Lasst doch mal ´nen Drachen steigen

Schon lange nicht mehr gemacht, oder? Dabei ist es so einfach: Drachen einpacken, warme Jacke und windfestes Käppi anziehen, weite Wiese suchen, und los geht´s! Vielleicht hebt ihr nicht gleich so ab wie die kleinen Wichtelkinder, doch etwas frischer Wind um die Nase hat noch niemandem geschadet. Es muss auch kein komplizierter Lenkdrache sein, an dem sich eh nur die Schnüre und eure Nervenenden verheddern. Beim Drachensteigenlassen, finde ich, ist Einfachheit angesagt. Für´s Drachenbasteln war früher eindeutig meine Mutter zuständig, ebenso wie für´s Kartoffelgaren in der Glut eines hübschen Herbstfeuerchens. Ganz hinten in unserem Garten, bei den Himbeeren. Im Saarland Fleckerchen genannt. Süß, nicht? Aber das ist eine andere Geschichte. Ich weiß noch, wie es ganz leicht nach vergorenen Äpfeln, feuchtem Laub und fetter Erde gerochen hat. Dazu diese wunderbar flirrenden Farben, die der Herbst uns schenkt. Man denkt Weite, Frische, Klarheit. Manchmal kann es auch ein bisschen melancholisch werden; dann zieht eine unbestimmte Sehnsucht durch unseren Magen. Die gut mit einer garen Kartoffel gedämpft werden kann. Wenn dann noch der Duft von verbrennendem Holz aufzieht – Herz, was begehrst du mehr? Best things in life are for free, hat schon Aristoteles gesagt. Vielleicht fehlt euch zum Glück noch eine Thermoskanne mit heißem Früchtetee. Wer weiß?

So viele tolle Sachen gab´s die wir als Kinder gemacht haben. Irgendwie waren wir immer draußen. Auch wenn ihr heute vielleicht nicht mehr so auf Versteckspiele, Endlos-Purzelbäume, Räuber und Gendarm steht, manche Zeiterfüllung bringt uns auch heute noch viel. Dabei waren wir mit unseren Kastanientierchen, Blättermännchen und selbstgebauten Laternen doch, ohne es freilich zu wissen, ganz schön auf der Höhe der Zeit, haben die Natur achtsam wahrgenommen, uns in ihr bewegt. Anstatt eines Handydaumens wünschte ich, die Jugend hätte einen grünen. Ich glaube aber, einige sind schon wieder auf dem Weg. Sehe wieder viele junge Leute mit Rucksack durch die Walachei traben. Also, ran an den Drachen, ran an die Kartoffeln! Nach dem Drachenevent also. Ihr braucht nur ein, besser zwei Stunden an einem sonnigen, natürlich windigen Nachmittag. Und ich weiß ehrlich noch nicht einmal, ob Fliegen wirklich schöner wäre.

Hier haben sich Wichtelkinder, die ich vorher mit Aquarellfarben gemalt habe auf eine meiner Kollagen geschmuggelt. Habe sie erst entdeckt, als sie – vips! – beinahe schon wieder aus dem Bild geflogen wären. Komplizierter Satz. Grammatikalisch zumindest fragwürdig. Anyway, denn:

Eine prima Anleitung zum Drachenbau findet ihr z.B. hier.

Viel Spaß beim Drachensteigenlassen wünscht euch

Stina Julclub Leben bei den Wichteln

Dieser Artikel erfolgte unbezahlt und unaufgefordert.