Zum Essen fast zu schade: Die Köstlichkeiten der Douceurs des Rohan

Monsieur Fabien de Almeida Chocolatier Douceurs des Rohan Lutzelbourg

Vielleicht habt ihr ja schon einmal eine Schiffstour durch die Schleusen des Rhein-Marne-Kanals gemacht. Oder ihr seid durch die Burgruine Lutzelbourg gestreift, habt den Blick auf die blauen Berge der Nordvogesen genossen, oder sogar der freundlichen Dame am ortseigenen Kiosk eine Crêpe Suzette, einen Café au Lait abgekauft. Gut möglich, dass ihr dann mit euren Spezereien an einem der Picknickplätze Platz genommen, den kleinen Schiffen zugeschaut habt, wie sie durch das Füllen des Schleusenbeckens sachte auf Niveau gehoben werden.

Zarte Versuchung: Guimauves Maison

Bis weit in den Herbst hinein könnt ihr das quirlige Treiben in dem kleinen Nordvogesen-Städtchen am besten von dort aus betrachten. Möchtet ihr etwas essen, so solltet ihr euch an die kleinen Restaurants, Bistros, oder eben jenen Kiosk halten. Psst, ich habe nichts gesagt.

Also, die Bootstour steht noch aus. Alles andere aber ist für meine schwedophilen FreundInnen längst Ritual geworden. Ende August, Anfang September feiern wir nämlich das schwedische Kräftskiva in den Nordvogesen. Tragen Papierhütchen und Lätzchen mit roten Flusskrebsen und Dill drauf. Der Wintergarten ist festlich mit Krebsgirlanden und Lampions geschmückt. Wir singen alte schwedische Volksweisen und klönen. Eine schöne Abwechslung, bevor der Herbst beginnt. Der hat an diesem Samstag nämlich schon mit ziemlich kalten Winden geprahlt, erste bunte Blätter durch die Luft gewirbelt, sodass man die warmen Jacken gut gebrauchen konnte. Der richtige Zeitpunkt also für

Obwohl wir jetzt schon so lange in den Vogesen wohnen, waren mir die bislang entgangen. Erst das Stöbern im Internet hat mich drauf gebracht. Ehrlich, habe mich wie ein Kind im Schokoparadies gefühlt. Womit wieder einmal erwiesen wäre, dass Schokolade in erster Linie glücklich macht. Und verjüngt. Ja genau, man spricht ja auch von Babyspeck. Den habe ich mir noch im fortgeschrittenen Alter bewahrt! Und das wird wohl auch nicht anders werden, solange diese kleine Süßigkeiten-Manufaktur die köstlichsten Köstlichkeiten herstellt. Rohan bezieht sich übrigens nicht auf das Königreich in Mittelerde (obwohl in Lutzelbourg auch Zwerge hergestellt werden), sondern auf ein einflussreiches, französisches Adelsgeschlecht. Ich berichte euch hier also von wahrhaft edlen Gaumenfreuden.

Douceurs des Rohan Schoko Bär Confiserie Chocolaterie Lutzelbourg Vogesen

In einer kleinen Villa, die Einfahrt ein wenig versteckt, befindet sich eine Chocolaterie/Confiserie der Extraklasse. Spitztürmchen und elsässisch Rotweißkariertes inklusive. Ein Märchenschlösschen also. Hier findet ihr alles, was das Schleckermäulchenherz begehrt. Und was uns in dieser Jahreszeit so Schokoladiges in den Sinn kommt. Kommen sollte. Das Douceurs des Rohan also: Neben hochfeiner Grand-Cru-Schokolade könnt ihr Nougat, überzogene Mandeln, Geleewürfel, erlesenste Pralinen, sogar Brotaufstriche und Konfitüren erstehen. Alles handgemacht in der kleinen Manufaktur, in die ihr vom Verkaufsraum aus einen Blick werfen könnt. Dort rühren fachkundige Damen und Herren mit adretten weißen Häubchen auf dem Kopf in großen Töpfen, gießen sahnig Schimmerndes in jene Formen, aus denen später, oh Wunder, Eichhörnchen, Einhörner, Störche, Bärchen, Frankensteins Monster, Gnome, Hexen, Autos, in der Erdumlaufbahn schwebende Astronauten, ziselierte Wichtel und trendige Handtaschen mit rosa Schleife entstehen. Alles aus feinster Schokolade versteht sich.

Douceurs des Rohan, 11, Rue À J Konzett, 57820 Lutzelbourg, FRANCE

Für gleichbleibende Qualität, meisterhaftes Können und Einfallsreichtum bei Geschmack- und Formvollendung stehen Fabien et Laurence de Almeida sowie ihr Sohn Florian, les maîtres confiseurs. Bereits seit zwölf Jahren führen sie die kleine Manufaktur. Und das äußerst erfolgreich. Gerade jetzt, Anfang September, erföffneten sie in Sarrebourg ein zweites Geschäft. Unter den Fliegenpilzen findet ihr den Link zu der prima Webseite der beiden Läden samt Angebot. Dort erfahrt ihr auch, wie alles begann, welches Konzept hinter dem Ganzen steht.

Das vachement freundliche Team der Douceurs des Rohan erklärt euch alles, schickt euch auf Entdeckungsreise in süße, unerforschte Gefilde. Gleich vor Ort gibt es immer etwas zum Probenaschen. Bei einem Spaziergang entlang des Kanals, vielleicht sogar einem Anstieg zur Burg könnt ihr die Pfunde dann wieder purzeln lassen. Auch ein Ausflug zum Rocher de Dabo, einem weithin sichtbaren Felsen samt Kapelle, dazu mit grandioser Aussicht, würde sich als figurfreundlich erweisen. Oder ihr nehmt einfach wieder am Ufer des Kanals Platz und seht den FreizeitkapitänInnen beim mehr oder weniger erfolgreichen Navigieren zu. Während ihr überlegt, ob ihr ein weiteres Stück von der köstlichen Schokolade aus Venezuela abknabbern solltet…

Grand Cru bedeutet bei Schokolade übrigens, dass die verwendeten Kakaobohnen alle aus einem bestimmten geografischen Gebiet stammen.

Aber nochmal zurück zur Schokolade: Klar, an den witzigen Gnomen und glänzenden Fliegenpilzen kommt keiner vorbei. Besonders die Wichtel sind so schön, dass wir uns gar nicht trauen sie zu verputzen (Was aber dennoch irgendwann geschehen wird). Die Fotos von den kleinen Gesellen stammen übrigens von Doerthe, Sabine und Gisela, die so lieb waren, mir ihre Errungenschaften fototechnisch zukommen zu lassen. Bei allem Sagenhaften solltet ihr aber auch unbedingt die Guimauves kosten. Zarte Marshmellows in Frucht- und Blumennuancen. Obwohl der Begriff Marshmellows diese luftigen Kreationen nicht ganz trifft. Denn die pastellfarbenen Würfel, die aus Eibischwurzelsaft hergestellt werden, zergehen auf der Zunge und sind – vips! – verschwunden. Wie das mit süßen Träumen eben so ist.

Na, hab ich euch Lust gemacht, euer Wochenende, euren Vogesenurlaub mit einem Besuch der Douceurs des Rohan zu krönen? Hoffentlich doch!

Übrigens: Douceurs des Rohan ist MOSL-zertifiziert. Unter diesem Gütesiegel sind Handwerksbetriebe, Restaurants uvm. gelistet, die im Département Moselle lokale Produkte auf genuine Art herstellen. Ich glaube, so kann man´s sagen.

Fahrt mal hin!

Stina Julclub Leben bei den Wichteln

Einfach wunderbar: Circuit Scharrach, Rundwanderweg um und über den Scharrachberg bei Scharrachberg-Irmstett im Elsass

Scharrachbergheim-Irmstett_Elsass_Alsace_Wanderung_Sentier_Circuit_Rundwanderweg_Wandern

Lange habe ich nach ihr gesucht, der ultimativen Elsass-Wanderung. Mit wunderschönen Ausblicken auf die blauen Bergkämme von Vogesen und Schwarzwald, hypergrünen Weinbergen, bunten Wiesenblumen und reizenden Fachwerkdörfchen. Et voilà, ich habe sie gefunden, bewandert und für super genial befunden! Als leicht bis mittel würde ich den abwechslungsreichen Rundwanderweg einstufen, also durchaus zu bewältigen, selbst wenn ihr keine Wandercracks seid. Allerdings: Zwei etwas anstrengende, jedoch nicht zu lange Anstiege sowie ein Abstieg, bei dem ihr die Füße etwas höher als gewöhnlich heben müsst, sind zu bewältigen. Festes Schuhwerk setze ich mal voraus. Obwohl ich schon Leute mit Flip-Flops auf Wanderwegen hab langeiern sehn. (Leute, ich denke, das ist mehr was für den Strand.)

Für den Circuit Scharrach solltet ihr euch einen sonnigen Tag aussuchen, da die Ausblicke sonst vielleicht nebelverhangen sind, und das wäre schade. Denn sie sind grandios!

Stefan und Nuri among the coquelicots

Also, nach der langen Regenperiode in diesem Jahr, lockte der 22. Juni zumindest im Nordelsass mit stellenweise ziemlich blauem Himmel. Nur ab und zu zuckelten ein paar weiße Schafswölkchen übers Azur. Merkwürdigerweise sind viel mehr Wolken auf meinen Fotos, als ich wahrgenommen habe. Im Nachhinein werte ich das mal als gutes Zeichen. Für mich war alles sonnig, sonnig, sonnig. Wir fuhren also nach Scharrachbergheim, einem schnuckeligen Fachwerkdörfchen, und begaben uns zum Ancienne Gare, der Bushaltestelle gegenüber dem Restaurant Le Musculus (das Mäuschen), Ausgangspunkt für die Tour mit dem gelben Balken auf der Schautafel. Euer Wandersymbol ist der gelbe Kreis.

Scharrachbergheim-Irmstett_Elsass_Alsace_Wanderung_Sentier_Circuit_Rundwanderweg_Wandern

Wir und Wanderweg-Symbole

Ein besonders spannungsreiches Verhältnis haben wir zu Wanderwegsymbolen. Entweder wir starten in die falsche Richtung, oder Waldarbeiter haben den Baum mit dem kleinen Hinweisschildchen unlängst gefällt, oder wir verlieren die Kreuze, Kreise, Rauten usw. nach einer Weile ganz aus den Augen. Liebe Wanderfreund:Innen, schätze mal, wir sind nicht allein mit dem Problem. Tatsächlich ist auch bezüglich dieses Wanderweges der ein oder andere kleine Sherlock gefragt. Da ihr aber auf diesem Trail irgendwie und im wahrsten Sinne des Wortes auch immer den Überblick behaltet, werdet ihr nicht hungernd, durstig und frierend ins Ziel einhumpeln, sondern euch als strahlende Wanderchampions im Dorfkrug ein (alkoholfreies) Bier hinter die Binde kippen.

So, jetzt ist also Adventure angesagt. Denn wir sind den formidablen Weg ANDERSHERUM gegangen. Haben Schusters Rappen sozusagen von hinten aufgezäumt. Behauptet zumindest mein Mann. Da es ja ein Rundweg ist, muss euch das nicht beunruhigen. Zudem fanden wir in dieser Laufrichtung die Ausblicke schöner. Wer weiß schon, was in seinem Rücken liegt bzw. dreht sich dauernd um? Außerdem liegen die Steigungen so am Anfang, wenn wir noch fit und wohlriechend sind.

Der Weg

Euer Wandersymbol ist also – nochmal – der gelbe Kreis. Ihr steht an eurem Startpunkt, einer großen Schau-Tafel mit der Aufschrift La Porte des Sentiers. Wendet euch nach rechts und geht ein kleines Stück. Ihr gelangt direkt zum Ortsausgang, überquert einen kleinen Fluss. Das müsste die Mossig sein. Dann geht’s rechts ab auf einen Feldweg. Geradeaus, bis ihr nochmals in den Ort (Scharrachbergheim-Irmstett) hineinkommt. Es geht rechts ab, ganz kurz links, dann nochmal nach rechts über eine kleine Brücke. Jetzt überquert ihr die Hauptstraße. Der Weg führt bergauf durch Weinberge. Oben folgt ihr dem Weg mit dem gelben Kringel nach rechts. Hier erwartet euch schon ein erster schöner Ausblick.

Jetzt heißt es aufgepasst. Ihr befindet euch immer noch in Scharrachbergheim-Irmstett. Seid also nur einen Bogen gelaufen. Nachdem ihr die ersten Häuser passiert habt, geht ihr nach rechts Richtung Dorfmitte. Wir hätten uns an dieser Abbiegung unseren gelben Kreis gewünscht; er taucht aber alsbald wieder auf. Ihr lauft also jetzt auf einer Dorfstraße auf die evangelische Kirche, die église protestante zu, die rechterhand liegt. Ihr seht sie überdies schon von weitem.

Geht immer geradeaus. Der Weg führt jetzt in die Weinberge auf der Rue des Vignes. Ein etwas steiler Anstieg, an dessen Anfang liebevoll kleine Gärten angelegt wurden. Linkerhand liegt sogar ein Weingut. Hier könnt ihr schon einen ersten Blick auf das Straßburger Münster werfen, das in der Ferne emporragt.

Auf dem Kamm findet ihr ein Schild mit dem gelben Kreis: Aller – Retour. Bin ich jetzt auf dem Hin- oder schon wieder auf dem Heimweg? Die Verwirrung steigt. Jedoch: Ihr wendet euch nach rechts. Dem Entschlussfreudigen gehört die Welt!

Die französische Gemeinde Scharrachbergheim-Irmstett ist Mitglied der Communauté de Communes Mossig et Vignobles und hat 1280 Einwohner. Sie liegt in der Region Bas-Rhin, westlich von Strasbourg, im Kanton Molsheim, gehört zur Großregion Alsace/Grand Est. Bemerkenswert sind die protestantische Kirche im neugothischen Stil und das hübsche Château de Scharrachbergheim. Scharrachbergheim und Irmstett waren ursprünglich zwei Gemeinden, die zusammengelegt wurden. Daher der Doppelname. Und um Verwirrung zu stiften.

Plötzlich steht ihr in einer Säulenhalle aus Bäumen, die wirklich etwas Sakrales hat. Atmet tief durch und nehmt die Stille in euch auf. In der Baumhalle wendet ihr euch nach rechts, folgt einem kleinen Pfad durch einen kleinen Urwald. Folgt dem Pfad nach links. Ihr kommt zum Scharrachberg, 316 Meter hoch, und habt dort einen schönen Ausblick auf Vogesen und Schwarzwald, umrahmt von duftenden Wiesenblumen. Das gesamte Gebiet gehört zu einer den Vogesen vorgelagerten Hügelkette mit reicher Fauna und Flora.

Vom Scharrachberg aus führt der Pfad nach links. Folgt diesem. Linkerhand findet ihr eine Wiese, die sich für ein Picknick anbietet. Jetzt geht es geradeaus. Ihr lauft wieder auf Weinberge zu. An der nächsten Wegbiegung geht ihr nach rechts bergab. Linkerhand befindet sich, zur Orientierung, ein Spielplatz. Ihr lauft jetzt auf ein Dorf zu, das linkerhand liegt. Es müsste Dahlenheim sein.

Ihr aber geht am Fuße des kleinen Abhangs nicht nach links ins Dorf, sondern geht nach rechts. Ein leichter Anstieg führt euch zum Engelberg, einem renommierten Anbau-Gebiet für Riesling Grand Cru, von wo ihr ebenfalls eine schöne Aussicht habt. Kinder ab sechs Jahre dürfen auf der Seilschlange schaukeln. Natürlich war mein Mann nicht zu halten. Hier gibt es auch Picknickbänke und – tische. Nachdem ihr euch (vielleicht) gestärkt habt, folgt ihr dem Pfad, auf dem ihr gekommen seid, weiter. Linkerhand wandert ihr wieder an den Weinreben des Engelberg vorbei.

Folgt dem gelben Kringel kurz nach rechts. Dann geht es wieder nach links.

Wandert geradeaus. Vorbei an Weinbergen, durch ein Naturschutzgebiet mit wunderschönen, wiesenblumenbewachsenen Böschungen, wirklich grandiosen Ausblicken.

Passt auf, jetzt geht es nämlich nach links einen betonierten Weg zwischen Reben hindurch nach unten. Der gelbe Kringel ist an einem Baum rechts vor euch angebracht, wird aber leider von einem Ast verdeckt, ist also leicht zu übersehen. Auf der anderen Seite des Baumes findet sich auch ein ausgebleichtes Wandersymbol-Schild. Man kann aber nichts mehr drauf erkennen. Und nochmal Achtung: Der Weg ist gerillt, hebt also die Füße an, damit ihr nicht stolpert! Am Fuße des Weges wendet ihr euch nach rechts. Leider haben wir den gelben Kreis nicht mehr gesehen, nur noch rote Symbole. Aber: Nur ein paar Meter weiter wandert ihr entlang einer Stadtmauer, die linkerhand liegt. Ihr seid jetzt wieder/immer noch in Scharrachbergheim. Die erste Gasse nehmt ihr nach links. Ihr erreicht wieder die Hauptstraße. Wendet euch nach links, geht geradeaus, und ihr seid wieder am Ausgangspunkt, gegenüber dem Restaurant mit dem Mäuschen im Emblem.

Die reine Wanderstrecke beträgt ca. 9 km. Dafür braucht ihr im Normalfall 2-2,5 Stunden. Mit Picknicks, Verweilen sowie Bestaunen der herrlichen Ausblicke wird´s natürlich entsprechend länger.

Essen könnt ihr traditionell elsässisch in Scharrachbergheim z.B. im traditionsreichen Le Musculus oder in Kirchheim im Arbre Vert. Hier könnt ihr in den wärmeren Jahreszeiten buchstäblich sogar unter drei grünen Bäumen euer Essen genießen. In Traenheim gibt´s das Restaurant Zum Loejelgucker, das ich sehr empfehlen kann, ebenfalls mit Außenterrasse. Meinen Artikel dazu hab ich euch unten verlinkt.

Der abwechslungsreiche Rundweg hält als kleine Überraschung für Kinder ein Naturquiz auf Tafeln bereit, Größere können etwas über die Weinherstellung auf den Sentiers de Bacchus lernen, die teilweise auf demselben Weg verlaufen.

Wandert`s mal nach!

Stina Julclub Leben bei den Wichteln

La Houba – Der Cocktail, der aus den Vogesen kam

La Hoube Cocktail La Houba

Ich geb es zu: Ich bin eine alte Cocktail-Schlürferin. Zu hohen Fest- und Feiertagen genehmige ich mir ein Mixgetränk. Mit oder ohne Alkohol – Hauptsache, es schmeckt. Mag sein, dass der Wohnzimmerschrank meiner Eltern mich entsprechend faszinierte, in dem es tatsächlich eine Minibar gab. Als Kind fand ich natürlich eher die kleinen Gabeln in der dazugehörigen Schublade interessant, mit denen sich z.B. Cocktailkirschen vortrefflich aufspießen ließen, und mit deren Hilfe man immer wieder sein Glas fand. An ihrem Ende befand sich eine schwarze Katze, ein Kleeblatt oder ein Herz. Im Einsatz habe ich sie allerdings kaum gesehen. Allenfalls wurde der Eiskühler für Martini Bianco oder Rosso gebraucht. Ein Spiegel an der Rückwand sowie eine kleine Lampe, die man an einer Schnur an- und ausknipsen konnte, machten aus dem kleinen Gefach einen geheimnisvollen Ort. Ich weiß noch, dass ich mir gerne die bunten, verschnörkelten Etiketten auf den Flaschen ansah. Gleich nebenan wurden die alten Rommé-Karten mit den garstigen Jokern aufbewahrt, mit denen wir ebenfalls zu hohen Festtagen bis tief in die Nacht spielten, wahlweise Knabbergebäck oder Weihnachtsplätzchen naschten. Später wurde der dunkle Mahagonischrank (seiner Zeit der letzte Schrei) durch eine helle Schrankwand im Wohnzimmer ergänzt. Auch hier gab es Schubladen, mit dunkelgrünem Filz ausgelegt, damit sowohl Untersetzer als auch Korkenzieher nicht das Furnier verkratzten. Natürlich auch eine Leuchte, die sich wundersam in den Gläsern spiegelte. Kam Besuch, wurde die Schranktür nach unten geklappt und ein Likörchen ausgeschenkt.

La Hoube Cocktail

Mag auch sein, dass ich noch immer inspiriert werde, wenn ich die eleganten Hausbars in Filmen aus den Fünfzigern oder Sechzigern sehe. Drei Männer im Schnee, die Zürcher Verlobung, Dashiell Hammetts Der dünne Mann. Die Herren im Anzug, die Damen im Petticoat oder eleganten Kostüm. Gut, auch eine Steghose mit Norwegerpullover wäre nicht schlecht. Doch, meinem Traum von einer gelungenen – ich sage wirklich GELUNGENEN – Silvester-Party kommen diese Szenarien tatsächlich nahe. Bin da etwas altmodisch. Und das Frauenbild dieser Zeit, – na, da möchte man ja gar nicht drüber reden. Schauderhaft. Da musste meine Generation noch ganz schön was ausbaden.

Und noch eins: Schluckspechte, die alles in sich kippen, finde ich einfach nur eklig. Aber: Einen Cocktail ab und an, mit einer grünen Olive, halte ich für edel und festlich. Gerade, dass es nicht zur Gewohnheit wird, macht es so fein. Habe mir sogar ein kleines Mix-Set geleistet, inklusive Rezepten. Mein Lieblings-Cocktail in diesem Büchlein ist ein alkoholfreier mit hellem Traubensaft. Doch hier komm zunächst einer, der es in sich hat, vielleicht weil er aus den tiefen Vogesenwäldern stammt. Sehe Kaminfeuer vor mir, man klopft sich den Schnee von den Schultern, wirft die Mützen hinter sich  – und da ist es schon: Das Tablett mit La Houba – der feurigen Schönheit aus den Bergen. Kreiert von meinem Mann. Benannt nach einem kleinen, mystischen Bergdorf mit Blick auf den Felsen von Dabo. Nicht geschüttelt, nicht gerührt.

Also: Einfach nacheinander in ein Glas tun, Zitrone an den Rand, Pfefferminzblatt schwimmen lassen und genießen. Und grämt euch nicht, dass die Bestandteile nicht aus den Vogesen stammen. Hauptsache, sie passen hierher! Wer nicht soviel Wodka möchte, tut einfach die Hälfte rein. Es geht ja in erster Linie um den Geschmack, oder?

Stina Advent

Der Kuhberg ruft

Wanderung Kühberg Vogesen

Im warsten Sinne des Wortes sagenhaft: Das sind die Vogesen. An einem milden, sonnigen Weihnachtstag ein wunderbares Naturerlebnis. Die kleine Wanderung, vorbei an imposanten Felsformationen aus rosa Sandstein, den Grès roses des Vosges, hin zu einem mystischen Aussichtspunkt lässt uns innehalten im oftmals rauen Lauf der Gezeiten. Wenn ihr schwindelfrei seid, nehmt eine Flasche Crémant mit, Käse samt Baguette, und genießt den Augenblick. Auch Wandermuffel kommen hier auf ihre Kosten.

Kuhberg vosges vogesen
Ohne Moos nix los!

Also dann: Wanderung zum Aussichtspunkt Kuhbergkopf / Rocher du Kuhberg

Ca. 5 km Rundweg, La Hoube – Kuhbergkopf – La Hoube, ca. 1,5-2 Stunden. Leichte Steigung am Anfang, leichter Abstieg in der Mitte. Schwierigkeitsgrad: Mittel.

Ihr startet hinter dem Ortsausgang La Hoube, Richtung Hellert (D 98 D), an den Recycling-Containern. Dahinter, rechter Hand den schmalen Weg aufwärts und in den Wald hineingehen. Der Wanderweg ist mit einem roten Dreieck markiert (s.o.). Er verläuft Richtung Kempel m f / maison forestière, aber so weit gehen wir nicht. Nach etwa 10 Minuten erreicht ihr linker Hand eine imposante Felsgruppe. Ein Stückchen weiter seht ihr ein erstes Hinweisschild „Point de vue“. Macht einen kleinen Abstecher, kommt wieder zurück auf den Weg (Die Alternative wäre ein Satz Flügel!).

Geht etwa 10 Minuten bis zum nächsten Point-de-vue-Schild: Ein kleiner Abstecher nach links, und ihr steht auf dem Kühberg- oder Kuhbergkopf, einem Aussichtsplateau 595 m über dem Meeresspiegel. Zum gepflegten Sitzen unweit des Abgrunds gibt es eine Holzbank. Die Aussicht ist unglaublich: Vor euch liegen die Kämme der Nordvogesen. Links seht ihr den Felsen von Dabo, rechts schaut ihr ins Pays de Sarrebourg. Wald, Wald, Wald, dazwischen leuchtende kleine Weiler. Interessant sind die zahlreichen, in den Fels gegrabenen Becken, in denen sich das Regenwasser sammelt. Ob naturgegeben oder menschengemacht, darüber streiten sich die Gelehrten. Da die geheimnisvollen Vogesen sagen- und mythenumsponnen sind, gibt man gerne der These von einer kultischen Verwendung den Vorzug. In grauer Vorzeit sollen hier sogar drei steinerne, gehörnte Köpfe gewacht haben. Opferstätte? Hexentanzplatz? Heute ist jedenfalls nur noch ein Kreuz zu sehen, das von emsigen Christen in den Stein geritzt wurde.

Dabo Kuhberg

Atmet ein, atmet aus! Nehmt den Geist des Berges in euch auf! Begebt euch wieder auf den Wanderweg mit dem roten Dreieck. Folgt ihm weiter geradeaus. Jetzt kommt ein kleiner Abstieg, den man mit gutem Schuhwerk (und vielleicht einem Wanderstab) sicher bewältigen kann, auch wenn man ungeübt ist. Am Fuß kreuzt ein weiterer Wanderweg. Links geht´s zum Forsthaus Kempel. Ihr aber wendet euch nach links, und geht dann nochmal links um die Kurve. Ihr befindet euch parallel zur Straße nach La Hoube, die ihr jetzt seht und hört. Folgt dem Weg weiter nach La Hoube. An den altbekannten Containern ist die Wanderung zu Ende. Es sei denn, ihr habt jetzt richtig Hunger bekommen, Dann folgt der Rue Belle Vue etwa 1,5 km geradeaus und biegt an der T-Kreuzung links ab. Ihr steht vor dem gutbürgerlichen Restaurant Le Zollstock. Biegt ihr an der Kirche rechts ab und geht geradeaus, findet ihr das Hôtel Restaurant des Vosges, wo ihr ebenfalls landestypisch essen sowie eure müden Glieder ausstrecken könnt. Und wenn ihr unterwegs das Glasmännlein seht, dann grüßt es von mir!

Zweisamer Wanderer

Viel Spaß beim Wandern wünscht euch

Es weihnachtet sehr! Weihnachtsmärkte im Elsass und den Vogesen

Weihnachtsmarkt_Elsass_Vogesen

Tipps für eine unvergessliche Weihnachtszeit im Elsass und den Vogesen findet ihr in folgenden Artikeln auf meinem Blog:

… ein leckeres Rezept für einen Bûche de Noël hier.

Da hat doch schon jemand an der Schoko-Borke geknabbert…

Wer ausgefallene Ausstechformen sucht, wird bei dem schwedischen Familienunternehmen Formina fündig. Das Angebot lässt wirklich keine Wünsche offen! Außer vielleicht die nach den süßen Mumins der Finnland-Schwedin Tove Jansson:

Erhältlich über z.B. Little Finland zu einem weitaus günstigeren Preis als bei den einschlägigen Versendern

Viel weihnachtliche Freude wünscht euch

Stina

Auf verwunschenen Pfaden – Vallée des éclusiers. Von Arzviller nach Henridorff

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´Est_Lutzelbourg_Phalsbourg_Hofmuhl

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´EstImmer der gelben Sonne auf weißem Grund nach. Es ist der 21. Juni, der Mittsommertag. Nach einer langen Mittsommernacht, machen wir einen entspannten Spaziergang entlang eines Seitenarms des Rhein-Marne-Kanals. Vorbei an pittoresken Schleusenhäuschen, die gerade wieder in Stand gesetzt werden, um einem Relikt der Binnenschifffahrt aus dem 19. Jahrhundert Ehre zu erweisen. Denn es war Schwerstarbeit, den nördlichen Vogesen eine Fahrrinne abzuringen um lebenswichtige Güter transportieren zu können. In mächtige Sandsteinblöcke musste sie gegraben, mit einer kilometerlangen Mauer auf der anderen Seite gestützt werden. Fast 45 Meter Höhenunterschied wurden so mit Mannes- und Pferdekraft überwunden. Das war 1853.

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Eiserne Zeugen

2019: Geparkt haben wir hundert Meter hinter dem Ortsausgang von Hofmuhl, einem kleinen Vogesenmeiler, kurz nachdem der Seitenkanal in die Zorn mündet. Wir folgen der 3,2 km langen Schleusentreppe von Arzviller nach Henridorff mit 17 Schleusen. Insgesamt ist der Weg allerdings 8,2 km lang. Die Schleusenwärter mussten damals 7 Tage pro Woche, 11 Stunden pro Tag zur Stelle sein. 1969 wurde der Kanal stillgelegt, das Wasser abgelassen. Der Plan Incliné de Saint-Louis Arzviller übernahm. Seitdem ist das Schleusental „ein bukolischer Ort, wo sich Spaziergänger, Fahrradtouristen, Angler, Kletterer, Natur- und Heimatliebhabern“, wie das Fremdenverkehrsamt des Département Moselle schwärmt. Vom Plan Incliné aus fährt sogar ein kleiner Touristen-Zug durch das verwunschene Grün.

Schwül ist es. Regenwaldfeeling. Wir erwarten die große Hitze der nächsten Tage. Irgendein Gewächs duftet betörend stark. Vögel zwitschern. Von Efeu umrankte Bäume weisen in den unergründlichen Feenwald links des Wegs. Riesige Frösche plantschen dort, wo sich im ehemaligen Kanal seichtes Wasser gesammelt hat, sorgen lautstark für Nachwuchs. Teppiche aus Wasserlinsen leuchten in der Sonne. Anderswo stehen Rohrkolben dicht an dicht. Ein Paradies für Unken, Molche, Wasservögel.Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleuse_ecluse_Wanderweg_Grand l´Est_gres_ros_vosges_club_vosgien

Auf der anderen Seite des Kanals, hoch oben, rauscht ein langer Güterzug vorbei. Danach wieder Stille. Ein idyllisches Tal umschlossen von hohen Felsformationen, den grès rose des vosges, dem typischen rosa Sandstein der Region. Rostige Eisenkonstruktionen streben wie Gräten eines riesigen Urzeitfischs ins Nichts, erinnern an eine Zeit, in der es hier geschäftig, zuweilen laut zuging, transportiert, getreidelt wurde. Jetzt wachsen magere Bäume aus den kargen Felsblöcken, in welche die Schleusentore eingelassen wurden. Die bunten Schleusenwärter-Häuschen entlang der Strecke träumen im Dornröschenschlaf. Rosenumrankt, Wiesenblumen in den kleinen Gärten. Romantik pur. Verwunschen. Ein Kleinod, wie eine Spaziergängerin aus Karlsruhe, meint. Zufällig haben sie es entdeckt und sind ganz verzaubert.

Wir treffen Wanderer, ab und an auch ganze Familien mit Kinderwagen und Picknickkorb. Man schlendert. Spricht verhalten. Bleibt stehen um die pittoresken Schleusenhäuschen zu bewundern, die nach und nach renoviert werden. Die meisten Fenster sind schon neu. Der Bürgermeister von Arzviller könnte uns sicher mehr berichten. Als passionierter Geschichtenerzähler führt er sogar selbst durch das Tal.Marne Rhin kanal Zorn eclus

Wer während des Spaziergangs Hunger bekommen hat, kann diesen im Restaurant-Brasserie des Eclusiers in Henridorff stillen. Direkt daneben befindet sich auch ein sehr schöner Campingplatz, wo man auch in hübschen Holzhäuschen wohnen kann.

Hier noch ein paar wunderschöne, nostalgische Aufnahmen von einem, dessen Eltern Mitte des 20. Jahrhunderts einen Saarkahn auf dem Rhein-Marne-Kanal steuerten. Dazu schreibt er:

Bild Nummer 4: Die Brüder Werotzius (Werft in Hanweiler) und der
Saarschiffer Lohnsdorfer bei einer Treidelvorführung

Bild nummer 2: Das oben war der Alte Kohlehafen....heute der Bürgerpark

Vielen Dank, Michael Pitsch, dass ich die Bilder verwenden durfte. Echte Raritäten.

Saarkahn auf der Saar
Als die Kähne noch fuhren…

Auf einen wunderbaren Sommer

Eure Stina

Esprits d´Alsace – Imbsheim, Bouxwiller, Uberach und der geheimnisvolle Bastberg

distillerie hepp uberach alsace elsass

Spirituelles hat die Schnapsbrennerei – ach, wie viel feiner klingt es doch auf Französisch: Die DistillerieHepp im Sinn. Das traditionsreiche Familienunternehmen unter Leitung von Yannick Hepp wollte nicht nur drei, vier Monate im Jahr Kirschen, Mirabellen und Birnen zu Likören und Eaux de Vie brennen, sondern sich ganzjährig einbringen. Also versuchte man sich 2005 in der Whisky-Produktion. So erfolgreich, dass von gerademal 3 Versuchsfässern auf mittlerweile 600 Fässer pro Jahr aufgestockt werden musste. Destilliert wird in Kupferdampfkesseln, gelagert in Sherry- und Eichenfässsern. „Warum aber“, so frage ich Madame Hepp, „stehen in den gut sortierten Regalen nicht wenigstens 12 Jahre alte Malts?“ „Unsere Whiskies sind so nachgefragt“, erklärt sie, „dass wir einfach nichts auf Lager halten können.“ Ein Hit also, das elsässische Pendant zu irischem, schottischen Single Malt. Und Humor hat der artisan distillateur dazu: Auf einem rustikalen Fass, umgeben von Gläsern steht eine Flasche Johnny Hepp. Irgendwie aus dem Leben gegriffen. Nomen est omen. Das Malz liefert übrigens die bekannte Brauerei Meteor in Hochfelden.

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Die Hepp´schen Schätze

Wir probieren. Wie herrlich! Es ist Samstagnachmittag. Und wir machen eine Whisky- bzw. Obstbrand-Dégustation! Ich beschränke mich eh aufs Schnuppern. Einer muss schließlich fahren. Außerdem wollen wir noch eine Wanderung machen. Äh, wir wollen noch eine Wanderung machen? Gut, aber dann nicht so weit. Erst mal entspannen…

„Einen mirabelligeren Mirabelle d´Alsace habe ich noch nie getrunken.“, schwärmt mein Mann. Die Nase hart am Glas erscheint vor meinem inneren Auge eine pralle, saftige, rotwangige Frucht. Ein Mirakel. Mir fällt der junge Goethe ein, dem auf seiner Frühlingsreise zwischen Traum und Wachen ein wohl ebenfalls pralles, rotwangiges Mägdelein erscheint, das ihm realiter erst viel später über den Weg laufen wird. Denke, er hatte noch eine Flasche Mirabelle in der Satteltasche. Als Neunzehnjähriger, zu Pferde, erkundete er nämlich Lothringen, das Elsass, sogar das Saarland. In Gesellschaft zweier Freunde: Holla, die Waldfee. Da kann einem Dichtung und Wahrheit schon mal durcheinander geraten. Ich mümmele am Williams: Da ist Magie im Spiel! Nachdem im 17. Jahrhundert ein Mönch auf die Idee kam, aus dem Fruchtfleisch der Kirsche ein lecker Eau de Vie zu brennen, ließ sich der Siegeszug der Sparte nicht mehr aufhalten. „Der Destillateur ist ein Handwerker, ein Künstler“, lese ich in der aufwendig gestalteten Broschüre, „der sich im Einklang mit der Natur, den „gesunden“ und „wahren“ Produkten befindet. Diesem Erbe verpflichtet brennt die Familie Hepp seit mehreren Generationen die elsässischen Obstler.“ (frei übersetzt, Anmerkung der Redaktion). Nur die Besten kommen ins Töpfchen: „La sélection est (…) extrèmement rigoureuse“. Aha, extrem rigorose Auswahl. Französisch kann so einfach sein. Wir halten fest: Schnaps ist gesund. Schon mein Vater hat sich bis ins hohe Alter einen Obstler täglich gegönnt. Wohlgemerkt: Einen! Nebst Trockenpflaume.

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Die Obstbrände

Wer die köstlichen Obstbrände und anderen Spirituosen der Familie Hepp kosten möchte, kann sich auf der Webseite über Öffnungszeiten und Angebot der Destillerie informieren. Wer allerdings dunkle Balken, ausgeleierte Ledersofas sowie zigarrenschwangeres Ambiente im Verkaufsraum erwartet, wird enttäuscht. Niemand bläst zudem den Dudelsack oder gar die Tin Whistle. Hallo? Wir sind im Elsass. Man präsentiert sich elsässisch aufgeräumt. Modern, gediegen, pieksauber. Übrigens: Die Destillerie liefert auch zu euch nach Hause. Eine wirklich informative Übersicht zu Whiskies, Herstellung und Produzenten in Frankreich und anderswo findet ihr hier: https://www.ralf-zindel.de/whisky-frankreich/franz%C3%B6sische-whisky-hersteller/distillerie-hepp/

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So. Das war doch schon mal ein beschwingter, inzwischen später Nachmittag. Halt, da war noch was: Die Wanderung. Auf die Anhöhe hinauf, dahin wollen wir. Man sieht sie schon von weitem, zumal ein überdimensionales Kreuz in den Berg gerammt wurde. Circuits de découvertes lese ich auf einem kleinen Schild. Fast hätte ich´s übersehen. Klingt spannend. Achtung, Berg, der Tag geht, Johnny Walker kommt!

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Wunderschöner Garten…

Steht man auf dem Plateau des nordelsässischen Bastbergs, könnte man fast daran glauben, dass sich in hellen Frühlingsnächten runzlige und weniger runzlige sorcieres, Hexen, hier treffen um ihr Unwesen zu treiben. In Deutschland ist es der Blocksberg, in Schweden der Blȧkulla, hier im buckligen Elsass der Bastberg. In illustrer Lage. In unmittelbarer Nähe zu Saverne, dem Tor zum Elsass, und dem Regionalpark Nordvogesen, im Hanauer Land. Der Hausberg des beschaulichen und geschichtlich extrem interessanten Städtchens Bouxwiller.

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Memento mori

Der Bastberg. Unendliche Weiten. 326 Höhenmeter Muscheln auf Kalkstein, weshalb es auch einen geologischen Pfad zu erwandern gibt. Alljährliches Ziel für Sternengucker und Spökenkieker, so, von Juli bis August, der Ciel d’Alsace und die Nuit des étoiles.  „Die völlig paradiesische Gegend“, wie Goethe über den Blick vom Bastberg in die elsässische Ebene mit ihren kleinen Dörfern, auf Vogesen und Schwarzwald anlässlich seiner Frühlingsreise 1770 durch die Region schrieb. Mag sein, dass die Legenden, die um den platten Berg geistern, den Dichter zu seinem Hexentanz in Faust II inspiriert haben. Sollte an der Geschichte vom Hexensabbat auf diversen Anhöhen was Wahres dran sein, dann wünsche ich den Beteiligten einen kurzweiligeren Aufenthalt als den im Oeuvre des Dichterfürsten beschriebenen.

Jedenfalls: Der mystische Berg gilt als Kraft-Ort, Energiespender, Ladestation für Ausgebrannte und Zivilisationsmüde. Zahlreiche Legenden ranken sich um ihn. Was sind das z.B. für kleine Flämmchen, die nächtens auf dem Berg zu tanzen scheinen? Ein Hexenfeuerchen, Irrlichter, die den arglosen Nachtwanderer anlocken, um ihn dann in einer Felsspalte verschwinden zu lassen? Bevor er sich – blubber! – in einer ekligen Krötensuppe wiederfindet? Kein Wunder, dass der Klerus hier ein überdimensionales Kreuz errichten ließ, das man weithin sieht. Auf dem Berg selbst tritt es völlig in den Hintergrund. Zumal ein für Sagenhaftes unabdingbarer Drache hier sein Unwesen treiben soll. Nach einem Gewitter (Warum denn erst danach?) hat er sich ein paar Bauern aufgedrängt, die keinen Sinn für Spirituelles hatten. Gut, dass gleich ein Priester samt Kreuz zur Stelle war, um etwaige Besitzansprüche von vornherein abzublocken. Die gesamte Region birgt einen riesigen Sagenschatz. Meist germanischen Ursprungs. Gemischt mit Legenden anderer Völker. Weltvorstellungen eben. Hexen sind da immer trendy. Hässlich, niedlich, als quietschende Wetterfahne – irgendwie mögen es die Menschen ein wenig gruselig. Hexenkessel, merkwürdige Steinbecken, findet man nicht selten in den Vogesen. Auch – und gerade – Hexen müssen der Erotik wegen baden. Grausame Realität des Hexenwahns: Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert wurden Tausende von Männern, Frauen und Kindern im Elsass wie in ganz Europa der Hexerei bezichtigt und ermordet. Ich stelle mir den Bastberg in waberndem Nebel, in fahler Dämmerung vor. Man könnte schon auf Unheimliches kommen…

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Zwei, die sich auskennen.

Ein Paar aus Bouxwiller in wetterfester Kleidung, erzählt uns von seiner schönen Gegend. Stolz sind die beiden. Auf ihr Städtchen, den Berg, die Wanderwege. Wenn wir Tipps bräuchten… Vielleicht eine Zusammenstellung schöner Touren? Klar, immer doch! Vital wirken die beiden. Ist wohl doch was dran, an der Energie des Berges. Auf den Schautafeln lesen wir vom Sentier géologique, dem Sentier nature mit seltenen Orchideen sowie dem Sentier Patrimoine, der feengelenktes Eintauchen in märchenhafte Sphären verspricht. Vielleicht sogar die Sichtung einer Weißen Frau. Kraxeln muss man dafür nicht, und auch der nächste Gasthof ist nie weit. Auf dieser Seite erfahrt ihr mehr über die circuits de découvertes, die Rundwege für wahre Entdeckungsreisende: https://www.museedupaysdehanau.eu/informations-touristiques/

In Bouxwiller , einem der schönsten Städtchen des Nordelsass, soll es übrigens eine wunderbaren Weihnachtsmarkt geben. Außerdem starten vom dortigen Museum 9 verschiedene Rundwanderwege, darunter ein Circuit Jardins oder der Circuit Fermes. In Imbsheim lockt das s´Bastberger Stuewel mit traditioneller elsässischer Küche und – endlich – karierten Tischdecken. Damit man weiß, dass es in der Gegend um den Bastberg nicht geheuer ist, fliegt schon mal eine riesige Hexe um die Veranda.Imbsheim_alsace_elsass_bastberger_stuewel_restaurant

bastberger_stuewel_imbsheim_elsass_alsace_restaurant_essen_elsässisch_küche_spezialitätAbends im Wintergarten. Über dem Felsen von Dabo geht die Sonne unter. Die Amsel singt ihr trauriges Lied. Ein wenig Melancholie schadet nie. Mein Mann öffnet die zierliche Flasche mit dem Hepp´schen Mirabelle. Der Elektrokamin flackert. Kein Dudelsack pfeift. Wir stoßen an. Wir trinken. Da ist er, der Geschmack des Sommers. Draußen, im dunklen Grün spielen die Elfen. Ein Wichtel klopft an die Scheibe, schwenkt grüßend seine Laterne. Johnny Walker ist längst zuhause. Sein roter Frack hängt lässig über dem Stuhl. Und wir finden das ganz normal…

Auf einen märchenhaften Sommer

Eure Stina

 

Distillerie Hepp

L´Alsace fleurie – Blühendes Elsass

Unser Wildkirschbaum war in die Jahre gekommen, trieb nur noch spärlich aus. Nach gefühlten 100 Jahren nordvogesischen Wintern nicht verwunderlich. Wie schön wäre es, regte mein Mann an, ihn von zwei üppig blühenden Rambler-Rosen umrankt zu sehen! Doch im Internet zu bestellen ist, finde ich, nur die halbe Freude. Ich möchte gern sehen, wo die Pflanzen aufgewachsen sind. Gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der in dieser Region Rosen züchtet. 100 km fahren, nach Deutschland, wie es übrigens auch viele Elsässer machen? Lieber nicht. Wir wollen heute noch pflanzen. Mal sehen, die Suchbegriffe Pflanzen, Alsace und Nord bringen nichts. Also spezifischer.

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Monsieur René Barth kennt sich aus.

Voilà, in einem Ort namens Lochwiller gibt es einen Rosenzüchter mit langer Tradition. Hört sich nach Passion an. Monsieur Barth ist so einer, ein Produkteur en Alsace mit Leidenschaft. Die Webseite ist übersichtlich, umfangreich. Keine 25 Minuten später stehe ich in einem typisch elsässischen Innenhof: Die Rosiers René Barth in voller Pracht. Hier findet man sie, die Raritäten, auf die man im Internet, da derzeit nicht verfügbar, wochen-, sogar monatelang warten muss. Ich lese verheißungsvolle Namen wie Ghislaine de Féligonde, Guirlande d´amour. Monsieur hört sich elsässisch gelassen meine Wünsche an, aha, rosiers lianes, erfahre ich, heißen Rambler auf Französisch. Weiß, lila oder rosa? Rot ist nicht so meins. Da muss ich immer an die starren Exemplare auf Geburtstagstischen aus den Siebzigern denken. Oder an Udo Jürgens. Monsieur Barth zeigt mir geduldig Bilder von den Rosen im erblühten Zustand, damit ich eine Vorstellung habe. Wie wär´s mit Veilchenblau  (nach Maiglöckchhen duftend) und Pauls Himalayan Musk? Wie? Die hat er auch? In einer Nische stehen sie: Meine Schätze in spe. Ihr werdet es gut haben, an unserem alten Kirschbaum. Und der bekommt ein Second life, kann hie und da ein paar schüttere Ästchen Richtung Sonne strecken. Und auch die Bienen haben was zu naschen. Bin wieder mal beseelt. Liebe Saarländer: Wenn ihr Rosen braucht, fahrt mal hin. Die Auswahl in der Roseraie der Familie Barth ist schier unglaublich. Vieles ist selbst gezogen. In der alten Scheune befindet sich die Kinderstube mit vielen altehrwürdigen Kostbarkeiten. Von Edelrose, über Bodendecker, Strauchrose, Kletterrose, Rambler findet der Rosenliebhaber hier alles, was das Herz begehrt. Zu absolut guten Preisen. Monsieur Barth berät sachkundig. Der Mann weiß Bescheid. Auch das ein Pluspunkt gegenüber vielen Gartenmärkten und, leider auch, Gärtnereien. Seine Pflanzen strotzen vor Gesundheit. Zurück in den Vogesen pflanzen mein Mann und ich die beiden wüchsigen Rambler vorsichtig in ihr neues Zuhause. Jeden Morgen schauen wir. Da, trotz der derzeit kühlen Witterrung, sind die Triebe bereits länger geworden, erobern den rauen Stamm. Haben sogar Knospen angesetzt. Den Rosenzüchter unseres Vertrauens? Wir haben ihn gefunden.

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Die Edlen.

Wer sich auf den Weg zur Roseraie Barth macht, sollte einen Besuch in Marmoutier einplanen, ein malerisches Städtchen, das mit seiner prächtigen Abtei-Kirche in jedem Kunstgeschichte-Führer zu finden ist. Wer dann noch ein wenig wandern und elsässisch speisen möchte, dem sei das nahe gelegene Birkenwald und das Hôtel des Vosges empfohlen.

Blumenladen in Wasselonne
Überraschung in Wasselone

 

Verträumt und verspielt präsentiert sich das Côté coeur fleuriste im nahegelegenen Wasselonne. An der Fassade, an Blumengirlanden: Herzen über Herzen, damit man gleich sieht: Hier gibt es nicht nur frische Blumen sondern auch Blumenkränze, Gebinde und die dazugehörige Jahreszeiten-Deko. Kleine Feen in Pastell, schlafende Engelchen, putzige Hasen, Hühner und, natürlich, allerlei Herzen gilt es zu entdecken. Herzlich, chalereuse, ist auch Madame, die beim gekonnten Blumenbinden ein Liedchen summt. Und jeder weiß: Wer bei der Arbeit summt, dem bereitet sie Freude. So muss es sein, denn das Ladengeschäft im geschäftigen Zentrum des kleinen Orts, strahlt eine wunderbare Ruhe aus. Ma vie en rose. Irgendwie frohlockend. Die Klientel besteht an diesem Samstagmorgen, gegen 11 Uhr, ausschließlich aus Frauen, die nicht nur Blumen kaufen, sondern auch Inspiration für ein heimeliges Zuhause suchen. Vielleicht steht sogar eine Hochzeit an, für die noch der blumige Rahmen fehlt. Mit mir gehen 3 Elfen nach Hause. Die schweben jetzt an meiner ljuskrona, meinem Kristallleuchter. Bei jedem Luftzug zittern ihre rosa Tutus. Herzig.

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Zauberhafter Frühlingsreigen

Voll der Frühling.

Wer bei Madame einkaufen möchte, sollte auch ein wenig durch Wasselonne spazieren. Das kleine Städtchen verfügt über ein ausgezeichnetes Fischrestaurant, sowie kleine Brasserien, von deren Terrasse aus sich das lebhafte, samstägliche Treiben, vortrefflich beobachten lässt.

Unser Weg führt uns weiter nach Avolsheim, in der Nähe von Molsheim. Zur alljährlichen Foire aux plantes. Im Schatten einer großen Kastanie, auf einem kleinen Platz neben einem mittelalterlichen Kirchlein (mit wunderbaren Deckenmalereien) bieten Händler, aber auch private Pflanzenliebhaber aus der Region ihre Schätze an. Dabei findet man neben alten Gemüsesorten auch Pflanzenraritäten, die dem Baumarkt-Allerlei den Rang ablaufen. Im eigenen Garten mit Liebe großgezogen hat auch Régine ihre Pflanzen. Dackelliebhaberin sei sie, erzählt sie. Das sind wir auch. Régine strahlt Robustheit und Lebensfreude aus. Moment, sagt sie, und öffnet für das Foto ihr langes blondes Haar. Wenn schon, denn schon. Eine Blume unter Blumen. Das Schöne an diesem kleinen, aber feinen Event? Man kommt ins Gespräch. Fachsimpelt. Bekommt Tipps, Wissenswertes rund um die Region gratis dazu. Für das leibliche Wohl gibt es hier die allgegenwärtigen Bretzels. Schon seit dem 12. Jahrhundert gibt es sie, Symbol jeder elsässischen Bäckerei. Dreimal, so heißt es, sieht man darin die Sonne. Heute leider nicht. Es nieselt. Dennoch sitzen die Elsässer an langen Tischen und genießen ihren Jambon mit Kartoffelsalat. Nach selbstgebackenem Kuchen und café schlendert man wieder von Stand zu Stand.

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Régine entre régines

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollten den wunderbaren Weg am Canal de la Bruche Richtung Strasbourg von hier aus starten. In der Pâtisserie Klugesherz in Soultz-les-Bains kann man sich zuvor mit einer heißen Schokolade und erlesenen Tortenspezialitäten stärken. Nicht billig, aber ihr Geld allemal wert.

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Idyllisches Ambiente: Pflanzenmarkt in Avolsheim

Irgendwann mache ich mal eine Rallaye durch sehenswerte Parks und Gärten im Grand l´Est. Alle wichtigen Details zum Thema findet ihr in einer Broschüre. Das Portal zu öffentlichen wie privaten Gärten. Nach Stilen geordnet, geographisch übersichtlich. An so manchem Juwel der Gartenkunst würde man sonst vorbeifahren. Wäre doch schade.

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Musée du papier peint – Colmar

Noch nicht genug von Rosen und Co? Im Musée du papier peint  in Rixheim bei Mulhouse findet man floral Bedrucktes aus alter Zeit.

Einen blumigen, feenhaften Frühling und Sommer wünscht euch

Stina

 

Hôtel Restaurant des Vosges in Birkenwald

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Wer umgeben von blauen Vogesenkämmen die feine elsässische Küche genießen möchte, der sollte das Hôtel Restaurant des Vosges in Birkenwald besuchen. Etwas Glück braucht man schon, will man ohne Vorbestellung einen Tisch bekommen. Und sowieso: Wer etwas auf sich hält, feiert hier seinen runden Geburtstag. Hat man also einen Platz im geschmackvoll gestalteten Wintergarten, gar am bullernden grünen Kachelofen, ergattert, ist der Tag gerettet.

An einem Kir mit Crème de cassis nippen, während man das Rudel Rotwild im angrenzenden Park des kleinen Renaissance-Schlosses  beobachtet – Das hat schon was. Im Frühling taucht ein knorriger Magnolienbaum den Wintergarten mit seiner Blütenfülle in zartes Rosa, im Herbst blitzt das Laub der Bäume rot und golden herein. Das Schloss zieht übrigens wegen eines dort spielenden Jugendbuch-Bestsellers noch heute zahlreiche Besuchter in den kleinen Vogesenort.

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Ein Kir muss sein.

Seit drei Generationen führt die Familie Kieffer-Stevaux das Restaurant, zu dem auch ein geschmackvoll renoviertes Hotel samt Veranda und hauseigenem Park gehört. Nach einer Wandertour durch die Vogesen kann man im Spa mit Sauna und Hamam entspannen oder in der gemütlichen Gaststube seinen Apéritif nehmen, bestens betreut durch die charmante Chefin, Madame Kieffer, und ihr freundliches Team. Auf der Speisekarte: Regionale Küche mit jener besonderen Raffinesse, die das Hôtel des Vosges aus der Menge der durchaus zahlreichen Hotels gleichen Namens hervorhebt.

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Le desert

Ein Highlight für meinen Mann und mich ist das Pot-au-feu mit butterzartem Rindfleisch, verschiedenen frischen Salaten, üppigen Gemüsebeilagen sowie einer deftigen Brühe als Vorspeise. Immer samstags. Eine delikate Nachspeise wie die hausgemachte Tarte aux myrtilles rundet das kulinarische Erlebnis der Extraklasse ab. Nicht zu vergessen: Der Café. In der Weihnachtszeit mit den typischen elsässischen Bredle serviert. Dazu ein Mirabelle. Bon, wer fährt?

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… et le café

Besonders empfehlenswert auch: Die Wild- und Fischspezialitäten. Davon zeugen auch diverse Jagdtrophäen aus dem heimischen Wald an den Wänden. Ich mag sie lieber lebend. Aber man ist halt in den Vogesen. Wer´s fleischlos mag: Das Menü Gemüsesuppe oder Salatteller, Frischer Fisch des Tages oder Salat am kurz gebratenen Ziegenkäse, Hausgemachtes von unserem Patissier hört sich auch nicht schlecht an. Von Mittwoch bis Freitag gibt es wahlweise ein Mittagsgericht oder ein Mittagsmenü, ebenfalls zu einem super Preis-Leistungsverhältnis.

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Das berühmte Pot au feu

Will man sich etwas Besonderes gönnen, ist man hier sehr gut aufgehoben. Madame Kieffer achtet darauf, dass es ihren Gästen an nichts mangelt, nimmt sich, trotz der vielen Gäste, Zeit für einen kleinen Schwatz, sorgt für reibungslose Abläufe, ohne dass es hektisch wird. Gemütlich ist es hier. Dezent ländlich. Das, was wir in den Vogesen erwarten. Ambiente zum Wohlfühlen. Natürlich mit Holzvertäfelung. Die darf nicht fehlen. Je nach Jahreszeit wird das Restaurant liebevoll dekoriert, auf den Tischen stehen frische Blumen. Ich glaube, Madame hat ein faible für pummelige Keramikhühner… Der perfekte Ort um sich auf die schwelgerische Gangart der Elsässer einzulassen. Sich Zeit zu nehmen. Anders  schafft man das opulente Mahl sowieso nicht.

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Pot au feu – die Zweite

Nach so viel Kulinarik empfiehlt sich ein Spaziergang rund um Birkenwald. Ein Rundweg führt Im Frühling und Sommer an blühenden Gärten, im Herbst an Esskastanien, Äpfeln und – natürlich – Birken vorbei. Am Wegesrand lädt eine winzige, mit Blumenranken und pausbäckigen Engeln verzierte Kapelle zum Innehalten ein, im Hintergrund ragen die – tatsächlich – blauen Vogesen auf. Vorbei an windschiefen Fachwerkhäuschen geht´s  zurück zum Hôtel des Vosges. Von drinnen fällt schon Licht auf den Gehsteig. Schade, dass wir schon gegessen haben, pumperlsatt sind. Aber wir freuen uns schon auf das nächste Mal. Vielleicht nach einer größeren Wandertour oder einem Besuch der Klosterkirche von Marmoutier, einem ebenfalls sehenswerten, geschäftigen Örtchen.

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Ein super Team: Familie Kieffer-Stevaux!

Fahrt mal hin

Eure Stina

Weihnachtsmarkt in Saint-Quirin

Eisbär in den Vogesen

Hejsan, bevor ich euch auf den Weihnachtsmarkt von Saint Quirin vor drei Jahren mitnehmen, hier eine kleine Notiz:

Am 03. und 04. Dezember 2022 findet der MARCHÉ DE NOEL in Saint Quirin erneut statt. Mit vielen Ständen, Spezereien, Kinderbelustigung, StraßenkünstlerInnen und Konzerten in der Abteikirche. Samstag von 14.00 bis 22.00 Uhr, Sonntag von 10.00 bis 18.00.

So, und jetzt zurück ins Jahr 2019: Auch dieses Jahr findet wieder ein heimeliger Weihnachtsmarkt in St. Quirin, einem der schönsten Dörfer Frankreichs, statt: Am Sonntag, den 1. Dezember 2019 rund um die Place de l’Eglise. Weihnachten, wie es früher war!

Heimelig soll er sein. Kleine, aneinandergekuschelte Häuschen soll es geben, möglichst um ein Kirchlein herum gruppiert. Ein Brunnen mit einem Heiligen drauf, der über den Ort wacht, wäre auch schön. Abend muss es sein, damit man die vielen Lichter umso besser sieht. So, wie es in der Kindheit war, zumindest aber so, wie wir uns den Weihnachtsmarkt unserer Kindheit vorstellen. Mit Mama und Papa auf der Suche nach dem Weihnachtsmann, an einer rosa Wolke aus Zuckerwatte knabbernd. Oder mit einem Tütchen Gebrannte Mandeln in der Manteltasche, das unsere Finger wärmt.

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Warten auf den Weihnachtsmann

All das hat der Weihnachtsmarkt von Saint-Quirin zu bieten, einer kleinen Gemeinde am Fuße des Donon. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Rot und grün gewandete Elfen schwirren geschäftig durch die buntbeleuchteten Gassen. Freudige Aufregung liegt in der Luft. Ein ganzes Jahr hat man geplant, gebastelt, Tänze und Lieder einstudiert.

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Alle machen mit!

Jetzt sind die zwei großen Tage da, Auftakt zur Weihnachtszeit. Richtig viele Leute sind hier unterwegs. Geparkt haben wir am Ortseingang, folgen einfach den anderen Weihnachtsfans. Hören Kinder mit roten Backen fragen: Wann kommt er, der Père Noël? Wann denn, sag doch!?! Ungeduldiges Zupfen am Jackenärmel des Papas.

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Lutins

Unten, da leuchtet eine Kirche, und oben, da leuchtet eine Kapelle. Schon von Weitem hören wir einen Conférencier. Ein wenig ungewöhnlich für uns, doch sehr französisch. So viel gibt es zu erleben, so viele Animations. Gerade werden die herausragenden Organisatoren des Club Vosgien gewürdigt. Applaus von den Umstehenden. Außerdem möchte man wissen, wann das erste Türchen an dem riesigen Adventskalender geöffnet wird.

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Tausend und eine Nacht

Ein Vogesendörfchen, weit weg von der Fachwerkidylle der Elsässischen Weinstraße. Die Häuschen von eher rauem Charme, jetzt festlich geschmückt mit Eisbären, Tannengrün und Co. Kleine Kanäle ziehen sich durch den Ort. Im Wasser spiegeln sich die Lichtergirlanden. Romantisch. St. Nikolaus rudert in einer Barke. Kinder krabbeln in ein unscheinbares Holzhäuschen. Verzücktes Gekreische schallt heraus. Ich passe wohl nicht durch die Tür, sonst hätte ich selbst mal nachgeschaut…

Der Abteigarten hat sich in einen lauschigen Wichtelhag verwandelt. Wer immer schon etwas über isländische Wichtel wissen wollte, kann sich auf großen Schautafeln informieren. Schöne Idee. Und die erste Tanne stammt bekanntlich aus dem… Na? Richtig: Elsass.

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Da kommt also der Weihnachtsbaum her…

Die barocke Kirche mit den markanten Zwiebeltürmen – irgendwie russisch – erstrahlt in Blau, Lila und Weiß. Irgendwie orientalisch. Drinnen gibt ein Orchester fetzige Weihnachtslieder zum Besten. Die Besucher swingen und klatschen mit. Nachher wird man sich die wertvolle Krippe ansehen. Draußen auf dem Vorplatz wärmen sich die Wichtel auf, zupfen an ihren roten Röcken, richten die Ringelstrümpfe. Ein Chor mit Nikaulausmützen rockt gesittet. Die Bommeln, die auf einer Spirale sitzen, wippen fröhlich mit. Père Noël wandert würdevoll durch die Gassen, umringt von Kindern und Erwachsenen. Ein Foto bitte, guter Mann…

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Plus de lutins

Wir schlendern durch die Menge. Ja, Menge. Dieser Weihnachtsmarkt ist bekannt. Und doch gibt es kaum kommerzielle Stände, dafür Selbstgebasteltes, Gestricktes, Gemaltes, Gebackenes, Gedrechseltes von den Bewohnern Saint-Quirins. Sogar Wein kann man kosten. An den Crêpes- und Vin-Chaud-Ständen wartet man geduldig. Für eine Minute fällt der Strom aus. Als die Lichter wieder angehen, kommentieren wir mit einem bewundernden „Aaah!“ Wildfremde lächeln sich zu. Die Stimmung ist gelöst. Ein brauner Riesenhund mit Sorgenfalten auf der Stirn, zupft an meiner Hose. „Der macht nix. Der liebt alle Menschen. Den können Sie ruhig karessieren.“ Folgsam, wenn auch vorsichtig, streichle ich dem Hündchen über den samtigen Kopf. Lieb.

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Zum Anbeißen, aber schlecht für die Zähne

On a du temps. Kunstvolle Adventskränze, Gestecke mit Wichteln allüberall, Bredle. Lebkuchenmännlein lächeln breit. Wichtel treiben Schabernack. Von einem netten jungen Pärchen erstehen wir eine Winterlandschaft auf Birke: Vier Kerzen, ein Eisbär. Auf unserem Couchtisch wird sie uns den Advent erleuchten.

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Offene, freundliche Leute. Wichtel eben…

Die

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Unser Adventsstamm.

Leute sind stolz auf das Geleistete. Das macht diesen Weihnachtsmarkt so echt und einzigartig.Nicht zu viel HighTech, originelle Ausstellungen, offene Menschen. Klar, der Nikolaus samt Rentierschlitten, wie er über den Marktplatz saust: Ein Highlight!

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Le grand jour est la!

Und tatsächlich: Saint-Quirin ist heimelig, die Häuslein kuscheln sich aneinander, ein Heiliger wacht über den Weihnachtsmarkt, Sterne leuchten uns den Weg. Vorfreude. Kindheit. Weihnachten.St._Quirin_Kirche_marche_de_noel_2018_Eingang

Fakten: Saint-Quirin ist ein quirliges nordvogesisches Dorf gallo-romanischen Ursprungs am Fuße des Donons. Über das Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die auf die enorme Kreativität der Bewohner schließen lassen. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde das Örtchen 966 n. Chr. Entstanden um eine sog. Prieuré, ein Priorat, das der Abtei von Marmoutier unterstand, war es lange Zeit ein bedeutendes Pilgerzentrum. Zum erstenmal 1471 erwähnt, findet noch heute ein Mal im Jahr eine große Prozession statt, die Menschen mit Hautleiden heilen soll. Markant ist die barocke Kirche mit ihren beiden in den Nordvogesen untypischen Zwiebeltürmen und der Silbermann-Orgel. Daneben war Saint-Quirin bekannt für seine Glaskunst. Der Ort wurde ausgezeichnet mit„Les plus beaux villages de France“, ist klassifiziert als „Station verte“, und gehört zu den „Villes et villages fleuris“. Die zahlreichen „monuments historiques“ machen Saint-Quirin, umgeben von den blauen Bergen der Vogesen, absolut sehenswert. Auch Kulinarisch hat das Dörfchen einiges zu bieten: Vom preisgünstigen Familien- bis zum Gourmetrestaurant. Empfohlen seien die Auberge de la Forêt in Abreschviller und die Hostellerie du Prieuré im Zentrum.

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Saint-Quirin by night

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