Die mit den Blumen tanzt – Blumenhaus Raber in Heusweiler

Dachte schon, es wäre ziemlich ruhig geworden im Wichtelwald… Doch just als ich von der Arbeit nach Hause fuhr, kreuzte ein phantasievoller Laden samt kreativer Floristin meinen Weg. Dabei hatte ich nur im (Gedanken-)Kreisel die falsche Ausfahrt genommen. Da hockten sie also vor den weißen Sprossenfenstern eines liebevoll dekorierten Blumenladens im beschaulichen Heusweiler: Zwerge, Igel, Elfen, Vögel, Engel. Auf filigranen Tischchen, neben verschnörkelten Laternen, in nostalgischen Kistchen und Kästchen. Eine muntere Schar, umsichtig betreut von Henrike Krauß, einer engagierten Blumenfee mit immer neuen, verlockenden Ideen.

Blumenkränze; Haarkränze, Blumenhaus Raber, Heusweiler
Ein Kränzchen in Ehren…
Blumenhaus Raber, Heusweiler, Floristik
Herzensangelegenheiten

 

Stil – Blüten – Ambiente, so das Konzept von Blumenhaus Raber. Vor meinem geistigen Auge erscheint unser eher klassisch-aufgeräumtes Wohnzimmer. Wie es sich verwandelt, in etwas Heimeliges, wo man täglich, so gegen fünf, duftenden Brombeertee und Scones mit Clotted Cream zu sich nimmt. Gerne im Glanz letzter Sonnenstrahlen. Ein bisschen English Tea-Time, ein wenig Shabby Chic, etwas französische Eleganz – in diesem Laden kein Gegensatz sondern Inspiration. Dezent Fernöstliches neben knallroten Fliegenpilzen, buntbemalte Blechvögel neben Vintage-Vogeltränken aus Steinguss, auf die ich derzeit ganz wild bin. Und mittendrin, stimmig beleuchtet, Frau Krauß, mit der ordnenden Hand, mit Herz und Verstand, die dekoriert und kreiert. Gar nicht so sicher sei sie sich, ob der Kranz, an dem sie gerade arbeitet, auch wirklich gelungen sei. Doch, ist er. So gelungen, dass ich schon in meiner Geldbörse gründele. Überhaupt scheint das Binden von Kränzen Frau Krauß ein Anliegen zu sein. Der Hit sind derzeit Haarkranz-Workshops, für deren Zustandekommen es nur fünf Gleichgesinnter bedarf. Alles in gemütlicher Runde. Mit viel Spaß, unter fachkundiger Anleitung. Ob Geburtstag, Junggesellenabschied oder Mädels-Abend: So ein selbstgestalteter Haarkranz hebt unmittelbar die Stimmung und lässt uns mit den Elfen tanzen.

Deko-Profi: Henrike Krauß, Blumenhaus Raber
Deko-Profi: Henrike Krauß, Blumenhaus Raber

 

 

 

 

Blumenhaus Raber, Heusweiler, Brombeertee in Tasse von Julclub
Den Brombeertee hab ich schon mal…

 

 

In dritter Generation pflanzen, pflücken, handeln die Rabers schon mit Gewächsen aller Art. Man setzt auf kurze Transportwege, regionale Produzenten, z.B. bei Rosen, die aus dem saarländischen Schiffweiler kommen. Nachhaltig muss es sein. Deshalb kann man sich hier auch die Deko für die Hochzeit einfach ausleihen. Kaufen ist normalerweise kostspielig, amortisiert sich zudem frühstens ab der zweiten Eheschließung. Für ungeduldige Nachahmerinnen gibt es neben Braut- auch Wurfsträuße. Ihr wisst schon, jene, um die sich die Brautjungfern stets mit einem kleinen Hüpfer reißen. Ob Firmenfeier, private Festivität oder tröges Zuhause. Die Fachfrau peppt das Ganze blumig auf. Und nicht nur das. Im Oktober findet ein Intensiv-Workshop statt, in dem man zum Hochzeitsredner/zur Hochzeitsrednerin avancieren kann. Denn darin ist Frau Krauß ebenfalls Profi. Freie Rednerin für freie Trauungen und Verpartnerungen. Was es nicht alles gibt! „Mit romantischen Ritualen“ und „persönlichen Liebesschwüren“, so verspricht die hauseigene Website, warte sie auf. Wo waren Sie, Frau Krauß, als ich geheiratet habe!?!

Blumenhaus Raber, Heusweiler, Saarland
Buddhistisches neben Shabby Chic

Blumenhaus Raber, Heusweiler, SaarlandAchtung: Szenenwechsel!

Wunderkind, Blumenhaus Raber
Wunderkäfer
Wunderkind, Blumenhaus Raber, Heusweiler
Bienenkind

Nebenan. Durch ein Gartentörchen vom Blumenladen aus zu erreichen: Alles, was das Kinder- bzw. Elternherz begehrt. Selbstverständlich nachhaltig, natürlich und irgendwie, ja, wichtelartig. Und vips!, da ist sie wieder: Frau Krauß. Diesmal als kompetente Fachfrau für Kinderspielzeug und Filzschuhe für die Kleinsten. Wonderwoman bei Wunderkind. Auch hier veranstaltet die findige Unternehmerin in Teamwork Wundersames, um Heusweiler für Eltern und Kinder l(i)ebenswerter zu machen.

Nachhaltiges Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel aus Holz
Prinzessinnen-Attacke
Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel Wunderkind, Heusweilerr
Ahnungslose Piraten

Ein voll-klimatisiertes Mama-Frühstück gehört ebenso dazu wie Erste-Hilfe-Kurse für (Groß-)Eltern. Babys dürfen in Workshops wie Kleckern und Klecksen erste Erfahrungen mit Action-Painting sammeln. Geburtstagskinder samt Eltern können vor Ort und ohne Nervenzusammenbruch den zweitschönsten (Irgendwie sind wir doch alle hoffnungslose RomantikerInnen!) Tag ihres Lebens genießen. Zur Begrüßung neuer Erdenbürger kann sogar ein hipper Holz-Storch gemietet werden. Und meine Taufbonbons muss ich auch nicht mehr selbst in umweltfiese Klarsicht-Tütchen pfriemeln. Stattdessen gibt es niedliche, personalisierte Herz- oder Tupfen-Schachteln aus Papier. Die kann man sogar im hauseigenen Online-Shop bestellen. Besucht einfach die Website und lasst euch inspirieren!

Wunderkind, Heusweiler, Plüschtiere, Spielzeug
Sanfte Gesellen
Auch süß, aber vom Flohmarkt

So, Leute: Ein Tisch, ein gemütlicher Sessel, eine schnörkelige Laterne (oder eine Mini-Vogeltränke!). Aus antikisiertem Gusseisen, versteht sich. Dazu ein Strauß bunter Blumen. Eine Tasse mit dampfendem Tee. Jetzt, wo die Abende schon kühler werden. Kostet nicht die Welt. Lässt uns jedoch ahnen: Da draußen ist er, der Wichtelwald. Lasst uns ein Teil davon sein. Im Herzen. In der Seele. Gut für die Umwelt. Gut für uns.

Macht´s euch gemütlich

Eure Stina

P.S. Apropos: Brombeeren. Wenn ihr mal nicht schlafen könnt. Seht euch die wunderbaren Illustrationen aus Jill Barkleys Die Mäuse im Brombeerhag an. Hilft garantiert.

 

Leckere, schnelle Mirabellentarte mit Grumbeersupp

Mirabellentarte mit Grumbeersupp
Mit Kartoffelsuppe ein Gedicht!

So viele Mirabellen wie dieses Jahr haben unsere Bäume noch nie getragen! Wir werden Marmelade davon kochen, aus der Hand naschen, jede Menge  Tartes backen. Schnell und sicher gelingt dieses elsässische Rezept. Sogar, wenn sich unangekündigter Besuch ankündigt. Das Entkernen der Mirabellen braucht jedoch etwas Zeit. Mein Tipp: Friert einen Teil der Früchte ein, dann könnt ihr auch in mirabellenarmen Jahren eine feine Tarte genießen. Wie ihr wisst, bin ich ein Fan von Kardamom, weil es jedem Kuchen diesen frischen, sommerlichen Geschmack verleiht. Daher die schwarzen Pünktchen auf dem Kuchen. Und jetzt ran an die süßen, sonnengelben Früchtchen! Wer möchte, kann auf den noch warmen Kuchen eine Glasur tun. Dafür 5 EL Mirabellenmarmelade durch ein Sieb streichen und mit 1-2 EL Wasser verrühren. Aufkochen lassen und über die Tarte geben.

Bei uns zuhause gab es oft etwas Süßes zur deftigen Suppe. Zubereitet wurden solche Gerichte zumeist von meiner Oma. Von der ich wohl auch mein Hüftgold geerbt habe. Die Liaison aus sonnengereiften Mirabellen und würzig-cremiger Grumbeeresupp ist ein echtes Sommererlebnis. Und dazu vegetarisch. Für eine schnelle, schmackhafte Kartoffelsuppe (4 Personen) braucht ihr 750g Kartoffeln, 1-2 große Zwiebeln, 1 Knoblauchzehe gehackt. 1 EL Öl, 1,5 l Gemüsebrühe, etwas Kerbel, etwas Koriander (darf ruhig aus dem Streuer sein). 125 ml Sahne, Salz, schwarzer Pfeffer, etwas geriebene Muskatnuss, 1 TL Butter. Und natürlich etwas Maggi.

Kartoffeln schälen und in feine Scheiben schneiden. Zwiebel kleinhacken, Knoblauch kleinschneiden. Öl in großem Topf zerlassen. Zwiebel goldgelb anbraten, Knoblauch hinzufügen und kurz mitanbraten, ohne dass er braun wird. Salz und Pfeffer hinzufügen. Kartoffelscheiben hinzufügen, 1 Tasse Gemüsebrühe dazu, 10 Min. köcheln lassen. Kerbel, Koriander hinzufügen. Restliche Gemüsebrühe zufügen samt Maggi. Ca. 30 Min. kochen lassen. Suppe mit dem Rührstab pürieren. Sahne einrühren. Muskatnuss zufügen. Butter dazu. Fertig!

Wer will, kann noch einen Schuss Bier dazu tun!

Lasst´s euch schmecken

Eure Stina

Heute mal ein Taugenichts – Mit dem Fahrrad durch das Hanauer Land

Illustration zu Joseph von Eichendorfs Aus dem Leben eines Taugenichts, Bild, von Julclub

Zuerst die Fakten: E-Bike-Rundtour. Ca. 3-3 ½ Stunden. Teilweise Fahrradwege. Mittlerer Schwierigkeitsgrad. Route: Von Dossenheim-sur-Zinsel über D14 Neuwiller-les-Saverne Richtung ausgewiesene Fahrradstrecke (Kleines Schild mit grünem Fahrrad bzw. kleiner orangener Pfeil) nach Herrenstein. Nicht über D 133 Richtung Bouxwiller/Griesbach! Im Zentrum von Herrenstein rechts abbiegen. Ein Abstecher zur Abtei, die rechterhand liegt, lohnt sich. Wieder auf der Hauptstraße am Hotel-Restaurant Le Herrenstein vorbeifahren. Am Ortsausgang geht es links auf den Fahrradweg 22 bzw. 62 Richtung Bouxwiller. Hier kurzer Abstecher ins Zentrum mit seinen Fachwerkhäusern und Salon de thé Au charme du passé. Auf demselben Weg wieder aus dem Ort hinausfahren, D4 Richtung Obersoultzbach. Auf die D7 nach Weiterswiller abbiegen. Richtung Neuwiller-les-Saverne fahren. Weiter nach Herrenstein, diesmal geradeaus weiterradeln nach Dossenheim-sur-Zinsel.

Weitere Details zum Radfahren im Hanauer Land findet ihr hier!

Und jetzt… Stimmung!

Hatte mir gerade wieder einmal Joseph von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts zu Gemüte geführt. Da drängte es mich, es jenem gleich zu tun. Statt im Garten auf einer Liege zu lümmeln, schwangen mein Mann und ich uns aufs Fahrrad um das Hanauer Land – Le pays de Hanau – zu erkunden. Denn wie heißt es so schön in der Novelle: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“ Und weit erschien mir die Welt an diesem Tag tatsächlich. Obwohl wir nicht auf Schusters Rappen geschweige denn mit Kutsche unterwegs waren wie der müßige Müllersohn. Und es war auch nicht die schöne Donau, die uns zuweilen begleitete, sondern die weitaus kleinere, ruhigere Zinsel. Doch rechts und links wogten gelbe Felder. Die Heuballen waren artig gerollt. Am hohen Himmel segelten Schwalben dahin. So hätte man vielleicht zu Eichendorffs Zeiten geschwärmt. Und so schwärme ich auch heute noch angesichts pittoresker Fachwerkdörfchen, mit Gärten, die es gut und gerne mit der bunten Blütenpracht vor jenem Eintreiber-Häuschen aufnehmen könnten, das dem Luftikus wie zufällig in den Schoß fällt. Sehe ihn direkt vor mir, wie er so auf seiner Bank sitzt, im gediegenen Morgenrock seines Vorgängers, eine Pfeife schmaucht und den Lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Einmal den Spießer in sich ausprobiert, um dann neugierig zu neuen Ufern aufzubrechen. Unversehens fühlt man sich in die Zeit um 1826 versetzt, als die spätromantische Novelle erschienen ist.

Wächter aus Sandstein an der Abtei in Herrenstein, Neuwiller-les-Saverne
Wächter aus Sandstein an der Abtei in Herrenstein, Neuwiller-les-Saverne

Immer wieder erstaunlich ist auch, was sich mit dem Fahrrad, abseits der ausgetretenen Pfade entdecken lässt. Nie im Leben hätten wir doch gedachtt, dass in Herrenstein eine mächtige romanisch-gotische Abtei den Ortskern dominiert. Der Grundstein dazu wurde im 8. Jh. gelegt. Die Einheit von romanischer Doppelkapelle, dem ältesten Teil der Abtei, gotischer Basilika und weitläufigem Vorplatz strahlt eine wunderbar kontemplative Ruhe aus. Stellt euer Rad beiseite, genießt den Augenblick. In der Kirche gibt es auch kostbare Wandteppiche aus der Zeit um 1500 zu bestaunen. Immerhin trägt die Anlage den Titel monument historique. Wie wäre es jetzt mit einem Picknick mit frischem Baguette? Auf dem Weg nach Bouxwiller könnt ihr auf der Ferme Herrenstein den Käse dazu kaufen.

Super leckerer Blaubeerkuchen: Au charme du passé, Bouxwiller
Super leckerer Blaubeerkuchen: Au charme du passé, Bouxwiller

Unser Piece of the day war allerdings das Au charme du passé in Bouxwiller. Ein liebevoll dekorierter Salon de thé, ausgestattet mit einer Fülle von Antiquitäten samt Kuriosa, in einem Seitengässchen der Grand Rue. Hier bekommt ihr den wohl besten Blaubeerkuchen des Grand Est. Mit einer wunderbar luftigen Baiserhaube. Selbst gebacken vom Hausherrn, der von Berufs wegen ein vielbeschäftigter Schreinermeister ist. Das Cafe dagegen ist die Domaine seiner Frau, die ihre Gäste mit Charme und Warmherzigkeit empfängt. Ihre Zitronencremetorte, den Pflaumenkuchen und den Erdbeerkuchen mit Nuss hätten wir gerne noch gekostet, aber ein Stück und ihr seid pumperlsatt. Jeder Tisch erzählt von Madames Leidenschaft für Nostalgisches, das man hier natürlich auch erstehen kann. Vom Steiff-Dackel bis zu elsässischen Trachten im Puppenformat – hier wird man fündig. Im Sommer sitzt man in einer hübschen Gasse, umgeben von typischen Fachwerkhäuschen. Natürlich an Tischen mit blütenweißer Spitzentischdecke.

Au_charme_du_passé_Bouxwiller_Alsace_Elsass_grand_est_cafe_du_charme_antiquites_tarte_aux_myrtilles_hanauer_land_julclub_radtour
La Tarte!

Wunderschön dekoriert…

Weiter ging´s also mit kugelrunden Bäuchen. Vorbei an Obstwiesen, kleinen Weilern, leuchtenden Gärten mit Astern, Dahlien und, klar, strahlend gelben Sonnenblumen.

Obersoultzbach

 

Und da ist er wieder, der Taugenichts, wie er fiedelnd seines Weges zieht. Sicher hätte er bei der kleinen Kirmes in Obersoultzbach aufgespielt. Ich seh ihn vor mir: Mit spindeldürren, langen Beinen, wehenden Haaren und fliegenden Rockschößen. Ein Sinnbild des Sommers, der Lebensfreude, Leichtigkeit in jeder Pore. Und einer guten Portion Gelassenheit. Und wer möchte schon das Arbeiten erfunden haben?  Immer der Nase lang. Auch wenn ihn zuweilen das Heimweh drückt. Er wagt und gewinnt. Bis er schließlich seine Liebste findet, die zwar keine Gräfin ist, dafür aber geduldig auf ihren Angebeteten gewartet hat, während er im fernen Italien Erfahrungen sammelte. „Sie lächelte still und sah mich recht vergnügt und freundlich an“, schreibt von Eichendorff am Ende seiner Erzählung, die, auch wenn, oder gerade weil sie manchmal so abstrus mit Zufällen spielt, unser Herz erwärmt. „…und von fern schallte immerfort die Musik herüber, und Leuchtkugeln flogen vom Schloß durch die stille Nacht über die Gärten, und die Donau rauschte dazwischen herauf – und es war alles, alles gut!“

Blumenpracht im Pays de Hanau

Sind die Fahrräder verstaut, könnte ich mir vorstellen im Le Herrenstein einzukehren, oder sogar zu übernachten. Aber davon vielleicht ein andermal.

Obiges Zitat aus dem Taugenichts stammt aus dem entsprechenden Reclam-Bändchen. Eine unterhaltsame, schnoddrige Zusammenfassung als Video mit Playmobilmännchen und -frauchen findet ihr auf YouTube. Selbstverständlich solltet ihr danach schleunigst eine Hängematte aufsuchen und das ganze Büchlein genießen. Eine spätsommerliche Portion Gelassenheit wünscht euch

Stina