„Du bist zwar nicht von hier, aber ich trau dir trotzdem“

Micha Musik Zerbrechlich Liedermacher1

Wer ist denn eigentlich Micha, und wenn ja, wie viele? – Interview mit einem Musiker

Künstler, Texter, Komponist, Songwriter in tatsächlich nur einer Person. Zudem mein Nachbar und geschätzter Freund. Das soll ihm mal einer nachmachen.

Geboren in Berlin, mit drei Umzug nach Tirol, Schule in München und der Steiermark, Medizinstudium in Wien, jetzt das Saarland. Micha ist ganz schön rumgekommen. „Wo würde ich heute stehen, wenn ich nicht so oft umgezogen wäre? Wäre ich vielleicht Hotelier? Auf 1500 Metern Höhe?“ Die Rede ist vom sogenannten Markbachjoch, einem Wander- und Skigebiet in Wildschönau, einem, wie der Name sagt, wunderschönen Hochtal. Eigentlich sollte der Vater, ein Makler, das Hotel ja meistbietend vermitteln. Dann aber hat er sich selbst in die Tiroleri-Tirolera-Landschaft verliebt, zog mit seiner Familie aus dem quirligen Berlin in luftige Höhen, wurde Gastronom. „Es gab keine Straße, nur den Sessellift, an dem man im Winter schon mal mit den Ohren festfror.“ Und so nimmt es nicht wunder, dass sich der heranwachsende Micha der Schönheit seiner österreichischen Heimat gar nicht recht bewusst war, wie er im gleichnamigen Song auf seiner CD Zerbrechlich singt. „Da gab es ja anderes, was einen interessierte.“, gibt er augenzwinkernd zu. Die Blockflöte, sein erstes –  unser aller erstes Instrument! –  war es jedenfalls nicht. Doch dann schenkten ihm seine Eltern zu Weihnachten eine Wandergitarre. A-Moll, G-Dur, mehr brauchte es nicht um am Lagerfeuer „Lady in Black“ von Uriah Heep zu zupfen. Wir erinnern uns: Ah, ah-ah, ah-ah, ah-ah
Ah, ah-ah, ah-ah!

Hinzu kam die wichtige Erkenntnis, dass der Gitarrist immer die hübschesten Mädels abbekam, verewigt im Song Wie alles anfing. „Tatsächlich hatten da selbst die Jungs mit der Nickelbrille eine Chance. Das Aussehen spielte da keine Rolle.“ Nun, lieber Micha, erlaube mir dich in puncto weiblicher Psyche ein wenig aufzuklären. Nickelfassung, kreisrunde Gläser symbolisieren seit Menschengedenken Hilflosigkeit. Hinter, natürlich nicht allzu dicken, Brillengläsern vermuten verzückte Mägdelein nämlich fast immer eine zarte, sensible Seele, der frau nur allzu gerne die Augen für die Schönheiten der Natur öffnen würde. Hippie-Helpless-Hope-Syndrom. Wie viele Frauen, so frage ich mich, hätte denn z.B. ein Berthold Brecht ohne seine Nickelbrille abbekommen? Hm?

Gut, also, dass Micha auch ohne ein derartiges Lesegestell ein langhaariges Wesen, seine spätere Frau, bezirzen konnte. Gleichzeitig hatte es ihm jedoch die Wiener Liedermacherszene angetan. Die beiden Re(a)inhards, Reinhard May und Rainhard Fendrich, treten auf den Plan. Stones, Beatles? Fehlanzeige. Während andere lauthals „We all live in a yellow submarine“ grölen, covert Micha österreichische Lieder. Mag den feinen, hintersinnigen, manchmal auch deftigen Humor. Später übersetzt er seine Lieblingsstücke auch ins Hochdeutsche. „Endlich singt er mal auf Deutsch!“, seufzt ein Fan erleichtert. Endlich versteht man das, was der ein oder andere des Österreichischen Unkundige zuvor gar und fälschlicherweise für Holländisch hielt. Micha nimmt´s gelassen. Österreichisch oder Deutsch, die eine Sprache ist ihm so lieb wie die andere. Und zwar sehr lieb. Reimen muss es sich halt.

Da ist er also, der Barde, der Geschichten zur Laute, pardon, Gitarre erzählt. Zuhören sollen die Leut´. Hintergrundgedudel ist Michas Sache nicht: „Ich stelle mir so einen richtigen österreichischen Gasthof vor, wo die Leute in zünftigen Lederhosen sitzen, wo richtige Bradlmusi gespielt wird. Und dann hören sie plötzlich meinen Gipfelblues. Einen Blues! Was zudem das einzige instrumentale Stück auf der CD Zerbrechlich ist. Mit den typischen steirischen Instrumenten. Was würden die wohl sagen?“ Nun, ich vermute mal, sie würden sich auf die Lederschenkel schlagen, es genießen, und am Ende bekämst du ein extra großes Stück Bradl. Für alle NichtösterreicherInnen: Bei der Bradlmusi werden die Musizierenden mit einem Braten entlohnt.

„Siehst du dich denn als Volksmusikant?“, frage ich ihn. „Von wegen der Wirtshausromantik, meine ich.“ Micha winkt ab. Mit Volksmusik habe er nichts am Hut. „Und Die Seer…?“, wage ich mich vor.

„…machen keine Volksmusik.“, kontert er. Die Seer, immerhin Österreichs erfolgreichste Mundartband rund um Alfred Jaklitsch, von denen ist Micha ein Fan. Hat sogar eins ihrer Stücke gecovert. Den Seern hat´s gefallen. Habe die Ehre. Von Blues über Reggae zur Ballade. Bei den Seern sei alles dabei. Und gut, auch Volksmusik, aber eben auf moderne Art.

„Dein Spektrum, Micha, ist ja ebenfalls ziemlich groß: Liedermacher mit Akustikgitarre, mal bluesig, mal swingig. Selbst vor Schlagern machst du nicht halt, siehe Deine Augen sprechen Bände. Du benutzt auch klassische Volksmusikinstrumente: Geige, Bass, steirische Harmonika. Texte und Arrangements sind mal melancholisch, mal locker-flockig, mal mit tiefsinnigem, mal mit recht derbem Humor, was sich vermutlich nicht ausschließt.“

 „Ich sehe mich als Grenzgänger“, sagt Micha, „nicht nur wegen der Sprachen, auch wegen der Genres. Vielleicht mache ich irgendwann mal eine Grenzgänger-Tour.“

„Gibt es denn ein Lieblingsstück auf deiner Zerbrechlich-CD?“

Micha denkt kurz nach. „Ja, Fahrt die Welt nicht an die Wand.“ Das überrascht, denn als einziges Stück hat es eine etwas härtere Gangart, ist beinahe rockig. Micha, ein Revoluzzer? Moment, langsam mit den jungen Pferden. Seine Lieder sind bei Weitem keine Brandbeschleuniger. Zumindest songtechnisch zieht er sich da lieber auf eine intimere Ebene zurück. Rückt Familie, Beziehung in den Vordergrund. „Da, wo man was machen kann: Es liegt in eurer Hand.“

„Bist du jemand“, frage ich ihn, „der an der heutigen Zeit leidet?“

Er überlegt. „Wir verklären die Vergangenheit ja oft zu einer Insel der Seligen. Und wir leben in einer Zeit, in der nicht so viel Schönes zu finden ist. Wo sich Leute, koste es, was es wolle, profilieren. Da ist dann natürlich auch die Angst, dass das, was wir uns aufgebaut haben, nicht so bleibt. Doch bei aller Kritik muss man auch versöhnliche Gedanken haben. Es braucht Mut, Mut zu leben. Man muss erkennen, wie fragil die kurzen Momente des Glücks sind. Zerbrechlich eben: Glück ist zerbrechlich. So behandeln wir´s gut. Im Päckchen ist Hoffnung und auch ganz viel Mut.“

Zur Erklärung: Ein älteres Ehepaar. Er resümiert. Gegenseitige Wertschätzung, das ist Thema des Titelsongs Zerbrechlich. Ganz Old School schreibt er ihr einen Brief. Mit einem wertvollen, silbernen Stift. Eine leise, dennoch eindringliche Kritik an der heutigen Gesellschaft. „Dabei leben wir“, so betont Micha, „in einer bislang auch glücklichen Zeit. Die Eltern waren Teil des deutschen Wirtschaftswunders. Wir mussten keinen Krieg erleben. Aber in jedem von uns gibt es diese Angst vor einem Niedergang.“

Auch wenn derzeit Weltbewegendes anklingt, Micha ist kein Politrocker. Eher geht es um die kleinen und großen Ereignisse in unseren vielen Leben. Krisen, Hoffnungen, Zweifel, um Freude, Lustvolles, allzu Menschliches, immer aber Nachvollziehbares. Deshalb berühren seine Lieder. Wir erkennen uns wieder in der humorvollen Kritik an einer Welt, die uns stetig und zunehmend aus den Händen gleitet. Bei Micha klingelt kein Handy. Tatsächlich nicht. Er ist der Letzte analoge Held in einer digitalen Welt. Kein anonymes Getippe und Gewische bringt ihn aus dem Takt. Er distanziert sich von einer Welt, in der Leute Beziehungen per SMS beenden. Auch zu sprachlichen Verrenkungen im Sinne des Zeitgeistes hat er seine Meinung. Findet vieles überzogen. Immerhin sei Deutsch die Sprache der Dichter und Denker. Vielschichtig, dezidiert. Ich möchte hinzufügen: Opulent. Und so kümmern sich seine CowboyerInnen in oben erwähntem Song nicht um Gendersternchen sondern machen ganz einfach ihre Arbeit. Zuviel Gegendere, und die Poesie entschwindet. Da stimme ich ihm zu. Deutschland denkt. Weit über´s Ziel hinaus. Fernab von Dichtern und Denkern. Ganz analog schiebt Micha jetzt seine CD, die zerbrechliche, über den Tisch. Genug politisiert.

„Sind deine Liedtexte eigentlich autobiografisch?“

„Ein klares Jaein. In jedem Lied ist natürlich viel Micha.“ Aber da sind auch Träume, Wünsche, wie etwas hätte gewesen sein können. Der alte Bulli und das Meer ist so ein Jugendtraum. Nach den damals herrschenden Moralvorstellungen sei ein solches Szenario undenkbar gewesen.

Aha, denke ich, mit dem VW-Bus ab nach Amsterdam, an den Strand. Zusammen, Hand in Hand ins Meer gerannt. Abends dann Gitarrezupfen… womöglich noch das  Peacezeichen auf die Backe gemalt. So frei waren wir nie mehr, singt Micha. Und ich könnte mir vorstellen, dass er die kleinen Fluchten, wenn auch ohne Bulli, irgendwie doch hingekriegt hat. Zumindest das mit dem Gitarrezupfen.

„In dieser Zeile schwingt doch eine Menge Melancholie, ja nostalgische Verklärung mit. Und du gehst ja noch weiter zurück. Da sind Kindheitserinnerungen, wie im Analogen Held. in denen wir uns, das entsprechende Alter vorausgesetzt, durchaus wiederfinden können. Klingt ein bisschen wie die Suche nach der verlorenen Zeit. Einer heilen Welt, in der wir uns zuhause fühlten. Geborgenheit. Aufgehoben sein in der Familie. Und immer wieder intonierst du das Wort Versöhnung.“

„Wir sehnen uns nach Zufriedenheit, Geborgenheit, Sicherheit.“, fasst Micha zusammen. „Als könne er meine Gedanken lesen.“, beschreibt ein weiblicher Fan dementsprechend auch seine Gefühle. Michas Publikum sind nicht die Tick-TockerInnen oder HandywischerInnen. Wohl eher die Beschaulichen, die Zuhörenden, die SichZeitNehmenden. Inzwischen, erklärt er, hörten ganze Familien allabendlich seine Musik. „Das Meer, das Meer, das Meer!“, singt da der jüngste Spross einer Familie begeistert mit. Mexiko, China, Japan. Micha bringt ein Stück Heimat in die Fremde. Da hat er wohl einen Nerv getroffen. „Ich mag die Zeit, wenn die Familie in der Stube zusammen sitzt. Wenn der Abend sich die Stille schenkt.“, singt er in Das Jahr vergeht. Das lässt mich an die Samstage denken, als meine Mutter Kuchen backte, und ich die Teigschüssel ausschlecken durfte, während mein Vater seine Pfeife rauchte. Micha triggert mit seinen Texten. Hinein in eine kleine Auszeit. Schön.

„Wie alt bist du eigentlich?“,  frage ich den Mittsechziger bei all seiner und vielleicht auch meiner Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. „Ich meine jetzt nicht biologisch. Eher so im Kopf.“

„Sechzehn“, antwortet er spontan und lacht. „Oder vielleicht eher achtzehn. Dann hab ich schon den Führerschein und bin mobil.“

Praktisch veranlagt, der Mann. Irgendwas bleibt also immer sechzehn. Dacht ich mir´s doch. In seinen Liedern streift sein Alter Ego durch blühende Almwiesen, mampft unverdrossen und ziemlich politically incorrect das, was man heute Schaumküsse nennt. „Da bleibt man im Kopf jung“, meint er ein wenig bedauernd, „aber der Körper macht das nicht mit. Was für eine Diskrepanz! Aber trotz aller Erfahrungen, steiniger Wege, Stationen“, fügt er hinzu, „ist es doch das beste aller möglichen Leben gewesen.“

Micha Musik Zerbrechlich Liedermacher1

Ist es ja, famoser Weise, noch, will ich wohl meinen. All das Streben nach Geld und Reichtum sei unwesentlich, fügt er hinzu. Seine Träume müsse man sich bewahren: „Das, was man erreichen könnte, aber auch das, was man wirklich erreichen kann.“ Aber es müsse auch Träume geben, die Träume bleiben. Aha, der Mann haushaltet kompliziert aber weise. Sogar mit Träumen. Ein ökonomischer Romantiker. „Manchmal verrennt man sich jedoch. Geblendet von seinem Wollen und Tun. Arzt werden, erfolgreich sein. Vergisst, was vielleicht wichtiger wäre.“ So, wie vielleicht Freunde. Thematisiert in Alles so vertraut. Wo man sein kann, wie man ist. Zusammenhält wie Pech und Schwefel. So also, wie wir uns Freundschaft immer vorstellen, sie aber selten ist.

„Was würdest du denn deinem 16- oder 18jährigen Ich von deiner heutigen Warte aus mit auf den Weg geben?“

„Ich habe das Gefühl, dass ich im Leben einiges richtig gemacht habe. Aber eines habe ich falsch gemacht. Ich habe zu spät mit dem Beruf aufgehört. Man kann so viel Neues erfahren, so viel an Lebensqualität gewinnen. Also, wenn du es dir irgendwie leisten kannst, hör auf zu arbeiten! Achte darauf, wann es Zeit ist auf die Bremse zu treten. Genieße die Zeit, mach, was dir Spaß macht.“

Da bin ich ganz bei ihm. Ein fröhliches Hallo also an alle Staatsdienenden, PolitikerInnen, die länger Leben mit länger Schuften gleichsetzen. Aber wir müssen doch… nee, müssen wir nicht. Aber das heißt auch: Augen auf bei der Berufswahl.

Ruhestand also? Nicht für Micha. Wohl eher Unruhestand. Frei nach dem Motto: Wenn was vorbei ist, kommt was anderes. Übrigens auch sein Erfolgsrezept für seine langjährige Ehe: Neues wagen. Herausforderungen annehmen. Die Frau bleibt dabei natürlich dieselbe. Ähm nein, sie verändert sich natürlich auch. Ach, ihr wisst schon, wie ich´s meine.

Und nu´? Also, Micha ist ja nun offizieller Austropop-Beauftragter. Moderiert eine Sendung mit ausgesuchten Hits und Schmankerln der österreichischen Rock- und Popkultur. Angefacht wurde das Feuer durch Marianne Mendts jazziges wie eingängiges Wiea Glock´n samt Da Hofa von Wolfgang Ambross. Mittlerweile hat sich Austropop mit Micha zu einem beliebten Event entwickelt. Mit treuen Fans.

„Ja, willst du denn reich und berühmt werden?“, frage ich, ohne hinzuzufügen „in deinem Alter!“ Was ja auch meines ist.

Micha winkt ab. Seine Musik sei halt sein Leben. „Wenn´s gefällt, freut es mich.“ Ungefähr so wie ein Vater sich für seine Kinder freue, wenn sie wachsen, gedeihen, ihren Weg gehen würden, freue er sich, wenn seine Lieder gehört, gemocht würden. Aufzwingen wolle er sie jedoch niemandem. Außerdem sei seine Musik ein Nischenprodukt. Kein Mainstream.

Also nur so ein kleines bisschen reich und berühmt werden, das nehm ich ihm ab. „Tatsächlich“, merke ich – ganz advocatus diaboli – an, „bist du mit deinen Liedern ja irgendwie aus der Zeit gefallen.“

„Ich setze halt die Tradition der Liedermacher (der LiedermacherInnen, Anmerkung der Redaktion) fort. Diese Musik berührt mein Herz. Ich mach mein Ding, wie Udo Lindenberg sagt.

„Und jetzt schlägt dein Herz also an der Saar?“

„Ich hab ja die längste Zeit meines Lebens im Saarland verbracht. Dennoch könnte ich mir vorstellen auf einem Berg in einer Hütte zu leben.“

Oj! Und was denkt deine Frau darüber?“ Hoffe ja mal, dass dieser, sein Gedanke nicht ganz neu für sie ist.

„Für sie kommt das wohl eher nicht in Frage. Dazu ist sie zu kommunikativ, zu sehr hier zuhause. Aber sie teilt die Liebe zu den Bergen. Wir verbringen ja häufig unseren Urlaub dort. Außerdem ist der Saarländer an sich ein besonderer Mensch.“ Eine von Michas ersten Begegnungen mit der südwestdeutschen Spezies endete mit einem: „Du bist zwar nicht von hier, aber ich trau dir trotzdem.“

Charmant. Manch einer hätte bei dieser Aussage eine Grundlagendiskussion losgetreten, zumindest ein markiges Bist deppat, du Bazi? In die Runde geworfen. Für Micha dagegen klingt so ein positives, fröhliches Dennoch! Und da ist es wieder, das Versöhnliche, das alles eint. Die starke Frau mit dem starken Mann, den Swing mit dem Blues, die Sehnsucht nach den Bergen mit der neuen Heimat im ehemaligen Kohlerevier. Geht doch!

Lieber Micha, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch!

Kursives: Liedzeilen aus CD Zerbrechlich

Fast alles Fettgedruckte: Musiktitel CD Zerbrechlich

Alle Titel der CD Zerbrechlich von 2023 mit ihren 13 Songs könnt ihr übrigens auf Youtube anhören. Für alle, die nicht streamen sondern etwas in der Hand haben wollen, gibt es die CD bei magicsound@t-online.de zu bestellen. Sie kostet 14,99 plus Versand.

Die Sendung Austropop mit Micha findet ihr, wenn ihr saarwellewebradio oder laut.fm/saarwelle in die Suchmaschinen eingebt. Termine sind immer Dienstagsabends, aber nicht jeden Dienstagabend. Informiert´s euch halt!

Für alle, die ihr Österreichisch etwas aufpolieren oder einen Vergleich mit dem Niederländischen anstellen wollen kann ich wärmsten diese Seite der Uni Linz empfehlen.

Ab durch die Mitte: Magmatitkuppen-Runde, Lebach-Steinbach

Lebach Steinbach Magmatit Runde Tour Saarland Mitte Wanderung

Abwechslungsreich – einfach – lehrreich: #meinlebenbeidenwichtelnmagmatit

Lebach Steinbach Magmatit Runde Tour Saarland Mitte Wanderung

Vulkane im Saarland? Und was sind denn Magmatitkuppen? Nur so viel: Es handelt sich um geologische Gesteinsformen, die während des Perms entstanden sind. Vulkane brechen nämlich nicht immer explosionsartig aus, sondern können auch sogenannte Staukuppen bilden, deren Magma nahe der Oberfläche auskühlt. Das Perm begann übrigens vor etwa 298,9 Millionen Jahren und endete vor ca. 251,9 Millionen Jahren. Lange her. Und so genau muss ich das auch gar nicht wissen. Ja, ähm, irgendwie hab ich dieses Gestein auch gar nicht bewusst wahrgenommen. Auf unserer Tour. Ist es vielleicht gar nicht zu sehen? Oder nur, wenn die Erde, die Gesteinsschicht aufgebrochen ist? Magmatiteinlagerungen sollten demnach als dunkelgraue Schlieren im Gestein sichtbar sein. Das nächste Mal pass ich besser auf.

Also: Auf oben erwähnten Kuppen können wir heute im Landkreis Lebach wandern. Dieser wiederum liegt in der geographischen Mitte des Saarlandes, im flachwelligen Saar-Nahe-Bergland. Flachwellig – das hört sich idyllisch an. Genau das Richtige für mich als Flachlandtirolerin. Steigungen, die mir das Herz aus der Brust springen lassen? No thanks. Stattdessen geht es, durchbrochen von sanften Anstiegspassagen, vorbei an Streuobstwiesen, durch lichte Laubwälder und Wäldchen. Nehmt euch Zeit die schönen Ausblicke über das mittlere Saarland bis zum Saar-Kohle-Sattel zu genießen. Schnuppert an dem nach Honig duftenden Weißdorn. Lasst euch von frühen Schmetterlingen umtanzen.

Die Tour beginnt an der halben Seilscheibe, die sich ziemlich grün im Zentrum von Steinbach, an der Ecke zur Pestalozzistraße erhebt. Ihr könnt sie nicht verfehlen, wenn ihr von Lebach kommend der Hauptstraße nur immer weiter folgt. Auf die dortige Schautafel blickend wendet ihr euch nach links, folgt der Straße, bis ihr nach rechts auf einen leicht ansteigenden Feldweg einbiegt. Oben angekommen geht es links ab. Von hier habt ihr einen schönen Blick über Steinbach und die sanften Hügel des Saarlandes.

Ein Dachs, lerne ich auf dem Waldlehrpfad, kann richtig alt werden. Viel Glück und Gesundheit, ihr kleinen Racker!

Im Wald habt ihr an einer Weggabelung linkerhand die Möglichkeit, die Marienkapelle am Rande von Höchsten samt Keuzweg zu besuchen. Achtung: Die Kapelle liegt NICHT auf der MagmatitkuppenTour, ist aber nur zwei Minuten entfernt. Vor einer gemauerten Grotte lässt es sich wunderbar in der Sonne verweilen. Eine bunt bemalte Maria wacht über euch. Vögel zwitschern, in der Ferne hört ihr Schafe blöken, Hummeln summen, während sie das kleine Immergrün besuchen. Ein friedlicher Ort. Wir mampfen unsere mitgebrachten Brote, trinken heißen Tee, halten unser Gesicht in die erstaunlich warmen Sonnenstrahlen. Von hier aus solltet ihr, wie gesagt, wieder zur Gabelung zurückgehen um der Magmatitkuppen-Runde weiter zu folgen, die nach rechts abgeht.

Lebach Steinbach Magmatit Runde Tour Saarland Mitte Wanderung Seilscheibe Pestalozzistraße

Der Ausgangs-

punkt

Das halbe Seilrad an der Ecke Pestalozzistraße

in Steinbach

Ihr wandert nun an dem 450 m hohen Lindenberg vorbei, dem Hausberg von Steinbach. Nach einiger Zeit seht ihr linkerhand bergan ein paar behauene Felsblöcke, darunter auch den Mahlstein, wahrscheinlich eine vorgeschichtliche Kult- und Versammlungsstätte. Leider könnt ihr nicht hinkraxeln, da hier militärisches Sperrgebiet beginnt. Ihr müsst euch also aus der Ferne den Atem der Geschichte um die Nase wehen lassen. Eigentlich schade, dass so ein interessanter Platz der Allgemeinheit vorenthalten wird. Kleiner Hinweis: Lasst eure Hunde besser angeleint. Büchsen sie aus, könnt ihr ihnen nicht folgen. Was ihr natürlich – unter Lebensgefahr – tun würdet, klar. Ist aber VERBOTEN sich dort zu bewegen. Also bleibt mit euren treuen Vierbeinern auf dem Pfad, der friedlich entlang des Sperrgebiets verläuft.

Irgendwann biegt ihr rechts ab, haltet euch dann links und wandert vorbei an Streuobstwiesen, die um diese Jahreszeit, es ist Anfang März, noch ziemlich karg aussehen. Dafür plätschern kleine Bäche schon munter dem Frühling entgegen. Und auch wenn es auf einem Wandersymbol an einem Baum so aussieht, als müsstet ihr durch eine Wiese bergab stapfen: Tut es nicht. Bleibt auf dem Weg!

Kleiner Tipp: Falls ihr euch unsicher seid, wie´s weiter geht, haltet bei einem Symbol immer schon nach dem nächsten Wandersymbol Ausschau. Ihr werdet sehen, die sind immer in unmittelbarer Nähe.

Nach einer kleinen Waldpassage, durch die noch so ein sprudelndes Bächlein rauscht, erreicht ihr den Waldlehrpfad, von dessen Schautafel die wunderbaren Tierzeichnungen stammen. Über den kleinen Ort Dörsdorf gelangt ihr entlang der Ortsdurchfahrtsstraße nach Steinbach zurück. Wer möchte, kann die katholische Kirche St. Aloysius besuchen, deren Innenausstattung bemerkenswert sein soll. Sankt Aloysius hat übrigens eine interessante Vita: Vom Edelknaben der Medici zum Jesuitenpater, der in Ausübung seiner caritativen Pflichten an der Pest erkrankte und daran starb. Jösses!

Einplanen solltet ihr mit Pausen ca. 3,5 Stunden. Der reine Wanderweg beträgt 2,5 Stunden in normalem Gehtempo. Festes Schuhwerk ist angebracht, da Passagen vom Regen aufgeweicht sein können. Außer einer etwas steilen Abwärtspassage, allerdings auf einer asphaltierten Straße, in Dörsdorf, lässt sich der Rundweg sehr gut bewältigen. Das nächste Mal würde ich ihn aber im April, Mai wandern um schon etwas mehr Blütenfrische und Hummelgesummel zu haben. Insgesamt ist die Magmatitkuppenrunde aber wirklich abwechslungsreich, beschaulich, gut ausgeschildert, nicht zu anstrengend und für Leute mit normaler Kondition wunderbar geeignet.

Mehr erfahrt ihr auf der Webseite der Stadt Lebach, wo auch noch andere Wanderwege beschrieben werden.

Viel Spaß beim Wandern

Stina Julclub Leben bei den Wichteln