Heute mal ein Taugenichts – Mit dem Fahrrad durch das Hanauer Land

Illustration zu Joseph von Eichendorfs Aus dem Leben eines Taugenichts, Bild, von Julclub

Zuerst die Fakten: E-Bike-Rundtour. Ca. 3-3 ½ Stunden. Teilweise Fahrradwege. Mittlerer Schwierigkeitsgrad. Route: Von Dossenheim-sur-Zinsel über D14 Neuwiller-les-Saverne Richtung ausgewiesene Fahrradstrecke (Kleines Schild mit grünem Fahrrad bzw. kleiner orangener Pfeil) nach Herrenstein. Nicht über D 133 Richtung Bouxwiller/Griesbach! Im Zentrum von Herrenstein rechts abbiegen. Ein Abstecher zur Abtei, die rechterhand liegt, lohnt sich. Wieder auf der Hauptstraße am Hotel-Restaurant Le Herrenstein vorbeifahren. Am Ortsausgang geht es links auf den Fahrradweg 22 bzw. 62 Richtung Bouxwiller. Hier kurzer Abstecher ins Zentrum mit seinen Fachwerkhäusern und Salon de thé Au charme du passé. Auf demselben Weg wieder aus dem Ort hinausfahren, D4 Richtung Obersoultzbach. Auf die D7 nach Weiterswiller abbiegen. Richtung Neuwiller-les-Saverne fahren. Weiter nach Herrenstein, diesmal geradeaus weiterradeln nach Dossenheim-sur-Zinsel.

Weitere Details zum Radfahren im Hanauer Land findet ihr hier!

Und jetzt… Stimmung!

Hatte mir gerade wieder einmal Joseph von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts zu Gemüte geführt. Da drängte es mich, es jenem gleich zu tun. Statt im Garten auf einer Liege zu lümmeln, schwangen mein Mann und ich uns aufs Fahrrad um das Hanauer Land – Le pays de Hanau – zu erkunden. Denn wie heißt es so schön in der Novelle: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“ Und weit erschien mir die Welt an diesem Tag tatsächlich. Obwohl wir nicht auf Schusters Rappen geschweige denn mit Kutsche unterwegs waren wie der müßige Müllersohn. Und es war auch nicht die schöne Donau, die uns zuweilen begleitete, sondern die weitaus kleinere, ruhigere Zinsel. Doch rechts und links wogten gelbe Felder. Die Heuballen waren artig gerollt. Am hohen Himmel segelten Schwalben dahin. So hätte man vielleicht zu Eichendorffs Zeiten geschwärmt. Und so schwärme ich auch heute noch angesichts pittoresker Fachwerkdörfchen, mit Gärten, die es gut und gerne mit der bunten Blütenpracht vor jenem Eintreiber-Häuschen aufnehmen könnten, das dem Luftikus wie zufällig in den Schoß fällt. Sehe ihn direkt vor mir, wie er so auf seiner Bank sitzt, im gediegenen Morgenrock seines Vorgängers, eine Pfeife schmaucht und den Lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Einmal den Spießer in sich ausprobiert, um dann neugierig zu neuen Ufern aufzubrechen. Unversehens fühlt man sich in die Zeit um 1826 versetzt, als die spätromantische Novelle erschienen ist.

Wächter aus Sandstein an der Abtei in Herrenstein, Neuwiller-les-Saverne
Wächter aus Sandstein an der Abtei in Herrenstein, Neuwiller-les-Saverne

Immer wieder erstaunlich ist auch, was sich mit dem Fahrrad, abseits der ausgetretenen Pfade entdecken lässt. Nie im Leben hätten wir doch gedachtt, dass in Herrenstein eine mächtige romanisch-gotische Abtei den Ortskern dominiert. Der Grundstein dazu wurde im 8. Jh. gelegt. Die Einheit von romanischer Doppelkapelle, dem ältesten Teil der Abtei, gotischer Basilika und weitläufigem Vorplatz strahlt eine wunderbar kontemplative Ruhe aus. Stellt euer Rad beiseite, genießt den Augenblick. In der Kirche gibt es auch kostbare Wandteppiche aus der Zeit um 1500 zu bestaunen. Immerhin trägt die Anlage den Titel monument historique. Wie wäre es jetzt mit einem Picknick mit frischem Baguette? Auf dem Weg nach Bouxwiller könnt ihr auf der Ferme Herrenstein den Käse dazu kaufen.

Super leckerer Blaubeerkuchen: Au charme du passé, Bouxwiller
Super leckerer Blaubeerkuchen: Au charme du passé, Bouxwiller

Unser Piece of the day war allerdings das Au charme du passé in Bouxwiller. Ein liebevoll dekorierter Salon de thé, ausgestattet mit einer Fülle von Antiquitäten samt Kuriosa, in einem Seitengässchen der Grand Rue. Hier bekommt ihr den wohl besten Blaubeerkuchen des Grand Est. Mit einer wunderbar luftigen Baiserhaube. Selbst gebacken vom Hausherrn, der von Berufs wegen ein vielbeschäftigter Schreinermeister ist. Das Cafe dagegen ist die Domaine seiner Frau, die ihre Gäste mit Charme und Warmherzigkeit empfängt. Ihre Zitronencremetorte, den Pflaumenkuchen und den Erdbeerkuchen mit Nuss hätten wir gerne noch gekostet, aber ein Stück und ihr seid pumperlsatt. Jeder Tisch erzählt von Madames Leidenschaft für Nostalgisches, das man hier natürlich auch erstehen kann. Vom Steiff-Dackel bis zu elsässischen Trachten im Puppenformat – hier wird man fündig. Im Sommer sitzt man in einer hübschen Gasse, umgeben von typischen Fachwerkhäuschen. Natürlich an Tischen mit blütenweißer Spitzentischdecke.

Au_charme_du_passé_Bouxwiller_Alsace_Elsass_grand_est_cafe_du_charme_antiquites_tarte_aux_myrtilles_hanauer_land_julclub_radtour
La Tarte!
Wunderschön dekoriert…

Weiter ging´s also mit kugelrunden Bäuchen. Vorbei an Obstwiesen, kleinen Weilern, leuchtenden Gärten mit Astern, Dahlien und, klar, strahlend gelben Sonnenblumen.

Obersoultzbach

 

Und da ist er wieder, der Taugenichts, wie er fiedelnd seines Weges zieht. Sicher hätte er bei der kleinen Kirmes in Obersoultzbach aufgespielt. Ich seh ihn vor mir: Mit spindeldürren, langen Beinen, wehenden Haaren und fliegenden Rockschößen. Ein Sinnbild des Sommers, der Lebensfreude, Leichtigkeit in jeder Pore. Und einer guten Portion Gelassenheit. Und wer möchte schon das Arbeiten erfunden haben?  Immer der Nase lang. Auch wenn ihn zuweilen das Heimweh drückt. Er wagt und gewinnt. Bis er schließlich seine Liebste findet, die zwar keine Gräfin ist, dafür aber geduldig auf ihren Angebeteten gewartet hat, während er im fernen Italien Erfahrungen sammelte. „Sie lächelte still und sah mich recht vergnügt und freundlich an“, schreibt von Eichendorff am Ende seiner Erzählung, die, auch wenn, oder gerade weil sie manchmal so abstrus mit Zufällen spielt, unser Herz erwärmt. „…und von fern schallte immerfort die Musik herüber, und Leuchtkugeln flogen vom Schloß durch die stille Nacht über die Gärten, und die Donau rauschte dazwischen herauf – und es war alles, alles gut!“

Blumenpracht im Pays de Hanau

Sind die Fahrräder verstaut, könnte ich mir vorstellen im Le Herrenstein einzukehren, oder sogar zu übernachten. Aber davon vielleicht ein andermal.

Obiges Zitat aus dem Taugenichts stammt aus dem entsprechenden Reclam-Bändchen. Eine unterhaltsame, schnoddrige Zusammenfassung als Video mit Playmobilmännchen und -frauchen findet ihr auf YouTube. Selbstverständlich solltet ihr danach schleunigst eine Hängematte aufsuchen und das ganze Büchlein genießen. Eine spätsommerliche Portion Gelassenheit wünscht euch

Stina

One Night in La Hoube

La Hoube fête d´été Sommerfest Nordvogesen vosges du nord volksfest dorffest 2019 grand est

In einem hübschen, kleinen Dorf inmitten der Nordvogesen, 650 m über dem Meeresspiegel, könnt ihr was erleben. Alljährlich wird in La Hoube, gegenüber von Dabo, ein Sommerfest gefeiert. Für ein Wochenende wird der Schulhof der Grundschule mittels blau-weiß-gestreifter Markisen zum zünftigen Festsaal.

La_Hoube_fete_ete_vosges_nord_haseverein_disco_breakdance
Breakdancer

Veranstaltet wird die Party vom umtriebigen Haseverein, ja Hase(!)verein. Denn der Hase ist sozusagen das Wappentier der Gemeinde. Bis in die späte Nacht schwofen die Dorfbewohner und ihre Gäste, was das Zeug hält. Fleißige HelferInnen, erkennbar an leuchtend roten T-Shirts, kommen mit dem Servieren der Flammkuchen, der elsässischen tartes flambées, gar nicht mehr nach. Die dunklen, runden Holzbretter kreisen über den Tischen, werden an den Nachbarn, die Nachbarin weitergereicht, bis kein Krümel mehr übrig ist. Eine freundliche, kommunikative Interaktion. Mal bestellt der eine, mal der andere. Man nimmt sich, bis man nicht mehr kann. Es gibt flammes gratinées, leicht gebräunt also, am Rand immer ein bisschen schwarz. Unwissend, wie ich bin, bestelle ich die helle, nicht so lange gebackene, cremigere Variante. Gut, die verzehren meine Tischnachbarn genauso, aber das nächste Mal bitte die überbackene, knackigere Variante.

Zur Abwechslung kann man auch Pizza oder Merguez bestellen. Natürlich mit scharfem Harissa. Das ist dann aber mehr ein Einzelevent, so an einem in Baguette verpackten Würstchen zu nagen. Weißwein kommt auf den Tisch, hie und da Crémant. Und natürlich Météor, das an diesem lauen Sommerabend besonders gut schmeckt. Später gibt´s café und selbstgebackenen Kuchen. Bei der Tombola gewinnt mein Mann 10 Flammkuchen-Bausätze von Flamme-Lisel, einem Producteur artisanal, der sich der nachhaltigen Produktion dieser Spezialität verschrieben hat. Die nächste kalorienhaltige Party kann steigen! Meine Tischnachbarin wird stolze Besitzerin eines Regenschirm, den sie gut gebrauchen kann, denn die Nacht wird schwärzer. Ein Wolkenbruch bereitet sich vor. Vor knapp 20 Jahren gab es noch einen Hasen zu gewinnen, dessen Gewicht man schätzen musste. So ist es sicher tierfreundlicher.La_Hoube_fete_ete_vosges_nord_haseverein_helfer_assistenten_manifestation_2

Der DJ heizt der Menge ordentlich ein. Aufgemotzte Jugendliche ahmen ihre Idole aus irgendwelchen angesagten Musikvideos nach. Kinder samt Müttern verausgaben sich auf der Tanzfläche. Das Besondere: Alle kennen die Songs, singen lauthals mit, sogar die Kinder. Auch mein Mann und ich schnappen ein paar Refrains auf, tanzen mit sauberem Hüftschwung. Kein Problem, wo wirklich Jung und Alt mitmachen. Hallo, fühle mich deutlich verjüngt!

Kann mich noch an unser erstes Fête d`été vor gefühlt 100 Jahren erinnern. Da gab´s noch Volksmusik. Von Ma bonne étoile, einer Kombo, die inzwischen zur kostspieligen, stets ausgebuchten Range gehört. Spielten zumeist deutschsprachige Titel, Typ Anton aus Tirol. Wir sind hier schließlich an der Grenze zum Elsass. Deutschsprachige Volksmusik hat hier Hochkonjunktur. Da stampfte manch kerniger Tänzer, dass die Bretter wackelten. Ich selbst wurde von meinem Nachbarn, durchaus gekonnt, zu Walzerklängen über die Tanzfläche geschoben, wobei ich ihm kräftig auf die Füße trat. Standard ist eben nicht so mein Ding. Anton aus Tirol auch nicht. Inzwischen gehören auch französischer Mainstream mit orientalisch anmutenden Rhythmen zu einem ausgelassenen Dorffest. Tanzbar muss es sein. Der DJ jedenfalls begeisterte sein Publikum, hatte Spaß dabei. Und ich konnte Arme und Beine schlenkern, wie ich wollte.

fete d´ete La Hoube Haseverein 2019
Glänzend.

Ach, mir geht das Herz auf, wenn Leute jeglichen Alters eine schöne Zeit miteinander verbringen. Ob in Hemdsärmeln und Jeans oder im schmucken Sommerkleid. Wie es euch gefällt. Unversehens kommt man mit Wildfremden ins Gespräch, lernt nette Leute kennen. Kleiner Rückfall also in eine Zeit, in der wir noch nicht allabendlich vor den Flimmerkisten ins Sofa sanken. Aber es ist ja auch Wochenende. Schlafen können wir immer noch. Der Montag liegt noch in weiter Ferne.

Der Hase - Maskottchens des Hasevereins - Organisator des fête d´été
Der Haseverein von La Hoube – Organisator des fête d´été

Spät in der Nacht brechen wir auf. Gelangen trockenen Fußes zu unserem Haus. Trinken noch ein letztes Bier. Lauschen in die wunderbare Nacht. Falter umschwirren unseren kleinen Bistrotisch. Vom Dorfplatz her dröhnen die Bässe. Schön war´s wieder. Bis hoffentlich zum nächsten fête d´été à La Hoube.

Auf verwunschenen Pfaden – Vallée des éclusiers. Von Arzviller nach Henridorff

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´Est_Lutzelbourg_Phalsbourg_Hofmuhl

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´EstImmer der gelben Sonne auf weißem Grund nach. Es ist der 21. Juni, der Mittsommertag. Nach einer langen Mittsommernacht, machen wir einen entspannten Spaziergang entlang eines Seitenarms des Rhein-Marne-Kanals. Vorbei an pittoresken Schleusenhäuschen, die gerade wieder in Stand gesetzt werden, um einem Relikt der Binnenschifffahrt aus dem 19. Jahrhundert Ehre zu erweisen. Denn es war Schwerstarbeit, den nördlichen Vogesen eine Fahrrinne abzuringen um lebenswichtige Güter transportieren zu können. In mächtige Sandsteinblöcke musste sie gegraben, mit einer kilometerlangen Mauer auf der anderen Seite gestützt werden. Fast 45 Meter Höhenunterschied wurden so mit Mannes- und Pferdekraft überwunden. Das war 1853.

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleuse_ecluse_Wanderweg_Grand l´Est_gres_ros_vosges_club_vosgien_alte_Hofmuhl
Eiserne Zeugen

2019: Geparkt haben wir hundert Meter hinter dem Ortsausgang von Hofmuhl, einem kleinen Vogesenmeiler, kurz nachdem der Seitenkanal in die Zorn mündet. Wir folgen der 3,2 km langen Schleusentreppe von Arzviller nach Henridorff mit 17 Schleusen. Insgesamt ist der Weg allerdings 8,2 km lang. Die Schleusenwärter mussten damals 7 Tage pro Woche, 11 Stunden pro Tag zur Stelle sein. 1969 wurde der Kanal stillgelegt, das Wasser abgelassen. Der Plan Incliné de Saint-Louis Arzviller übernahm. Seitdem ist das Schleusental „ein bukolischer Ort, wo sich Spaziergänger, Fahrradtouristen, Angler, Kletterer, Natur- und Heimatliebhabern“, wie das Fremdenverkehrsamt des Département Moselle schwärmt. Vom Plan Incliné aus fährt sogar ein kleiner Touristen-Zug durch das verwunschene Grün.

Schwül ist es. Regenwaldfeeling. Wir erwarten die große Hitze der nächsten Tage. Irgendein Gewächs duftet betörend stark. Vögel zwitschern. Von Efeu umrankte Bäume weisen in den unergründlichen Feenwald links des Wegs. Riesige Frösche plantschen dort, wo sich im ehemaligen Kanal seichtes Wasser gesammelt hat, sorgen lautstark für Nachwuchs. Teppiche aus Wasserlinsen leuchten in der Sonne. Anderswo stehen Rohrkolben dicht an dicht. Ein Paradies für Unken, Molche, Wasservögel.Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleuse_ecluse_Wanderweg_Grand l´Est_gres_ros_vosges_club_vosgien

Auf der anderen Seite des Kanals, hoch oben, rauscht ein langer Güterzug vorbei. Danach wieder Stille. Ein idyllisches Tal umschlossen von hohen Felsformationen, den grès rose des vosges, dem typischen rosa Sandstein der Region. Rostige Eisenkonstruktionen streben wie Gräten eines riesigen Urzeitfischs ins Nichts, erinnern an eine Zeit, in der es hier geschäftig, zuweilen laut zuging, transportiert, getreidelt wurde. Jetzt wachsen magere Bäume aus den kargen Felsblöcken, in welche die Schleusentore eingelassen wurden. Die bunten Schleusenwärter-Häuschen entlang der Strecke träumen im Dornröschenschlaf. Rosenumrankt, Wiesenblumen in den kleinen Gärten. Romantik pur. Verwunschen. Ein Kleinod, wie eine Spaziergängerin aus Karlsruhe, meint. Zufällig haben sie es entdeckt und sind ganz verzaubert.

Wir treffen Wanderer, ab und an auch ganze Familien mit Kinderwagen und Picknickkorb. Man schlendert. Spricht verhalten. Bleibt stehen um die pittoresken Schleusenhäuschen zu bewundern, die nach und nach renoviert werden. Die meisten Fenster sind schon neu. Der Bürgermeister von Arzviller könnte uns sicher mehr berichten. Als passionierter Geschichtenerzähler führt er sogar selbst durch das Tal.Marne Rhin kanal Zorn eclus

Wer während des Spaziergangs Hunger bekommen hat, kann diesen im Restaurant-Brasserie des Eclusiers in Henridorff stillen. Direkt daneben befindet sich auch ein sehr schöner Campingplatz, wo man auch in hübschen Holzhäuschen wohnen kann.

Hier noch ein paar wunderschöne, nostalgische Aufnahmen von einem, dessen Eltern Mitte des 20. Jahrhunderts einen Saarkahn auf dem Rhein-Marne-Kanal steuerten. Dazu schreibt er:

Bild Nummer 4: Die Brüder Werotzius (Werft in Hanweiler) und der
Saarschiffer Lohnsdorfer bei einer Treidelvorführung

Bild nummer 2: Das oben war der Alte Kohlehafen....heute der Bürgerpark

Vielen Dank, Michael Pitsch, dass ich die Bilder verwenden durfte. Echte Raritäten.

Saarkahn auf der Saar
Als die Kähne noch fuhren…

Auf einen wunderbaren Sommer

Eure Stina

Weihnachtsmarkt in Saint-Quirin

Eisbär in den Vogesen

Hejsan, bevor ich euch auf den Weihnachtsmarkt von Saint Quirin vor drei Jahren mitnehmen, hier eine kleine Notiz:

Am 03. und 04. Dezember 2022 findet der MARCHÉ DE NOEL in Saint Quirin erneut statt. Mit vielen Ständen, Spezereien, Kinderbelustigung, StraßenkünstlerInnen und Konzerten in der Abteikirche. Samstag von 14.00 bis 22.00 Uhr, Sonntag von 10.00 bis 18.00.

So, und jetzt zurück ins Jahr 2019: Auch dieses Jahr findet wieder ein heimeliger Weihnachtsmarkt in St. Quirin, einem der schönsten Dörfer Frankreichs, statt: Am Sonntag, den 1. Dezember 2019 rund um die Place de l’Eglise. Weihnachten, wie es früher war!

Heimelig soll er sein. Kleine, aneinandergekuschelte Häuschen soll es geben, möglichst um ein Kirchlein herum gruppiert. Ein Brunnen mit einem Heiligen drauf, der über den Ort wacht, wäre auch schön. Abend muss es sein, damit man die vielen Lichter umso besser sieht. So, wie es in der Kindheit war, zumindest aber so, wie wir uns den Weihnachtsmarkt unserer Kindheit vorstellen. Mit Mama und Papa auf der Suche nach dem Weihnachtsmann, an einer rosa Wolke aus Zuckerwatte knabbernd. Oder mit einem Tütchen Gebrannte Mandeln in der Manteltasche, das unsere Finger wärmt.

Weihnachtsmarkt_Marche_de_noel_St._Quirin_Kirche
Warten auf den Weihnachtsmann

All das hat der Weihnachtsmarkt von Saint-Quirin zu bieten, einer kleinen Gemeinde am Fuße des Donon. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Rot und grün gewandete Elfen schwirren geschäftig durch die buntbeleuchteten Gassen. Freudige Aufregung liegt in der Luft. Ein ganzes Jahr hat man geplant, gebastelt, Tänze und Lieder einstudiert.

Weihnachtsfigur_Saint._Quirin
Alle machen mit!

Jetzt sind die zwei großen Tage da, Auftakt zur Weihnachtszeit. Richtig viele Leute sind hier unterwegs. Geparkt haben wir am Ortseingang, folgen einfach den anderen Weihnachtsfans. Hören Kinder mit roten Backen fragen: Wann kommt er, der Père Noël? Wann denn, sag doch!?! Ungeduldiges Zupfen am Jackenärmel des Papas.

Klostergarten_St._Quirin_vosges_vogesen_marche_de_noel_sapin
Lutins

Unten, da leuchtet eine Kirche, und oben, da leuchtet eine Kapelle. Schon von Weitem hören wir einen Conférencier. Ein wenig ungewöhnlich für uns, doch sehr französisch. So viel gibt es zu erleben, so viele Animations. Gerade werden die herausragenden Organisatoren des Club Vosgien gewürdigt. Applaus von den Umstehenden. Außerdem möchte man wissen, wann das erste Türchen an dem riesigen Adventskalender geöffnet wird.

Weihnachtsmarkt_julmarknad_marche_de_noel_St._Quirin_Nordvogesen_vosges_du_nord_kirche_eglise
Tausend und eine Nacht

Ein Vogesendörfchen, weit weg von der Fachwerkidylle der Elsässischen Weinstraße. Die Häuschen von eher rauem Charme, jetzt festlich geschmückt mit Eisbären, Tannengrün und Co. Kleine Kanäle ziehen sich durch den Ort. Im Wasser spiegeln sich die Lichtergirlanden. Romantisch. St. Nikolaus rudert in einer Barke. Kinder krabbeln in ein unscheinbares Holzhäuschen. Verzücktes Gekreische schallt heraus. Ich passe wohl nicht durch die Tür, sonst hätte ich selbst mal nachgeschaut…

Der Abteigarten hat sich in einen lauschigen Wichtelhag verwandelt. Wer immer schon etwas über isländische Wichtel wissen wollte, kann sich auf großen Schautafeln informieren. Schöne Idee. Und die erste Tanne stammt bekanntlich aus dem… Na? Richtig: Elsass.

sapin_alsace_st._Quirin_vosges_vogesen_Weihnachtsmarkt_marche_de_noel
Da kommt also der Weihnachtsbaum her…

Die barocke Kirche mit den markanten Zwiebeltürmen – irgendwie russisch – erstrahlt in Blau, Lila und Weiß. Irgendwie orientalisch. Drinnen gibt ein Orchester fetzige Weihnachtslieder zum Besten. Die Besucher swingen und klatschen mit. Nachher wird man sich die wertvolle Krippe ansehen. Draußen auf dem Vorplatz wärmen sich die Wichtel auf, zupfen an ihren roten Röcken, richten die Ringelstrümpfe. Ein Chor mit Nikaulausmützen rockt gesittet. Die Bommeln, die auf einer Spirale sitzen, wippen fröhlich mit. Père Noël wandert würdevoll durch die Gassen, umringt von Kindern und Erwachsenen. Ein Foto bitte, guter Mann…

Klostergarten_St._Quirin_vosges_vogesen_marche_de_noel
Plus de lutins

Wir schlendern durch die Menge. Ja, Menge. Dieser Weihnachtsmarkt ist bekannt. Und doch gibt es kaum kommerzielle Stände, dafür Selbstgebasteltes, Gestricktes, Gemaltes, Gebackenes, Gedrechseltes von den Bewohnern Saint-Quirins. Sogar Wein kann man kosten. An den Crêpes- und Vin-Chaud-Ständen wartet man geduldig. Für eine Minute fällt der Strom aus. Als die Lichter wieder angehen, kommentieren wir mit einem bewundernden „Aaah!“ Wildfremde lächeln sich zu. Die Stimmung ist gelöst. Ein brauner Riesenhund mit Sorgenfalten auf der Stirn, zupft an meiner Hose. „Der macht nix. Der liebt alle Menschen. Den können Sie ruhig karessieren.“ Folgsam, wenn auch vorsichtig, streichle ich dem Hündchen über den samtigen Kopf. Lieb.

Klostergarten_St._Quirin_vosges_vogesen_marche_de_noel_Lebkuchenmann
Zum Anbeißen, aber schlecht für die Zähne

On a du temps. Kunstvolle Adventskränze, Gestecke mit Wichteln allüberall, Bredle. Lebkuchenmännlein lächeln breit. Wichtel treiben Schabernack. Von einem netten jungen Pärchen erstehen wir eine Winterlandschaft auf Birke: Vier Kerzen, ein Eisbär. Auf unserem Couchtisch wird sie uns den Advent erleuchten.

Weihnachtsmarkt_Saint._Quirin_Vosges_Vogesen_Stand_Adventskränze
Offene, freundliche Leute. Wichtel eben…

Die

Saint_Quirin Weihnachtsmarkt Marche de noel vosges du nord Nordvogesen Frankreich France Lorraine Ouest
Unser Adventsstamm.

Leute sind stolz auf das Geleistete. Das macht diesen Weihnachtsmarkt so echt und einzigartig.Nicht zu viel HighTech, originelle Ausstellungen, offene Menschen. Klar, der Nikolaus samt Rentierschlitten, wie er über den Marktplatz saust: Ein Highlight!

lutins_wichtel_tomtar_marche_de_noel_weihnachtsmarkt_St._Quirin_vosges_vogesen_france_frankreich_frankrike
Le grand jour est la!

Und tatsächlich: Saint-Quirin ist heimelig, die Häuslein kuscheln sich aneinander, ein Heiliger wacht über den Weihnachtsmarkt, Sterne leuchten uns den Weg. Vorfreude. Kindheit. Weihnachten.St._Quirin_Kirche_marche_de_noel_2018_Eingang

Fakten: Saint-Quirin ist ein quirliges nordvogesisches Dorf gallo-romanischen Ursprungs am Fuße des Donons. Über das Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die auf die enorme Kreativität der Bewohner schließen lassen. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde das Örtchen 966 n. Chr. Entstanden um eine sog. Prieuré, ein Priorat, das der Abtei von Marmoutier unterstand, war es lange Zeit ein bedeutendes Pilgerzentrum. Zum erstenmal 1471 erwähnt, findet noch heute ein Mal im Jahr eine große Prozession statt, die Menschen mit Hautleiden heilen soll. Markant ist die barocke Kirche mit ihren beiden in den Nordvogesen untypischen Zwiebeltürmen und der Silbermann-Orgel. Daneben war Saint-Quirin bekannt für seine Glaskunst. Der Ort wurde ausgezeichnet mit„Les plus beaux villages de France“, ist klassifiziert als „Station verte“, und gehört zu den „Villes et villages fleuris“. Die zahlreichen „monuments historiques“ machen Saint-Quirin, umgeben von den blauen Bergen der Vogesen, absolut sehenswert. Auch Kulinarisch hat das Dörfchen einiges zu bieten: Vom preisgünstigen Familien- bis zum Gourmetrestaurant. Empfohlen seien die Auberge de la Forêt in Abreschviller und die Hostellerie du Prieuré im Zentrum.

Saint_Quirin_vosges_vogesen_eglise_kirche_marche_de_noel
Saint-Quirin by night

Saint_Quirin_Vosges_vogesen_Ortsansicht_weihnachtsmarkt

Weihnachtsmärkte im Elsass und den Vogesen 2018, 2019 – Links

Schneekugel, Weihnachtsmärkte im Elsass und Vogesen, Alsace, Lorraine, Marché de Noel

Auch dieses Jahr, 2019, wird das Elsass wieder zum Winter-Weihnachts-Wunderland. Alles, was ihr für eine unvergessliche Weihnachtszeit braucht, findet ihr hier!

Im Elsass und den Vogesen gibt es wunderschöne Weihnachtsmärkte mit oft wohltuend traditionellem Charakter. Zauberhafte Fachwerkstädtchen, wehrhafte Burgen, tiefe Wälder: Weihnachten, wie man es sich wünscht. Glänzt der Schnee dann auf den steilen, hohen Dächern der historischen Städtchen, ist das Glück perfekt. Neben den Highlights wie Straßburg, Colmar, Kaysersberg (Ich liebe es!) gibt es auch weniger spektakuläre bzw. überlaufene Weihnachtsmärkte, im Elsass z.B. Boersch und Barr an der elsässischen Weihnstraße, oder Oberhaslach. Wegweisende Beschreibungen und Termine findet ihr auf der offiziellen Seite des elsässischen Tourismusverbandes, Tourisme Alsace. In einer Maske könnt ihr euer Anreise- bzw. Abreisedatum eingeben und/oder die Suche geographisch eingrenzen. Eine sehr gute Übersicht bietet auch folgende Seite des Tourismes Lorraine. Unter der Vielzahl der erscheinenden Weihnachtsmärkte fällt es schwer zu wählen. Gleichzeitig erhaltet ihr Tipps, wo man übernachten bzw. weihnachtlichen Essgenüssen frönen kann.

Schneekugel, Weihnachtsmärkte im Elsass und Vogesen, Alsace, Lorraine, Marché de Noel
Wunderbare Weihnachtszeit

Weitere phantasievolle Events, bei denen oftmals die ganze Bevölkerung mitmacht, gibt es unter der Bezeichnung „7 Weihnachtsländer“  , ebenfalls auf Tourisme Alsace zu entdecken:

Sucht ihr den Weihnachtsmann? Im Elsass und den Vogesen werdet ihr ganz sicher fündig. Ganz sicher findet ihr ihn aber in Kaysersberg. Interessantes zu diesem wunderschönen Vogesenort gibt´s unter diesem Link.

Eure Stina

Zimmer mit Aussicht – Zu Besuch im Hôtel Restaurant des Vosges in La Hoube

Hotel des Vosges La Hoube, Vosges du Nord, Nordvogesen, Dabo, Rocher de Dabo

Für ein kleines Vogesendörfchen hat La Hoube an Kulinarischem einiges zu bieten, z.B. ein alteingesessenes, familiengeführtes Hotel samt gemütlichem Restaurant. Früher, so verrät uns Monsieur Schwaller senior, gab es hier Hühner, Hasen, sogar Pferde, die zur Wirtschaft gehörten. Das war, als die betuchteren Straßburger noch das Geld und die Zeit hatten, sechs Wochen am Stück in der Sommerfrische zu verweilen. Man spürt ihn noch, den Charme dieser Zeit, obwohl geschmackvoll renoviert wurde. Ein Landgasthof ohne Schnickschnack, mit dezenter Holzvertäfelung und rustikalen Stühlen, wie man es in den Vogesen erwartet: Das Hôtel Restaurant des Vosges. Man konzentriert sich auf die traditionellen Gerichte der Region, leistet sich hie und da ein wenig Extravaganz: Dos de Lieu Noir Rôti à L’Huile D’Olive à L’Acidulé de Tomates, Dorsch Provenzalischer Art (Mein Favorit!) oder Entenbrust an süßsaurer Soße. Elsässische Küche mit dem kleinen, feinen Extra, Altbewährtes in einer gut komponierten Speisekarte: Joues de Porc Demi-Sel Façon Pot au Feu Sauce Raifort, Schweinebäckchen mit Meerrettichsauce, Faux Filet du Terroir Lorrain Beurre Maître d’Hôtel, Kougelhopf Glacé au Marc de Gewurztraminer zum Desert, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wochentags gibt es zudem eine preisgünstige Plat du jour. Das Gemüse stammt aus dem eigenen Garten. Der Maître d’Hôtel  – Monsieur Jean-Luc Schwaller – kocht persönlich, unterstützt von einem kleinen, äußerst freundlichen Team, das aufmerksam ist ohne sich aufzudrängen. Man nimmt sich Zeit, ohne säumig zu sein. Unaufgeregt, entspannt die Atmosphäre.

Hotel_Restaurant_des_Vosges_La_Hoube_Vosges du Nord_Nordvogesen_Lorraine_Lothringen_Elsass_Übernachten

 

 

Ein wenig scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Am Sonntag lassen sich die Herren am Tresen ihren Frühschoppen schmecken, diskutieren das Neueste aus Strasbourg oder Paris in einem Gemisch aus Elsässisch und Französisch, zischen ein letztes Cannettle, bevor es heim zum Essen geht. Am frühen Samstagabend treffen sich die Einheimischen zum Aperitif, während die ersten Hotelgäste ihre Plätze einnehmen. Sonntag ist Familientag. Mit Kind und Kegel wird gespeist. Lange. Von September bis Dezember wird an manchen Wochenenden ausgiebig zu volkstümlichern Schlagern geschwoft. Dann geht es deftiger zu. Große Platten mit den traditionellen Cochonnailles, dem Schlachtessen, werden auf den Tischen verteilt. Der Geräuschpegel steigt. An den übrigen Wochentagen: Gediegen. Seinen Geburtstag feiert man – soll es etwas feiner zugehen – natürlich im Hôtel des Vosges.

Besonders gern sitzen wir, wenn die Tage kürzer werden, freitags- oder samstagsabends, an einem der Fenstertische, nippen an unserem Aperitif. Draußen die Silhouette des Rocher de Dabo, jenes mystischen Felsens mit Kapelle, der sich gerade von La Hoube aus so wunderbar betrachten lässt. Hier saßen wir, als wir vor vielen Jahren in dieses Dort kamen, und hier werden wir hoffentlich noch unseren Wildpfeffer mit hausgemachten Spätzle, Civet de Gibier Spätzle Maison, genießen, wenn wir alt und grau geworden sind. Schade, dass wir nicht mehr – wie früher – nach einem üppigen Menü auf unser gemütliches Zimmer wanken können. Zu nah wohnen wir jetzt am Hotel. Eine Freundin, die gerade dort übernachtet, lässt mich einen Blick auf ihr Zimmer werfen. Hat sich viel verändert? Wir durchqueren den Saal für größere Gesellschaften, die kleine Lobby mit den bequemen Ledersofas, eine Treppe: Ah, ja, die Bäder sind modern, das Zimmer (immer noch) gemütlich, die Matratzen manchem Nicht-Franzosen vielleicht einen Tick zu weich. Und – Gott sei Dank – die Nachtschränkchen haben überlebt! Der kleine Holztisch in der Ecke auch. Und die Tischdecke, die kenne ich doch! Siebziger trifft Jetzt. Sympathisch! Keine All-in-all-Aufbewahrungs-Kabine für Touristen, antiseptisch und seelenlos. Fast hätte ich Lust, mir Gottfried Kellers Kleider machen Leute zu schnappen und mich für ein Stündchen auf´s Bett zu verziehen. Und ab und zu den Blick zum Rocher de Dabo schweifen zu lassen…

Rocher de Dabo
Mystischer Rocher de Dabo

Doch schon lockt unten der Mirabell.

Kaffee Reck im Hotel Restaurant des Vosges in La Hoube, Vosges du Nord, Nordvogesen, Lorraine, Elsass, übernachten
Und zum Abschluss…

 

 

 

 

 

 

Hotel Restaurant des Vosges à La Hoube
In der Herbstsonne

Das Hôtel des Vosges ist kein Wellness-Tempel. Eher eine Wohlfühloase umgeben von dunklen Tannen, beachtlichen Felsformationen, wunderbaren Aussichtspunkten. Ideal für Wanderer, für (Mountain-)Biker, für Familien, die – Achtung! Neuer Trend! – waldbaden möchten. Für einen romantischen Wochenendausflug, ein gemütliches Mittag- oder Abendessen gleichermaßen zu empfehlen. Wer dem Kir, dem Amerbier oder dem Elsässer Riesling zu sehr zugesprochen hat, kann eins der 9 Zimmer buchen , davon einige mit Blick auf den Rocher de Dabo. „Die Nächte sind hier ruhig und frisch, und es tut gut, die nach Tannen duftende Luft der Umgebung zu atmen„, verspricht die Website des Hotels. Auch in der Weihnachtszeit, wenn im Gastraum ein kleiner Tannenbaum klitzert, während draußen leise der Schnee rieselt, ist es hier ein bisschen so, als sei die Zeit stehen geblieben.

Oui, la vie est belle à la Hoube!

La vie est belle à la Hoube
Hopla s´gilt!

Die aktuellen Preise findet ihr hier. Fahrt mal hin!

Eure Stina

La vie est belle à La Hoube – Genießen im Restaurant Le Zollstock

Zollstock Restaurant Nordvogesen Vosges du Nord

Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir nach einem üppigen Mal im Restaurant Le Zollstock den Weg nach Hause zurück rollten. Ja, rollten. Nicht mehr gingen. Ein bisschen wie die Blechbüchsenarmee. Oder ein ziemlich praller Kougelhopf. Zufrieden, ganz sicher satt, leicht beschwipst.

Wie wär´s heut´Abend mit dem Zollstock?, fragt mein Mann so alle drei Wochen. „Gute Idee!“, finde ich. Na, endlich! Dachte schon, er würde gar nicht mehr fragen.

Die Besitzer des Zollstocks bei der Arbeit
Die Fetters bei der Arbeit

Le Zollstock: Eine Institution in den Nordvogesen. Im gemütlichen Schankraum lassen es sich Stammgäste nebst zappeligem Nachwuchs, der Welt entsagende Teenager, die emsig auf ihren Smartphones herumtippen, Rucksacktouristen, Motor- und Fahrradfahrer gut gehen, verspeisen genussvoll die üppigen Platten und Schälchen mit elsässischen Spezialitäten, die Cristelle Fetter und ihr Team geschwind wie der Vogesenwind auf den Tischen abladen. Der Service ist aufmerksam, freundlich und professionell – chalereux, wie die Franzosen sagen. Mit dezent rot-weiß-kariertem Charme. Schnörkellos, ehrlich. Francine Fetter, die Seniorchefin, kommt gerne auf einen kleinen Schwatz an den Tisch. Wenn es die Zeit erlaubt, denn schließlich gehört der Zollstock zu den beliebtesten, zudem bekanntesten Restaurants der Region. Man kennt sich, grüßt, wird zurück gegrüßt, egal ob Stammgast oder Tourist. Wer durch den dicken, roten Vorhang den Schankraum betritt, gehört dazu. Die Frauen haben sich zurecht gemacht, die Männer tragen ihr bestes Hemd, selbst die Kinder sind chic, mit Fliege und Schleifchen im Haar. In unseren derben Wanderschuhen und Schlotterpullis kommen wir uns ein wenig underdressed vor. Aber das stört wahrscheinlich nur uns. Ah, da kommt einer in Holzfällerhemd und Schaffhose (Wohl ein Holzfäller!). Auch das ist der Zollstock.

hors d´oeuvre Zollstock
Hors d´oeuvre Zollstock – eine wirklich üppige Vorspeise!

Ist es draußen noch hell, hat man einen wunderbaren Blick über das 280-Seelen-Dorf La Hoube. Umgeben von geheimnisvollen Wäldern, auf zuweilen windumtostem Plateau thronend, ist dieser Ort die letzte Bastion Lothringens, nur einen Steinwurf vom Elsass entfernt, Ausgangspunkt für Fahrrad-, Motorrad- und Wandertouren in die Elsässische Schweiz rund um Wangenbourg. Außerdem bietet La Hoube den besten Blick auf den Rocher de Dabo mit seiner mystischen Silhouette.

So bodenständig das langgestreckte Gebäude, so gutbürgerlich die Küche. Die Speisekarte verlässlich, die Qualität gleichbleibend. Man bekommt viel zu äußerst moderaten Preisen. Keine Haute Cuisine, eher eine Mischung aus französisch und deutsch. So, wie viele aus der Grenzregion es noch aus ihrer Kindheit kennen, wenn es sonntags raus zum Essen ging. In der vierten Generation wird hier schon gekocht, und die nächste steckt schon in den Baby- bzw. Kinderschuhen. Ein Familienrestaurant in jeder Hinsicht. Ein Erlebnis!

„Was essen wir heute“, will mein Mann wissen. Ich gründle noch in der Speisekarte. Umfangreich ist sie, macht mir die Entscheidung schwer. Nehme ich heute Bouchée à la reine als Vorspeise oder das ausladende hors d`oeuvre Zollstock mit Rohkostsalaten, Russischen Eiern und heimischen Wurstspezialitäten? Vor dem ich jedesmal nach der Hälfte kapituliere. Und als Hauptgericht Faux filet? Oder vielleicht das deftige Cordon bleu au Munster? Die truite, Forelle, aux amandes? Ach, nehme ich – wie in übrigens 98 % aller Fälle – einfach das Menu Zollstock. Da bekomme ich noch ein Sorbet mit riesiger Sahnehaube als krönenden Höhepunkt. Eine kleine Abweichung vom vorgeschlagenen, hochprozentigen Dessert, damit ich nicht mit dem Taxi heimfahren muss.

Zollstock_La_Hoube
Wir lieben den Zollstock!

Nicht, dass es nur dieses äußerst schmackhafte Menü gäbe… Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mein Mann nimmt derweil schon ungeduldig den ersten Zug aus seinem Bierglas. Er weiß: Sein Favorit ist mein Favorit. Überraschung! Als Dessert bevorzugt er jedoch den Coupe Glace Zollstock, einen riesigen Eisb(r)echer mit Vanilleeis, Kirschen, Sahnehaube, Mandelblättchen sowie einem guten Schuss Schnaps. Und mit dem muss man, fragt man echte Kenner, auch jedes Mahl im Zollstock abschließen.

Im Herbst grüßt freundlich ein rosa Plüschschweinchen von der Theke, obwohl jeder weiß, dass Schweinchen hier gegessen werden und folglich nicht viel zu lachen haben. Besonders die Cochonnaille – das traditionelle Schlachtessen mit Choucroute à l`alsacienne, Sauerkraut – dürfte jedem Vegetarier die Tränen in die Augen treiben.

Trotzdem: Würden mein Mann und ich nicht mindestens ein-, zweimal im Monat den Zollstock aufsuchen, wir würden darben. Uns würde etwas fehlen. Oh Gott, wir würden abnehmen!

Einer, der sich wirklich auskennt mit Essen, ist Gilles Pudlowski, der die Fetters samt ihrem Zollstock in den höchsten Tönen lobt:

La Hoube: le Zollstock ou le bonheur des simples

Zollstock La Hoube Lorraine Elsass Nordvogesen Vosges du nord Restaurant Moselle dabo
La Hoube und Umgebung. Des belles vues…

Am besten, ihr probiert es selbst einmal aus. Es lohnt sich! Es empfiehlt sich vorzubestellen. Für größere Gruppen stehen sogar zwei weitere Räume zur Verfügung. Ein Hoch auf Le Zollstock!

Elsässisches Wichtelmädchen Cathy
Hopla s´gilt!

Guten Appetit wünscht

Stina

Alle Fotos und Zeichnungen in diesem Beitrag sind von Julclub.

Magischer Donon

Le Donon, Elsass, Vogesen, Nordvogesen, vosges, donon, heiligtum

Magischer Donon

Einen Tausender erklimmen? Schon stand mir der Schweiß auf der Stirn, aber…

Ein wenig Ausdauer und vor allem festes Schuhwerk sollte man schon mitbringen. Ein Reinhold Messner muss man nicht sein. Ehrlich gesagt, sind es auch nur ein paar hundert Meter. Nicht mal ein Seil braucht man. Wandern eben. Dennoch: Der Weg zum Donon ist besonders am Ende steil und holprig. Wie geschaffen für antike Holzkarren mit Steinrädern à la Fred Feuer–  pardon! Eisenstein. Für Hobbits eine Herausforderung. Mit 1,67 musste  auch ich ein, zwei Steinchen auf dem Po rutschend passieren. Bewunderte all jene Mütter, die mit Baby im Tragetuch tatsächlich oben ankamen. Doch der Aufstieg über Felsbrocken und bucklige Pflastersteine lohnt sich in jedem Fall.  Würde aber traute Zwei- oder Mehrsamkeit empfehlen, bevor man in den Wäldern verdorrt und verschlungen wird – sowie ein gewisses Maß an Gelassenheit bzw. „Lass die anderen ruhig vorgehen. Ich komme auch irgendwann nach.“. Denn Umknicken in leichten Sommerschuhen geht immer. Also: Knöchel schützen, Blick Richtung Boden. „Sind denn da oben ein paar Leute?“, fragte uns bang eine Wanderin. Ja, da oben, auf dem Plateau, sind Leute, wenn auch nicht so viele, wie uns auf dem Rückweg begegneten. Die Mittagszeit ist als Wanderzeit eindeutig zu empfehlen, denn die Franzosen lassen sich Zeit beim Essen. Und das sollte man auf dem Weg nach oben ebenfalls tun.

Tempel Donon
Mystisch

Los geht´s oberhalb des Restaurants Velleda, wo es einen gut ausgeschilderten Wanderparkplatz gibt. Über den Col du Donon (718 m) Richtung Le Donon (1009 m). Der Weg durch bemooste Vogesenwälder  nennt sich Sentier du Donon und ist mit folgender Wandermarkierung gekennzeichnet:

Donon, Wegbeschreibung
Auf diese Zeichen solltet ihr achten!

Felsen am Donon und Tempelheiligtum

Auf Felsblöcken weisen uns Steinmännchen (Wie halten die Steine bloß aufeinander?) den Weg. Ich ahne Esoterisches!

Nach ca. 45 Minuten auf dem Plateau angekommen:  Uff! Und dann: Ah! und Oh!. Eine atemberaubende Aussicht über die blauen Berge und zwar in Rundumsicht! Warum hab ich mich nicht schon früher hierher gewagt? Wie konnte ich leben ohne dieses Erlebnis? Natürlich sind die ergonomischen Relaxliegen bereits von schlaffen Wanderern besetzt! Egal, ich  gebe mich dieser Aussicht, der magischen Atmosphäre des Heiligen Berges hin. „Resort du Silence“ steht auf einem Schild. Ich schweige. Mit mir schweigen ein halbes Dutzend in Stelen verewigter Gottheiten. Kelten, Gallier und Römer waren hier. Und jetzt ich. Ein mystischer Ort! A(t)men!

Blick vom Donon über die Vogesen
Geschafft!

Da der Pass eine wichtige Verbindungsstraße über die Vogesen darstellte, war der dazugehörige Berg in den beiden Weltkriegen heftig umkämpft. Auch das ist – vom Parkplatz aus beginnend –  interessant dokumentiert. Aber ich bin heute mehr im Miraculix-Modus.

Tempel Donon
Auf dem Weg zum Tempel

Wissbegierige können natürlich auch die liebevoll illustrierten Kacheln – inklusive Druiden – studieren. Ohne aufdringlich zu wirken, vermitteln sie das nötige Hintergundwissen. Sogar botanisches. Gar das Rezept für den magischen Zaubertrank à la Obelix? Material über das Heiligtum gibt es im Internet wahrlich genug. Nur so viel: Es handelt sich um eine keltische bzw. römische Kultstätte, die dem Gott Vogesus geweiht war, dem Namensgeber der Vogesen – Vosges. Obwohl es sich bei den Artefakten häufig um Nachbildungen handelt, kann man sich mit wohligem Gruseln in die Zeit hineinversetzen, als an diesem Ort noch allerhand geopfert wurde. Irre ich mich oder fällt mir das Atmen schwerer, als ich den kleinen Pfad zum Tempel hinaufsteige? Wird  sich noch eine Spur getrockneten Blutes in den  zerfurchten Felsen ausmachen lassen? O.k., zu wenig Phantasie war noch nie mein Problem. Oder ist es gerade.

Weg also mit den grusligen Gedanken. Es herrscht Kaiserwetter. Der  Buntsandstein erstrahlt in herrlichstem Rosa. Flechten blitzen frech heraus.  „I was here!“  hat ein Robert  in den Fels  geritzt. „Me too.“, antworte ich in die blaue Luft. Macht Spaß, die Spuren derer zu lesen, die vor uns hier waren. Und der klare, blaue Himmel! War damals wohl schon derselbe. Hier möchte ich noch etwas bleiben. Beim Teutates!

Inzwischen ist es voller geworden. Und internationaler. Wäre schön, das Ganze einmal in aller Frühe zu besuchen, bei Sonnenaufgang. Aber dafür vermümmle ich den Sonntagmorgen wohl zu gern im warmen Bett.

Also Abstieg. Meine Knie! Und knurr! Ein Loch in den Bauch geatmet. Wer jetzt nicht noch die Reste vom Vortag vertilgen muss, kann sich unterhalb des Wanderparkplatzes im Restaurant  Complexe Hôtellier du Donon (Velleda) stärken. Sehr gemütlich, mit viel Holz und Rotweißem im elsässisch-vogesischen Stil eingerichtet. Auf der Website gibt es auch Infos zu Thementagen bzw. –abenden. Wer nicht mehr nach Hause fahren möchte (oder kann…) sollte hier ein Zimmer buchen. An kalten Wintertagen kann man hier wunderbar im angeschlossenen Spa relaxen.

Donon, Vallée de la Bruche, Vosges du Nord, Vogesen
Etwas zur Orientierung

Hier gibt´s weitere Informationen zu  den Wanderungen rund um den Donon. Der archäologische Rundwanderweg ist allerdings bedeutend länger (ca. 4 Stunden) als mein gradliniger Aufstieg.

Macht´s euch gemystisch!

Eure Stina