







Es war einmal ein altes, himmelblaues Lothringer Haus, dessen Erdgeschoss zu Größerem bestimmt war. Da das Häuschen sowieso malerisch am Ufer des Canal de la Marne au Rhin, des Rhein-Marne-Kanals, in Lutzelbourg gelegen war, bot sich eine kreative Unternehmung geradezu an. Warum, dachten sich Sarah Bertrand und Thibault Kanian, sollten wir nicht unser beider Talente in einen Topf werfen und ein Atelier eröffnen? Nun, tatsächlich rührt das einfallsreiche Paar ja eher in zwei, drei verschiedenen Töpfen. Die Ergebnisse jedoch münden in einem ansprechenden Gesamtkunstwerk: TISABORA. Der Name: ein Mix aus den Vornamen der beiden Akteure. Sarahs Schwiegermutter ist er eingefallen. Kreativität scheint in der Familie zu liegen. Die quirlige Sarah malt und zeichnet, Thibault ist für Holz- und Metallarbeiten zuständig. Ein kleiner Laden schloss zur Werkstatt auf. Et voilà!

Keine Frage, die Werke, allesamt handgearbeitet, sprudeln über vor Authentizität und Einfallsreichtum. Das tut übrigens auch Sarah, die uns freundlich hereinwinkt um uns ihr schöpferisches Universum zu zeigen. Was man nicht alles so entdeckt, denke ich, wo man doch nur den Hund ausführen, vielleicht noch einen petit café in der warmen Sonne trinken wollte.
Drinnen erzählt dann jedes noch so kleine Werk seine ganz eigene Geschichte von Liebe und Sorgfalt, zeigt die Gedanken-, den Ideenreichtum der beiden Autodidakten. Natürlich, berichtet Sarah, habe sie ihre Zeichen- und Maltechnik in Kunstkursen weiterentwickelt. Aber, was so ein freier Kunstgeist ist, der befreit sich auch schnell von starren Vorgaben. Das macht, ganz eindeutig, das Liebenswerte der Kreationen aus. Die dürfen manchmal auch gerne etwas kitschig sein. Die Freiheit nimmt sich das Team von Tisabora. Manchmal lässt sich Sarah sogar von der Sagenwelt Tolkiens inspirieren. Spitzohriges Elfenpaar in üppigem Grün. Abschiedsszene. Dann wird es romantisch.

So entstehen Unikate, egal, ob es sich um bemalte Lampenschirme, Lesezeichen, größere und kleinere Gemälde, prima Metallroboter, filigrane Metall-Silhouetten, bauchige Pfefferfässchen oder einen schmucken Ohrring aus Holz handelt. Erlaubt ist, was den beiden gefällt. Und so finden auch die BesucherInnen der kleinen Boutique mit Sicherheit ein schönes Geschenk, ein Mitbringsel oder eine kleine Erinnerung an die schöne Zeit in Lutzelbourg. Herzallerliebst finde ich Sarahs phantastische Gemälde. Auf schwarzem Grund tummelt sich hier allerhand Sagenhaftes, Mystisches. Ja, ich kann es nicht verhehlen, ich bin ein alter Halloweener. Mag Eulen, schimmernde Fliegenpilze, knubbelige Hobbithäuschen. Ein besonders entzückendes findet sich übrigens im dichten Grün des steil ansteigenden Gartens. Selbstgebaut. Natürlich.

Längst haben sich Sarah und Thibault einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Denn auch auf Bestellung wird gefertigt. Auf einer Leinwand entsteht gerade das Abbild eine lothringischen Babys. Sehr süß. Zur Wahrung der Privatsphäre trägt Sarah es mal eben behutsam zur Seite. Das Gemälde also. Eine Menge Leute haben sich schon verewigen lassen. Mit Kind, mit Hund, mit Katze und Kegel. Auch Häuser hat sie schon gemalt und gezeichnet. So z.B. für die alte Dame, die aus ihrem geliebten Haus in ein Seniorenheim umziehen musste. In Thibaults kleiner Werkstatt, die an die Boutique angeschlossen ist, könnt ihr, wie bei Sarah übrigens auch, die beiden bei der Arbeit sehen. Die Metall- und Holzwerkstatt erinnert mich in ihrer Ursprünglichkeit an jene von Meister Gepetto. Ihr wisst schon, der Vater vom langnasigen Holzmännlein Pinocchio. Wie ein Blick in eine längst vergangene Zeit. Das Handwerkszeug fein säuberlich aufgereiht, und kein bisschen klinische Sauberkeit oder menschenfeindlicher Effizienz. Die Familie zählt, man lebt seine Passion, hat ein schönes Leben.

Ganz stolz sind die beiden Kreativen auf die Zertifizierung durch das renommierte Label Qualité Mosl, das außergewöhnliche HandwerkerInnen in ihren Metiers auszeichnet. Damit befinden sich Sarah und Thibault in sehr guter Gesellschaft. Denn im lothringischen Lutzelbourg könnt ihr euch ja auch in einer Schokoladenmanufaktur delektieren, deren Guimauves, Marshmellows, jüngst zu den besten der Welt gekürt wurden.

Überhaupt entwickelt sich Lutzelbourg im Département Moselle derzeit zu einem sympathischen touristischen Mini-Spot. Stellt euch das so vor: Ihr habt vor Ort ein kleines Boot gechartert. Es ist Samstag, also deckt ihr euch zunächst mit regionalem Käse, Obst und Wurst auf dem winzigen Markt ein. Oder ihr spaziert gleich zur Schokomanufaktur und zu Tisabora. Dann setzt ihr euch vor die charmante Patisserie Fournil des Éclusiers, genießt ein Croissant aux Amandes und einen Café au Lait und schaut dem munteren Treiben zu. Alternativ könnt ihr am Büdchen auch frische Crêpes und einen petit café noir kaufen. Dann wäre ein gemütlicher Spaziergang am Kanal an der Reihe. Oder ihr klettert zur Burg hinauf. Vielleicht geht´s jetzt zurück aufs Boot für ein erholsames Mittagsschläfchen. Ein bisschen Lesen, auf einem Klappstuhl an Deck die Landschaft genießen. Abends besucht ihr dann eines der kleinen Restaurants. Betonung auf KLEIN. Als da wären: Das türkische Bistro So Grill, die kleine Pizzeria La Pizz gegenüber oder, noch ziemlich neu, Chez Elise. Am nächsten Tag schippert ihr gemütlich Richtung Saverne. So geht, denke ich mal, ein schöner Tag, ein schönes Wochenende in den Nordvogesen!

Wer mehr über Tisabora Créations erfahren möchte, kann dies auf der umfangreichen Webseite tun. Hier findet ihr auch eine große Auswahl an Werkstücken.

Fahrt mal hin und lasst euch überraschen
