Darf´s etwas mehr sein? Oder: Gegen den Strom mit Hennrich und Bothe

Zu Besuch bei Hennrich & Bothe

Ich sitze in einer entlegenen Ecke unseres Gartens. Gleich neben dem Thymian, auf dem gerade eine Hummel landet. Umgeben von schattenspendenden Hainbuchen. So einen Platz, meint Herr Hennrich, sollte jeder im eigenen Grün haben. Kein Handy. Nur Schmetterlinge. Und Ruhe. Das muss auch so sein. Anders bekomme ich die komplexen Ausführungen des passionierten Gartenmenschen nicht mehr zusammen. Und der hat viel zu erzählen. Denn Michael Hennrich, Mitinhaber der Gärtnerei Hennrich & Bothe, ist Gartenenthusiast, Gartenphilosoph, Berufener. Und der Garten sein Mikrokosmos.

Außenanlage Hennrich und Bothe
Herziges Freudenmädchen

Schon als Kind habe er mit der Oma gegärtnert. Sein eigenes Stück Garten bestellt. Gärtner zu sein, das sei, so erklärt er, Berufung. Nicht Beruf. Als Gärtner ist man Teil eines Ganzen. Muss Zusammenhänge verstehen. Braucht Wissen, Fingerspitzengefühl, Erfahrung. Und das unterscheidet Michael Hennrich ganz klar von mir, der Amateurin, welche die Dimensionen von so manch erwachsenem Baum klar unterschätzt hat. Der Mann versteht sein Handwerk. Obwohl es so viel mehr ist als das. Volle Sonne, durchlässiger Boden, stand auf dem Pflanzschild für die Rudbeckia. Irgendwann war sie verschwunden, obwohl ich doch alles richtig gemacht hatte. Jetzt ist sie wieder da. Im Schatten, in der humosesten Ecke. Verstehe einer die Pflanzen. Ich lerne: Der Garten ist ein Lebens-Raum. Gut. Und wie im Leben, so denke ich mir, geht nicht immer alles nach Reißbrett. Pflanzen haben durchaus ihren eigenen (Blüten-)Kopf. Ein Garten bietet alles, was das Leben bietet. Ein Mikrokosmos. Einer, der mir auch im Alltag hilft, mich in Geduld zu üben, zu akzeptieren, zu verstehen. Dazu gehöre, erklärt Herr Hennrich, auch Arbeit. In einschlägigen Zeitschriften entspannt der Gärtner ja gerne mal auf dem Rasen, den Strohhut lässig über die Augen geschoben, an einem Gänseblümchen kauend, umsummt von fleißigen Bienen… Aber hallo? Irgendjemand muss vorher den Rasen gemäht, die Bienenweiden gepflanzt, gesät haben. Als ich vor fast zwanzig Jahren unseren Garten in den Vogesen angelegt habe, waren Ratgeber wie „Gärtnern für Faulenzer“ en vogue. Hätte ich gewusst, dass mangelnde Vor- bzw. Nachbereitung des Bodens in den Folgejahren ein Vielfaches an Arbeit generiert – das Büchlein wäre strax auf dem Kompost gelandet.

Keramik Skulptur Susanne Boerner
In einem Boot.

Ein großer Garten – und groß muss er für Michael Hennrich sein – fordert eben viel Arbeit. Er ist Freiheit, hält aber auch gefangen. Er wartet nicht, hält sich nicht vornehm zurück. Man muss vorausschauend planen, organisieren, zupacken. Doch wer denkt noch an die Maloche im September, wenn im Februar, März die Krokusse blühen, die Blausternchen den Himmel in den Garten zaubern. Der Herbst dagegen… Oh, nein! Abschied vom Gartenjahr. Der Winter? Schon besser. Da sei die Arbeit ganz einfach zugedeckt. Unter Blättern, unter Schnee. Ruhe und Entspannung. Doch halt: Jetzt wird geplant. Nach Neujahr scharre man wieder mit den Hufen. So viel Arbeit an allen Ecken und Enden!

Im Frühling und Sommer arbeitet man bei Hennrich & Bothe oft über die normale Arbeitszeit hinaus. Mitinhaber Günter Bothe, der zu den Kunden rausfährt, widmet sich nach Feierabend zudem dem angeschlossenen Privatgarten. Tut die Dinge, die jetzt gerade dran sind. Arbeit? Natürlich. Doch als Lohn ein Paradies. Finden Sie bei so viel Arbeit noch Personal, Herr Hennrich? „Wenn du die Leute zur Arbeit auf See werben willst, dann erzähl ihnen nicht von der Arbeit, sondern von der Aussicht über das blaue Meer.“, fasst er die Worte eines anderen Berufenen zusammen. Klingt nach Antoine de Saint-Exupérys: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Deshalb arbeiten bei Hennrich & Bothe sogar Leute, die keine ausgebildeten GärtnerInnen sind. Was zählt, ist Interesse. Und ja, natürlich immer wieder die Liebe zum Tun.

Michael Hennrich spricht am liebsten von „unserem Garten“. Nicht von Gärtnerei. Man gärtnert mit der Natur, ist kein durchkommerzialisiertes Unternehmen. Da darf auch mal was im Garten wachsen, was anderswo mit Vorliebe ausgerupft wird. Überhaupt: Un-kraut. So manches davon entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Heilkraut. Auch in meinem Garten, so erfahre ich, wachse genau das Kraut, das ich brauche. In meinem Falle Spitzwegerich. Und es ist auch eher mein Mann, der ihn braucht. Spitzwegerich-Erdkammersirup soll helfen. Bei Husten und weiteren Erkältungsunbilden. Massenhaft wächst das Lungenblattl an nährstoffreichen Stellen in unserem Garten. Gerne auch dort, wo es dunkler und feucht ist. Ein für uns Menschen eher abträgliches Klima. Flugs hat mein Mann ein paar der lanzenförmigen Blätter in Hochprozentiges eingelegt, wovon er allabendlich ein paar Tropfen einnimmt – und genießt seitdem einen ruhigen, erholsamen Schlaf. Was meinen armen Ohren äußerst zuträglich ist. An der Erdkammer arbeiten wir noch. Und statt die Brennessel auszumerzen, sollten wir lieber damit kuren. Ganz zu schweigen von den Schmetterlingen, die auf sie angewiesen sind. Und wusstet ihr, dass Klee im Tee als natürliches Süßungsmittel fungiert? Michael Hennrich hält mir ein Glas mit selbstgesammelten Blüten hin. Eine Teemischung, wie´s ausschaut. Ich schnuppere: Aah! So schmeckt der Sommer!

Sonnenhut rosa

Keine Zeit für negative Energien

Wie geht es Ihnen denn, Herr Hennrich, wenn Sie an den Steinwüsten vorbeifahren, die so manchen, einst blühenden Vorgarten ersetzt haben? Da sie angeblich so pflegeleicht sind. Was ja auch für Beton gilt. Oder für Parkplätze. Wenn nicht anarchistisches Wurzelwerk die Asphaltdecke sprengt. Michael Hennrich antwortet diplomatisch. Man müsse auch mal weg-, nicht mehr überall hinschauen. Das tue er übrigens auch nicht mehr bei den gängigen Nachrichtensendungen. Ich hab doch gesagt, der Mann ist Philosoph! Zieht Parallelen. Vom Garten in die Welt. Und wieder zurück. Negative Schlagzeilen – Was, bitte, soll daraus erwachsen? Man vernachlässige das Positive. Ich nicke. Zu meiner Zeit, also für die heutigen Mitfünfziger, hieß das: No future. Ein ebenso schlechter Ausgangspunkt für Veränderung. Dabei ließe sich mit positivem Input mehr erreichen, stärker motivieren. Statt zu schaffen, ver-äußern sich Menschen, indem sie über soziale Medien zu viel von sich preisgeben. Diese Digitalisierung des eigenen Lebens findet er erschreckend. Ich ebenfalls. Mein Blog ausgenommen. Im Garten kann ich mich erden. Ich schaffe, verändere. Positive Ergebnisse – wunderbare Glücksmomente. Braucht es Visionen, Herr Hennrich? Ja, aber sie müssen nicht gleich global sein, um global zu wirken. Aber wir müssen mal anfangen. Anpacken. Und wir sollten lernen zu spüren, zuzuhören. „Hörst du die nicht rufen?“, erinnert er zuweilen einen Azubi ans Gießen. „Die haben Durst!“ Pflanzen sind Lebewesen. Wie bei Tieren, so muss man auch hier nach Bedürfnissen fragen. Muss erziehen, Richtung geben um die Lebenszeit am jeweiligen Standort zu verlängern. Kommunizieren Pflanzen miteinander? Für Michael Hennrich keine Frage. Der Garten als mystischer Ort für Elfen und Naturgeister… da will er sich, scheint mir, nicht festlegen. Wenigstens Gärtnern mit dem Mond? „Gewisse Samen keimen unter Beachtung der Mondzyklen einfach besser.“, räumt er ein. Aus leidvoller Erfahrung stimme ich zu: Pflanzen wie Haare schneidet man in gewissen Mondphasen besser nicht.

Susanne Boerner Keramik frosthart bei Hennrich und Bothe Saarlouis-Fraulautern, Saarland, Gärtner
Positivistin

Er hört sie rufen. Wenn sie schlapp herunterhängen, braune Flecken bekommen, sich kränklich nach der Sonne recken. Seit über 20 Jahren gönnt Michael Hennrich seinen Pflanzen zudem EM – Effektive Mikroorganismen. Wandelt Negatives in Positives um. Hält Vorträge, teilt seine Erfahrungen. Auf dieser Basis hat er sogar ein natürliches Spritzmittel gegen Pilzerkrankungen entwickelt und setzt es erfolgreich ein. Ursachenforschung statt reiner Symptombekämpfung. Verbessere den Mikrokosmos und deine Pflanzen leben länger und gesünder.

Michael Hennrich, Inhaber Hennrich und Bothe, Fraulautern, Saarlouis, Gärtnerei, Gartenbau, Saarland
Berufener: Michael Hennrich, Hennrich & Bothe

Was, Herr Hennrich sollte man bedenken, wenn man einen Garten anlegt?

Zuerst sollte man die eigenen Bedürfnisse ausloten. Welche Ansprüche hat man? Wozu soll der Garten dienen? Bienenhort? Aktivgarten? Erholungsort? Partymeile? Ein Garten sollte niemals als Ausstellungsstück für kritelige Nachbarn angelegt werden. Genauso, übersetze ich für mich, wie moderne Leute ja auch nicht mehr die Straßenrinne kehren, weil der Nachbar am Wohnzimmerfenster, auf ein Kissen gestützt, womöglich mit Fernglas, auf der Lauer liegt um samstägliche Nachlässigkeiten zu ahnden. Dann doch lieber Flowerpower. Liebe für den Garten entwickeln. Mit der Liebe kommt das Verständnis. Man akzeptiert und toleriert Eigenheiten – ganz wie in einer Partnerschaft.

Und weiter? Ich paraphrasiere mal: Gebt dem Ganzen einen Rahmen. Schafft – ganz recht – Mikrokosmen. Die Olive, die auf windumtoster Wiese, den Gang alles Lebenden geht, hat im Schutz einer Hecke eine reelle Chance. Sowieso gehören Gehölze und Bäume dazu. Auch als Sichtschutz (Wir erinnern uns: Der Nachbar mit dem Kissen…). Schatten, Wind und Sonne – auch das sind wichtige Faktoren.

Ein kleiner, entlegener Sitzplatz sei, wie schon erwähnt, wichtig. Das Handy bleibt im Haus. Und deshalb genieße ich meinen Tee heute genau an einem solchen Ort. Ein Ritual, wie wir es, glaubt mir, immer dringender brauchen.

Ein Garten sollte nicht auf einen Blick überschaubar sein. Also Gartenräume. Alp(t)raum meines Mannes, vor dessen Rasenmäher-Traktor meine zärtlich gehegten Wildblumen erzittern. Standard-Satz: „Hier pflanzt du aber nichts. Da will ich mähen können.“ Hier hilft, so der Profi, ein kleiner Pfahl aus dekorativ verwittertem Holz mit einer kleinen pfiffigen Figur darauf, vielleicht sogar einer der Keramikerin Susanne Boerner. Mitten in die Wiese gesetzt. Habe diesen Tipp mit einem herrenlosen Blechvögelchen, Kraftkleber (wegen des Power-Mähers) und Baumstamm nachgebaut – und bin richtig stolz. Fluchtpunkt und Verkehrspoller zugleich. Blickfänge schaffen, heißt die Devise.

Was noch, Herr Hennrich? „Offen bleiben.“, empfiehlt er. Bedürfnisse können sich ändern. Also auch der Garten. Aus dem Bolzplatz wird vielleicht das prächtigste Staudenbeet aller Zeiten. Oder ihr werdet Selbstversorger mit prunkendem Kohl, der schnellsten Bohne der Stadt

„Haben Sie derzeit einen Favoriten, der jeden Garten aufwertet?“, frage ich. Michael Hennrich stellt entschlossen eine filigrane Staude vor mir auf den Tisch. Voilà: Gaura lindheimeri Whirling butterflies. Tatsächlich, Blüten wie weiße Schmetterlinge, aufgeregt zitternd in der leichten Brise, die aus dem Garten hereinweht. Blüht von Juni bis zum Frost, ist anspruchslos und lockert jede Pflanzung auf. Und zittert wirklich, was das Zeug hält.

Gibt es für Sie den „Idealen Garten?“

Er denkt kurz nach: „Der ideale Garten bietet zu jeder Jahreszeit eine interessante Ecke, Pflanzungen zum Hingucken.“ Wie wäre es z.B. mit einem Frühlingsgartenzimmer? Da fällt ihm doch gleich ein Zitat von Karl Foerster ein, dem großen Staudengärtner: „Wer seinen Garten liebt, wie er ist, verdient ihn nicht.“ Ein Garten verändere sich ständig. Gegebenheiten ebenfalls. Er stelle Ansprüche. Wo einmal Sonnenanbeter im gleißenden Licht wippten, wuchern heute vielleicht Schattenpflanzen. Die liebt Herr Hennrich übrigens immer mehr. Je älter er wird. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Ohne Schatten kein Licht. Akzeptanz.

Skulpturen für den Garten bei Heinrich und Bothe, Saarlouis-Fraulautern, Saarland
Müßiggängerinnen

Was passiert eigentlich, wenn Sie eine Steinwüste für einen Kunden anlegen bzw. etwas tun sollen, was Ihrer Gartenphilosophie widerspricht? Da lehnen Hennrich & Bothe schon mal dankend ab. Gegen den Strom, so sei er schon immer geschwommen. Ihre Klientel beschreibt er als eine Community. Gleichgesinnte. Ich sehe sie lustwandeln. Über den samtigen, kurzgeschnittenen Rasen zwischen den Staudenbeeten, vorbei an duftenden Rosen. Atmend. In all die Farbenpracht, die Düfte versunken. Bevor sie gerufen werden. Von dem purpurroten Sonnenhut, da vorne, auf dem Holzkarren. Oder der Gaura, die, scheint mir, noch ein bisschen stärker zittert um auf sich aufmerksam zu machen.

Oder von einer der über 40 verschiedenen Tomatensorten, die so gar nichts mit der holländischen Wassertomate gemein haben. Selbstgezogen. Aus Erfahrung gut. Von den Gewächshäusern spaziere ich zwischen Rudbeckien und Glockenblumen zurück Richtung mediteranes Wohnhaus. Gibt es da eine Affinität? Das Wetter im Süden sei nun mal besser, meint er. Die Natur vielfältiger. Man denke nur an den hierzulande frostempfindlichen Rosmarin. Wo er Recht hat… In zwei Jahren war mein Rosmarin zu einem beachtlichen Strauch herangewachsen, bis er nach einem strengen Winter einfach nicht mehr ausgetrieben hat. Auch das gehört dazu: Sterben. Links von mir picken Hühner munter umher. Fressen, was gefressen werden muss. Kreislauf. Werden und Vergehen. Da ist er wieder: Der Mikrokosmos. Naturlich. Mit der Natur. Ohne Umlaut.

Wetterfeste Frohnatur von Susanne Boerner

Neben Ihrem Garten betreiben Sie auch das GartenHaus. Warum?

Das GartenHaus gehöre untrennbar zum Garten, erläutert Herr Hennrich. Ein Haus ohne Garten geht nicht. Ein Garten ohne Haus ebenfalls nicht. Gleichberechtigung. Wir feiern, arbeiten, entspannen im Garten. Um das noch ausgiebiger tun zu können, gibt es bei Hennrich & Bothe u.a. wunderbare Aroma-Kerzen, Windlichter, Tischdecken, Servietten, Geschirrtücher. Letztere würde ich persönlich mir sogar einrahmen und an die Wand hängen. Für die Grillfans gibt es Essig, Öl, körniges Salz, regionalen Senf, Salatbestecke aus poliertem Olivenholz. Accessoires für den gehobenen Geschmack. Fehlt noch ein leichter Wein. Kein Problem! Nach der Gartenarbeit die Hände pflegen? Feinste Naturseifen und Handcremes finde ich hier! Und wer sich danach in Schale werfen möchte, der kann im GartenHaus sogar nachhaltige Kleidung aus Naturmaterialien erstehen. Wenn der Garten dann Winterruhe hält, labe ich mich einfach an einer ausgefallenen Zimmerpflanze und träume vom Frühling. Wenn ich mich wieder inspirieren lassen kann von dieser unverwechselbaren Mischung: Ein Touch englisches Landhaus, ein wenig provenzalische Lavendelromantik. Und die Zirbenkerze hilft mir ab heute beim Einschlafen.

Hennrich und Bothe. Das ist eben das Komplettpaket. Vom Fachmann. Ein Paradies, entstanden auf einem ehemals verwahrlosten Grundstück. Mit viel Ausdauer, Geduld, (Vorstellungs-)Kraft und Spucke wurde es zu neuem Garten-Leben erweckt. Apropos Naturgeister, Herr Hennrich. Als ich eben bei den Astern war, habe ich ein kleines grünes Gesicht gesehen. Und es lächelte…

Fakten: Die Gärtnerei besteht seit 1990. 2002 kam das GartenHaus dazu. Inhaber sind Michael Hennrich und Günter Bothe. Derzeit gibt es 8 Mitarbeiter. Der älteste weibliche Azubi war übrigens 55.

Bereiche: Landschaftsbau, Gartenanlage, Pflanzenverkauf, Accessoires. Außerdem hält Herr Hennrich Vorträge zum Thema EM. Die große Weihnachtsausstellung findet übrigens zwei Wochen vor dem ersten Advent statt. Außerdem bietet Hennrich & Bothe GartenHaus-Frühstücke an.

Wo? Saarbrücker Str. 35, 66740 Saarlouis-Fraulautern. Weitere Informationen wie Öffnungszeiten, Events u.v.m. entnehmt ihr bitte der firmeneigenen Homepage.

Lasst euch inspirieren

Eure Stina

L´Alsace fleurie – Blühendes Elsass

Unser Wildkirschbaum war in die Jahre gekommen, trieb nur noch spärlich aus. Nach gefühlten 100 Jahren nordvogesischen Wintern nicht verwunderlich. Wie schön wäre es, regte mein Mann an, ihn von zwei üppig blühenden Rambler-Rosen umrankt zu sehen! Doch im Internet zu bestellen ist, finde ich, nur die halbe Freude. Ich möchte gern sehen, wo die Pflanzen aufgewachsen sind. Gar nicht so leicht, jemanden zu finden, der in dieser Region Rosen züchtet. 100 km fahren, nach Deutschland, wie es übrigens auch viele Elsässer machen? Lieber nicht. Wir wollen heute noch pflanzen. Mal sehen, die Suchbegriffe Pflanzen, Alsace und Nord bringen nichts. Also spezifischer.

roseraie_barth_lochwiller_elsass_alsace
Monsieur René Barth kennt sich aus.

Voilà, in einem Ort namens Lochwiller gibt es einen Rosenzüchter mit langer Tradition. Hört sich nach Passion an. Monsieur Barth ist so einer, ein Produkteur en Alsace mit Leidenschaft. Die Webseite ist übersichtlich, umfangreich. Keine 25 Minuten später stehe ich in einem typisch elsässischen Innenhof: Die Rosiers René Barth in voller Pracht. Hier findet man sie, die Raritäten, auf die man im Internet, da derzeit nicht verfügbar, wochen-, sogar monatelang warten muss. Ich lese verheißungsvolle Namen wie Ghislaine de Féligonde, Guirlande d´amour. Monsieur hört sich elsässisch gelassen meine Wünsche an, aha, rosiers lianes, erfahre ich, heißen Rambler auf Französisch. Weiß, lila oder rosa? Rot ist nicht so meins. Da muss ich immer an die starren Exemplare auf Geburtstagstischen aus den Siebzigern denken. Oder an Udo Jürgens. Monsieur Barth zeigt mir geduldig Bilder von den Rosen im erblühten Zustand, damit ich eine Vorstellung habe. Wie wär´s mit Veilchenblau  (nach Maiglöckchhen duftend) und Pauls Himalayan Musk? Wie? Die hat er auch? In einer Nische stehen sie: Meine Schätze in spe. Ihr werdet es gut haben, an unserem alten Kirschbaum. Und der bekommt ein Second life, kann hie und da ein paar schüttere Ästchen Richtung Sonne strecken. Und auch die Bienen haben was zu naschen. Bin wieder mal beseelt. Liebe Saarländer: Wenn ihr Rosen braucht, fahrt mal hin. Die Auswahl in der Roseraie der Familie Barth ist schier unglaublich. Vieles ist selbst gezogen. In der alten Scheune befindet sich die Kinderstube mit vielen altehrwürdigen Kostbarkeiten. Von Edelrose, über Bodendecker, Strauchrose, Kletterrose, Rambler findet der Rosenliebhaber hier alles, was das Herz begehrt. Zu absolut guten Preisen. Monsieur Barth berät sachkundig. Der Mann weiß Bescheid. Auch das ein Pluspunkt gegenüber vielen Gartenmärkten und, leider auch, Gärtnereien. Seine Pflanzen strotzen vor Gesundheit. Zurück in den Vogesen pflanzen mein Mann und ich die beiden wüchsigen Rambler vorsichtig in ihr neues Zuhause. Jeden Morgen schauen wir. Da, trotz der derzeit kühlen Witterrung, sind die Triebe bereits länger geworden, erobern den rauen Stamm. Haben sogar Knospen angesetzt. Den Rosenzüchter unseres Vertrauens? Wir haben ihn gefunden.

Wasselonne_cote_coeur:_rosen_fleuriste
Die Edlen.

Wer sich auf den Weg zur Roseraie Barth macht, sollte einen Besuch in Marmoutier einplanen, ein malerisches Städtchen, das mit seiner prächtigen Abtei-Kirche in jedem Kunstgeschichte-Führer zu finden ist. Wer dann noch ein wenig wandern und elsässisch speisen möchte, dem sei das nahe gelegene Birkenwald und das Hôtel des Vosges empfohlen.

Blumenladen in Wasselonne
Überraschung in Wasselone

 

Verträumt und verspielt präsentiert sich das Côté coeur fleuriste im nahegelegenen Wasselonne. An der Fassade, an Blumengirlanden: Herzen über Herzen, damit man gleich sieht: Hier gibt es nicht nur frische Blumen sondern auch Blumenkränze, Gebinde und die dazugehörige Jahreszeiten-Deko. Kleine Feen in Pastell, schlafende Engelchen, putzige Hasen, Hühner und, natürlich, allerlei Herzen gilt es zu entdecken. Herzlich, chalereuse, ist auch Madame, die beim gekonnten Blumenbinden ein Liedchen summt. Und jeder weiß: Wer bei der Arbeit summt, dem bereitet sie Freude. So muss es sein, denn das Ladengeschäft im geschäftigen Zentrum des kleinen Orts, strahlt eine wunderbare Ruhe aus. Ma vie en rose. Irgendwie frohlockend. Die Klientel besteht an diesem Samstagmorgen, gegen 11 Uhr, ausschließlich aus Frauen, die nicht nur Blumen kaufen, sondern auch Inspiration für ein heimeliges Zuhause suchen. Vielleicht steht sogar eine Hochzeit an, für die noch der blumige Rahmen fehlt. Mit mir gehen 3 Elfen nach Hause. Die schweben jetzt an meiner ljuskrona, meinem Kristallleuchter. Bei jedem Luftzug zittern ihre rosa Tutus. Herzig.

Elfen aus Wasselonne cote coeur fleuriste
Zauberhafter Frühlingsreigen

Voll der Frühling.

Wer bei Madame einkaufen möchte, sollte auch ein wenig durch Wasselonne spazieren. Das kleine Städtchen verfügt über ein ausgezeichnetes Fischrestaurant, sowie kleine Brasserien, von deren Terrasse aus sich das lebhafte, samstägliche Treiben, vortrefflich beobachten lässt.

Unser Weg führt uns weiter nach Avolsheim, in der Nähe von Molsheim. Zur alljährlichen Foire aux plantes. Im Schatten einer großen Kastanie, auf einem kleinen Platz neben einem mittelalterlichen Kirchlein (mit wunderbaren Deckenmalereien) bieten Händler, aber auch private Pflanzenliebhaber aus der Region ihre Schätze an. Dabei findet man neben alten Gemüsesorten auch Pflanzenraritäten, die dem Baumarkt-Allerlei den Rang ablaufen. Im eigenen Garten mit Liebe großgezogen hat auch Régine ihre Pflanzen. Dackelliebhaberin sei sie, erzählt sie. Das sind wir auch. Régine strahlt Robustheit und Lebensfreude aus. Moment, sagt sie, und öffnet für das Foto ihr langes blondes Haar. Wenn schon, denn schon. Eine Blume unter Blumen. Das Schöne an diesem kleinen, aber feinen Event? Man kommt ins Gespräch. Fachsimpelt. Bekommt Tipps, Wissenswertes rund um die Region gratis dazu. Für das leibliche Wohl gibt es hier die allgegenwärtigen Bretzels. Schon seit dem 12. Jahrhundert gibt es sie, Symbol jeder elsässischen Bäckerei. Dreimal, so heißt es, sieht man darin die Sonne. Heute leider nicht. Es nieselt. Dennoch sitzen die Elsässer an langen Tischen und genießen ihren Jambon mit Kartoffelsalat. Nach selbstgebackenem Kuchen und café schlendert man wieder von Stand zu Stand.

Avolsheim_foire_aux_plantes_Elsass_Alsace_Regine
Régine entre régines

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollten den wunderbaren Weg am Canal de la Bruche Richtung Strasbourg von hier aus starten. In der Pâtisserie Klugesherz in Soultz-les-Bains kann man sich zuvor mit einer heißen Schokolade und erlesenen Tortenspezialitäten stärken. Nicht billig, aber ihr Geld allemal wert.

Avolsheim_foire_aux_plantes_fleurs_blumen_kaufen_pflanzen_elsass_alsace
Idyllisches Ambiente: Pflanzenmarkt in Avolsheim

Irgendwann mache ich mal eine Rallaye durch sehenswerte Parks und Gärten im Grand l´Est. Alle wichtigen Details zum Thema findet ihr in einer Broschüre. Das Portal zu öffentlichen wie privaten Gärten. Nach Stilen geordnet, geographisch übersichtlich. An so manchem Juwel der Gartenkunst würde man sonst vorbeifahren. Wäre doch schade.

Colmar_musee_papier_peint_alsace_elsass
Musée du papier peint – Colmar

Noch nicht genug von Rosen und Co? Im Musée du papier peint  in Rixheim bei Mulhouse findet man floral Bedrucktes aus alter Zeit.

Einen blumigen, feenhaften Frühling und Sommer wünscht euch

Stina