Maus und Igel lassen sich´s gut gehn

und hoffen auf Vernunft

Puh, ist das ein Wetter! Es stürmt und regnet in Strömen. Doch es ist Wochenende. Was werde ich also machen? Nun, es Maus und Igel gleichtun! Die haben sich nämlich ein wärmendes Feuer angezündet und sitzen geschützt in ihrer Höhle. Während draußen das Unwetter tobt, die Blätter fliegen, der Regen peitscht, naschen sie von den Früchten, die sie im Herbst gesammelt und getrocknet haben. Viele Geschichten fallen ihnen ein, z.B. jene, als der Igel sich vor einem Auto zusammenrollte und beinahe überfahren worden wäre. Wenn, ja, wenn die Maus ihm nicht einen kräftigen Tritt – vermutlich in den Hintern – gegeben hätte. So genau konnte sie das in ihrer Panik gar nicht erkennen. Aber da sind auch die schönen Erinnerungen an jede Menge Leute, mit denen man ebenfalls wunderbar zusammensitzen konnte. Mal in intensive Gespäche vertieft, mal schweigend. Wobei dem Igel jene, mit denen er entspannt schweigen konnte, die liebsten waren.

Ab und zu wird die Maus mit geschlossenen Augen ihr Schnäuzchen in den zartduftenden Kamillentee tauchen, während der Igel behaglich seine alte Meerschaumpfeife schmaucht und alle zehn Sekunden selig seufzt.

Später, sehr viel später, wenn ihnen vom vielen Sich-Erinnern schon die Augen zufallen, werden die beiden sich noch weiter in ihr heimeliges Zuhauses zurückziehen. Denn – ihr könnt es zwar nicht sehen, vielleicht aber ahnen: Da gibt es eine kleine, grüne Holztür, hinter der sich die Wohnstube der Freunde verbirgt. Tatsächlich gibt es dort zwei Betten mit richtig dicken Kissen und Bettdecken. Und zwar rotweißkarierte. So kuschelig, dass sogar das leise Schnarchen der Maus ein wenig gedämpft wird. Aber da ist der Igel sowieso schon längst eingeschlafen. Nur seine Schnurrhaare beben noch sachte nach, da sie die Düfte des vergangenen Tages in ihren Spitzen tragen…

Ich weiß auch, wovon Maus und Igel träumen. Wisst ihr´s auch?

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Leider sind derzeit ungeheuer viele Menschen (und Tiere) weit davon entfernt in einem gemütlichen Heim zu sitzen, sich geborgen zu fühlen. Im Gegenteil: Sie müssen fliehen, frieren, hungern, ihr Zuhause ist zerstört, sie müssen ihre Liebsten zurücklassen, vielleicht irgendwo an der Front kämpfen, ihr Leben geben, als Kanonenfutter dienen. In speziell auch diesem einen Krieg in der Ukraine, der, wie alle Kriege, Tod und Verderben über die armen Menschen dort bringt. Ich könnte kotzen. Kotzen und heulen gleichzeitig, wenn ich an dieses absolut unnötige Beispiel menschenverachtender Verblendung, Dummheit, diesen fatalen Ausbruch tödlichen Größenwahns denke. Mit Verlaub. Ich weiß nicht, was man tun kann, um diese merkwürdige Welt zum Frieden zu führen. Aber ich kann an euch appelieren: Haltet euch einmal, nur einmal, vor Augen, was es bedeutet, so viel, vielleicht alles und alle zu verlieren. Stellt euch doch mal vor, wie es euch erginge! Uns eint doch, dass wir Menschen sind. In denen tatsächlich auch viel Gutes steckt. Das werdet ihr merken, wenn ihr ein bisschen nachdenkt, euch auf das besinnt, was wirklich wichtig ist. Wer braucht schon Machtmenschen, Ausbeuter & Co.? Die meisten von uns wollen im wahrsten Sinne des Wortes doch nur in Frieden gelassen werden.

Und wehrt euch gegen die IdiotInnen von rechts, die uns weismachen wollen, dass sie die Lösung für all diese Probleme haben. Das ist keine Option! Niemals!

Stina

Collage „Maus und Igel lassen sich´s gut gehn“ von Jutta Stina Strauß