Mit dem Fahrrad zu den Sternen – Véloroute du canal de la Marne au Rhin und Hotel Restaurant A l´étoile im elsässischen Mittelhausen

Angler am Canal Marne Rhin

Maritimes Feeling mitten im Elsass? Ich empfehle eine 2-Tages-Tour mit dem Fahrrad entlang des Rhein-Marne Kanals, auf der Véloroute du canal de la Marne au Rhin. Hin und zurück. Im Juni, wenn der Gelbsenf blüht, kleine Enten erste Ausflüge mit ihrer Mutter wagen. Ein friedvolles, entspannendes Erlebnis. Freundliche Menschen radeln auf dem Weg, ein paar Meter weiter schippern Freizeitkapitäne frohgemut vorüber. Manche, wie es sich gehört, in blau-weiß gestreiftem T-Shirt. In der Ferne grüßen die blauen Kämme der Vogesen.

Fahrradweg Canal Marne Rhin Elsass, Alsace
Immer am Kanal lang…

Wir starten von Lutzelbourg. Wer möchte, kann sich hier mit ein paar Crêpes für die Weiterfahrt stärken. Hin und wieder gibt es auch scharfe Merguez und kaltes Bier. Der kleine Ort rüstet langsam aber sicher für Fahrradtouristen und Wanderer auf, die in entgegengesetzter Richtung zu uns zum Plan Incliné in Arzviller unterwegs sind. Ein bisschen Budenzauber also zum Auftakt. Dann rauf auf die Räder und ab auf den wunderbaren, gut ausgebauten Eurovélo 5, der sich von London über Strasbourg bis nach Brindisi erstreckt. Vorbildlich beschildert und – vor allem – eben. Auch ungeübte Fahrradfahrer können sich hier ihre Etappen zusammenstellen, Ein- und Ausblicke genießen. Ein Gasthof zum Übernachten findet sich immer. Mit dem E-Bike haben wir knapp 46 km pro Tag geschafft, Tourentempo.

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Weite.

Auf dem Kanal tummeln sich schon diverse Hausboote, die man in Lutzelbourg mieten kann. Nach kurzer Einweisung darf man die auch ohne Bootsführerschein durch die zahlreichen Schleusen steuern. Je mehr Leute mitfahren, desto billiger wird das kostspielige Vergnügen. Wir passieren Saverne, eine kleine Residenzstadt mit geschäftiger, fachwerkgeschmückter Einkaufsstraße, Schloss Rohan, Burg und der altehrwürdigen Maison Katz. Wie wäre es mit einem Eis? Nein, wir sind im Fahrradrausch; mit 20 Sachen brausen wir den Kanal entlang. Über uns kreisen die Störche. Im Gras quakt es verräterisch. Farben wie aus einem Aquarell. Sie wissen schon, jenes, das man in den Sechzigern als Sommeridyll vor Augen und an der Wand hatte.

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Fast wie am Meer

Lichtes Grün, blasses Blau, strahlendes Gelb. Schäfchenwolken. Auf den Feldwegen gutgelaunte Sommerfrischler, bunte Tupfen im Sommerlicht, fröhlich winkend. Wir winken zurück. Ideal zum einhändig Fahrradfahren-Üben. Man versteht, was es heißt, wenn der Himmel hoch ist. Vogelgezwitscher allenthalben. Wir passieren Steinbourg, benannt nach den Steinbrüchen, die noch heute die schönsten Platten liefern. Außerdem ist ´s ein Storchendorf, das sich der Wiederansiedlung des elsässischen Wahrzeichens widmet. Gerade jetzt kann man die Störche in ihren Nestern bei der Aufzucht der Jungen beobachten. Lupstein, Dettwiller folgen. Aufgeräumte, kleine Vogesendörfer. An einem Schleusenhäuschen vor Hochfelden, bekannt durch die Météor Brauerei, verzehren wir Baguette mit Käse. Fehlt nur noch das Bier. Tatsächlich finden wir ein kleines Büdchen mit Sitzplätzen im Freien. Ein Huhn pickt um unsere Füße herum. Die Bierleitung müsste mal gereinigt werden. Wäre idyllisch, wenn die Servicekraft nicht auf die Idee käme, uns mit überlauter Popmusik zu beschallen. Vogelgezwitscher ade.Canal_Marne_Rhin_Saverne_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad_beschreibung_plan

Weiter also nach Waltenheim-sur-Zorn mit seinen üppigen Wandmalereien im Lokalkolorit. Witzige, eigensinnige, elsässisch inspirierte personalisierte Briefkästen derselben Künstler, Charly und Barbara Hamm, kann man hier übrigens gleich erstehen oder sich per Internet schicken lassen. Unser Ziel ist das Hotel-Restaurant A l´étoile in Mittelhausen, ca. 18 km vor Strasbourg. Dazu verlassen wir den Eurovélo 5 und strampeln über einen Feldweg, später ein Stück Straße entlang, Richtung Wingersheim, wo die Einheimischen gerade einen Flohmarkt vor imposanter Fachwerkkulisse veranstalten. Auf dem Weg: Der berühmte Hopfen, der sich der Sonne entgegen reckt.

Canal_Marne_Rhin_elsass_alsace_cyclist_velo_fahrradweg_fahrrad_morgenstimmung
Ruhig und gelassen

Der Empfang im A l´étoile ist, wie man sagt, chalereux, unsere Wahl ein Glücksfall. Eine gutgelaunte Gästeschar verlässt gerade das Restaurant. Unser kleiner Hund wird gestreichelt. Man fragt, woher wir kommen. Hier soll es den Gästen gut gehen. Deshalb kommen sie wohl auch immer wieder. Das familiengeführte, traditionsreiche Hotel mit fantastischem Schwimmbad und eigenem Spa-Bereich ist elsässisch gepflegt. Ruhig liegt es in einer pittoresken Seitengasse, ist Mitglied des Logis de France. Seit 1978 leiten es Monsieur Jacques Bruckmann, alias Jacky, und seine Frau Chantal. Gemeinsam mit Fernand Mischler, dem Sternekoch des Cheval Blanc in Lembach, entwickelte Monsieur Bruckmann eine Küche, die elsässische Kochkunst mit zeitgenössischen, bisweilen sogar exotischen Genüssen vereint.

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Warmherziger Empfang: Die Bruckmanns mit Dackel Gaston

Wir checken ein. Merken, dass wir nicht nur das Hundefutter, sondern auch eine Hose für meinen Mann vergessen haben. Da er nur eine kurze Fahrradhose mithat, bekommt er kurzerhand meine Jeans (Ja, ich bin muskulös…). Ich verstecke meine längere Radlerhose, so gut es geht, unter einer langen Weste. Underdressed stiefeln wir ins Restaurant, das gewiss feinerer Kleidung würdig wäre. Aus seiner Tragetasche entwischt der Dackel, bringt beinahe die Kellnerin zu Fall. Gläser klirren. Sie fängt sich professionell. Wir schämen uns, die Crew nimmt´s lächelnd.

Gaststube A l´étoile Mittelhausen Elsass, Alsace
Elsässische Gemütlichkeit, aber nicht nur…

Was nun suchen wir, wenn wir ins Elsass reisen? Jawohl, Tradition. Holzvertäfelung, karierte Tischdecken und elsässische Spezialitäten. Nur dass Letztere hier einen, zwei, drei  Ticks delikater, eleganter, pfiffiger kredenzt werden. Eine gekonnte Liaison von Gemütlichkeit und Innovation. Einen Tisch sollte man hier auf jeden Fall reservieren, denn das Restaurant ist überschaubar, und gerade darum so gemütlich. Nachdem wir an der Bar einen Picon und einen Kir au vin blanc getrunken, sowie zwei delikate Mini-Flammkuchen schnabuliert haben, bestellen wir das Menu zu 30 Euro.

Vorspeise Menu A l´étoile Mittelhausen, Alsace, Elsass

 

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Er darf nicht fehlen.

Forellenterrine mit Schnecken an einer fluffigen Schaumsoße, danach zart gebratenes Schweinefilet mit Pistazienkruste mit selbstgemachten Spätzle, zum Abschluss eine gehaltvolle Mousse mit Marc de Gewürztraminer nebst Mango-Sorbet. Pot-au-feu, Tafelspitz, steht genauso auf der Speisekarte wie Jakobsmuscheln thailändisch mit Gemüse. Sicherlich nichts um sich samstags die Wampe voll zu schlagen, aber für Genießer exzellent. Und glauben Sie nicht, dass Sie nicht satt werden! Der Service ist umsichtig, jedoch dezent, persönlich.

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Einladend.

Mit kugelrunden Bäuchen, belebt vom Rouge de Marlenheim, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den idyllischen Ort, in dem gerade sämtliche Rosen ihr Bestes geben. Auf der Anhöhe erblicken wir ein Kirchlein, die Kapelle von Hohatzenheim aus dem 12. Jahrhundert. Bis dorthin schaffen wir es heute nicht mehr. Unser Dackelchen hüpft uns glücklich um die Beine. Im Korb, auf dem Fahrrad, kann man ja doch nur schlafen. Sieht so ein perfekter Tag aus? Bis auf die lärmende Bude in Hochfelden auf jeden Fall. In unserem gemütlichen Zimmer – nebst frecher Tomi Ungerer– Radierung – liege ich noch ein wenig wach. So viele Eindrücke, aufgereiht wie an einer Perlenschnur…

Am nächsten Morgen: Ein kleines, aber feines Frühstücksbuffet samt frischgebackenem Kuchen. Die Bruckmanns sind schon wieder voll aktiv, um das Wohl der Gäste besorgt. Noch schnell ein Foto mit den Hoteliers. Aber bitte mit Dackel. Sie haben nämlich ihren eigenen: Gaston. Und, wie es scheint, ist er genauso ein Sturkopf wie unser Jungspund. Also: Hoch die Dackel und lächeln. Wir kommen sicher wieder! Angemessen gekleidet. Merci für die schöne Zeit in Ihrem Haus und Ihre wunderbare Gastfreundschaft!

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Einfach Zucker, dieses Restaurant!
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Schleusenhäuschen in Mintgrün.

Am Kanal entlang geht´s zurück nach Lutzelbourg mit seinem kleinen Yachthafen, Port de Plaisance. Und wieder entdecken wir Neues. Spannend, so ein Rückweg. Wir zeigen rechts und links: Also da müssen wir aber auch mal hin… Unsere Pos tun weh. Ganz langsam zieht es auch ein bisschen in den Knien. Von einem Boot winken leicht verkaterte Gestalten in blau-weißen Ringelshirts. Schließlich war gestern Vatertag. Mit letzter Kraft erreichen wir den kleinen Hafen. In einem kleinen Laden mit einheimischen Produkten ersteht mein Mann Baguette und Käse. Moment mal, war das nicht gestern….?

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Elsass-Tassen von Julclub

Fahrt unbedingt mal hin

Eure Stina