TISABORA: Passioniertes Kunsthandwerk im lothringischen Lutzelbourg oder: Zwei haben sich getraut.

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace

Es war einmal ein altes, himmelblaues Lothringer Haus, dessen Erdgeschoss zu Größerem bestimmt war. Da das Häuschen sowieso malerisch am Ufer des Canal de la Marne au Rhin, des Rhein-Marne-Kanals, in Lutzelbourg gelegen war, bot sich eine kreative Unternehmung geradezu an. Warum, dachten sich Sarah Bertrand und Thibault Kanian, sollten wir nicht unser beider Talente in einen Topf werfen und ein Atelier eröffnen? Nun, tatsächlich rührt das einfallsreiche Paar ja eher in zwei, drei verschiedenen Töpfen. Die Ergebnisse jedoch münden in einem ansprechenden Gesamtkunstwerk: TISABORA. Der Name: ein Mix aus den Vornamen der beiden Akteure. Sarahs Schwiegermutter ist er eingefallen. Kreativität scheint in der Familie zu liegen. Die quirlige Sarah malt und zeichnet, Thibault ist für Holz- und Metallarbeiten zuständig. Ein kleiner Laden schloss zur Werkstatt auf. Et voilà!

Rührig: Sarah Bertrand

Keine Frage, die Werke, allesamt handgearbeitet, sprudeln über vor Authentizität und Einfallsreichtum. Das tut übrigens auch Sarah, die uns freundlich hereinwinkt um uns ihr schöpferisches Universum zu zeigen. Was man nicht alles so entdeckt, denke ich, wo man doch nur den Hund ausführen, vielleicht noch einen petit café in der warmen Sonne trinken wollte.

Drinnen erzählt dann jedes noch so kleine Werk seine ganz eigene Geschichte von Liebe und Sorgfalt, zeigt die Gedanken-, den Ideenreichtum der beiden Autodidakten. Natürlich, berichtet Sarah, habe sie ihre Zeichen- und Maltechnik in Kunstkursen weiterentwickelt. Aber, was so ein freier Kunstgeist ist, der befreit sich auch schnell von starren Vorgaben. Das macht, ganz eindeutig, das Liebenswerte der Kreationen aus. Die dürfen manchmal auch gerne etwas kitschig sein. Die Freiheit nimmt sich das Team von Tisabora. Manchmal lässt sich Sarah sogar von der Sagenwelt Tolkiens inspirieren. Spitzohriges Elfenpaar in üppigem Grün. Abschiedsszene. Dann wird es romantisch.

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace

So entstehen Unikate, egal, ob es sich um bemalte Lampenschirme, Lesezeichen, größere und kleinere Gemälde, prima Metallroboter, filigrane Metall-Silhouetten, bauchige Pfefferfässchen oder einen schmucken Ohrring aus Holz handelt. Erlaubt ist, was den beiden gefällt. Und so finden auch die BesucherInnen der kleinen Boutique mit Sicherheit ein schönes Geschenk, ein Mitbringsel oder eine kleine Erinnerung an die schöne Zeit in Lutzelbourg. Herzallerliebst finde ich Sarahs phantastische Gemälde. Auf schwarzem Grund tummelt sich hier allerhand Sagenhaftes, Mystisches. Ja, ich kann es nicht verhehlen, ich bin ein alter Halloweener. Mag Eulen, schimmernde Fliegenpilze, knubbelige Hobbithäuschen. Ein besonders entzückendes findet sich übrigens im dichten Grün des steil ansteigenden Gartens. Selbstgebaut. Natürlich.

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace
Kätzchen meets Storch

Längst haben sich Sarah und Thibault einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Denn auch auf Bestellung wird gefertigt. Auf einer Leinwand entsteht gerade das Abbild eine lothringischen Babys. Sehr süß. Zur Wahrung der Privatsphäre trägt Sarah es mal eben behutsam zur Seite. Das Gemälde also. Eine Menge Leute haben sich schon verewigen lassen. Mit Kind, mit Hund, mit Katze und Kegel. Auch Häuser hat sie schon gemalt und gezeichnet. So z.B. für die alte Dame, die aus ihrem geliebten Haus in ein Seniorenheim umziehen musste. In Thibaults kleiner Werkstatt, die an die Boutique angeschlossen ist, könnt ihr, wie bei Sarah übrigens auch, die beiden bei der Arbeit sehen. Die Metall- und Holzwerkstatt erinnert mich in ihrer Ursprünglichkeit an jene von Meister Gepetto. Ihr wisst schon, der Vater vom langnasigen Holzmännlein Pinocchio. Wie ein Blick in eine längst vergangene Zeit. Das Handwerkszeug fein säuberlich aufgereiht, und kein bisschen klinische Sauberkeit oder menschenfeindlicher Effizienz. Die Familie zählt, man lebt seine Passion, hat ein schönes Leben.

Ganz stolz sind die beiden Kreativen auf die Zertifizierung durch das renommierte Label Qualité Mosl, das außergewöhnliche HandwerkerInnen in ihren Metiers auszeichnet. Damit befinden sich Sarah und Thibault in sehr guter Gesellschaft. Denn im lothringischen Lutzelbourg könnt ihr euch ja auch in einer Schokoladenmanufaktur delektieren, deren Guimauves, Marshmellows, jüngst zu den besten der Welt gekürt wurden.

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace

Überhaupt entwickelt sich Lutzelbourg im Département Moselle derzeit zu einem sympathischen touristischen Mini-Spot. Stellt euch das so vor: Ihr habt vor Ort ein kleines Boot gechartert. Es ist Samstag, also deckt ihr euch zunächst mit regionalem Käse, Obst und Wurst auf dem winzigen Markt ein. Oder ihr spaziert gleich zur Schokomanufaktur und zu Tisabora. Dann setzt ihr euch vor die charmante Patisserie Fournil des Éclusiers, genießt ein Croissant aux Amandes und einen Café au Lait und schaut dem munteren Treiben zu. Alternativ könnt ihr am Büdchen auch frische Crêpes und einen petit café noir kaufen. Dann wäre ein gemütlicher Spaziergang am Kanal an der Reihe. Oder ihr klettert zur Burg hinauf. Vielleicht geht´s jetzt zurück aufs Boot für ein erholsames Mittagsschläfchen. Ein bisschen Lesen, auf einem Klappstuhl an Deck die Landschaft genießen. Abends besucht ihr dann eines der kleinen Restaurants. Betonung auf KLEIN. Als da wären: Das türkische Bistro So Grill, die kleine Pizzeria La Pizz gegenüber oder, noch ziemlich neu, Chez Elise. Am nächsten Tag schippert ihr gemütlich Richtung Saverne. So geht, denke ich mal, ein schöner Tag, ein schönes Wochenende in den Nordvogesen!

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace

Wer mehr über Tisabora Créations erfahren möchte, kann dies auf der umfangreichen Webseite tun. Hier findet ihr auch eine große Auswahl an Werkstücken.

Lutzelbourg Tisabora Atelier Art Kunst Lorraine Lothringen Alsace
Keckes Eichhörnchen im Hobbitland

Fahrt mal hin und lasst euch überraschen

Stina Julclub Leben bei den Wichteln

Zum Essen fast zu schade: Die Köstlichkeiten der Douceurs des Rohan

Monsieur Fabien de Almeida Chocolatier Douceurs des Rohan Lutzelbourg

Vielleicht habt ihr ja schon einmal eine Schiffstour durch die Schleusen des Rhein-Marne-Kanals gemacht. Oder ihr seid durch die Burgruine Lutzelbourg gestreift, habt den Blick auf die blauen Berge der Nordvogesen genossen, oder sogar der freundlichen Dame am ortseigenen Kiosk eine Crêpe Suzette, einen Café au Lait abgekauft. Gut möglich, dass ihr dann mit euren Spezereien an einem der Picknickplätze Platz genommen, den kleinen Schiffen zugeschaut habt, wie sie durch das Füllen des Schleusenbeckens sachte auf Niveau gehoben werden.

Zarte Versuchung: Guimauves Maison

Bis weit in den Herbst hinein könnt ihr das quirlige Treiben in dem kleinen Nordvogesen-Städtchen am besten von dort aus betrachten. Möchtet ihr etwas essen, so solltet ihr euch an die kleinen Restaurants, Bistros, oder eben jenen Kiosk halten. Psst, ich habe nichts gesagt.

Also, die Bootstour steht noch aus. Alles andere aber ist für meine schwedophilen FreundInnen längst Ritual geworden. Ende August, Anfang September feiern wir nämlich das schwedische Kräftskiva in den Nordvogesen. Tragen Papierhütchen und Lätzchen mit roten Flusskrebsen und Dill drauf. Der Wintergarten ist festlich mit Krebsgirlanden und Lampions geschmückt. Wir singen alte schwedische Volksweisen und klönen. Eine schöne Abwechslung, bevor der Herbst beginnt. Der hat an diesem Samstag nämlich schon mit ziemlich kalten Winden geprahlt, erste bunte Blätter durch die Luft gewirbelt, sodass man die warmen Jacken gut gebrauchen konnte. Der richtige Zeitpunkt also für

Obwohl wir jetzt schon so lange in den Vogesen wohnen, waren mir die bislang entgangen. Erst das Stöbern im Internet hat mich drauf gebracht. Ehrlich, habe mich wie ein Kind im Schokoparadies gefühlt. Womit wieder einmal erwiesen wäre, dass Schokolade in erster Linie glücklich macht. Und verjüngt. Ja genau, man spricht ja auch von Babyspeck. Den habe ich mir noch im fortgeschrittenen Alter bewahrt! Und das wird wohl auch nicht anders werden, solange diese kleine Süßigkeiten-Manufaktur die köstlichsten Köstlichkeiten herstellt. Rohan bezieht sich übrigens nicht auf das Königreich in Mittelerde (obwohl in Lutzelbourg auch Zwerge hergestellt werden), sondern auf ein einflussreiches, französisches Adelsgeschlecht. Ich berichte euch hier also von wahrhaft edlen Gaumenfreuden.

Douceurs des Rohan Schoko Bär Confiserie Chocolaterie Lutzelbourg Vogesen

In einer kleinen Villa, die Einfahrt ein wenig versteckt, befindet sich eine Chocolaterie/Confiserie der Extraklasse. Spitztürmchen und elsässisch Rotweißkariertes inklusive. Ein Märchenschlösschen also. Hier findet ihr alles, was das Schleckermäulchenherz begehrt. Und was uns in dieser Jahreszeit so Schokoladiges in den Sinn kommt. Kommen sollte. Das Douceurs des Rohan also: Neben hochfeiner Grand-Cru-Schokolade könnt ihr Nougat, überzogene Mandeln, Geleewürfel, erlesenste Pralinen, sogar Brotaufstriche und Konfitüren erstehen. Alles handgemacht in der kleinen Manufaktur, in die ihr vom Verkaufsraum aus einen Blick werfen könnt. Dort rühren fachkundige Damen und Herren mit adretten weißen Häubchen auf dem Kopf in großen Töpfen, gießen sahnig Schimmerndes in jene Formen, aus denen später, oh Wunder, Eichhörnchen, Einhörner, Störche, Bärchen, Frankensteins Monster, Gnome, Hexen, Autos, in der Erdumlaufbahn schwebende Astronauten, ziselierte Wichtel und trendige Handtaschen mit rosa Schleife entstehen. Alles aus feinster Schokolade versteht sich.

Douceurs des Rohan, 11, Rue À J Konzett, 57820 Lutzelbourg, FRANCE

Für gleichbleibende Qualität, meisterhaftes Können und Einfallsreichtum bei Geschmack- und Formvollendung stehen Fabien et Laurence de Almeida sowie ihr Sohn Florian, les maîtres confiseurs. Bereits seit zwölf Jahren führen sie die kleine Manufaktur. Und das äußerst erfolgreich. Gerade jetzt, Anfang September, erföffneten sie in Sarrebourg ein zweites Geschäft. Unter den Fliegenpilzen findet ihr den Link zu der prima Webseite der beiden Läden samt Angebot. Dort erfahrt ihr auch, wie alles begann, welches Konzept hinter dem Ganzen steht.

Das vachement freundliche Team der Douceurs des Rohan erklärt euch alles, schickt euch auf Entdeckungsreise in süße, unerforschte Gefilde. Gleich vor Ort gibt es immer etwas zum Probenaschen. Bei einem Spaziergang entlang des Kanals, vielleicht sogar einem Anstieg zur Burg könnt ihr die Pfunde dann wieder purzeln lassen. Auch ein Ausflug zum Rocher de Dabo, einem weithin sichtbaren Felsen samt Kapelle, dazu mit grandioser Aussicht, würde sich als figurfreundlich erweisen. Oder ihr nehmt einfach wieder am Ufer des Kanals Platz und seht den FreizeitkapitänInnen beim mehr oder weniger erfolgreichen Navigieren zu. Während ihr überlegt, ob ihr ein weiteres Stück von der köstlichen Schokolade aus Venezuela abknabbern solltet…

Grand Cru bedeutet bei Schokolade übrigens, dass die verwendeten Kakaobohnen alle aus einem bestimmten geografischen Gebiet stammen.

Aber nochmal zurück zur Schokolade: Klar, an den witzigen Gnomen und glänzenden Fliegenpilzen kommt keiner vorbei. Besonders die Wichtel sind so schön, dass wir uns gar nicht trauen sie zu verputzen (Was aber dennoch irgendwann geschehen wird). Die Fotos von den kleinen Gesellen stammen übrigens von Doerthe, Sabine und Gisela, die so lieb waren, mir ihre Errungenschaften fototechnisch zukommen zu lassen. Bei allem Sagenhaften solltet ihr aber auch unbedingt die Guimauves kosten. Zarte Marshmellows in Frucht- und Blumennuancen. Obwohl der Begriff Marshmellows diese luftigen Kreationen nicht ganz trifft. Denn die pastellfarbenen Würfel, die aus Eibischwurzelsaft hergestellt werden, zergehen auf der Zunge und sind – vips! – verschwunden. Wie das mit süßen Träumen eben so ist.

Na, hab ich euch Lust gemacht, euer Wochenende, euren Vogesenurlaub mit einem Besuch der Douceurs des Rohan zu krönen? Hoffentlich doch!

Übrigens: Douceurs des Rohan ist MOSL-zertifiziert. Unter diesem Gütesiegel sind Handwerksbetriebe, Restaurants uvm. gelistet, die im Département Moselle lokale Produkte auf genuine Art herstellen. Ich glaube, so kann man´s sagen.

Fahrt mal hin!

Stina Julclub Leben bei den Wichteln

Auf verwunschenen Pfaden – Vallée des éclusiers. Von Arzviller nach Henridorff

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´Est_Lutzelbourg_Phalsbourg_Hofmuhl

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleusenhaus_Wanderweg_Grand l´EstImmer der gelben Sonne auf weißem Grund nach. Es ist der 21. Juni, der Mittsommertag. Nach einer langen Mittsommernacht, machen wir einen entspannten Spaziergang entlang eines Seitenarms des Rhein-Marne-Kanals. Vorbei an pittoresken Schleusenhäuschen, die gerade wieder in Stand gesetzt werden, um einem Relikt der Binnenschifffahrt aus dem 19. Jahrhundert Ehre zu erweisen. Denn es war Schwerstarbeit, den nördlichen Vogesen eine Fahrrinne abzuringen um lebenswichtige Güter transportieren zu können. In mächtige Sandsteinblöcke musste sie gegraben, mit einer kilometerlangen Mauer auf der anderen Seite gestützt werden. Fast 45 Meter Höhenunterschied wurden so mit Mannes- und Pferdekraft überwunden. Das war 1853.

Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleuse_ecluse_Wanderweg_Grand l´Est_gres_ros_vosges_club_vosgien_alte_Hofmuhl
Eiserne Zeugen

2019: Geparkt haben wir hundert Meter hinter dem Ortsausgang von Hofmuhl, einem kleinen Vogesenmeiler, kurz nachdem der Seitenkanal in die Zorn mündet. Wir folgen der 3,2 km langen Schleusentreppe von Arzviller nach Henridorff mit 17 Schleusen. Insgesamt ist der Weg allerdings 8,2 km lang. Die Schleusenwärter mussten damals 7 Tage pro Woche, 11 Stunden pro Tag zur Stelle sein. 1969 wurde der Kanal stillgelegt, das Wasser abgelassen. Der Plan Incliné de Saint-Louis Arzviller übernahm. Seitdem ist das Schleusental „ein bukolischer Ort, wo sich Spaziergänger, Fahrradtouristen, Angler, Kletterer, Natur- und Heimatliebhabern“, wie das Fremdenverkehrsamt des Département Moselle schwärmt. Vom Plan Incliné aus fährt sogar ein kleiner Touristen-Zug durch das verwunschene Grün.

Schwül ist es. Regenwaldfeeling. Wir erwarten die große Hitze der nächsten Tage. Irgendein Gewächs duftet betörend stark. Vögel zwitschern. Von Efeu umrankte Bäume weisen in den unergründlichen Feenwald links des Wegs. Riesige Frösche plantschen dort, wo sich im ehemaligen Kanal seichtes Wasser gesammelt hat, sorgen lautstark für Nachwuchs. Teppiche aus Wasserlinsen leuchten in der Sonne. Anderswo stehen Rohrkolben dicht an dicht. Ein Paradies für Unken, Molche, Wasservögel.Arzviller_Vallée_des_Eclusiers_Schleuse_ecluse_Wanderweg_Grand l´Est_gres_ros_vosges_club_vosgien

Auf der anderen Seite des Kanals, hoch oben, rauscht ein langer Güterzug vorbei. Danach wieder Stille. Ein idyllisches Tal umschlossen von hohen Felsformationen, den grès rose des vosges, dem typischen rosa Sandstein der Region. Rostige Eisenkonstruktionen streben wie Gräten eines riesigen Urzeitfischs ins Nichts, erinnern an eine Zeit, in der es hier geschäftig, zuweilen laut zuging, transportiert, getreidelt wurde. Jetzt wachsen magere Bäume aus den kargen Felsblöcken, in welche die Schleusentore eingelassen wurden. Die bunten Schleusenwärter-Häuschen entlang der Strecke träumen im Dornröschenschlaf. Rosenumrankt, Wiesenblumen in den kleinen Gärten. Romantik pur. Verwunschen. Ein Kleinod, wie eine Spaziergängerin aus Karlsruhe, meint. Zufällig haben sie es entdeckt und sind ganz verzaubert.

Wir treffen Wanderer, ab und an auch ganze Familien mit Kinderwagen und Picknickkorb. Man schlendert. Spricht verhalten. Bleibt stehen um die pittoresken Schleusenhäuschen zu bewundern, die nach und nach renoviert werden. Die meisten Fenster sind schon neu. Der Bürgermeister von Arzviller könnte uns sicher mehr berichten. Als passionierter Geschichtenerzähler führt er sogar selbst durch das Tal.Marne Rhin kanal Zorn eclus

Wer während des Spaziergangs Hunger bekommen hat, kann diesen im Restaurant-Brasserie des Eclusiers in Henridorff stillen. Direkt daneben befindet sich auch ein sehr schöner Campingplatz, wo man auch in hübschen Holzhäuschen wohnen kann.

Hier noch ein paar wunderschöne, nostalgische Aufnahmen von einem, dessen Eltern Mitte des 20. Jahrhunderts einen Saarkahn auf dem Rhein-Marne-Kanal steuerten. Dazu schreibt er:

Bild Nummer 4: Die Brüder Werotzius (Werft in Hanweiler) und der
Saarschiffer Lohnsdorfer bei einer Treidelvorführung

Bild nummer 2: Das oben war der Alte Kohlehafen....heute der Bürgerpark

Vielen Dank, Michael Pitsch, dass ich die Bilder verwenden durfte. Echte Raritäten.

Saarkahn auf der Saar
Als die Kähne noch fuhren…

Auf einen wunderbaren Sommer

Eure Stina

Mit dem Fahrrad zu den Sternen – Véloroute du canal de la Marne au Rhin und Hotel Restaurant A l´étoile im elsässischen Mittelhausen

Angler am Canal Marne Rhin

Maritimes Feeling mitten im Elsass? Ich empfehle eine 2-Tages-Tour mit dem Fahrrad entlang des Rhein-Marne Kanals, auf der Véloroute du canal de la Marne au Rhin. Hin und zurück. Im Juni, wenn der Gelbsenf blüht, kleine Enten erste Ausflüge mit ihrer Mutter wagen. Ein friedvolles, entspannendes Erlebnis. Freundliche Menschen radeln auf dem Weg, ein paar Meter weiter schippern Freizeitkapitäne frohgemut vorüber. Manche, wie es sich gehört, in blau-weiß gestreiftem T-Shirt. In der Ferne grüßen die blauen Kämme der Vogesen.

Fahrradweg Canal Marne Rhin Elsass, Alsace
Immer am Kanal lang…

Wir starten von Lutzelbourg. Wer möchte, kann sich hier mit ein paar Crêpes für die Weiterfahrt stärken. Hin und wieder gibt es auch scharfe Merguez und kaltes Bier. Der kleine Ort rüstet langsam aber sicher für Fahrradtouristen und Wanderer auf, die in entgegengesetzter Richtung zu uns zum Plan Incliné in Arzviller unterwegs sind. Ein bisschen Budenzauber also zum Auftakt. Dann rauf auf die Räder und ab auf den wunderbaren, gut ausgebauten Eurovélo 5, der sich von London über Strasbourg bis nach Brindisi erstreckt. Vorbildlich beschildert und – vor allem – eben. Auch ungeübte Fahrradfahrer können sich hier ihre Etappen zusammenstellen, Ein- und Ausblicke genießen. Ein Gasthof zum Übernachten findet sich immer. Mit dem E-Bike haben wir knapp 46 km pro Tag geschafft, Tourentempo.

Canal_Marne_Rhin_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad
Weite.

Auf dem Kanal tummeln sich schon diverse Hausboote, die man in Lutzelbourg mieten kann. Nach kurzer Einweisung darf man die auch ohne Bootsführerschein durch die zahlreichen Schleusen steuern. Je mehr Leute mitfahren, desto billiger wird das kostspielige Vergnügen. Wir passieren Saverne, eine kleine Residenzstadt mit geschäftiger, fachwerkgeschmückter Einkaufsstraße, Schloss Rohan, Burg und der altehrwürdigen Maison Katz. Wie wäre es mit einem Eis? Nein, wir sind im Fahrradrausch; mit 20 Sachen brausen wir den Kanal entlang. Über uns kreisen die Störche. Im Gras quakt es verräterisch. Farben wie aus einem Aquarell. Sie wissen schon, jenes, das man in den Sechzigern als Sommeridyll vor Augen und an der Wand hatte.

Canal_Marne_Rhin_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad_schiff
Fast wie am Meer

Lichtes Grün, blasses Blau, strahlendes Gelb. Schäfchenwolken. Auf den Feldwegen gutgelaunte Sommerfrischler, bunte Tupfen im Sommerlicht, fröhlich winkend. Wir winken zurück. Ideal zum einhändig Fahrradfahren-Üben. Man versteht, was es heißt, wenn der Himmel hoch ist. Vogelgezwitscher allenthalben. Wir passieren Steinbourg, benannt nach den Steinbrüchen, die noch heute die schönsten Platten liefern. Außerdem ist ´s ein Storchendorf, das sich der Wiederansiedlung des elsässischen Wahrzeichens widmet. Gerade jetzt kann man die Störche in ihren Nestern bei der Aufzucht der Jungen beobachten. Lupstein, Dettwiller folgen. Aufgeräumte, kleine Vogesendörfer. An einem Schleusenhäuschen vor Hochfelden, bekannt durch die Météor Brauerei, verzehren wir Baguette mit Käse. Fehlt nur noch das Bier. Tatsächlich finden wir ein kleines Büdchen mit Sitzplätzen im Freien. Ein Huhn pickt um unsere Füße herum. Die Bierleitung müsste mal gereinigt werden. Wäre idyllisch, wenn die Servicekraft nicht auf die Idee käme, uns mit überlauter Popmusik zu beschallen. Vogelgezwitscher ade.Canal_Marne_Rhin_Saverne_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad_beschreibung_plan

Weiter also nach Waltenheim-sur-Zorn mit seinen üppigen Wandmalereien im Lokalkolorit. Witzige, eigensinnige, elsässisch inspirierte personalisierte Briefkästen derselben Künstler, Charly und Barbara Hamm, kann man hier übrigens gleich erstehen oder sich per Internet schicken lassen. Unser Ziel ist das Hotel-Restaurant A l´étoile in Mittelhausen, ca. 18 km vor Strasbourg. Dazu verlassen wir den Eurovélo 5 und strampeln über einen Feldweg, später ein Stück Straße entlang, Richtung Wingersheim, wo die Einheimischen gerade einen Flohmarkt vor imposanter Fachwerkkulisse veranstalten. Auf dem Weg: Der berühmte Hopfen, der sich der Sonne entgegen reckt.

Canal_Marne_Rhin_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad_morgenstimmung
Ruhig und gelassen

Der Empfang im A l´étoile ist, wie man sagt, chalereux, unsere Wahl ein Glücksfall. Eine gutgelaunte Gästeschar verlässt gerade das Restaurant. Unser kleiner Hund wird gestreichelt. Man fragt, woher wir kommen. Hier soll es den Gästen gut gehen. Deshalb kommen sie wohl auch immer wieder. Das familiengeführte, traditionsreiche Hotel mit fantastischem Schwimmbad und eigenem Spa-Bereich ist elsässisch gepflegt. Ruhig liegt es in einer pittoresken Seitengasse, ist Mitglied des Logis de France. Seit 1978 leiten es Monsieur Jacques Bruckmann, alias Jacky, und seine Frau Chantal. Gemeinsam mit Fernand Mischler, dem Sternekoch des Cheval Blanc in Lembach, entwickelte Monsieur Bruckmann eine Küche, die elsässische Kochkunst mit zeitgenössischen, bisweilen sogar exotischen Genüssen vereint.

Hotel_Restaurant_a_L´étoile_mittelhausen_rue_de_la_hey
Warmherziger Empfang: Die Bruckmanns mit Dackel Gaston

Wir checken ein. Merken, dass wir nicht nur das Hundefutter, sondern auch eine Hose für meinen Mann vergessen haben. Da er nur eine kurze Fahrradhose mithat, bekommt er kurzerhand meine Jeans (Ja, ich bin muskulös…). Ich verstecke meine längere Radlerhose, so gut es geht, unter einer langen Weste. Underdressed stiefeln wir ins Restaurant, das gewiss feinerer Kleidung würdig wäre. Aus seiner Tragetasche entwischt der Dackel, bringt beinahe die Kellnerin zu Fall. Gläser klirren. Sie fängt sich professionell. Wir schämen uns, die Crew nimmt´s lächelnd.

Gaststube A l´étoile Mittelhausen Elsass, Alsace
Elsässische Gemütlichkeit, aber nicht nur…

Was nun suchen wir, wenn wir ins Elsass reisen? Jawohl, Tradition. Holzvertäfelung, karierte Tischdecken und elsässische Spezialitäten. Nur dass Letztere hier einen, zwei, drei  Ticks delikater, eleganter, pfiffiger kredenzt werden. Eine gekonnte Liaison von Gemütlichkeit und Innovation. Einen Tisch sollte man hier auf jeden Fall reservieren, denn das Restaurant ist überschaubar, und gerade darum so gemütlich. Nachdem wir an der Bar einen Picon und einen Kir au vin blanc getrunken, sowie zwei delikate Mini-Flammkuchen schnabuliert haben, bestellen wir das Menu zu 30 Euro.

Vorspeise Menu A l´étoile Mittelhausen, Alsace, Elsass

 

Hotel_restaurant_à_l`ètoile_mittelhausen_alsace_hotel_etoile_cafe_desert
Er darf nicht fehlen.

Forellenterrine mit Schnecken an einer fluffigen Schaumsoße, danach zart gebratenes Schweinefilet mit Pistazienkruste mit selbstgemachten Spätzle, zum Abschluss eine gehaltvolle Mousse mit Marc de Gewürztraminer nebst Mango-Sorbet. Pot-au-feu, Tafelspitz, steht genauso auf der Speisekarte wie Jakobsmuscheln thailändisch mit Gemüse. Sicherlich nichts um sich samstags die Wampe voll zu schlagen, aber für Genießer exzellent. Und glauben Sie nicht, dass Sie nicht satt werden! Der Service ist umsichtig, jedoch dezent, persönlich.

Hotel_restaurant_à_l`ètoile_mittelhausen_alsace_hotel_etoile_nacht_übernacht_außen
Einladend.

Mit kugelrunden Bäuchen, belebt vom Rouge de Marlenheim, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den idyllischen Ort, in dem gerade sämtliche Rosen ihr Bestes geben. Auf der Anhöhe erblicken wir ein Kirchlein, die Kapelle von Hohatzenheim aus dem 12. Jahrhundert. Bis dorthin schaffen wir es heute nicht mehr. Unser Dackelchen hüpft uns glücklich um die Beine. Im Korb, auf dem Fahrrad, kann man ja doch nur schlafen. Sieht so ein perfekter Tag aus? Bis auf die lärmende Bude in Hochfelden auf jeden Fall. In unserem gemütlichen Zimmer – nebst frecher Tomi Ungerer– Radierung – liege ich noch ein wenig wach. So viele Eindrücke, aufgereiht wie an einer Perlenschnur…

Am nächsten Morgen: Ein kleines, aber feines Frühstücksbuffet samt frischgebackenem Kuchen. Die Bruckmanns sind schon wieder voll aktiv, um das Wohl der Gäste besorgt. Noch schnell ein Foto mit den Hoteliers. Aber bitte mit Dackel. Sie haben nämlich ihren eigenen: Gaston. Und, wie es scheint, ist er genauso ein Sturkopf wie unser Jungspund. Also: Hoch die Dackel und lächeln. Wir kommen sicher wieder! Angemessen gekleidet. Merci für die schöne Zeit in Ihrem Haus und Ihre wunderbare Gastfreundschaft!

Erstein_Zucker_hotel_restaurant_etoile_mittelhausen
Einfach Zucker, dieses Restaurant!

Schleusenhaus_Canal_Kanal_Marne_Rhin_elsass_alsace
Schleusenhäuschen in Mintgrün.

Am Kanal entlang geht´s zurück nach Lutzelbourg mit seinem kleinen Yachthafen, Port de Plaisance. Und wieder entdecken wir Neues. Spannend, so ein Rückweg. Wir zeigen rechts und links: Also da müssen wir aber auch mal hin… Unsere Pos tun weh. Ganz langsam zieht es auch ein bisschen in den Knien. Von einem Boot winken leicht verkaterte Gestalten in blau-weißen Ringelshirts. Schließlich war gestern Vatertag. Mit letzter Kraft erreichen wir den kleinen Hafen. In einem kleinen Laden mit einheimischen Produkten ersteht mein Mann Baguette und Käse. Moment mal, war das nicht gestern….?

Tassen Elsass Cathy lovely Elsa
Elsass-Tassen von Julclub

Fahrt unbedingt mal hin

Eure Stina