier lauschig. Hat man Glück, erwischt man einen Sitzplatz mit Blick auf den kleinen, irgendwie exotisch anmutenden Innenhof. Jetzt, am Samstagnachmittag finden wir kaum einen freien Tisch.  Zum Glück navigiert uns ein freundlicher junger Mitarbeiter zwischen Tischchen, bequemen Sesseln hindurch zu unserer kleinen Oase inmitten der pulsierenden Großstadt. Keine Frage, Le Thé des Muses ist in. Man plaudert, diskutiert, sinniert, nippt einfach nur glücklich an seinem Tee. Genießt ein Stück hausgebackenen Kuchen. Natürlich kann man den Tee hier auch kaufen und zuhause genießen. Das passende Equipment – Tassen, Kannen, Teefilter – inklusive. Oder man bestellt ganz einfach via Internet.

Das Thé des Muses in Straßburg ist in.

Das Sortiment ist hervorragend sortiert, komponiert, wird stilvoll präsentiert, im Kännchen serviert und überrascht mit seinen mal wilden, mal zarten, mal oppulenten Aromen. Wer kann schon einem Automne à Pushkar, einem Tee namens Après la Pluie oder einem Les Bains de Smyrne widerstehen? Passend zur Jahres- bzw. Festzeit werden spannende Tee-Kompositionen angeboten. Wie wäre es zur Weihnachtszeit mit ein wenig Du Bonheur pour nous? Eine Mischung aus aromatisiertem Grüntee „construit autour de la mangue, de fruits de la passion et de fruits rouges, relevé d’une note de gingembre, adouci par des touches de lotus et de rose. Il évoque une sensualité faite de douceur et de passion, d’élégance et de charme.“ – so beschreibt es die Internetseite des Le Thé des Muses durchaus poetisch. Und wer möchte nicht Le Secret de Tante Berthe – das Geheimnis von Tante Bertha – in Form einer Kräuterteemischung aus u.a. Zimt, Basilikum und grünem Anis ergründen? Ob Grüntee, Schwarztee, weißer Tee, Kräutertee, Rooibos-Tee, Mate, Bio – die Auswahl fällt schwer. Zum Glück hat man Zeit – im Thé des Muses.

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Au Thé des Muses à Strasbourg

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Une muse…

Übrigens: Das Thé des Muses veranstaltet auch wechselnde Kunstausstellungen. Die ganze Vielfalt des Le Thé des Muses findet ihr auf der Website des Unternehmens. Dort ist auch jeder Tee ausführlichst beschrieben. Aber welch Glück, die Ziehzeit des Tees vor Ort mithilfe eines Eierührchens selbst einzustellen… Jeder Tee braucht fünf Minuten? Beutel rein, Beutel raus? Au contraire! Jeder Tee hat seine ganz speziellen Bedürfnisse. Hier wird Teetrinken zelebriert. Und gleichzeitig die hohe Kunst der Gelassenheit.

Ein kleiner Hund…

Vom Tee beseelt, von der Muse geküsst beschließen wir einem ganz besonderen Kleinod mittelalterlicher Baukunst einen Besuch abzustatten. Dazu müssen wir zum Straßburger Münster. Wer genau hinschaut, entdeckt dort, am Aufgang zur Kanzel, einen kleinen Hund aus Sandstein. Die Augen geschlossen, fast ein wenig trutzig, liegt er dort seit mehr als 500 Jahren. Ausharren, das musste er auch. Denn er begleitete sein Herrchen Jean Geiler von Kaysersberg, den berühmtesten Prediger des ausgehenden Mittelalters, auf die Kanzel, wenn dieser seine donnernden, oftmals vor Ironie triefenden Predigten hielt. Die schrieb er übrigens auf Latein, hielt sie aber auf Deutsch, damit die Botschaft auch ankam. Ein geistiger Waffenbruder Martin Luthers also. Und weil der Steinboden des Münsters gar so kalt war, legte sich das Hündchen mit Vorliebe über die Füße seines Herrn, der sich dadurch in seinem Redefluss nicht beirren ließ. Im Gegenteil: Je wärmer die Füße, desto länger die Predigt. Ob die Gläubigen tatsächlich, wenn ihnen der Sermon zu lang wurde, an der Leine zogen, der Hund daraufhin zu bellen anfing, und Geiler sich besann, gehört zu den kauzigen Geschichten rund um die Kathedrale. Rücken an Rücken dösen, ebenfalls an der Kanzel, ein steinerner Mann samt Frau vor sich hin. Könnte es sein, dass selbst die flammendste Rede ein Ende finden muss?

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Das Hündchen also: Generationen von Besuchern haben dem kleinen Tierchen seitdem über den Kopf gestreichelt um sich etwas zu wünschen. Ganz glatt, glänzend wie eine Speckschwarte ist es schon, das Köpfchen. Geht das so weiter, verschwindet der treue Kumpan irgendwann ganz. Vor lauter Streicheln und Wünschen. Also: Bitte nicht streicheln. Das Hündchen erkennt auch so eure Wünsche. Reicht, wenn ihr ein kleines Gebet für den Kleinen sprecht.

Die Kanzel wurde übrigens eigens für Magister von Kaysersberg gebaut. Stellt sich die Frage, ob das Hündchen nachträglich – aufgrund seiner sonntäglichen Schlafgewohnheiten – in den Sandstein gemeißelt wurde, oder ob nicht doch eine andere Theorie vorzuziehen ist. Sollte es ein Verweis des Baumeisters auf die Dominikaner sein, ein steingewordenes Wortspiel also: Dominis canis = Hund des Herrn, oder gar eine Reminiszens an Sankt Remigius, der seinen Gott angeblich so treu erwartete wie ein Hund seinen Herrn?

Wie dem auch sei, hübscher ist die Geschichte mit Geilers treuem Gefährten. Und ja, auch uns juckt es in den Fingern ihn zu streicheln und dabei einen Wunsch in den Orbit zu senden. Aber, wir haben eine Replik des Hundes im münstereigenen Shop gekauft. Jetzt schläft der Kleine bei uns zuhause, wird gestreichelt und hat es warm.

Wer war jetzt dieser Johann (Jean) Geiler von Kaysersberg, der mit dem geilen Namen? 1445 in Schaffhausen geboren, im elsässischen Kaysersberg aufgewachsen, studierte er in Freiburg und Basel, wurde sogar Rektor der Universität Freiburg. Ab 1478 predigte er in Straßburg, Von 1486 bis zu seinem Tod 1510 hielt er als Prediger die Schäfchen im Straßburger Münster in Atem. Leider ließ auch er sich von der allgemeinen Hysterie der Hexenverfolgungen mitreißen. Berühmt geworden sind seine wortgewandten Ausführungen zum Thema Milchhexen. Wenigstens sah er in den als Hexen Verfolgten nicht das grundsätzlich Böse, sondern betrachtete sie „nur“ als vom Teufel Verführte. Eine Art abgestufter (?) Hexenwahn also. Im Ergebnis war das für die Ärmsten, die auf dem Scheiterhaufen landeten, wohl dasselbe.

Wer mehr über die Geschichten rund um das Straßburger Münster lesen möchte, dem sei folgendes – dreisprachiges – Buch empfohlen: Sûzel Pailhes: Petites histoires de la Cathédrale de Strasbourg

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Langsam werden wir müde. Zurück also zum Parkhaus über den Place Kléber. Um uns herum samstägliche Hektik. Wir flanieren durch die Menge, lassen uns treiben. Kein Shoppingfieber heute, nur Tee, Hündchen und… eben Samstag.

Samstagnachmittag in Straßburg: Place Kléber und Umgebung
Samstagnachmittag in Straßburg: Place Kléber und Umgebung

Place Kléber. Strasbourg Straßburg, Blumenstand

Zuhause genießen wir das Detoxbrot, das wir, nebst einem Riesenkürbis, auf dem Weg nach Straßburg in Furdenheim an einem Bauernstand gekauft haben. Kohlrabenschwarzes Brot mit Datteln, Rosinen und Nüssen. Interessant. Dazu ein Tome d´Alsace und ein Glas Klevener de Heiligenstein. (Siehe mein Artikel über den Mont Sainte Odile!) Noch eine Entdeckung. Detox hin oder her: Besser geht´s nicht.

Gewöhnungsbedürftig aber lecker: Detoxbrot à la Furdenheim
Gewöhnungsbedürftig aber lecker: Detoxbrot à la Furdenheim

Lasst euch mal wieder von der Muse küssen

Eure Stina

Superfina svenska äppelgifflar – Superzarte schwedische Apfelhörnchen. Sju sorters bakelser, del 3!

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Diese Hörnchen – nach einem Rezept von Tante Maja – gehören zu meinem festen Repertoire, sind kinderleicht zu backen, nicht zu süß und zergehen auf der Zunge! Ska vi gå och fika? – Sollen wir Kaffeetrinken gehen?

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Fluffigt!

Zubereitungszeit ca. 50 Minuten, ca. 50 Stück.

Für den Teig:

250 g Margarine

2 Eier

1 Päckchen Vanillin-Zucker

2 schwachgehäufte EL Puderzucker

1 Päckchen Backpulver

7 EL Öl

2 gehäufte EL Frischkäse natur

1 EL Milch

Ca. 520 g Mehl

Für die Füllung:

1 kleines Glas Apfelmus

Zum Bestäuben:

4 EL Puderzucker

1-2 TL Zimt

So wird´s gemacht:

Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

Zutaten für den Teig mit den Händen verkneten. Falls der Teig klebt, zusätzlich soviel Mehl hinzufügen, dass der Teig sich wie dein Ohrläppchen anfühlt.

Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen.

Mit einem Weißweinglas (ca. ᴓ 7cm) Teig-Kreise ausstechen.

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Auf das vorbereitete Backblech legen. Mit der Hand plattdrücken.

Auf jedem Teigfladen in der Mitte 1 TL Apfelmus verteilen.

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Ein Klecks Apfelmus…

Teigfladen von der Mitte aus zusammenklappen, sodass eine Art Halbmond entsteht.

Die aufeinanderliegenden Kanten mit den Fingern andrücken.

Mit einer Kuchengabel am Rand entlang drücken, damit das Zackenmuster entsteht.

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Lätt som en plätt – Kinderleicht!

Ofen auf 180 °C vorheizen.

Teigtaschen ca. 12-13 Minuten, Umluft, unteres Drittel des Backofens, backen, bis sie zartrosa sind.

Aus dem Ofen nehmen. Vollständig abkühlen lassen.

Mit Puderzucker-Zimt-Gemisch bestäuben.

Natürlich kann man die Apfeltaschen auch warm essen.

Och nu på svenska:

Dessa gifflar – ett Rezept från faster Maja – hör till mina absoluta favoriter! Lättbakade, inte alltför söta. Smälter faktiskt i munnen. Ska vi gå och fika? (ca 50 min / ca 50 st

Till degen:

250 g margarin

2 ägg

1 paket vaniljsocker

2 rågade msk florsocker

1 paket bakpulver

7 msk matolja

2 rågade msk färskost natur

1 msk mjölk

Ca 520 g mjöl

Fyllning:

1 litet glas äppelmos

Att strö över:

4 msk florsocker

1-2 tsk kanel

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Världens godaste…

Gör så här:

Klä två bakplåtar med bakplåtspapper.

Knåda ingredienserna till degen för hand. Tillsätt lite mjöl om degen är för kladdig. Den ska kännas precis som din örsnibb.

Kavla ut degen tunt (ca 3 mm) på lätt mjölad köksbänk.

Ta ut rundlar (ca ᴓ 7cm) med ett vittvinsglas.

Lägg rundlarna på bakplåtarna. Platta till med handen.

Lägg en tesked äppelmos på varje rundel.

Vik ihop rundlarna till små halvmånar.

Tryck ihop kanterna.

Tryck med en kakgaffel lätt på kanterna så att du får det lilla mönstret du ser på bilden.

Sätt ugnen på 180 °C.

Grädda gifflarna i ca 12-13 min, varmluft, i nedre delen av ugnen, tills de får lättrosa färg.

Ta gifflarna ur ugnen. Låt svalna helt.

Strö över florsocker-kanel-blandningen och njut!

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Mums!

Kram

Stina

 

 

 

 

Zimmer mit Aussicht – Zu Besuch im Hôtel Restaurant des Vosges in La Hoube

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Für ein kleines Vogesendörfchen hat La Hoube an Kulinarischem einiges zu bieten, z.B. ein alteingesessenes, familiengeführtes Hotel samt gemütlichem Restaurant. Früher, so verrät uns Monsieur Schwaller senior, gab es hier Hühner, Hasen, sogar Pferde, die zur Wirtschaft gehörten. Das war, als die betuchteren Straßburger noch das Geld und die Zeit hatten, sechs Wochen am Stück in der Sommerfrische zu verweilen. Man spürt ihn noch, den Charme dieser Zeit, obwohl geschmackvoll renoviert wurde. Ein Landgasthof ohne Schnickschnack, mit dezenter Holzvertäfelung und rustikalen Stühlen, wie man es in den Vogesen erwartet: Das Hôtel Restaurant des Vosges. Man konzentriert sich auf die traditionellen Gerichte der Region, leistet sich hie und da ein wenig Extravaganz: Dos de Lieu Noir Rôti à L’Huile D’Olive à L’Acidulé de Tomates, Dorsch Provenzalischer Art (Mein Favorit!) oder Entenbrust an süßsaurer Soße. Elsässische Küche mit dem kleinen, feinen Extra, Altbewährtes in einer gut komponierten Speisekarte: Joues de Porc Demi-Sel Façon Pot au Feu Sauce Raifort, Schweinebäckchen mit Meerrettichsauce, Faux Filet du Terroir Lorrain Beurre Maître d’Hôtel, Kougelhopf Glacé au Marc de Gewurztraminer zum Desert, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wochentags gibt es zudem eine preisgünstige Plat du jour. Das Gemüse stammt aus dem eigenen Garten. Der Maître d’Hôtel  – Monsieur Jean-Luc Schwaller – kocht persönlich, unterstützt von einem kleinen, äußerst freundlichen Team, das aufmerksam ist ohne sich aufzudrängen. Man nimmt sich Zeit, ohne säumig zu sein. Unaufgeregt, entspannt die Atmosphäre.

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Ein wenig scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Am Sonntag lassen sich die Herren am Tresen ihren Frühschoppen schmecken, diskutieren das Neueste aus Strasbourg oder Paris in einem Gemisch aus Elsässisch und Französisch, zischen ein letztes Cannettle, bevor es heim zum Essen geht. Am frühen Samstagabend treffen sich die Einheimischen zum Aperitif, während die ersten Hotelgäste ihre Plätze einnehmen. Sonntag ist Familientag. Mit Kind und Kegel wird gespeist. Lange. Von September bis Dezember wird an manchen Wochenenden ausgiebig zu volkstümlichern Schlagern geschwoft. Dann geht es deftiger zu. Große Platten mit den traditionellen Cochonnailles, dem Schlachtessen, werden auf den Tischen verteilt. Der Geräuschpegel steigt. An den übrigen Wochentagen: Gediegen. Seinen Geburtstag feiert man – soll es etwas feiner zugehen – natürlich im Hôtel des Vosges.

Besonders gern sitzen wir, wenn die Tage kürzer werden, freitags- oder samstagsabends, an einem der Fenstertische, nippen an unserem Aperitif. Draußen die Silhouette des Rocher de Dabo, jenes mystischen Felsens mit Kapelle, der sich gerade von La Hoube aus so wunderbar betrachten lässt. Hier saßen wir, als wir vor vielen Jahren in dieses Dort kamen, und hier werden wir hoffentlich noch unseren Wildpfeffer mit hausgemachten Spätzle, Civet de Gibier Spätzle Maison, genießen, wenn wir alt und grau geworden sind. Schade, dass wir nicht mehr – wie früher – nach einem üppigen Menü auf unser gemütliches Zimmer wanken können. Zu nah wohnen wir jetzt am Hotel. Eine Freundin, die gerade dort übernachtet, lässt mich einen Blick auf ihr Zimmer werfen. Hat sich viel verändert? Wir durchqueren den Saal für größere Gesellschaften, die kleine Lobby mit den bequemen Ledersofas, eine Treppe: Ah, ja, die Bäder sind modern, das Zimmer (immer noch) gemütlich, die Matratzen manchem Nicht-Franzosen vielleicht einen Tick zu weich. Und – Gott sei Dank – die Nachtschränkchen haben überlebt! Der kleine Holztisch in der Ecke auch. Und die Tischdecke, die kenne ich doch! Siebziger trifft Jetzt. Sympathisch! Keine All-in-all-Aufbewahrungs-Kabine für Touristen, antiseptisch und seelenlos. Fast hätte ich Lust, mir Gottfried Kellers Kleider machen Leute zu schnappen und mich für ein Stündchen auf´s Bett zu verziehen. Und ab und zu den Blick zum Rocher de Dabo schweifen zu lassen…

Rocher de Dabo
Mystischer Rocher de Dabo

Doch schon lockt unten der Mirabell.

Kaffee Reck im Hotel Restaurant des Vosges in La Hoube, Vosges du Nord, Nordvogesen, Lorraine, Elsass, übernachten
Und zum Abschluss…

 

 

 

 

 

 

Hotel Restaurant des Vosges à La Hoube
In der Herbstsonne

Das Hôtel des Vosges ist kein Wellness-Tempel. Eher eine Wohlfühloase umgeben von dunklen Tannen, beachtlichen Felsformationen, wunderbaren Aussichtspunkten. Ideal für Wanderer, für (Mountain-)Biker, für Familien, die – Achtung! Neuer Trend! – waldbaden möchten. Für einen romantischen Wochenendausflug, ein gemütliches Mittag- oder Abendessen gleichermaßen zu empfehlen. Wer dem Kir, dem Amerbier oder dem Elsässer Riesling zu sehr zugesprochen hat, kann eins der 9 Zimmer buchen , davon einige mit Blick auf den Rocher de Dabo. „Die Nächte sind hier ruhig und frisch, und es tut gut, die nach Tannen duftende Luft der Umgebung zu atmen„, verspricht die Website des Hotels. Auch in der Weihnachtszeit, wenn im Gastraum ein kleiner Tannenbaum klitzert, während draußen leise der Schnee rieselt, ist es hier ein bisschen so, als sei die Zeit stehen geblieben.

Oui, la vie est belle à la Hoube!

La vie est belle à la Hoube
Hopla s´gilt!

Die aktuellen Preise findet ihr hier. Fahrt mal hin!

Eure Stina

Von Äbtissinnen, heiligen Steinen und edlen Tropfen

Mont Sainte Odile Restaurant im Elsass Odilienberg im Alsace Kloster

Wir sind auf dem Weg zum Freizeitpark Rust. Es ist Samstag, Viertel nach neun, und mir steht der Sinn nach Gebrannten Mandeln, gruseligen Kürbisgesichtern und kindertauglichen Karussellfahrten. Im Auto: Noch eine ganze Stunde trennt uns von Zuckerwatte und Co., da verdüstert sich vor uns der Himmel. Die Aussicht darauf, völlig durchnässt, mit anderen Vergnügungssüchtigen in einem runden Gummiboot zu sitzen und rotierendem Wildwasser ausgeliefert zu sein, erscheint ab jetzt nicht mehr ganz so prickelnd. Ein Blick über die Schulter: In den Vogesen herrscht nach wie vor strahlender Sonnenschein. Hinter uns erhebt sich – Oh, Wunder – der Mont Sainte Odile. Ein Wink des Himmels. Wir kehren um, Richtung Ottrott, schlängeln uns den Berg hinauf, weichen faustgroßen Steinen aus, die auf die Fahrbahn gerutscht sind, sowie sehnigen Rennradfahrern, die in einem Affenzahn und knapp an der Mittellinie ins Tal sausen.

Am Mont Sainte Odile, dem wichtigsten Wallfahrtsort des Elsass, herrscht wie immer reges Treiben. Kein Gedränge. Eher ein beschauliches Lustwandeln durch die alte Klosteranlage, ausgerüstet mit Handy oder Profi-Kamera. Kinder traben lustlos ihren Eltern hinterher, manch ein Spross schreit sich gar in Rage. Pssst! Hier ist Stille angesagt: Silence, mahnen dezente kleine Tafeln. Aber Kinder sind Kinder – gut so. Über Neoprenjacken, Jeans und dunklen Anzügen (Würdenträger!) wacht – die Hand segnend über das elsässische Umland ausgestreckt – die hoffentlich überlebensgroße Statue der heiligen Odile, zu deutsch: Ottilie. Bevor der göttliche Funke auf uns übersprühen kann, verspüren wir Hunger. Es ist Mittagszeit, und beim Essen verstehen wir keinen Spaß. Im Restaurant nehmen die ersten Gäste Platz – vor überwältigender Mittelgebirgskulisse, die man durch große Fenster bewundern kann. Während genervte Eltern ihren Nachwuchs in die Kantine schieben, genießen hier die betuchteren Pilger sowie Bildungsreisende – und das sind wir heute auch – ihr typisch elsässisches Menu, das übrigens ausgezeichnet ist. Manch einer blickt bereits durchdrungen vom heiligen Geist, der ein oder andere Pfarrer dirigiert derweil noch seine Schäfchen an den richtigen Tisch. Trotz dezentem Geschirr- und Gläsergeklirre: Hier herrscht gediegene Konversation und wohltuende… Silence.

Restaurant auf dem Odilienberg
Im Restaurant

Der Maitre erläutert mir, das Bild am Eingang des Restaurants stelle die Eltern der Heiligen dar. Ich gewahre einen düster dreinblickenden Germanen, Alderich (zusammengesetzt aus alt und Macht), mit Riemen um die strammen Waden, neben ihm eine mittelalterliche Dame mit einem Anflug von Revolte um die zierliche Nase. Und das papierne Platzdeckchen, auf dem mein Kir soeben einen heidelbeerfarbenen Rand hinterlassen hat, zeige die getreuen Nonnen um Odile. Zu jener Zeit konnten sie, allesamt aus adligen Familien, noch tragen, was sie wollten. Nichts da mit schwarzer oder grauer Einheitskluft. Stattdessen mittelalterliches Graublau, Altrosa, Lachs und Ockergelb. Stilvoll!

Mont Sainte Odile Restaurant
Zum Abschluss einen Espresso

Wir begeben uns Richtung Grabkapelle. Vom Restaurant aus links sehen wir sie noch einmal: Die Frauen um Odile samt klösterlichem Rang. Adlig hin oder her. War Odile wohl eine gute Chefin? Wir werfen einen Blick in den kleinen Klostergarten, schlüpfen durch die niedrige Holztür wieder nach drinnen. Mittelalterliche Friese mit biblischen – teils grausigen – Szenen zieren die Wände. Plastische Darstellungen der Zehn Gebote. Mittelalterliche Krimiszenen. Jetzt flüstern wir. Ja, dieser Ort strahlt eine besondere Energie aus. Gut gewählt, der Berg. Der kleine Raum mit Odiles Sarkophag ist dunkel, Kerzen spenden spärliches Licht. In der nächstgrößeren Kapelle haben Gläubige viele rote Kerzen angezündet. Auf dem Fußboden kniet eine Frau, ihre Hände berühren den Sockel eines Steinpfeilers. Erst nachdem sie aufgestanden ist, sehe ich die paarweise aus dem Stein herausgemeißelten Hände. Odile, sind das deine?

In der dritten Kapelle wieder die merkwürdige Mischung aus selbstversunken Betenden und forsch voranschreitenden Touristen – Jack Wolfskin sei mit dir! Selbst werde ich ruhiger. Als wir blinzelnd in den Sonnenschein hinaustreten erfasse ich – oder erfasst mich – die wunderbare Aura dieses Ortes mit voller Wucht. Hoch oben über den Vogesen. Da sind die drei alten Linden, die zu einer zusammengewachsen sind, die schon so vieles gesehen hat, in der Kinder Verstecken spielen, die den Blick nach oben in den blauen Himmel kanalisiert. In die klare Luft, den kühlen Wind. Und da oben ist Odile, die über allem wacht.

Wer war Odile?

Odile/Ottilie wurde um 660 im Elsass oder Burgund als Tochter von Herzog Adalric vom Elsass und seiner Frau Bereswinde  geboren. Gestorben ist sie 720 im Kloster Niedermünster am Mont Sainte Odile. Die Äbtissin wird seit dem 15. Jh.  als Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichts verehrt. Der Legende nach kam sie blind zur Welt, weshalb ihr Vater sie töten wollte. Die Heiratschancen standen wohl schlecht für Odile. Ihre Mutter brachte sie daraufhin in ein Kloster. Als sie zwölf Jahre alt war, erlangte sie während einer Taufe ihr Augenlicht wieder und kehrte zu ihren Eltern zurück, musste jedoch abermals vor ihrem Vater fliehen, der sie erneut töten wollte, musste sich sogar in  Höhlen verstecken. Vater und Tochter versöhnten sich letztendlich. Odile hat sich wohl durchgesetzt. Ihr Vater schenkte ihr den Odilienberg, auf dem sie 690 ein Kloster gründete. Auf ihr Konto geht auch das Kloster Niedermünster. Die Heilige liegt auf dem Odilienberg begraben und tausende Pilger machen sich alljährlich zu ihr auf, damit sie von ihren Augenleiden geheilt werden. So weit die Legende. Nochmal, warst du eine freundliche Frau, Odile? Oder haben dich die Verfolgungen durch deinen Vater bitter und streng werden lassen?

Schon meine Oma hat sich hier ihr Heilwasser abgefüllt. Und so pilgern auch wir zur heiligen Quelle und füllen uns eine Flasche von dem wundertätigen Wasser ab. Benetzen unsere Augen, schließlich werden die ab 50 nicht besser. Der Legende nach begegnete Odile an diesem Fels einem Aussätzigen, der sie um Wasser bat. Odile schlug mit einem Stock gegen den Fels (warum auch immer; war sie wütend, dass sie nichts zu Trinken dabei hatte?) Später wird mein Mann behaupten, er würde die Anzeigen im Auto jetzt wieder richtig lesen können. Beruhigend. Den Aufstieg absolvieren wir mit nassen Gesichtern, ich mit verschmiertem Eyeliner. Die Uneingeweihten mustern uns einigermaßen verwundert. Nein, wir haben nicht geweint, wir testen nur die Heilkraft des Wassers. Dieses kann man übrigens auch im Kloster für 1,50 Euro die Flasche erstehen. Die Quelle selbst erreicht man entweder mit dem Auto oder über ausgetretene Steinstufen, durch dichte Eichenwälder. Im Herbst kann es hier rutschig werden. 10 Minuten Abstieg, 10 Minuten Aufstieg bei normaler Kondition und mit guten Schuhen. Eine Menge Wanderwege starten hier. Übrigens: Eine halbe Stunde entfernt sind die sog. Grottes des druides (Druidenhöhlen). Bin mir ziemlich sicher, dass auch der Odilienberg ein keltisches Heiligtum war.

Außer Atem und beseelt steigen wir ins Auto. Wir kommen wieder, Odile! 2020 ist übrigens Jubiläumsjahr. Mehr dazu erfahrt ihr auf der Homepage des Mont Sainte Odile. Einen stimmungsvollen Radiobeitrag findet ihr beim Deutschlandfunk „Wanderung um den Klosterberg. Zu Besuch bei der Heiligen Odilie“.

Mont Sainte Odile

 

 

 

Über Klingenthal mit seiner traditionsreichen Waffenfabrik erreichen wir Heiligenstein, ein typisch elsässisches Dörfchen am Fuße des Odilienbergs an der Route des Vins d´Alsace.

Domaine Meckert, Heiligenstein, Route des Vins d´Alsace

 

Für WeinliebhaberInnen ein absolutes Muss. Mit einem Wein, der nur hier angebaut werden darf: Klevener de Heiligenstein. Ein Weißwein in den Varianten trocken, halbtrocken und mit hoher Restsüße, hervorragend als Aperitif geeignet. Die Domaine Meckert Michel baut bereits in der sechsten Generation Weine an. Und wird es wohl auch weiterhin tun. Jedes Jahr werden 120.000 Flaschen abgefüllt. Bio und zu guten Preisen.

Nach einer kleinen Weinprobe im gemütlichen Verkaufsraum steht unser Favorit fest: Klevener de Heiligenstein Clos Schwendehiesel 2016, halbtrocken. Ein wunderbar würziger, dabei ausgewogener Weißwein mit leichter Zimtnote. Gewonnen aus der Rebsorte Savagnin rosé; die Trauben sind nämlich rötlich. Die Spezialität des Dorfes, seit 1742 angebaut auf nur 97 ha rund um Heiligenstein. An einem Südhang am Ortseingang, 250 m über dem Meeresspiegel, liegt der Weinberg. Der Boden besteht aus Kieseln, Ton und Sandstein. Die Beratung durch den Hausherrn persönlich ist zurückhaltend freundlich und fachkundig. Hier wird einem nichts aufgedrängt. Die Weine sprechen für sich selbst. Familie Meckert ist stolz auf ihre Arbeit, ihre Erzeugnisse. Das merkt man.

Monsieur Meckert bei einer Weinprobe, Heiligenstein, Klevener de Heiligenstein, Routes des Vins d´Alsace, Elsass, Mont Sainte Odile
Monsieur Meckert bei der Arbeit

Delikate Eaux-de-Vie-Spezialitäten der Domaine Meckert sind Marc de Klevener de Heiligenstein, Marc de Gewurztraminer oder Marc de Muscat. Auch Honig und Marmeladen stehen zum Verkauf.

Zuhause genießen wir unseren Klevener de Heiligenstein. Mit Baguette und einem Tome d´Alsace. Mein Mann wird später behaupten, er habe eine leicht psychedelische Wirkung verspürt…

Messti Klevener de Heiligenstein
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Einmal im Jahr findet in Heiligenstein ein Weinfest statt mit Verkostung und allerlei Unterhaltung. Ein kleines, lustiges Volksfest, das einem Einblicke in elsässische Kultur und Gastfreundschaft gibt. Übernachten und gut essen kann man im Relais du Klevener

Ausführliche Reisetipps samt Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants findet ihr hier und hier. Fahrt mal hin. Gönnt euch a psychedelic weekend!

Eure Stina

(Photos (außer Wirtshausschild mit Elsässern, Canva) und Texte von Julclub)

 

La vie est belle à La Hoube – Genießen im Restaurant Le Zollstock

Zollstock Restaurant Nordvogesen Vosges du Nord

Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir nach einem üppigen Mal im Restaurant Le Zollstock den Weg nach Hause zurück rollten. Ja, rollten. Nicht mehr gingen. Ein bisschen wie die Blechbüchsenarmee. Oder ein ziemlich praller Kougelhopf. Zufrieden, ganz sicher satt, leicht beschwipst.

Wie wär´s heut´Abend mit dem Zollstock?, fragt mein Mann so alle drei Wochen. „Gute Idee!“, finde ich. Na, endlich! Dachte schon, er würde gar nicht mehr fragen.

Die Besitzer des Zollstocks bei der Arbeit
Die Fetters bei der Arbeit

Le Zollstock: Eine Institution in den Nordvogesen. Im gemütlichen Schankraum lassen es sich Stammgäste nebst zappeligem Nachwuchs, der Welt entsagende Teenager, die emsig auf ihren Smartphones herumtippen, Rucksacktouristen, Motor- und Fahrradfahrer gut gehen, verspeisen genussvoll die üppigen Platten und Schälchen mit elsässischen Spezialitäten, die Cristelle Fetter und ihr Team geschwind wie der Vogesenwind auf den Tischen abladen. Der Service ist aufmerksam, freundlich und professionell – chalereux, wie die Franzosen sagen. Mit dezent rot-weiß-kariertem Charme. Schnörkellos, ehrlich. Francine Fetter, die Seniorchefin, kommt gerne auf einen kleinen Schwatz an den Tisch. Wenn es die Zeit erlaubt, denn schließlich gehört der Zollstock zu den beliebtesten, zudem bekanntesten Restaurants der Region. Man kennt sich, grüßt, wird zurück gegrüßt, egal ob Stammgast oder Tourist. Wer durch den dicken, roten Vorhang den Schankraum betritt, gehört dazu. Die Frauen haben sich zurecht gemacht, die Männer tragen ihr bestes Hemd, selbst die Kinder sind chic, mit Fliege und Schleifchen im Haar. In unseren derben Wanderschuhen und Schlotterpullis kommen wir uns ein wenig underdressed vor. Aber das stört wahrscheinlich nur uns. Ah, da kommt einer in Holzfällerhemd und Schaffhose (Wohl ein Holzfäller!). Auch das ist der Zollstock.

hors d´oeuvre Zollstock
Hors d´oeuvre Zollstock – eine wirklich üppige Vorspeise!

Ist es draußen noch hell, hat man einen wunderbaren Blick über das 280-Seelen-Dorf La Hoube. Umgeben von geheimnisvollen Wäldern, auf zuweilen windumtostem Plateau thronend, ist dieser Ort die letzte Bastion Lothringens, nur einen Steinwurf vom Elsass entfernt, Ausgangspunkt für Fahrrad-, Motorrad- und Wandertouren in die Elsässische Schweiz rund um Wangenbourg. Außerdem bietet La Hoube den besten Blick auf den Rocher de Dabo mit seiner mystischen Silhouette.

So bodenständig das langgestreckte Gebäude, so gutbürgerlich die Küche. Die Speisekarte verlässlich, die Qualität gleichbleibend. Man bekommt viel zu äußerst moderaten Preisen. Keine Haute Cuisine, eher eine Mischung aus französisch und deutsch. So, wie viele aus der Grenzregion es noch aus ihrer Kindheit kennen, wenn es sonntags raus zum Essen ging. In der vierten Generation wird hier schon gekocht, und die nächste steckt schon in den Baby- bzw. Kinderschuhen. Ein Familienrestaurant in jeder Hinsicht. Ein Erlebnis!

„Was essen wir heute“, will mein Mann wissen. Ich gründle noch in der Speisekarte. Umfangreich ist sie, macht mir die Entscheidung schwer. Nehme ich heute Bouchée à la reine als Vorspeise oder das ausladende hors d`oeuvre Zollstock mit Rohkostsalaten, Russischen Eiern und heimischen Wurstspezialitäten? Vor dem ich jedesmal nach der Hälfte kapituliere. Und als Hauptgericht Faux filet? Oder vielleicht das deftige Cordon bleu au Munster? Die truite, Forelle, aux amandes? Ach, nehme ich – wie in übrigens 98 % aller Fälle – einfach das Menu Zollstock. Da bekomme ich noch ein Sorbet mit riesiger Sahnehaube als krönenden Höhepunkt. Eine kleine Abweichung vom vorgeschlagenen, hochprozentigen Dessert, damit ich nicht mit dem Taxi heimfahren muss.

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Wir lieben den Zollstock!

Nicht, dass es nur dieses äußerst schmackhafte Menü gäbe… Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mein Mann nimmt derweil schon ungeduldig den ersten Zug aus seinem Bierglas. Er weiß: Sein Favorit ist mein Favorit. Überraschung! Als Dessert bevorzugt er jedoch den Coupe Glace Zollstock, einen riesigen Eisb(r)echer mit Vanilleeis, Kirschen, Sahnehaube, Mandelblättchen sowie einem guten Schuss Schnaps. Und mit dem muss man, fragt man echte Kenner, auch jedes Mahl im Zollstock abschließen.

Im Herbst grüßt freundlich ein rosa Plüschschweinchen von der Theke, obwohl jeder weiß, dass Schweinchen hier gegessen werden und folglich nicht viel zu lachen haben. Besonders die Cochonnaille – das traditionelle Schlachtessen mit Choucroute à l`alsacienne, Sauerkraut – dürfte jedem Vegetarier die Tränen in die Augen treiben.

Trotzdem: Würden mein Mann und ich nicht mindestens ein-, zweimal im Monat den Zollstock aufsuchen, wir würden darben. Uns würde etwas fehlen. Oh Gott, wir würden abnehmen!

Einer, der sich wirklich auskennt mit Essen, ist Gilles Pudlowski, der die Fetters samt ihrem Zollstock in den höchsten Tönen lobt:

La Hoube: le Zollstock ou le bonheur des simples

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La Hoube und Umgebung. Des belles vues…

Am besten, ihr probiert es selbst einmal aus. Es lohnt sich! Es empfiehlt sich vorzubestellen. Für größere Gruppen stehen sogar zwei weitere Räume zur Verfügung. Ein Hoch auf Le Zollstock!

Elsässisches Wichtelmädchen Cathy
Hopla s´gilt!

Guten Appetit wünscht

Stina

Alle Fotos und Zeichnungen in diesem Beitrag sind von Julclub.