Zucchinikuchen – süß!

Süßer Zucchinikuchen

Zucchini-Kuchen muss nicht immer pikant sein. Probiert ihn doch mal in der süßen Variante. Mit gutem Olivenöl statt Margarine ein Genuss! Mit seiner an Gewürzkuchen erinnernden Note schmeckt er besonders gut zu Schwarz- oder Grüntee. Und eine wärmende Tasse Tee kann man bei diesem regnerischen Herbstwetter durchaus vertragen. Das Rezept funktioniert außerdem ohne Nüsse. Denn die fehlen in meiner Küchenschublade immer dann, wenn ich sie dringend brauche. Die einzige Hürde, über die ihr hüpfen müsst, könnte das Natron sein. Es lohnt sich aber die praktischen Portionsbeutel – einer davon entspricht genau 5 g und damit einem Teelöffel –  in euren Haushalt zu integrieren, da er den Kuchen super fluffig macht. Ist das nicht ein schönes Wort? Flufffffig!!!

Zucchinikuchen backen

Mit einer Tasse meine ich übrigens keinen der inzwischen üblichen Kaffeebecher, sondern die gute alte, normal kleine Kaffeetasse mit dem Goldrand und den Blümchen. Und los geht´s.

Ihr braucht: Eine Gugelhupf-Form. Meine ist aus Silikon; jede andere tut´s aber auch.

Zucchinikuchen süß

Zutaten:

  • 2 Tassen Zucker
  • 3 Eier
  • 3 Tassen Mehl
  • 1 Portionsbeutel Natron
  • 3 Teelöffel Zimt
  • 1 Prise Salz
  • 1 Päckchen Vanillin
  • ¼ Päckchen Backpulver
  • 1 Tasse Olivenöl
  • 2 Tassen fein geriebene Zucchini (mit Schale)
  • Etwas Mehl zum Ausstäuben der Form

250 g Puderzucker für den Zuckerguss

So wird´s gemacht:

  • Die Zucchini putzen, aber nicht schälen. Fein reiben. Beiseite stellen.
  • Zucker und Eier zu einer cremigen Masse verrühren.
  • Übrige Zutaten unterrühren.
  • Backofen auf 175 °C, Umluft, vorheizen
  • Die geriebene Zucchini vorsichtig unter die Teigmasse heben.
  • Den Teig in die gefettete, mit Mehl ausgestäubte Gugelhupf-Form geben
  • Im vorgeheizten Backofen ca. 55 Minuten backen.
  • Am besten macht ihr mit einem Holzstäbchen eine Garprobe. Denn der Kuchen sollte nicht mehr kleben.
  • Das Prachtstück aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und auf einen Kuchenrost stürzen.
  • Zum Verzieren mit Zuckerguss den vollständig ausgekühlten Kuchen auf eine Kuchenplatte bugsieren.

Für den Zuckerguss: Mit dem Schneebesen 250 g Puderzucker mit 3-4 Esslöffeln Wasser zu einer glatten Masse aufschlagen. Anstatt Wasser kann man auch Kaffee oder Kirschsaft nehmen. Ich warte immer ein bisschen, bis die Masse etwas dickflüssiger geworden ist. Dann gieße ich sie vorsichtig über den Gugelhupf. Und noch ein Tipp von Schwedens: Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung. Also rein in die Gummistiefel und nach draußen. In der Zwischenzeit kann der Kuchen abkühlen und der Guss läuft nicht, wie bei mir, auf die Arbeitsplatte. Weil ich nämlich vergessen habe, einen Teller unterzustellen… Smaklig måltid – Guten Appetit!

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Vom Donon über Plombières-les-Bains nach Gérardmer und zurück

Abseits ausgetretener Pfade die blauen Berge zu erleben, das wollten wir. Folgt uns auf eine wunderbare 2Tages-Reise von den Nordvogesen in die Südvogesen und retour!

September. Kaiserwetter: Stahlblauer Himmel, leuchtendes Gelb, flammendes Orange. Mit Hund und Kegel starten wir unsere Vogesentour von La Hoube im lothringischen Teil der Nordvogesen aus. Möglichst kleine Straßen wollen wir befahren, Autobahnen vermeiden. Allez hop, los geht´s auf die serpentinenreiche Piste Richtung Donon. In Abreschwiller empfängt uns der heimelige Duft des Herbstes. Holzfeuer, nachtfeuchtes Laub: Erinnerungen an die Zeit, in der ich mit meiner Mutter im hinteren Teil unseres Gartens, gleich bei den Himbeeren, Feuerchen entfacht habe um in der Glut Kartoffeln zu garen. Wir passieren St. Quirin, eines der schönsten Dörfer Frankreichs, wo das Café des Vosges, natürlich in der Rue du Général de Gaulle, kundenfein gemacht wird. Es duftet nach frischgebrühtem Kaffee, knusprigen Croissants, aber wir schrauben uns auf gewundenen Straßen, über Haarnadelkurven weiter in die Vogesen hinein. Kühe, Schafe, hippe Highland-Rinder, schattige Weiler mit pickenden Hühnern. In dem hübschen Bergdörfchen Raon-sur-Plaine erstehen wir endlich ein paar ofenfrische Croissants samt einer delikaten Quiche Lorraine. Der farbenfroh aufgepeppte, entzückende kleine Ort eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Wanderungen mit herrlichen Aussichten rund um den Donon. Wer die ruhige Bergatmosphäre genießen möchte, kann im Hôtel Restaurant de la Poste, natürlich in der Rue du Donon, logieren oder sich ein Ferienhäuschen bzw. eine Wohnung mieten.

Schautafel am Lac de la Plaine

Raon-sur-Plaine mit ungefähr 146 Einwohnern liegt im Plaine-Tal, 430 Meter ü.M. Es ist die nördlichste Gemeinde des Départements Vosges, Arrondissement Saint-Dié-des-Vosges. Drum herum liegt das Département Bas-Rhin. Nur drei Kilometer weiter erhebt sich der sagenumwobene, 1008 Meter hohe Donon, der höchste Berg der Nordvogesen. Einen Artikel zu einer Wanderung auf den Donon mit seiner gallo-romanischen Geschichte findet ihr hier.

 In-Celles-sur-Plaine, Grand Est, Departement Meurthe-et-Moselle steuern wir die Base nautique an. Mit Campingplatz, Kiosk, Minigolf, Restaurants und kleinen Holzhäusern direkt am See, die man mieten kann, ein richtiges Freizeit-Eldorado. Leider nur bis Ende August könnt ihr mit Tretbooten oder Kanus den Lac de la Plaine erkunden, der sich in unmittelbarer Nähe zum weitaus größeren Lac de Pierre Percée befindet, jedoch mit einem wunderbaren Mittelgebirgspanorama punktet. Wer möchte, kann die Seen auf einer Voie verte umradeln. Siebziger Jahre-Feeling kommt auf, als wir unseren Gaskocher auspacken um an einem der vielen Picknickplätze frischen Espresso zu kochen und unsere lothringischen Köstlichkeiten zu verzehren. Im Wasser dümpeln Enten, Schwäne ziehen ihre Kreise, auf Molen hocken merkwürdige schwarze Vögel mit langen Hälsen, die ihre Flügel zum Trocknen ausstrecken. Celles-sur-Plaine selbst ist eine wunderliche Mischung aus Bergdorf, See-Idylle und Holzindustrie mit einem Händchen für Sommerfrische.

Simplement nature: Mitten in der Natur erfährt man Wisssenswertes über Aroma-Pflanzen, medizinische Heilkräuter und andere Naturprodukte. Außerdem werden Verkostungen und Ausstellungen geboten. Gruppenreisende können hier eine Gîte mieten.

La Hallière: Anfang des 19. Jahrhunderts erbautes hydraulisches Sägewerk.

Edelstein- und Mineralienfans kommen in dieser Region ebenfalls auf ihre Kosten. Die urigen Läden mitten in der Pampa lohnen einen Stopp.

Auf gewundenen Straßen erreichen wir um die Mittagszeit Épinal, denn hier wollen wir die Cité de l´Image bestehend aus Bilderbogen-Museum samt Druckerei besuchen.

Épinal Vosges Vogesen
Erstmal einen Kaffee…

Seit drei Jahrhunderten widmet sich die Cité de l´Image dem Druckereigewerbe. Und so präsentiert das Museum eine außergewöhnliche Sammlung typischer, farbiger Bilderbögen mit nostalgischem Charme, aktualisiert durch zeitgenössische Kunstwerke, die sich mit der langen Tradition dieser volkstümlichen Druckerzeugnisse auseinandersetzen, sie überraschend neu interpretieren. Temporäre Ausstellungen machen den Besuch der Cité zu einem kurzweiligen, zuweilen auch gruseligen Vergnügen.

Im historischen Zentrum der Hauptstadt des Département Vosges, das von der mächtigen Basilika St. Maurice aus dem 11. Jahrhundert, einer mittelalterlichen Festung nebst Englischem Park sowie der Mosel dominiert wird, stärken wir uns mit einem Kaffee. Schläfrig liegt Epinal an diesem Mittag da. Shoppen ist nicht, denn die Geschäfte haben Mittagspause. Selbst die Markthalle döst im Ruhemodus. Gleich gegenüber des Cafés mache ich mich im Office du Tourisme schlau, denn ich bin ein Touristenbüro-Nerd, liebe diese bunte Flut an Information, die mich Neues, Niegesehenes entdecken lässt. Mit dem Auto sind es ca. 5 Minuten zur Cité. Parken können wir kostenlos. Für sechs Euro pro Person tauchen wir ein ins Universum der Bilderbögen, einer Frühform des Comics, wie mir scheint. Kurioses wechselt sich mit Historischem ab. Ist manchmal auch dasselbe. Die temporäre Ausstellung zur – oft leidvollen – Geschichte des Wolfes ist nichts für schwache Nerven. Unser eigener kleiner Wolf, der bislang brav in seiner Hundetasche ausgeharrt hatte, stimmt in das (dezente) Geheul aus den Lautsprechern ein. Zeit zu gehen, bevor das Ganze infernalisch wird, denn Nuri hat ein recht durchdringendes Geläut. Im angeschlossenen Museumsshop finden wir ein schönes Plakat, das meinen Mann an seine Zeit als Druckvorlagenhersteller erinnert. Muss ein schöner Beruf gewesen sein, was er so erzählt. Das Affiche wird in unserem Wohnzimmer einen Ehrenplatz erhalten.

Weitere kulturelle Épinal-Highlights findet ihr hier.

So viel Buntes auf die Augen macht hungrig und müde. Wir stärken uns mit einem Baguette aus einer bretonischen Bäckerei. Man weiß ja nicht, wann genau wir unser Abendessen bekommen werden, denn wir haben eine Spezialvariante französicher Gastlichkeit mit, ja, Abendmahl gebucht. Gespannt steuern wir unser Chambre d´hôtes, Le Prieuré, das Priorat, in Aydoilles an. Die Landschaft verändert sich, sanfter schwingen sich die Berghänge ins Tal hinab. Ein wenig Spielzeugeisenbahn-Flair. Im Herzen des kleinen Dorfes mit dem komplizierten Namen könnt ihr mit Charme und Authentizität logieren. Die ältesten Teile des kleinen Klosters datieren aus dem 15. Jahrhundert. Der eindrucksvolle Empfangsraum mit riesigem Kamin versetzt in eine andere Zeit. Würde mich nicht wundern in diesem dickwandigen Gewölbe einem Abt oder Ritter zu begegnen. Im Winter prasselt hier sicher ein wärmendes Feuer. Der Hausherr, distinguiert–freundlich, erscheint. Wir sinken auf ein rotes Sofa, harren der Dinge, die da kommen mögen. Ein ausgestopfter Dachs leistet uns Gesellschaft. So wie eine Madonna in blau erleuchteter Nische, die über das Gästebuch wacht. Ein neu eintretender Gast hält uns für die Besitzer. Wohl, weil wir so dahingestreckt in den Polstern ruhen. Nein, nein, wehren wir ab, wir sind auch nur Gäste. Da erscheint auch schon erneut Monsieur, der wahre Patron, bittet uns ihm zu folgen. Über eine ausgetretene Steintreppe, ein dämmriges Zimmer passierend – Wilder Wein rankt üppig vor den Sprossenfenstern – geht’s in unsere Herberge für eine Nacht. Alles da, auch ein anachronistischer Fernseher. Dezent verteilt finden wir durchaus dekorative Attribute des Christentums: ein altes Gebetbuch, Heiligenbildchen, wie auch meine Oma sie hatte und zur Erbauung gerne verstreute. Das Badezimmer ist modern und dreimal so groß wie unseres zuhause. Wie in Frankreich üblich sind Laken und Bettdecke so stramm unter die Matratze gezogen, dass man erst mal tüchtig mit den Füßen strampeln muss um sich den nötigen Freiraum zu erkämpfen. Für ein erholsames Nickerchen sinke ich in ein dickes, weiches Kopfkissen…

Vor dem Abendessen ergehen wir uns im weitläufigen Garten nebst Tennisplatz. Wahnsinnig viele Vögel sind im dichten Grün unterwegs. Ja, auch singende Nachtvögel gäbe es hier, versichert uns der Hausherr stolz. Nachtigall, ick hör dir trapsen. Eine Dame ruft uns à table. Da ist auch wieder der andere Gast, ein junger Herr aus Lyon. Auf Geschäftsreise. Der Traum jeder Schwiegermutter. Gespeist wird mit Monsieur und Equipe, einfach aber schmackhaft. Highlight ist das leckere, hausgemachte Brot. Auf ebenfalls hausgemachte Desserts folgt eine umfangreiche Käseplatte, welche der Gastgeber eingehend erläutert. Der Rosé stamme aus dem Languedoc. Gutgelaunt entscheide ich: Ein, zwei Gläschen können nichts schaden. Die Unterhaltung verläuft kultiviert, Französisch, Englisch, Deutsch, wie´s gerade passt. Ich erkläre, woher das schwedische skål kommt, rufe damit – wie immer – angenehmes Schaudern hervor. Der Wein dreht mich auf, ich schlafe schlecht. Was aber nicht an der außergewöhnlichen Unterkunft liegt. Höre ich da jemanden seufzen? Schleifen schwere Kutten über den steinernen Boden? Gar Ketten? Meine Phantasie wird durch solch geschichtsträchtige Gemäuer angeregt; ich kann nichts dafür. Hoffe, es war nur der Gesang der Nachtigall, die sich vielleicht verkühlt hat, somit nicht in stimmlicher Höchstform tirillierte.

Beim Frühstück treffen wir ihn wieder, den schon in jungen Jahren weltgewandten Herrn aus Lyon nebst einem Paar aus Belgien. Alle bestens ausgeruht und frisch wie der junge Tag. Reisetipps werden ausgetauscht, Bonne route gewünscht. Man wird sich wohl nicht wiedersehn, aber interessant war´s trotzdem, obwohl ich ja so meine Small-Talk-Bedenken hatte. Alter Schwede!

Prieuré Aydoilles Épinal
Dachs, pass auf…

Heute bin ich dran mit den Ideen für´s Sich-treiben-Lassen. Nicht schlecht, nach gerademal drei, vier Stunden Schlaf. Mein Mann gibt mit den Reiseerlebnissen vom Vortag an. Das soll ich erst mal toppen! Nun denn: Die Landschaft hinter Epinal ist nicht spektakulär, mutet eher wie ein großer, zusammenhängender Garten an. Aber ein schöner. Eine verflixte Umleitung, die uns immer wieder in dasselbe Dörfchen lenkt, bringt mir Punktabzug. Obwohl ich es liebe über klitzekleine Sträßchen zu kutschieren, möchte ich hier nicht mein restliches Leben verbringen. Mein Mann wird ungeduldig (Punktabzug!). Und so rauschen wir – Umleitung hin oder her – einem beherzten Einheimischen durch die gesperrte Straße hinterher, Richtung Belfort. Ich wühle in den Tourismusbroschüren. Wo seid ihr, ihr besonderen, niegesehenen Highlights? Erspähe ein kleines Schild. Die Eingebung. „Lass uns nach Plombieres-les-Bains abbiegen!“, meine ich betont beiläufig, „Da soll es einen terrassierten Garten geben.“ Eine lange Promenade erstreckt sich rechts und links der Hauptstraße, ziemlich bald links geht es zu den Jardins en terrasses.  Joj!, da hat sich jemand verwirklicht. Ein Hort der Phantasie, voll mit Gewürz- und Zierpflanzen, mit (Binsen-)Weisheiten auf kunstvoll arrangierten Täfelchen und Steinen gespickt. Wir kraxeln über relativ planlos erscheinende Wege (so wäre das auch bei mir geworden), steigen auf Steinmäuerchen. Gesamteindruck: Pittoresk. Ein paar (etwas) rauchende Jugendliche lungern im Schatten eines Steinhäuschens, lauschen den Ausführungen einer Dame über naturgemäße Gelee-Herstellung. Hummeln delektieren sich an purpurnen Sonnenhüten, Schmetterlinge tanzen durch die Luft, Vögel schwirren in Bodennähe: Der Garten hat Seele, leitet zudem in schöne, gut gekennzeichnete Wanderwege über, die vielleicht auch mit Kindern respektive mit mir zu bewältigen sind?!?

Wir spazieren wieder ins Tal hinab, unter uns eines der zahlreichen Thermalbäder des lothringischen Teils der südlichen Vogesen: Voilà, Plombières-les-Bains. Die Stadt der tausend Balkone. Eine Kleinstadt mit Charakter. Zu den 100 Plus Beaux Détours de France, den 100 schönsten Umwegen Frankreichs zählend. Bereits vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten bevölkert. Und wer anders als die Römer mit ihrer Vorliebe für´s Planschen in warmem Wasser baute hier vor 2000 Jahren die erste Therme? Napoleon III, Kaiserin Josephine, Voltaire und Beaumarchais kurten hier. Verträge wurden im Glanze klassizistischer Architektur unterzeichnet und mit einem Glas Crémant d´Alsace besiegelt.

Doch gemach: Plombieres-les-Bains ist ein Kurort, eine station anti-stress, auf der Routes des Bains mit dem verblichenen Charme der Jahrhundertwende. Umgeben von Vogesenausläufern lockte er selbst die Pariser Hautevolée mit seiner guten Luft und den Anwendungen gegen Rheuma und Frauenleiden. Das Römische Bad und Spa-Zentrum Calodaéd: Das sind noch heute Waldeslust, Vogesenduft, heilendes Quellwasser, Wellness, Wohlbefinden und Schönheitssalons. Das Spa, durch Napoleon III. erbaut, ist ein architektonisches und historisches Juwel, das seinesgleichen sucht. Interessant finde ich die sechstägige Schnupperkur in den noch völlig intakten Anlagen. Weitere Infos (auch in Corona-Zeiten) findet ihr hier.

Plombières_les_Bains Vosges
Kurgäste
Shopping in Plombières
Entspanntes Shopping in Plombières-les-Bains

Und als wäre solche Pracht nicht genug, gibt es zudem einen Miniaturen-Park, eine Gulliver-Welt also mit berühmten französischen Bauwerken, einen Abenteuerpark, Botanische Lehrpfade und hübsche Wanderstrecken. Außerdem finden Musikfestivals statt. Zwar sind die goldenen Zeiten des Kurhauses, das jetzt ein Kino beherbergt, vorbei, doch über den Platz wehen weiterhin klassische Klänge und jene aus den Roaring Twentys. An der Fassade prangen großformatige Fotos aus den Fünfzigern und Sechzigern: Die Großen der französischen Musikgeschichte. Alle sind sie hier aufgetreten. In Petticoat und Perlenkette. In Smoking und gewienerten Lackschuhen. Überhaupt scheint hier eine kleine Stadt erfolgreich dem Bädersterben zu trotzen, indem sie ein wahres Füllhorn an charmanten Ideen über den immer noch zahlreichen Touristen auskippt.

Aus der Blütezeit
Die Renommiermeile in ihrer vollen Blüte

Die verblichene Pracht der Häuser am Ortseingang täuscht. Ihr denkt vielleicht: „Hier müsste mal renoviert werden.“ Ja, stimmt, aber fahrt weiter bis zu dem ersten Platz an der Kirche und trinkt erst mal einen Kaffee in einem der Restaurants. Und dann macht euch auf Richtung Kurhaus, wo sich das Städtchen zusehends „verjüngt“, bis ihr euch in dem charmanten kleinen Zentrum à la Marienbad mit heiterem Flair samt recht kuriosen Läden wiederfindet. Wer sich traut, kann die Altstadt auf dem Rücken eines Pferdes auf sich wirken lassen, geführt von einer Fremdenführerin mit Cowboyhut. Ich sagte doch, es ist kurios.

Plombières les Bains Orangerie

Von der im klassizistischen Pomp gehaltenen Orangerie klingt leises Gläserklirren und Besteckgeklapper herüber. Für 18,50 bekommt man auf der Terrasse oder im schier umwerfenden Speisesaal unter den Blicken gestrenger Damen und Herren aus Gips sowie ausladendem Kristalllüster ein Drei-Gänge-Menü vom Feinsten serviert. Der Service ist aufmerksam, kompetent und äußerst freundlich. Der Herr am Empfang des angeschlossenen Hotels lässt es sich nicht nehmen unseren Dackel zu streicheln. Das ist nett und nicht selbstverständlich. Im Foyer sichte ich einen goldenen Gepäckwagen, Marke Hallo? Hotel Sacher, Portier! Logiert man hier, empfiehlt sich eine wohltuende Wellness-Behandlung. Ein schöner Weihnachtsmarkt im November gehört ebenfalls zum festen Repertoire Plombières. Werde versuchen meinen Mann zu einem eintägigen Kurzurlaub im nahenden Winter in just jenem Etablissement zu überreden. Plombieres-les-Bains ist ja so cool! Yeah!

Hat mir weitaus besser gefallen als Luxeuil-les-Bains, obwohl dieses mit Renaissance-Bauwerken und ebenfalls mit Wellness und Badefreuden wirbt. Wir sind jetzt zwei Tage unterwegs und haben schon so viel Unterschiedliches gesehen. Betrachten wir es als Stippvisite, die Lust auf einen längeren Aufenthalt macht.

Plombières les Bains Centre
Kurbad Plombières les Bains Vosges

Wir haben sozusagen eine Kehrtwendung hingelegt, Richtung La Bresse, befinden uns jetzt in den sagenhaften Hochvogesen mit ihren herrlichen, atemberaubenden Ausblicken. Alpin, nur ohne Schnee. Unser Ziel ist Gérardmer. Die bunten Vogesenhäuschen weichen Chalets aus grauem Stein und Holz. Im mondänen Gérardmer herrscht gediegener Betrieb. Man trifft sich zum Essen, lustwandelt am See. Am nächsten Morgen werden wir per Tretboot den Lac de Gérardmer erkunden, wegen der sengenden Sonne aber nicht mal die halbe Stunde schaffen. Eiii, meine Knie! Oh nein, wir werden älter! Schnell noch ein Geschenk für die Schwiegereltern. Das ist knieschonend und macht Spaß. Als Wäsche-Hauptstadt ist der Kauf einer Tischdecke, eines Nachthemdes oder edler Bettwäsche geradezu ein Muss. Werde den flotten Schlafanzug für die Schwiegermutter in ein knallrotes Geschirrtuch einschlagen, wobei letzteres entschieden sinnlicher ist als ersteres. Sorry, der Schwiegervater geht diesmal leer aus. In doppelter Hinsicht, hi! Aber noch ein Schlafanzug von LinVosges wirkt irgendwie nicht so prickelnd. Für die ebenfalls edlen Tisch-, Bett- und Nachtwäscheprodukte der renommierten Marke Blanc des Vosges fehlt meinem Mann leider der Sinn und die Geduld. Nehme an, er knabbert noch an der Bilderflut von Èpinal. Haben wir das wieder gespart.

Wunderschön: Lac de Gérardmer

Übernachten und hervorragend essen können Shoppingmüde in der Auberge du lac in Xonrupt-Longemer, nur ca. fünf Minuten vom Zentrum Gérardmers entfernt. Die Zimmer des familiengeführten Hotels sind einfach, der Service super. Die hellen, modernen Gasträume mit alpenländischem Charme geben dem Gast, was er sucht: Gemütlichkeit samt Vogesenfeeling. Staubige Kupfergefäße oder jahrhundertealte Strohblumen-Arrangements sucht man hier – Gott sei Dank! – vergebens. Leute mit Hund sind übrigens herzlich willkommen.

Besonders die Nachspeisen sind üppig und extravagant. Selbst eine Kugel selbstgemachtes Mirabellen-Eis mit Sahne kommt so opulent wie inspiriert daher, dass es eine Augenweide ist. Und die „kleine“ Portion Choucroute garnie bzw. Salade Vosgienne packe sogar ich. Bei einem Spaziergang um den Lac de Longemer könnt ihr das reichhaltige Mahl abtrainieren und sogar schwimmen gehen. Außerdem lässt sich Überschüssiges auch bei einer Partie mit dem Tretboot abstrampeln. Jetzt in der Nachsaison wirkt die Freitzeitanlage recht beschaulich. Im Sommer steppt der Bär am Strand mit Eisbüdchen und Waffeln mit Sahne. Im Winter locken weiter oberhalb Skifreuden.

Wir sind wieder on the road. An den Hotspots Col de la Schlucht, Lac Blanc, Lac vert usw. vorbei. Karge Landschaften, Krüppelkiefern, Skilifte, Rodelbahn, wahnsinnige Ausblicke über die Hochvogesen.

Wieder ins Tal. Hinter Saint-Dié-des-Vosges wird die Landschaft wieder interessant, sommerlich, lieblich. Entzückende kleine Weiler mit Namen wie La grande Fosse laden zum Verweilen ein. Die Jardins de Callunes, Gärten der Besenheide, in Ban-de-Sapt werden unser letzter Halt sein. Sie erstrecken sich über 4 ha und sind – laut garteneigenem Flyer – in acht verschiedene Landschaftsbereiche unterteilt:

  •     Der Kiefernhain
  •     Der Heidegarten
  •     Der Staudengarten
  •     Der blumenreiche Graben
  •     Das Tablett
  •     Der kleine Bergsee
  •     Der große Steingarten
  •     Der Steinbruch

Sich zwischen einer Müllkippe und einer Gartenanlage zu entscheiden fiel den Dorfbewohnern nicht schwer. Unter der Regie des Gartenbauarchiteten Jacques Couturieux realisierte die Kommune zwischen 1994 und 1996 in dem verträumten Vogesenörtchen einen Landschaftsgarten für wahre Pflanzenenthusiasten. Auf einer Höhe von 550 Metern. Schon im Jahr der Eröffnung heimste dieser den ersten Preis für Gärten und Parks Lothringens ein.

Hunde sind leider verboten. Ich versuche es trotzdem. Schließlich ist der Dackel ein (Garten-)Zwerg und die Tasche extra für derartige Gelegenheiten konzipiert. Bleibt der Hund auch in der Hundetasche? Sûre? Versprochen. Na dann. Der freundliche Herr erlaubt´s, indem er uns einen Wegeplan in die Hand drückt. Über einem kleinen Gebirgssee summt es, das dazugehörige Bächlein gluckst und gluckert munter vor sich hin. Wilde, zauberhaft gewachsene Eichen gibt es hier, einen Kiefernhain, Rhododendren, Hortensien, einheimische Stauden, Berglorbeer und natürlich Heidekräuter. Ein Garten der Kontemplation, der Ruhe. Bänke laden zum Verweilen ein. Es zwitschert. In der kleinen Restauration kann man Kaffee trinken, im Lädchen gibt´s Nachhaltiges: Vogelhäuschen, Blumenzwiebeln, Pflanzen, Marmelade, Gartendeko im angesagten Rost-Style. Man wirbt um Unterstützung, denn so ein Terrain muss gepflegt werden. Deshalb sind die selbst gezogenen Pflanzen, die verkauft werden, einen Tick teurer, allerdings auch an schwierige Gartenwelten aklimatisiert. Im Frühling kommen wir wieder. Vielleicht zum Rhododendron-Fest. Denn zu Ehren der Pflanzen finden hier auch verschiedene Events statt. Doch nicht nur die Jardins de Callunes sind sehenswert, auch die freundlichen, bunten Dörfchen in der Gegend um das Vallée du Hure sind für all jene, Abgeschiedenheit, Natürlichkeit und Ruhe suchen. Außerdem lockt ein weitverzweigtes Netz von Wanderwegen. Übernachten kann man im Logis Hôtel Restaurant des Roches in Saales oder La ferme de Marion in Ban-de-Sapt bzw. diversen Gîtes.

jardins de callunes Vogesen Saint Dié
In den Jardins de callunes

Über Schirmeck, Niederhaslach, Oberhaslach, Cascade de Nideck fahren wir zurück nach Wangenbourg. Aber das ist eine andere Geschichte. Unser Häuschen steht noch. Der Dackel freut sich, dass er wieder ohne Leine rennen darf. Sind total fertig, bipp und alle. Nächstes Mal nehmen wir uns wenigstens Zeit für ein Mittagsschläfchen. Aber schön war´s trotzdem!

Und das sagt mein Mann, der häufig mit seinem leuchtend gelben Motorrad unterwegs ist: „Normalerweise fahre ich über die D44 den Donon hinauf. Hinter Saint-Quirin lohnt es sich aber die D 993 zu nehmen, die quasi parallel zur normalen Motorradstrecke verläuft, Richtung Turquestein/Blancrupt. So kommt man auf direktem Wege zum Lac de la Plaine und weiter auf landschaftlich schönen Strecken nach Épinal, Plombières-les-Bains. Gérardmer sowie durch die Hochvogesen mit ihren Bergseen.“

Plombières_les_Bains Vogesen Vosges
Holladihiiija

War jedenfalls eine super Idee mal so zu fahren, da dieser Weg abseits der üblichen Touristenströme liegt, jedoch mit herrlichen Landschaften überrascht.

Der darf ja nicht fehlen!

Seht´s euch an!

Eure Stina