Im Herbst, besonders natürlich um Halloween herum, können jene von uns, die achtsam in die Nacht lauschen, sie hören, sie vielleicht sogar sehen: Die Zauberkäferkinder. Vergnügt summen sie durch die derzeit noch recht laue Nachtluft. Um froh zu sein, bedarf es dabei allerdings keiner Gruselparty mit Würstchenmumie, Klapperskelett oder Zombie. Nein, im sachten Fliegen und Gleiten liegt die Würze. Im Duft der nächtlichen Blumen. Damit die filigranen Wesen nicht gegen ein altes Gemäuer oder eine Fledermaus stupfen, haben sie stets ihre leuchtenden Laternen dabei. Natürlich aus ultraleichtem Elfenmetall. Sonst könnten die Zauberkäferkinder ja nicht so elegant durch die Lüfte sausen. Hilfreich sind dabei auch die winzigen Fühler, die sich vorne am Kopf befinden. Wenn die Morgendämmerung anbricht, ist der lustige Spuk allerdings vorbei. Dann müssen die Kleinen heim zu ihren Eltern, die sie hinter der dunklen Wandtäfelung im Salon des alten Herrenhauses bereits sehnlichst erwarten. Nach dem Landeanflug gibt´s erstmal warme Mandelmilch mit Honig und Etwas von den Wurzelkindern. Während der alte Steinofen bullert, liegen die Käferkinder dann in ihren Körbchen aus Birkenreisig, zugedeckt bis über beide Ohren. Und träumen vom nächsten Hummel-Brummel-Zaubersummelkäferkinder-Abenteuer.
Die Kollage entstand im Oktober 2024 aus Papierresten und Gudrun-Sjödén-Katalogen. Mit Aquarellfarben und Wachsmalkreide entstand der zauberische Touch. Besonders die Laternen leuchten so richtig lebensecht mit dieser Mischung. Wie immer war es gar nicht so einfach, die quirligen Wesen für einen kurzen Moment auf dem Papier zu halten. Denn schließlich ist Bewegung, genauer gesagt Fliegen, ihr wahres Element.
Hoffe, das Bild gefällt euch. Wie immer empfehle ich euch auch an dieser Stelle das wunderbar-wunderliche Halloween-LIed Goblin Girl von Frank Zappa. Habt ein happy Halloween!
Schon lange nicht mehr gemacht, oder? Dabei ist es so einfach: Drachen einpacken, warme Jacke und windfestes Käppi anziehen, weite Wiese suchen, und los geht´s! Vielleicht hebt ihr nicht gleich so ab wie die kleinen Wichtelkinder, doch etwas frischer Wind um die Nase hat noch niemandem geschadet. Es muss auch kein komplizierter Lenkdrache sein, an dem sich eh nur die Schnüre und eure Nervenenden verheddern. Beim Drachensteigenlassen, finde ich, ist Einfachheit angesagt. Für´s Drachenbasteln war früher eindeutig meine Mutter zuständig, ebenso wie für´s Kartoffelgaren in der Glut eines hübschen Herbstfeuerchens. Ganz hinten in unserem Garten, bei den Himbeeren. Im Saarland Fleckerchen genannt. Süß, nicht? Aber das ist eine andere Geschichte. Ich weiß noch, wie es ganz leicht nach vergorenen Äpfeln, feuchtem Laub und fetter Erde gerochen hat. Dazu diese wunderbar flirrenden Farben, die der Herbst uns schenkt. Man denkt Weite, Frische, Klarheit. Manchmal kann es auch ein bisschen melancholisch werden; dann zieht eine unbestimmte Sehnsucht durch unseren Magen. Die gut mit einer garen Kartoffel gedämpft werden kann. Wenn dann noch der Duft von verbrennendem Holz aufzieht – Herz, was begehrst du mehr? Best things in life are for free, hat schon Aristoteles gesagt. Vielleicht fehlt euch zum Glück noch eine Thermoskanne mit heißem Früchtetee. Wer weiß?
So viele tolle Sachen gab´s die wir als Kinder gemacht haben. Irgendwie waren wir immer draußen. Auch wenn ihr heute vielleicht nicht mehr so auf Versteckspiele, Endlos-Purzelbäume, Räuber und Gendarm steht, manche Zeiterfüllung bringt uns auch heute noch viel. Dabei waren wir mit unseren Kastanientierchen, Blättermännchen und selbstgebauten Laternen doch, ohne es freilich zu wissen, ganz schön auf der Höhe der Zeit, haben die Natur achtsam wahrgenommen, uns in ihr bewegt. Anstatt eines Handydaumens wünschte ich, die Jugend hätte einen grünen. Ich glaube aber, einige sind schon wieder auf dem Weg. Sehe wieder viele junge Leute mit Rucksack durch die Walachei traben. Also, ran an den Drachen, ran an die Kartoffeln! Nach dem Drachenevent also. Ihr braucht nur ein, besser zwei Stunden an einem sonnigen, natürlich windigen Nachmittag. Und ich weiß ehrlich noch nicht einmal, ob Fliegen wirklich schöner wäre.
Hier haben sich Wichtelkinder, die ich vorher mit Aquarellfarben gemalt habe auf eine meiner Kollagen geschmuggelt. Habe sie erst entdeckt, als sie – vips! – beinahe schon wieder aus dem Bild geflogen wären. Komplizierter Satz. Grammatikalisch zumindest fragwürdig. Anyway, denn:
Eine prima Anleitung zum Drachenbau findet ihr z.B. hier.
Viel Spaß beim Drachensteigenlassen wünscht euch
Dieser Artikel erfolgte unbezahlt und unaufgefordert.
Der Herbst ist da, und alle denken Frankenstein, Hexen, Vampire. Von den üblichen Halloween-ProtagonistInnen wissen wir ja hinlänglich, was sie so den ganzen Tag, besser, die ganze Nacht treiben. Aber von den Kürbiskindern, von denen habt ihr wohl noch nicht so viel gehört. Ganz sicher auch noch keine gesehen. Das ist auch ganz natürlich, denn unter den ganzen inflationären Kürbisdekorationen sind sie nicht so leicht auszumachen. Außerdem tauchen sie zumeist erst dann auf, wenn wir schon längst im Reich der Träume versunken sind. Zwischen Kürbissen also, da halten sie sich am liebsten auf, bewundern gegenseitig ihre tollen Kürbishüte mit Superzahlen drauf, knabbern kleine Löcher in die bunten Riesenbeeren, kauen auf Sonnenblumenkernen, nuckeln an Fliegenpilzen, die sie höchstens ein bisschen high machen. Es sind ja nun mal keine Menschen. Stundenlanges Reden ist ihre Sache nicht, da sie eher zur Introvertiertheit neigen. Nach Einbruch der Nacht, wenn alle Menschen in ihren Häusern verschwunden sind, entzünden sie ihre heimeligen Laternen und machen einen auf lau. D.h. sie kuscheln sich entspannt in ihre Kürbiskernkissen und schauen, genüsslich seufzend, den Frankensteins, Hexen, Vampiren, Goblins usw. bei ihrem nächtlichen Treiben zu. So ist das also bei den Kürbiskindern.
Auf der Collage KÜRBISKINDER ist es mir hoffentlich gelungen, das genussvolle Leben der kleinen Geschöpfe wie in einer Momentaufnahme einzufangen. Verwendet habe ich dazu u.a. alte Gudrun-Sjödén-Kataloge. Mit Wachsmalkreide, Filzstift und Aquarellfarbe male ich die Gesichter, verfremde die zumeist floralen Motive. Ich übermale, reiße, knicke, klebe. Hauptsache, es wird zauberhaft.
Jetzt muss er aber doch endlich mal kommen, der Frühling. Dabei ist er schon dicke da. Grünexplosion pur. Vor lauter Grün sieht m/w/d den Wald nicht mehr. Und ja, es hat ziemlich viel geregnet. Sonst wäre es ja nicht so grün. Leute, es ist April. Da wechseln sich perlengroßer Hagel mit 25°C im Schatten quasi ab. Also, auch wenn der Lenz dieses Jahr etwas stürmisch daherkommt, schnappt euch Hund, Katze, PartnerIn oder einfach nur euren Mantel und walked, was das Zeug hält. Wie das tapfere Mädchen auf meiner Collage, das mit seinem treuen Gefährten Wind und Wetter trotzt. Ich kenne da jemanden, dessen Hundemädchen Hazel heißt, und der das jeden Tag tut. Chapeau!
Wie ihr seht, fliegt in den knackig blauen Himmel allerlei Buntes. Das sind die guten Wünsche, die ich euch sende. Mögen sie weit, weit in luftige Höhen schweben um dann sicher bei euch zu landen. Im Hintergrund steht ein kleines, schnuckeliges Häuschen, wo schon eine Tasse heißen Tees auf euch wartet. (Oj, ich bin tatsächlich schon so alt, dass ich das Nomen nach der Mengenangabe in den Genitiv gesetzt habe.)
Ich hoffe so, dass wir alle noch oft solch einen wunderbaren Frühling erleben werden!
Wichtelkinder planschen durch die Pfützen – Meine Collage gegen regnerischen Trübsinn
Wer kennt das nicht? Draußen regnet es in Strömen; am liebsten würden wir uns auf dem Sofa in eine dicke Decke mummeln und einen Riesenpott heißen Tee schlürfen. Mein Tipp: Rein in die Gummistiefel, den Friesennerz übergeworfen, den Regenschirm aufgespannt! Und dann ab in die Pfützen. Hopsen, planschen, patschen. Genial. Dann, nach einer heißen Dusche, aufs Sofa, in die Decke einmummeln, Riesenpott Lieblingstee schlürfen, Lieblingsserie gucken, vielleicht sogar eine Runde pofen. Ach, wie herrlich!
Zuerst die Fakten: E-Bike-Rundtour. Ca. 3-3 ½ Stunden. Teilweise Fahrradwege. Mittlerer Schwierigkeitsgrad. Route: Von Dossenheim-sur-Zinsel über D14 Neuwiller-les-Saverne Richtung ausgewiesene Fahrradstrecke (Kleines Schild mit grünem Fahrrad bzw. kleiner orangener Pfeil) nach Herrenstein. Nicht über D 133 Richtung Bouxwiller/Griesbach! Im Zentrum von Herrenstein rechts abbiegen. Ein Abstecher zur Abtei, die rechterhand liegt, lohnt sich. Wieder auf der Hauptstraße am Hotel-Restaurant Le Herrenstein vorbeifahren. Am Ortsausgang geht es links auf den Fahrradweg 22 bzw. 62 Richtung Bouxwiller. Hier kurzer Abstecher ins Zentrum mit seinen Fachwerkhäusern und Salon de thé Au charme du passé. Auf demselben Weg wieder aus dem Ort hinausfahren, D4 Richtung Obersoultzbach. Auf die D7 nach Weiterswiller abbiegen. Richtung Neuwiller-les-Saverne fahren. Weiter nach Herrenstein, diesmal geradeaus weiterradeln nach Dossenheim-sur-Zinsel.
Weitere Details zum Radfahren im Hanauer Land findet ihr hier!
Und jetzt… Stimmung!
Hatte mir gerade wieder einmal Joseph von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichtszu Gemüte geführt. Da drängte es mich, es jenem gleich zu tun. Statt im Garten auf einer Liege zu lümmeln, schwangen mein Mann und ich uns aufs Fahrrad um das Hanauer Land – Le pays de Hanau – zu erkunden. Denn wie heißt es so schön in der Novelle: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“ Und weit erschien mir die Welt an diesem Tag tatsächlich. Obwohl wir nicht auf Schusters Rappen geschweige denn mit Kutsche unterwegs waren wie der müßige Müllersohn. Und es war auch nicht die schöne Donau, die uns zuweilen begleitete, sondern die weitaus kleinere, ruhigere Zinsel. Doch rechts und links wogten gelbe Felder. Die Heuballen waren artig gerollt. Am hohen Himmel segelten Schwalben dahin. So hätte man vielleicht zu Eichendorffs Zeiten geschwärmt. Und so schwärme ich auch heute noch angesichts pittoresker Fachwerkdörfchen, mit Gärten, die es gut und gerne mit der bunten Blütenpracht vor jenem Eintreiber-Häuschen aufnehmen könnten, das dem Luftikus wie zufällig in den Schoß fällt. Sehe ihn direkt vor mir, wie er so auf seiner Bank sitzt, im gediegenen Morgenrock seines Vorgängers, eine Pfeife schmaucht und den Lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Einmal den Spießer in sich ausprobiert, um dann neugierig zu neuen Ufern aufzubrechen. Unversehens fühlt man sich in die Zeit um 1826 versetzt, als die spätromantische Novelle erschienen ist.
Immer wieder erstaunlich ist auch, was sich mit dem Fahrrad, abseits der ausgetretenen Pfade entdecken lässt. Nie im Leben hätten wir doch gedachtt, dass in Herrenstein eine mächtige romanisch-gotische Abtei den Ortskern dominiert. Der Grundstein dazu wurde im 8. Jh. gelegt. Die Einheit von romanischer Doppelkapelle, dem ältesten Teil der Abtei, gotischer Basilika und weitläufigem Vorplatz strahlt eine wunderbar kontemplative Ruhe aus. Stellt euer Rad beiseite, genießt den Augenblick. In der Kirche gibt es auch kostbare Wandteppiche aus der Zeit um 1500 zu bestaunen. Immerhin trägt die Anlage den Titel monument historique. Wie wäre es jetzt mit einem Picknick mit frischem Baguette? Auf dem Weg nach Bouxwiller könnt ihr auf der FermeHerrenstein den Käse dazu kaufen.
Unser Piece of the day war allerdings das Au charme du passé in Bouxwiller. Ein liebevoll dekorierter Salon de thé, ausgestattet mit einer Fülle von Antiquitäten samt Kuriosa, in einem Seitengässchen der Grand Rue. Hier bekommt ihr den wohl besten Blaubeerkuchen des Grand Est. Mit einer wunderbar luftigen Baiserhaube. Selbst gebacken vom Hausherrn, der von Berufs wegen ein vielbeschäftigter Schreinermeister ist. Das Cafe dagegen ist die Domaine seiner Frau, die ihre Gäste mit Charme und Warmherzigkeit empfängt. Ihre Zitronencremetorte, den Pflaumenkuchen und den Erdbeerkuchen mit Nuss hätten wir gerne noch gekostet, aber ein Stück und ihr seid pumperlsatt. Jeder Tisch erzählt von Madames Leidenschaft für Nostalgisches, das man hier natürlich auch erstehen kann. Vom Steiff-Dackel bis zu elsässischen Trachten im Puppenformat – hier wird man fündig. Im Sommer sitzt man in einer hübschen Gasse, umgeben von typischen Fachwerkhäuschen. Natürlich an Tischen mit blütenweißer Spitzentischdecke.
Weiter ging´s also mit kugelrunden Bäuchen. Vorbei an Obstwiesen, kleinen Weilern, leuchtenden Gärten mit Astern, Dahlien und, klar, strahlend gelben Sonnenblumen.
Und da ist er wieder, der Taugenichts, wie er fiedelnd seines Weges zieht. Sicher hätte er bei der kleinen Kirmes in Obersoultzbach aufgespielt. Ich seh ihn vor mir: Mit spindeldürren, langen Beinen, wehenden Haaren und fliegenden Rockschößen. Ein Sinnbild des Sommers, der Lebensfreude, Leichtigkeit in jeder Pore. Und einer guten Portion Gelassenheit. Und wer möchte schon das Arbeiten erfunden haben? Immer der Nase lang. Auch wenn ihn zuweilen das Heimweh drückt. Er wagt und gewinnt. Bis er schließlich seine Liebste findet, die zwar keine Gräfin ist, dafür aber geduldig auf ihren Angebeteten gewartet hat, während er im fernen Italien Erfahrungen sammelte. „Sie lächelte still und sah mich recht vergnügt und freundlich an“, schreibt von Eichendorff am Ende seiner Erzählung, die, auch wenn, oder gerade weil sie manchmal so abstrus mit Zufällen spielt, unser Herz erwärmt. „…und von fern schallte immerfort die Musik herüber, und Leuchtkugeln flogen vom Schloß durch die stille Nacht über die Gärten, und die Donau rauschte dazwischen herauf – und es war alles, alles gut!“
Sind die Fahrräder verstaut, könnte ich mir vorstellen im Le Herrenstein einzukehren, oder sogar zu übernachten. Aber davon vielleicht ein andermal.