Magischer Donon

Magischer Donon

Einen Tausender erklimmen? Schon stand mir der Schweiß auf der Stirn, aber…

Ein wenig Ausdauer und vor allem festes Schuhwerk sollte man schon mitbringen. Ein Reinhold Messner muss man nicht sein. Ehrlich gesagt, sind es auch nur ein paar hundert Meter. Nicht mal ein Seil braucht man. Wandern eben. Dennoch: Der Weg zum Donon ist besonders am Ende steil und holprig. Wie geschaffen für antike Holzkarren mit Steinrädern à la Fred Feuer–  pardon! Eisenstein. Für Hobbits eine Herausforderung. Mit 1,67 musste  auch ich ein, zwei Steinchen auf dem Po rutschend passieren. Bewunderte all jene Mütter, die mit Baby im Tragetuch tatsächlich oben ankamen. Doch der Aufstieg über Felsbrocken und bucklige Pflastersteine lohnt sich in jedem Fall.  Würde aber traute Zwei- oder Mehrsamkeit empfehlen, bevor man in den Wäldern verdorrt und verschlungen wird – sowie ein gewisses Maß an Gelassenheit bzw. „Lass die anderen ruhig vorgehen. Ich komme auch irgendwann nach.“. Denn Umknicken in leichten Sommerschuhen geht immer. Also: Knöchel schützen, Blick Richtung Boden. „Sind denn da oben ein paar Leute?“, fragte uns bang eine Wanderin. Ja, da oben, auf dem Plateau, sind Leute, wenn auch nicht so viele, wie uns auf dem Rückweg begegneten. Die Mittagszeit ist als Wanderzeit eindeutig zu empfehlen, denn die Franzosen lassen sich Zeit beim Essen. Und das sollte man auf dem Weg nach oben ebenfalls tun.

Tempel Donon
Mystisch

Los geht´s oberhalb des Restaurants Velleda, wo es einen gut ausgeschilderten Wanderparkplatz gibt. Über den Col du Donon (718 m) Richtung Le Donon (1009 m). Der Weg durch bemooste Vogesenwälder  nennt sich Sentier du Donon und ist mit folgender Wandermarkierung gekennzeichnet:

Donon, Wegbeschreibung
Auf diese Zeichen solltet ihr achten!

Felsen am Donon und Tempelheiligtum

Auf Felsblöcken weisen uns Steinmännchen (Wie halten die Steine bloß aufeinander?) den Weg. Ich ahne Esoterisches!

Nach ca. 45 Minuten auf dem Plateau angekommen:  Uff! Und dann: Ah! und Oh!. Eine atemberaubende Aussicht über die blauen Berge und zwar in Rundumsicht! Warum hab ich mich nicht schon früher hierher gewagt? Wie konnte ich leben ohne dieses Erlebnis? Natürlich sind die ergonomischen Relaxliegen bereits von schlaffen Wanderern besetzt! Egal, ich  gebe mich dieser Aussicht, der magischen Atmosphäre des Heiligen Berges hin. „Resort du Silence“ steht auf einem Schild. Ich schweige. Mit mir schweigen ein halbes Dutzend in Stelen verewigter Gottheiten. Kelten, Gallier und Römer waren hier. Und jetzt ich. Ein mystischer Ort! A(t)men!

Blick vom Donon über die Vogesen
Geschafft!

Da der Pass eine wichtige Verbindungsstraße über die Vogesen darstellte, war der dazugehörige Berg in den beiden Weltkriegen heftig umkämpft. Auch das ist – vom Parkplatz aus beginnend –  interessant dokumentiert. Aber ich bin heute mehr im Miraculix-Modus.

Tempel Donon
Auf dem Weg zum Tempel

Wissbegierige können natürlich auch die liebevoll illustrierten Kacheln – inklusive Druiden – studieren. Ohne aufdringlich zu wirken, vermitteln sie das nötige Hintergundwissen. Sogar botanisches. Gar das Rezept für den magischen Zaubertrank à la Obelix? Material über das Heiligtum gibt es im Internet wahrlich genug. Nur so viel: Es handelt sich um eine keltische bzw. römische Kultstätte, die dem Gott Vogesus geweiht war, dem Namensgeber der Vogesen – Vosges. Obwohl es sich bei den Artefakten häufig um Nachbildungen handelt, kann man sich mit wohligem Gruseln in die Zeit hineinversetzen, als an diesem Ort noch allerhand geopfert wurde. Irre ich mich oder fällt mir das Atmen schwerer, als ich den kleinen Pfad zum Tempel hinaufsteige? Wird  sich noch eine Spur getrockneten Blutes in den  zerfurchten Felsen ausmachen lassen? O.k., zu wenig Phantasie war noch nie mein Problem. Oder ist es gerade.

Weg also mit den grusligen Gedanken. Es herrscht Kaiserwetter. Der  Buntsandstein erstrahlt in herrlichstem Rosa. Flechten blitzen frech heraus.  „I was here!“  hat ein Robert  in den Fels  geritzt. „Me too.“, antworte ich in die blaue Luft. Macht Spaß, die Spuren derer zu lesen, die vor uns hier waren. Und der klare, blaue Himmel! War damals wohl schon derselbe. Hier möchte ich noch etwas bleiben. Beim Teutates!

Inzwischen ist es voller geworden. Und internationaler. Wäre schön, das Ganze einmal in aller Frühe zu besuchen, bei Sonnenaufgang. Aber dafür vermümmle ich den Sonntagmorgen wohl zu gern im warmen Bett.

Also Abstieg. Meine Knie! Und knurr! Ein Loch in den Bauch geatmet. Wer jetzt nicht noch die Reste vom Vortag vertilgen muss, kann sich unterhalb des Wanderparkplatzes im Restaurant  Complexe Hôtellier du Donon (Velleda) stärken. Sehr gemütlich, mit viel Holz und Rotweißem im elsässisch-vogesischen Stil eingerichtet. Auf der Website gibt es auch Infos zu Thementagen bzw. –abenden. Wer nicht mehr nach Hause fahren möchte (oder kann…) sollte hier ein Zimmer buchen. An kalten Wintertagen kann man hier wunderbar im angeschlossenen Spa relaxen.

Donon, Vallée de la Bruche, Vosges du Nord, Vogesen
Etwas zur Orientierung

Hier gibt´s weitere Informationen zu  den Wanderungen rund um den Donon. Der archäologische Rundwanderweg ist allerdings bedeutend länger (ca. 4 Stunden) als mein gradliniger Aufstieg.

Macht´s euch gemystisch!

Eure Stina

2 Antworten auf „Magischer Donon“

  1. Liebe Stina,
    Habe mir Deine Internetseite angeschaut : Super !
    Für mich ist es ein Traum (und wird es wohl für immer bleiben) einmal wie Du erlebtes zu schildern. Wenn ich eine Postkarte jemandem schreiben will fällt mir erst schon mal gar nichts ein… und schreibe einfach „Best Grüße aus…“.
    Ich wünsche Dir einen schönen Abend, viele Grüße an Stefan, Sylvie + Familie (La Hoube)

    1. Hejsan liebe Sylvie,
      freue mich sehr, dass dir mein Blog gefällt! Und weißt du, besser man bekommt überhaupt eine Postkarte mit „Beste Grüße“ von einem lieben Menschen wie dir als überhaupt keine! Das Wichtigste ist doch, dass wir aneinander denken und uns ab und zu eine Freude machen! Und wer hat denn den schönen Kommentar geschrieben? Nochmals vielen herzlichen Dank!
      JuttaStina

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