Kein Hexenwerk: Schwedische Deziliter (dl) umrechnen

Sicher habt ihr schon gemerkt, dass schwedische Rezepte zumeist in dl angegeben werden. Was? Vor dem Backen erst mal noch rechnen? Da geh ich doch lieber eine Runde spazieren. Aber Leute, das ist doch kein Problem! Damit ihr vips! umrechnen könnt, verlinke ich euch eine nützliche wie informative Seite: Trollland. Mit seinen drei L`s ist ja allein schon der Name zauberhaft. Journalistin und Nordlandexpertin Birte erklärt euch dort puderzuckerfein alle schwedischen Maßeinheiten. Ganz ohne Magie. Also: Upp och hoppa! Auf, ans Werk!

Stina Rezept

Die lustigste Badewanne der Welt – Ich mache keine Werbung; ich find´s nur einfach gut!

Zenkuru Badewanne badkar

Oder, wie mein Bruder sagen würde: Klappen gehört zum Handwerk!

Oder: Die Lösung für kleine Badezimmer

Können Badewannen lustig sein? Wohl nicht per se. Aber die Insassen schon! Not Diamants are a girls best friends, nein, der Badezuber ist es! Wahrlich unglaublich, wie ein Teil aus türkisfarbenem Plastik unsere Lebensfreude derart steigern kann. Tatsächlich erinnert das Ganze an jene Puppenbadewannen aus Kunststoff mit Fake-Armaturen, in der wir seinerzeit Schlummerle nebst Teddybär einer neuen Frisur zuführten. (Schlummerle? Die Älteren unter uns erinnern sich bestimmt an die Schlafpuppe mit Weichkörper, die das tat, was Babys, hoffentlich, zumindest manchmal tun sollten: Schlummern.) Selten also kamen die Haare respektive das Fell unbeschadet durch eine solche Wellness-Anwendung. Die Innereien des Teddys, in den Sechzigern noch aus Stroh, fingen an zu verfaulen, was man recht bald am üblen Odeur des Schmusetiers erkennen konnte. Die Augenlider mancher Puppe klimperten nach erfolgtem Vollbad wie jene Hildegard Knefs nach einer durchzechten Nacht. Dass ich noch einmal so ein Plastikteil mein eigen nennen würde… Wer hätte das gedacht? Und dass ich selbst, statt Schlummerle und Teddy, diesmal drin säße! Den Kopf an die Nackenstütze gelehnt, die Beine ausgestreckt (Nein, ich bin kein Zwerg!), wohlig im duftenden Schaum eines Badezusatzes dahindämmernd…

Und das kam so: Als wir vor einiger Zeit den Beschluss fassten die dunkelblauen Siebziger-Jahre-Kacheln unseres Bades gegen etwas weniger Katakomben-Flair auszutauschen, entbrannte zwischen meinem Mann, mir (Partei A) und meinem Schwiegervater (Partei B) ein heftiger Streit. Damals hatte es Partei A gerade mal über die Fünfziger Marke geschafft, während Partei B munteren Schrittes die Achtzig überschritten hatte. Neben der Angst vor Teelichtern, die zuweilen ganze Häuser in Flammen aufgehen lassen sollen, und, seiner Meinung nach, in enger Verwandtschaft zu Grablichtern stehen, hegt mein Schwiegervater eine immense Abneigung gegen mehr als 10 Liter Wasser in geschlossenen Räumen. Mineralwasser in Flaschen ausgenommen. Schwiegermütter mit täglichem Verbrauch von 5 Litern Sprudelquelle ebenfalls exklusive. Wie leicht entstünden durch Baden Überschwemmungen, breche man gar samt gefüllter Wanne durch die Decke ins Parterre. Außerdem, so beharrte er, sei Baden unzeitgemäß. Heute dusche man. Viel hygienischer als in seinem eigenen Schmutzwasser herum zu dümpeln! Womöglich noch umgeben von schicksalsschwangeren Teelichtern samt einschläfernder Meditationsmusik, die ebenfalls an ewige Ruhe gemahne. Ich frage mich: Woher kannte er unsere Gewohnheiten nur so genau?

Gut, ganz unschuldig war ich an seiner Phobie nicht, da ich in froher Runde, zu vorgerückter Stunde gerne die Story von Oma Dreher zum Besten gab. Während meiner Studentenzeit in Saarbrücken wohnte sie eine Etage über mir, von wo sie eines Tages mitsamt ihrer Toilette im Badezimmer meiner Wohnung landete. Denn das Haus stammte aus dem 18. Jahrhundert, die Hohlräume zwischen den Deckenbalken waren mit Stroh gefüllt. Da Oma Dreher gerne badete, dabei aber vergaß den Wasserhahn zuzudrehen, hatte sich das Stroh so voll gesogen, dass die Decke brach. Stroh und Badewasser: Eine Amour four. Was die alte Dame jedoch nicht davon abhielt, nach erfolgreicher Renovierung weiterhin ihren Badeorgien zu frönen.

„Mit Tosca kam die Zärtlichkeit!“

Si tacuisses… wären wir Badende geblieben! Partei B führte gegen unsere Einwände jetzt zunehmende Gebrechlichkeit ins Feld. Von welcher Partei B bislang zwar verschont geblieben war, die jedoch – so sicher wie Damokles` Schwert – bereits fröhlich über unseren Köpfen schwinge. Da brauche man eine begehbare, barriere-, sprich: badewannenfreie Zone. An einer Badewanne bleibe der Uneinsichtige hängen (Hä?), wenn er nachts mal raus müsse. Er respektive sie bräche sich überdies beim Rausklettern den großen Zeh. Ganz zu schweigen vom Hinschlagen auf – durch Überschwemmung verursachtem – glitschigem Boden. Zack, Oberschenkelhalsbruch. Und bräche man sich den Hals, sei das erwiesenermaßen schlecht. Die Badewanne müsse raus! Unter dem Albdruck seiner eigenen Horror-Visionen raufte mein Schwiegervater sich das noch einigermaßen volle Silberhaar. Wie prickelnd dagegen sei eine erfrischende Vitaldusche! Vips und weg, der ganze Dreck unmittelbar im Ausguss. Das Haar meines Schwiegervaters lag jetzt übrigens wieder glatt wie Schwanenfedern an. Ich war überzeugt. Mein Mann ebenfalls. Sah ich mich doch wie jene dicken, schwarzen Käfer, die beim Waldspaziergang schwerfällig über den Weg taumeln, vor einer etwaigen neuen Badewanne auf dem Rücken liegen. Reglos. Ohne die Chance auf einen lieben Menschen, der mich auf den Bauch dreht, damit ich ins Bett kriechen könnte. Wo ich mich dann bis in alle Ewigkeit schämen dürfte, da ich nicht von einer Badewanne hatte lassen können.

Was bekamen wir also? Ein richtig modernes Bad. Mit Möbeln, die einer Sintflut biblischen Ausmaßes standhalten könnten. Statt der markanten schwarz-beigen Fliesen wählte ich die gediegeneren, irgendwie voll-beigen, damit ich im hohen Alter nicht meinen jugendlichen Überschwang würde bereuen müssen. Was noch? Ach, ja, eine begehbare Dusche mit Klarglas-Abtrennung, von der wir seither vergeblich versuchen die äußerst kalkhaltigen, kommunalen Wasserspritzer abzukratzen. Tritt man beim Rückwärtsgehen versehentlich barfuß auf die Laufschiene, hört man die Engel im Himmel singen. Und den kleinen Zeh hab ich mir des Nächtens auch schon gebrochen. Am Türrahmen, weil ich zu faul war meine Puschen anzuziehen.

Vier lange Jahre lang dachte ich, gerade wenn es draußen so richtig eklig nasskalt war, kurz vor dem Einschlafen an meine alte Badewanne. Ja, ich träumte von ihr. Wenn ich ganz doll fokussierte, konnte ich sogar dieses ungeheuer wohlige Frösteln spüren, das auf Hals, Schultern und Armen prickelt, wenn man sich in der Badewanne aufsetzt. Es ist ja gerade dieser Übergang von heiß zu kühl und umgekehrt, der so köstlich ist. Komm, dachte ich mir, wenn du dich mental so gut in eine imaginäre Badewanne versetzen kannst (Beachtet das geniale Wortspiel!), dann brauchst du doch gar keine richtige! Zumal mein Mann den Bekehrten mimte, indem er immer wieder betonte, wie sehr ihm die Duscherei (Duschkopfeinstellung: Regenwald) behage. So sprach er Jahr um Jahr, bis…

Bis ich die faltbare Wanne im hippen Fifties-Design entdeckte!

Wer einmal in einer schwedischen Mietwohnung weilte, kennt sie: Die Nasszelle. Häufig ohne Fenster. Immer ohne Bewährung. Da aber auch winterharte Nordleute schaumbaden wollen, ist die zusammenklappbare Badewanne seit Längerem ein Dauerseller in Schweden. Findige Menschen (darunter eine Hausfrau, die ein diesbezügliches Startup gründete) bescherten dem Badesüchtigen diverse Meisterwerke balnearischer Raumwunder. Aber keines war wie…

TATAAA:

Ich sah sie. Ich liebte sie. Vom ersten Augenblick an. Wir bestellten sie. Bei einer schwedischen Firma. Weil die deutsche gerade nur weiße hatte. Jetzt steht sie aufgeklappt in unserem Bad. Wir könnten sie auch wieder zusammenfalten und platzsparend verstauen, aber: Sie ist so hübsch! Strahlend türkis. Mit Haltegriffen, Körbchen und Bänkchen, damit auch kleine Leute sich über Wasser halten können. Und Kopfstütze.

Eines Abends war es soweit. Leise Meditationsmusik in Endlosschleife ertönte, als ich nach einem langen Arbeitstag die Wohnung betrat. Mein Mann hatte zwei Teelichthalter (in sicheren Teelichthaltern) aufgestellt. Ein Badezusatz namens Kuschel sorgte für üppige Schaumkronen (Nun ja, musste sie bildtechnisch vervielfältigen, damit man meinen Badeanzug nicht sieht). Im praktischen Hängekörbchen (Hallo? Das der Badewanne, nicht des Badeanzugs!) harrte meiner Mineralwasser (Reminiszenz an Partei B). Serviert im bruchsicheren Plastikbecher, wohlgemerkt. Tatsächlich musste ich noch ca. eine ¾ Stunde warten, da das Wasser zu heiß war, und die Badewanne irgendwie voll thermo ist. (Hmm, funktioniert dann also auch zum Kühlen von Bierkästen im Sommer, oder, eh!, Champagner! Probiert´s aber lieber nicht aus. Ist so vom Hersteller wohl nicht vorgesehen.) Aber dann: Oh seliges Vergessen. Beinahe wäre mir ein kleines Lied über unsere neue Errungenschaft in den Äther entschlüpft. Doch ich bremste mich. Nachdem ihr jetzt solange durchgehalten habt, möchtet ihr sicherlich…

Ein paar technische Daten zu der Badewanne von Zenkuru, für die wir uns entschieden haben:

  • Für ca. 150 Liter Wasser, wenn ihr drin sitzt
  • Empfohlene Körpergröße/Personengewicht ca. 185 cm/120 kg
  • Maße, ausgeklappt: L 128 cm, B 60 cm, H 53 cm
  • Maße, zusammengeklappt: 128 x 63 x 20 cm
  • Gewicht: 11 kg
  • Material: Polypropen, Thermoplastisches Elastomer (TPR), Stahlrahmen
  • Größe Ablaufschlauch: Durchmesser 3 cm, 95 cm lang

Man sitzt angenehm weich, der Rücken wird dennoch gestützt. Abgerundete Kanten aus Hartplastik erlauben es, die Beine auch auf dem Badewannenrand abzulegen. Die Arme sowieso. Ansonsten gewinnt die Wanne durch das Einfüllen des Wassers an Stabilität. Der Boden ist rutschfest. Mit 1,68 m kann ich sogar meine Beine ausstrecken, wenn ich aufrecht sitze. Mein Mann, 1,86 m, muss die Beine anwinkeln. Wasser kann über den Duschkopf o.ä. eingefüllt werden. Ein Pfropfen verschließt die Wanne. Durch Einsatz eines mitgelieferten Schlauchs kann das Wasser nach dem Baden in den normalen Ausguss abgelassen werden. Das stabile Stahlgestell sorgt für ein leichtes Ein- bzw. Aufklappen der Wanne.

Zur Wanne gehören neben dem Schlauch ein Ablagekörbchen (süß!), eine bequeme Nackenstütze, beides zum Einhängen per Klick, sowie ein kleiner Hocker mit Saugnäpfen, damit er nicht verrutscht. Der schwedische Vertrieb Cool Stuff empfiehlt, die Wanne nach dem Baden mit einem trockenen Tuch auszureiben, oder feucht mit etwas Spülmittel. Und sie ist gar nicht teuer!

Tipp: Es gibt sie nicht nur über die schwedischen und deutschen Filialen von Cool Stuff sondern auch von Schwänlein. Falls ihr nach anderen Modellen sucht: Schlagwörter deutsch: Badewanne faltbar/klappbar // schwedisch: badkar / badbalja  / vikbar

Merke: Es geht uns doch gar nicht darum jeden Tag in der Badewanne abzuhängen. Aber allein die Vorstellung nach einem arbeitsreichen Tag in schaumiges Vergessen abtauchen zu können, hilft den oft stressigen Alltag zu meistern. Und wenn es dann endlich so weit ist: Der Duft des Badeöls, das Zerplatzen der kleinen Schaumblasen an der Oberfläche, wenn man seinen großen Zeh ins warme Wasser tunkt… Welch ein Genuss! Seufz! Luxus! Wo bleiben die Geigen?!? Und wir sind ja nicht die ersten, die Baden schön finden. Ich meine, da waren die Römer, die Finnen…

Badewanne klappbar Schwänlein
So… türkis!

Übrigens: Mein Schwiegervater (Partei B) nennt eine äußerst hübsche Badewanne sein eigen. In der allerdings weder er noch meine Schwiegermutter – aus besagten Gründen – jemals baden. Und da man – ich vergaß – im heißen Wasser schrumpelt. Meine süße Rache besteht aus einer Vielzahl weihnachtlicher, sommerlicher, herbstlicher, österlicher, alltäglicher Teelichthalter mit echten Teelichtern darin! Und unserer geheimen, zusammenklappbaren Plastikwanne mit einem Fassungsvermögen, das zehn Kästen Mineralwasser locker übersteigt. Aber sonst sind eine Schwiegereltern wirklich die besten, die man sich wünschen kann!

Dieser Artikel erfolgte wirklich unaufgefordert und unbezahlt. Kaum zu glauben, aber wahr!

Stina Rezept

Stina (inkl. Falten) wurde fotografiert von Stefan Strauß. Technische Daten von Cool Stuff. Taucht mal ab, ihr Lieben

Zitroniger Zitronen-Mascarpone-Kuchen von TanjaMarie

Zitronen_Mascarpone_Kuchen

Ich wollte, dieses super leckere, schnelle Rezept wäre in meiner Versuchsküche entstanden. Ist es aber nicht. Es stammt von TanjaMarie, einer findigen Bloggerin aus dem sonnenverwöhnten Breisgau. Hab ihren Zitronen-Mascarpone-Kuchen gestern Abend ausprobiert und – vips! – war er auch schon verputzt. Leicht und locker wie ein besonders schöner Traum, und so schmeckt er auch. Dabei so cremig, dass er auf der Zunge zergeht. Das Rezept verlinke ich euch hier. Dann könnt ihr auch gleich die wunderschöne Blümchendeko von TanjaMarie bewundern.

In Ermangelung von Butter habe ich den Kuchen mit Margarine gebacken. Mit Butter wird er natürlich noch leckerer. Den Zuckerguss habe ich anstatt mit Zitrone mit Amaretto-Likör hergestellt. Damit kann man also getrost experimentieren. Mein Tipp für den November: Packt ein paar Stücke dieses Schmankerls in eine Frühstücksbox, nehmt euch eine Kanne heißen Schwarz- oder Grüntee mit, zieht euch warm an und dann nichts wie raus an die frische Luft. Dort schmeckt´s nochmal so gut!

Also: Besucht TanjaMarie auf ihrem ebenso schönen wie nützlichen Blog!

Rezept Zitronenkuchen
Fluffig, fluffiger, am fluffigsten.
Stina Rezept

Original schwedische Kola-Muffins

Backen Kola Muffins Rezept schwedisch

Hier kommt wieder mal ein echt schwedisches Rezept. Diesmal nicht von Tante Maja, sondern eins, das meine Mutter vor Jahren mal aus einer soliden Hausfrauenzeitschrift ausgeschnitten hat. Aus welcher genau, kann man vor lauter Schokoklecksen nicht mehr erkennen. Die hat nicht meine Mutter sondern ich zu verantworten. Nur das man´s sagt. Jedenfalls werden sich alle „gottegrisar“, alle Schleckermäuler, freuen.

Ein wenig Zeit braucht man schon um sie zuzubereiten, die schokoladigen Muffins mit dem dicken Cremehäubchen. Aber eigentlich ist es nur das Schmelzen der Butter bzw. Margarine, das etwas aufwendig ist. Um ein bisschen anzugeben (Warum sehen meine Torten immer anders aus, als die Kunstwerke in diversen Backbüchern?) kommen die kleinen Verführer gerade recht. Aber Achtung: Schwedens lieben es extra süß. Sollte das für eure Gaumen zu heftig sein, so nehmt einfach etwas weniger Topping pro Muffin. Oder ihr tut weniger Zucker in die Creme. Doch wenn ihr das ultimative Creme-Erlebnis wagt, die Muffins ein, zwei Tage im Kühlschrank stehen lasst, durchdringt die Schokolade gleichsam den Teig und, voilà, ihr habt die größte Praline der Welt! Trinkt ihr Kaffee oder Tee dazu, solltet ihr diesen nicht mehr süßen. Denn was zu viel ist, ist zu viel.

„Gottegrisar“ sind eigentlich, ja, hm, Schnabulierschweinchen. Aber bevor man das gesagt hat, mopst einem vielleicht schon jemand den letzten Muffin vor der Nase weg.

Die Creme schmeckt übrigens auch super gut in einem Rührkuchen, den ihr in zwei Hälften schneidet, dann die unterste sowie die oberste mit Creme bestreicht. So ist es pro Stück auch nicht mehr so üppig.

Kola hat übrigens nichts mit Coca Cola zu tun. Es ist ursprünglich eine Süßigkeit aus Butter, Zucker, Kakao, Sahne oder Sirup, die unbedingt zum schwedischen Weihnachtsfest gehört und wie kleine Pralinés angeboten wird.

Und jetzt: Upp och hoppa! Frisch ans Werk! Für die dl-Maßangabe besorgt ihr euch am besten den praktischen Messlöffel-Bund, die måttknippa, des bekannten schwedischen Möbelherstellers.

Der Teig (für 12 Muffins):

  • 100 g Butter
  • 2 Eier (Größe M)
  • 2 ½ dl Puderzucker
  • 1 ½ dl Weizenmehl
  • 4 EL Kakao zum Backen
  • 1 TL Vanillezucker
  • 1 TL Zimt
  • 1 Prise Kardamom
  • 1 Prise Salz

Die Füllung:

  • 50 g Margarine
  • 1 ½ EL Mehl

1 – 1 ½ dl Zucker

  • 1 ½ EL Kakao zum Backen
  • ¾ dl Milch
  • 1 dl Sahne
  • 1 Schuss Amaretto oder etwas anderes Hochprozentiges

Und so geht´s:

Teig: Butter in einem Topf bei schwacher Hitze schmelzen und etwas abkühlen lassen. Eier und Zucker in einer Rührschüssel zu einer dicken Creme schlagen. Geschmolzene Butter langsam unter Rühren zufügen.

Mehl, Kakao, Vanillezucker, Zimt, Kardamom und Salz in einer Rührschüssel mischen. Alles über die Ei-Zucker-Butter-Masse geben und zu einem geschmeidigen Teig verrühren.

Ofen auf 175 °C, Umluft, vorheizen.

Teig in die Muffinsformen verteilen. Alternativ mit Papierförmchen auskleiden und dann einfüllen.

Auf zweitunterster Schiene ca. 15 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen und in der Form vollständig auskühlen lassen.

Datti im Kola-Himmel

In der Zwischenzeit einen Kaffee oder Tee trinken, oder sich anderweitig vergnügen.

Als Model hat sich diesmal Datti, zur Verfügung gestellt. Sie ist die Schwägerin der dänischen Designikone Kay Bojesen. Datti trägt einen schicken Norweger-Pullover in Retro-Rot samt keckem Zipfelmützchen. Bevor sie in den Winterurlaub zu ihrem Mann Boje aufbricht, wollte sie nochmal auf ihren flotten Skiern vorbeikommen. Danke Datti! Und schöne Ferien!

Toppingcreme: Margarine in einem Topf bei mittlerer Hitze schmelzen. Mehl, Zucker und Kakaopulver unter ständigem Rühren hinzufügen. Milch, Sahne und Amaretto hinzufügen. Weiterrühren und dabei sachte die Temperatur erhöhen, sodass die Masse zu kochen beginnt und dicker wird. Das geht relativ schnell. Nach 1 – 2 Minuten Topf vom Herd nehmen. Etwas abkühlen lassen (Masse wir immer dicker!). Über den Muffins verstreichen und genießen.

Wartet nicht zu lange, bis ihr die Creme über den Muffins verteilt. Dann wird das Topping sehr ebenmäßig und schön glänzend. Ich habe dazwischen noch Wäsche aufgehängt, die Wohnung aufgeräumt, meinem Hund Bällchen geworfen, was im PC nachgesehen, tja, und dann wurden sie eben nicht ganz so perfekt…

Die Muffins heben sich übrigens im Kühlschrank recht lange auf. Der Weltrekord liegt bei 7 Tagen. Man kann sie also auch als Single backen und dann jeden Tag eins verschnabulieren.

Backt´s mal nach

Erinnerung an Vic-sur-Seille

Pays Saulnois

VORAB: KLEINER NACHDENKLICHER EXKURS

Vic sur Seille

Es gibt Tage, an die möchte man sich immer wieder erinnern. Wie an jenen in Vic-sur-Seille, einem Städtchen mit einem Hauch Romeo und Julia. Doch häufig schwirren wir von einer Attraktion zur nächsten, lassen einen Ort allzu schnell hinter uns, um Neues zu entdecken. Rastlosigkeit nennt man das wohl. Wie oft habe ich mir schon gesagt: An diesen Ausflug, an diesen schönen Tag will ich mich noch ganz lange erinnern. Ich werde ihn mir immer wieder hervorholen um mich daran zu erfreuen. Ganz so wie das Foto eines geliebten Menschen. Und dann? Der Alltag packt uns mit Macht. Hält uns fest im Griff. Verdrängt, die wunderbaren Augenblicke! Es bedarf schon einer riesigen Kraftanstrengung, das kleine, gut verschlossene Päckchen unserer Erinnerung wieder hervorzuzaubern. Einmal habe ich ein Buch über eine sibirische Schamanin gelesen. Sie empfahl, jeden Abend vor dem Einschlafen ein Bild, ein Foto zu betrachten, das einen selbst in einer glücklichen Situation zeigt. Zur Verjüngung sozusagen. Um uns dem nahezubringen, was uns ausmacht. Was wir uns wünschen. Wo wir gerne nochmal wären. Ich versuche das manchmal mit Musik, oder einem Buch, das mir kostbare Stunden beschert hat. Meine Favoriten sind dabei Kenneth Grahames „Wind in den Weiden“ und die frühen Inspector-Jury-Romane von Martha Grimes. Ich denke, es funktioniert, das Zurückbeamen. Wir sind ja nicht nur, als was wir heute erscheinen. Und sind wir denn das, wovon wir glauben es zu sein? Alte Fragen, ich weiß. Häufig weiß man eher, was man nicht ist. Was man erlebt hat, aber nicht mehr erleben möchte. Und wie lautet die positive Antwort? Ich arbeite dran.

ZUFRIEDENHEIT. Ich meine das ganz wörtlich. Ich möchte keinen Anfeindungen, von welcher Seite auch immer, ausgesetzt sein. Ja, wir wachsen an unseren Herausforderungen. Aber ehrlich: Wer befindet sich schon gerne in einer Situation, in der er gemobbt, ausgenutzt oder gar erniedrigt wird? Ich für meinen Teil halte es da lieber mit Lemmy von Motörhead, der folgenden markigen Rat an die Menschheit weitergab: „Haltet euch von den Idioten fern!“ Drastisch, ja, aber im Kern gesundheitsfördernd. Tatsächlich traf ich auf meinem bisherigen Lebensweg eine nicht geringe Zahl Angehöriger oben genannter Spezies. Getarnte und ungetarnte. Dachte, ich könnte sie durch super tiefgründige Gespräche ändern. Wurde enttäuscht. Nährte damit jene Melancholie, die vielen Jugendlichen eigen ist. Schätze mal, eine Unterhaltung mit mir war häufig schwerverdaulich, denn ich war eine ganz normale, unsichere Jugendliche, die sich nicht vorstellen konnte, einmal über 50 zu werden. Denn wie konnte man mit all der Trauer über die bereits verlorene Welt (Atomkraft? Nein danke!) überleben? Eine Welt, die zudem noch so viele falsche Fünfziger bereithielt. Tja, ich hab´s geschafft, und so viel mehr entdeckt, wofür es sich zu leben lohnt. Jetzt, mit 57, fühle ich mich stark und voller Energie. Es gelingt mir immer mehr offenen Herzens zu erleben. Natürlich würde ich gerne schreiben, dass es mir langsam egal wird, was andere über mich denken. Ist schon besser geworden, aber ich bin wohl noch nicht bereit fürs vollkommene Darüberstehen. Ich werde wohl noch mit achtzig (hoffentlich!) auf der Yogamatte liegen und beim obligatorischen „Lass los!“ erst recht ins Nachdenken über irgendeine blöde Situation kommen. Aber wenn ich z.B. in meinem Garten in der Erde buddle oder den Blumen beim Wachsen zusehe, dann fühle ich mich nicht darüber, nicht darunter, sondern mittendrin und denke: „Hej, du bist Teil von etwas Großem. Nimm dich nicht so verdammt wichtig. Sei achtsam für das, was dich umgibt, wozu du gehörst. Lebe mit offenem Herzen UND HALTE DICH VON DEN IDIOTEN FERN!

Vic sur Seille Grand Est

Was ich also eigentlich erzählen wollte, war, dass mein Mann seine Leidenschaft für Campingutensilien entdeckt hat. Er nennt jetzt einen kleinen Gaskocher, eigentlich nur eine Gaskartusche, sein eigen. An den Grundmauern des Schlosses von Vic-sur-Seille hat er uns einen Espresso gekocht. Zwei schmucke Tässchen hatte er mitgebracht. Einen Löffel und Zucker. In einer Bäckerei am Ort hatten wir zwei Pâtés de Lorraine erstanden, die wir dazu verzehrten. Eine merkwürdige Kombination – zugegeben. Gleichzeitig besser als jedes Fünf-Gänge-Menü. Ich werde das nie vergessen: Über uns eine Platane (Oder Kastanie? Jedenfalls ein Baum). Die Vögel – ganz wichtig – zwitscherten.  Unser kleiner Dackel wartete auf einen Happen Pâté – ganz ungesund – und wir überlegten unsere nächsten Schritte. Denn in  Vic-sur-Seille kann man einem Rundgang von 1,5 Stunden folgen, den wir in etwas unorthodoxer Reihenfolge angetreten hatten. Den Plan zu diesem Parcours historique erhält man im ortsansässigen Touristenbüro, wo eine sehr kompetente junge Dame im Feen-Outfit, schwarzer Spitzenrock und Gothic-Mieder, die Region des Pays du Saulnois vertritt.

Wer am Place Jeanne d´Arc parkt, trinkt am besten erst mal was im gegenüberliegenden Café, bewegt sich dann geradeaus auf das Office du Tourisme zu, das an sich schon sehenswert ist, befindet es sich doch im Hôtel de la Monnaie, einem gotischen Gebäude von 1456. Um die fünfzehn Hotspots – Gebäude aus Renaissance und Gotik, einen Bauernhof aus dem 18., das Château des Évèques de Metz aus dem 17. Jahrhundert, das Dominikanerkloster oder das wunderbare Tympan sculpté aus dem 14. Jahrhundert zu entdecken, wandert man über sonnenbeschienene Plätze, durch schummrig-mittelalterliche Gassen; späht hie und da über Glyzinien-überwucherte Mauern, durch schmiedeeiserne Tore in verwunschene Gärten und Innenhöfe und fragt sich, ob man sich noch im Hier und Jetzt befindet. So südlich, so zeitvergessen mutet das Örtchen an. Wären da nicht die parkenden Autos, so könnte man sich leicht einen schmachtenden Romeo vorstellen, der zu seiner Julia auf einen mehr oder weniger massiven Holzbalkon klettert.

Vic sur Seille eglise

Nur wenige Touristen verirren sich hierher, was den Charme des hell sandsteinfarbenen Vic-sur-Seille indessen nur steigert. Ein besonderes Highlight ist das Museum zu Ehren Georges de la Tours, der 1593 hier das Licht der Welt erblickte. Als einer der berühmtesten Barockmaler Frankreichs ist er nicht nur im Louvre sondern auch im Metropolitan Museum of Art vertreten. Der Falschspieler mit dem Karo-Ass und den Verdacht schöpfenden Protagonisten von 1635 ist eines seiner bekanntesten Werke. Aber selbst wenn ihr, wie wir, keine Zeit mehr für einen Museumsbesuch habt: Geht einfach offenen Auges durch den Ort und schaut auch mal nach oben. Dann entdeckt ihr vielleicht sogar das steinerne Schweinchen an einem Hausgiebel.

Tympan sculpté

Was ist eigentlich Vic-sur-Seille, und wo liegt es?

Vic-sur-Seille ist eine französische Gemeinde mit ca. 1300 Einwohnern im Département Moselle in der Region Grand Est. Es liegt im Arrondissement Sarrebourg, Château-Salins. Am charmantesten beschreibt es die ortseigene Webseite:

„Die Vergangenheit unserer kleinen Stadt, die vom Wasser der Seille gebadet wird, ist seit langem von Wohlstandsperioden geprägt, die mit Salz, Weinbau und der Anwesenheit der Bischöfe von Metz verbunden sind, die ihre architektonische Originalität stark beeinflusst haben. Neben dem Museum, das den Namen des berühmtesten Kindes des Landes, Georges de La Tour, trägt, verbirgt Vic-sur-Seille eine Vielzahl von Kuriositäten in seinen engen und gepflasterten Straßen, einer Reihe von Gebäuden mit bemerkenswerter Architektur… Wie jedes Stadtzentrum, die ehemalige Hauptstadt eines Kantons, investiert Vic-sur-Seille weiterhin in seine Zukunft und konzentriert sich auf die Verbesserung und den Schutz seines Erbes, seiner Landschaftsgestaltung und seiner Entwicklung. Tourismus und Shopping, assoziative und festliche Aktivitäten. Besucher oder neue Einwohner, wir hoffen, dass Sie auf dieser Website mit Neid unsere kleine Stadt sowie diejenigen und diejenigen entdecken können, die sie reich machen.“

Essen könnt ihr übrigens u.a. im Restaurant Bistro des Amis, direkt am Place Jeanne d´Arc, oder im Traiteur L´évent, das mit experimenteller und innovativer Küche auf regionaler Basis wirbt. Weitere Infos findet ihr hier und hier.

Unser kleiner Stadtrundgang fand schon Ende Juni statt. Kurz nachdem die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland wieder offen, und die erste Corona-Welle überstanden war. Ich habe seitdem häufig an diesen friedvollen Ausflug in dieser besonderen, außerhalb von Zeit und Raum liegenden Stadt gedacht. Heute habe ich meine Erinnerungen wieder hervorgekramt und darin geschwelgt. Alles, was man dazu braucht, ist etwas Zeit. Wusstet ihr übrigens, dass der Dalai Lama eine neue CD gemacht hat? Ein Gebet mit musikalischer Untermalung. Läuft gerade im Hintergrund. Verstehe kein Wort. Muss ich aber auch nicht. Ist trotzdem schön.

Vic sur Seille Zentrum

Haltet die Ohren steif! Om!

Eure Stina

Zucchinikuchen – süß!

Süßer Zucchinikuchen

Zucchini-Kuchen muss nicht immer pikant sein. Probiert ihn doch mal in der süßen Variante. Mit gutem Olivenöl statt Margarine ein Genuss! Mit seiner an Gewürzkuchen erinnernden Note schmeckt er besonders gut zu Schwarz- oder Grüntee. Und eine wärmende Tasse Tee kann man bei diesem regnerischen Herbstwetter durchaus vertragen. Das Rezept funktioniert außerdem ohne Nüsse. Denn die fehlen in meiner Küchenschublade immer dann, wenn ich sie dringend brauche. Die einzige Hürde, über die ihr hüpfen müsst, könnte das Natron sein. Es lohnt sich aber die praktischen Portionsbeutel – einer davon entspricht genau 5 g und damit einem Teelöffel –  in euren Haushalt zu integrieren, da er den Kuchen super fluffig macht. Ist das nicht ein schönes Wort? Flufffffig!!!

Zucchinikuchen backen

Mit einer Tasse meine ich übrigens keinen der inzwischen üblichen Kaffeebecher, sondern die gute alte, normal kleine Kaffeetasse mit dem Goldrand und den Blümchen. Und los geht´s.

Ihr braucht: Eine Gugelhupf-Form. Meine ist aus Silikon; jede andere tut´s aber auch.

Zucchinikuchen süß

Zutaten:

  • 2 Tassen Zucker
  • 3 Eier
  • 3 Tassen Mehl
  • 1 Portionsbeutel Natron
  • 3 Teelöffel Zimt
  • 1 Prise Salz
  • 1 Päckchen Vanillin
  • ¼ Päckchen Backpulver
  • 1 Tasse Olivenöl
  • 2 Tassen fein geriebene Zucchini (mit Schale)
  • Etwas Mehl zum Ausstäuben der Form

250 g Puderzucker für den Zuckerguss

So wird´s gemacht:

  • Die Zucchini putzen, aber nicht schälen. Fein reiben. Beiseite stellen.
  • Zucker und Eier zu einer cremigen Masse verrühren.
  • Übrige Zutaten unterrühren.
  • Backofen auf 175 °C, Umluft, vorheizen
  • Die geriebene Zucchini vorsichtig unter die Teigmasse heben.
  • Den Teig in die gefettete, mit Mehl ausgestäubte Gugelhupf-Form geben
  • Im vorgeheizten Backofen ca. 55 Minuten backen.
  • Am besten macht ihr mit einem Holzstäbchen eine Garprobe. Denn der Kuchen sollte nicht mehr kleben.
  • Das Prachtstück aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und auf einen Kuchenrost stürzen.
  • Zum Verzieren mit Zuckerguss den vollständig ausgekühlten Kuchen auf eine Kuchenplatte bugsieren.

Für den Zuckerguss: Mit dem Schneebesen 250 g Puderzucker mit 3-4 Esslöffeln Wasser zu einer glatten Masse aufschlagen. Anstatt Wasser kann man auch Kaffee oder Kirschsaft nehmen. Ich warte immer ein bisschen, bis die Masse etwas dickflüssiger geworden ist. Dann gieße ich sie vorsichtig über den Gugelhupf. Und noch ein Tipp von Schwedens: Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung. Also rein in die Gummistiefel und nach draußen. In der Zwischenzeit kann der Kuchen abkühlen und der Guss läuft nicht, wie bei mir, auf die Arbeitsplatte. Weil ich nämlich vergessen habe, einen Teller unterzustellen… Smaklig måltid – Guten Appetit!

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Vom Donon über Plombières-les-Bains nach Gérardmer und zurück

Abseits ausgetretener Pfade die blauen Berge zu erleben, das wollten wir. Folgt uns auf eine wunderbare 2Tages-Reise von den Nordvogesen in die Südvogesen und retour!

September. Kaiserwetter: Stahlblauer Himmel, leuchtendes Gelb, flammendes Orange. Mit Hund und Kegel starten wir unsere Vogesentour von La Hoube im lothringischen Teil der Nordvogesen aus. Möglichst kleine Straßen wollen wir befahren, Autobahnen vermeiden. Allez hop, los geht´s auf die serpentinenreiche Piste Richtung Donon. In Abreschwiller empfängt uns der heimelige Duft des Herbstes. Holzfeuer, nachtfeuchtes Laub: Erinnerungen an die Zeit, in der ich mit meiner Mutter im hinteren Teil unseres Gartens, gleich bei den Himbeeren, Feuerchen entfacht habe um in der Glut Kartoffeln zu garen. Wir passieren St. Quirin, eines der schönsten Dörfer Frankreichs, wo das Café des Vosges, natürlich in der Rue du Général de Gaulle, kundenfein gemacht wird. Es duftet nach frischgebrühtem Kaffee, knusprigen Croissants, aber wir schrauben uns auf gewundenen Straßen, über Haarnadelkurven weiter in die Vogesen hinein. Kühe, Schafe, hippe Highland-Rinder, schattige Weiler mit pickenden Hühnern. In dem hübschen Bergdörfchen Raon-sur-Plaine erstehen wir endlich ein paar ofenfrische Croissants samt einer delikaten Quiche Lorraine. Der farbenfroh aufgepeppte, entzückende kleine Ort eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Wanderungen mit herrlichen Aussichten rund um den Donon. Wer die ruhige Bergatmosphäre genießen möchte, kann im Hôtel Restaurant de la Poste, natürlich in der Rue du Donon, logieren oder sich ein Ferienhäuschen bzw. eine Wohnung mieten.

Schautafel am Lac de la Plaine

Raon-sur-Plaine mit ungefähr 146 Einwohnern liegt im Plaine-Tal, 430 Meter ü.M. Es ist die nördlichste Gemeinde des Départements Vosges, Arrondissement Saint-Dié-des-Vosges. Drum herum liegt das Département Bas-Rhin. Nur drei Kilometer weiter erhebt sich der sagenumwobene, 1008 Meter hohe Donon, der höchste Berg der Nordvogesen. Einen Artikel zu einer Wanderung auf den Donon mit seiner gallo-romanischen Geschichte findet ihr hier.

 In-Celles-sur-Plaine, Grand Est, Departement Meurthe-et-Moselle steuern wir die Base nautique an. Mit Campingplatz, Kiosk, Minigolf, Restaurants und kleinen Holzhäusern direkt am See, die man mieten kann, ein richtiges Freizeit-Eldorado. Leider nur bis Ende August könnt ihr mit Tretbooten oder Kanus den Lac de la Plaine erkunden, der sich in unmittelbarer Nähe zum weitaus größeren Lac de Pierre Percée befindet, jedoch mit einem wunderbaren Mittelgebirgspanorama punktet. Wer möchte, kann die Seen auf einer Voie verte umradeln. Siebziger Jahre-Feeling kommt auf, als wir unseren Gaskocher auspacken um an einem der vielen Picknickplätze frischen Espresso zu kochen und unsere lothringischen Köstlichkeiten zu verzehren. Im Wasser dümpeln Enten, Schwäne ziehen ihre Kreise, auf Molen hocken merkwürdige schwarze Vögel mit langen Hälsen, die ihre Flügel zum Trocknen ausstrecken. Celles-sur-Plaine selbst ist eine wunderliche Mischung aus Bergdorf, See-Idylle und Holzindustrie mit einem Händchen für Sommerfrische.

Simplement nature: Mitten in der Natur erfährt man Wisssenswertes über Aroma-Pflanzen, medizinische Heilkräuter und andere Naturprodukte. Außerdem werden Verkostungen und Ausstellungen geboten. Gruppenreisende können hier eine Gîte mieten.

La Hallière: Anfang des 19. Jahrhunderts erbautes hydraulisches Sägewerk.

Edelstein- und Mineralienfans kommen in dieser Region ebenfalls auf ihre Kosten. Die urigen Läden mitten in der Pampa lohnen einen Stopp.

Auf gewundenen Straßen erreichen wir um die Mittagszeit Épinal, denn hier wollen wir die Cité de l´Image bestehend aus Bilderbogen-Museum samt Druckerei besuchen.

Épinal Vosges Vogesen
Erstmal einen Kaffee…

Seit drei Jahrhunderten widmet sich die Cité de l´Image dem Druckereigewerbe. Und so präsentiert das Museum eine außergewöhnliche Sammlung typischer, farbiger Bilderbögen mit nostalgischem Charme, aktualisiert durch zeitgenössische Kunstwerke, die sich mit der langen Tradition dieser volkstümlichen Druckerzeugnisse auseinandersetzen, sie überraschend neu interpretieren. Temporäre Ausstellungen machen den Besuch der Cité zu einem kurzweiligen, zuweilen auch gruseligen Vergnügen.

Im historischen Zentrum der Hauptstadt des Département Vosges, das von der mächtigen Basilika St. Maurice aus dem 11. Jahrhundert, einer mittelalterlichen Festung nebst Englischem Park sowie der Mosel dominiert wird, stärken wir uns mit einem Kaffee. Schläfrig liegt Epinal an diesem Mittag da. Shoppen ist nicht, denn die Geschäfte haben Mittagspause. Selbst die Markthalle döst im Ruhemodus. Gleich gegenüber des Cafés mache ich mich im Office du Tourisme schlau, denn ich bin ein Touristenbüro-Nerd, liebe diese bunte Flut an Information, die mich Neues, Niegesehenes entdecken lässt. Mit dem Auto sind es ca. 5 Minuten zur Cité. Parken können wir kostenlos. Für sechs Euro pro Person tauchen wir ein ins Universum der Bilderbögen, einer Frühform des Comics, wie mir scheint. Kurioses wechselt sich mit Historischem ab. Ist manchmal auch dasselbe. Die temporäre Ausstellung zur – oft leidvollen – Geschichte des Wolfes ist nichts für schwache Nerven. Unser eigener kleiner Wolf, der bislang brav in seiner Hundetasche ausgeharrt hatte, stimmt in das (dezente) Geheul aus den Lautsprechern ein. Zeit zu gehen, bevor das Ganze infernalisch wird, denn Nuri hat ein recht durchdringendes Geläut. Im angeschlossenen Museumsshop finden wir ein schönes Plakat, das meinen Mann an seine Zeit als Druckvorlagenhersteller erinnert. Muss ein schöner Beruf gewesen sein, was er so erzählt. Das Affiche wird in unserem Wohnzimmer einen Ehrenplatz erhalten.

Weitere kulturelle Épinal-Highlights findet ihr hier.

So viel Buntes auf die Augen macht hungrig und müde. Wir stärken uns mit einem Baguette aus einer bretonischen Bäckerei. Man weiß ja nicht, wann genau wir unser Abendessen bekommen werden, denn wir haben eine Spezialvariante französicher Gastlichkeit mit, ja, Abendmahl gebucht. Gespannt steuern wir unser Chambre d´hôtes, Le Prieuré, das Priorat, in Aydoilles an. Die Landschaft verändert sich, sanfter schwingen sich die Berghänge ins Tal hinab. Ein wenig Spielzeugeisenbahn-Flair. Im Herzen des kleinen Dorfes mit dem komplizierten Namen könnt ihr mit Charme und Authentizität logieren. Die ältesten Teile des kleinen Klosters datieren aus dem 15. Jahrhundert. Der eindrucksvolle Empfangsraum mit riesigem Kamin versetzt in eine andere Zeit. Würde mich nicht wundern in diesem dickwandigen Gewölbe einem Abt oder Ritter zu begegnen. Im Winter prasselt hier sicher ein wärmendes Feuer. Der Hausherr, distinguiert–freundlich, erscheint. Wir sinken auf ein rotes Sofa, harren der Dinge, die da kommen mögen. Ein ausgestopfter Dachs leistet uns Gesellschaft. So wie eine Madonna in blau erleuchteter Nische, die über das Gästebuch wacht. Ein neu eintretender Gast hält uns für die Besitzer. Wohl, weil wir so dahingestreckt in den Polstern ruhen. Nein, nein, wehren wir ab, wir sind auch nur Gäste. Da erscheint auch schon erneut Monsieur, der wahre Patron, bittet uns ihm zu folgen. Über eine ausgetretene Steintreppe, ein dämmriges Zimmer passierend – Wilder Wein rankt üppig vor den Sprossenfenstern – geht’s in unsere Herberge für eine Nacht. Alles da, auch ein anachronistischer Fernseher. Dezent verteilt finden wir durchaus dekorative Attribute des Christentums: ein altes Gebetbuch, Heiligenbildchen, wie auch meine Oma sie hatte und zur Erbauung gerne verstreute. Das Badezimmer ist modern und dreimal so groß wie unseres zuhause. Wie in Frankreich üblich sind Laken und Bettdecke so stramm unter die Matratze gezogen, dass man erst mal tüchtig mit den Füßen strampeln muss um sich den nötigen Freiraum zu erkämpfen. Für ein erholsames Nickerchen sinke ich in ein dickes, weiches Kopfkissen…

Vor dem Abendessen ergehen wir uns im weitläufigen Garten nebst Tennisplatz. Wahnsinnig viele Vögel sind im dichten Grün unterwegs. Ja, auch singende Nachtvögel gäbe es hier, versichert uns der Hausherr stolz. Nachtigall, ick hör dir trapsen. Eine Dame ruft uns à table. Da ist auch wieder der andere Gast, ein junger Herr aus Lyon. Auf Geschäftsreise. Der Traum jeder Schwiegermutter. Gespeist wird mit Monsieur und Equipe, einfach aber schmackhaft. Highlight ist das leckere, hausgemachte Brot. Auf ebenfalls hausgemachte Desserts folgt eine umfangreiche Käseplatte, welche der Gastgeber eingehend erläutert. Der Rosé stamme aus dem Languedoc. Gutgelaunt entscheide ich: Ein, zwei Gläschen können nichts schaden. Die Unterhaltung verläuft kultiviert, Französisch, Englisch, Deutsch, wie´s gerade passt. Ich erkläre, woher das schwedische skål kommt, rufe damit – wie immer – angenehmes Schaudern hervor. Der Wein dreht mich auf, ich schlafe schlecht. Was aber nicht an der außergewöhnlichen Unterkunft liegt. Höre ich da jemanden seufzen? Schleifen schwere Kutten über den steinernen Boden? Gar Ketten? Meine Phantasie wird durch solch geschichtsträchtige Gemäuer angeregt; ich kann nichts dafür. Hoffe, es war nur der Gesang der Nachtigall, die sich vielleicht verkühlt hat, somit nicht in stimmlicher Höchstform tirillierte.

Beim Frühstück treffen wir ihn wieder, den schon in jungen Jahren weltgewandten Herrn aus Lyon nebst einem Paar aus Belgien. Alle bestens ausgeruht und frisch wie der junge Tag. Reisetipps werden ausgetauscht, Bonne route gewünscht. Man wird sich wohl nicht wiedersehn, aber interessant war´s trotzdem, obwohl ich ja so meine Small-Talk-Bedenken hatte. Alter Schwede!

Prieuré Aydoilles Épinal
Dachs, pass auf…

Heute bin ich dran mit den Ideen für´s Sich-treiben-Lassen. Nicht schlecht, nach gerademal drei, vier Stunden Schlaf. Mein Mann gibt mit den Reiseerlebnissen vom Vortag an. Das soll ich erst mal toppen! Nun denn: Die Landschaft hinter Epinal ist nicht spektakulär, mutet eher wie ein großer, zusammenhängender Garten an. Aber ein schöner. Eine verflixte Umleitung, die uns immer wieder in dasselbe Dörfchen lenkt, bringt mir Punktabzug. Obwohl ich es liebe über klitzekleine Sträßchen zu kutschieren, möchte ich hier nicht mein restliches Leben verbringen. Mein Mann wird ungeduldig (Punktabzug!). Und so rauschen wir – Umleitung hin oder her – einem beherzten Einheimischen durch die gesperrte Straße hinterher, Richtung Belfort. Ich wühle in den Tourismusbroschüren. Wo seid ihr, ihr besonderen, niegesehenen Highlights? Erspähe ein kleines Schild. Die Eingebung. „Lass uns nach Plombieres-les-Bains abbiegen!“, meine ich betont beiläufig, „Da soll es einen terrassierten Garten geben.“ Eine lange Promenade erstreckt sich rechts und links der Hauptstraße, ziemlich bald links geht es zu den Jardins en terrasses.  Joj!, da hat sich jemand verwirklicht. Ein Hort der Phantasie, voll mit Gewürz- und Zierpflanzen, mit (Binsen-)Weisheiten auf kunstvoll arrangierten Täfelchen und Steinen gespickt. Wir kraxeln über relativ planlos erscheinende Wege (so wäre das auch bei mir geworden), steigen auf Steinmäuerchen. Gesamteindruck: Pittoresk. Ein paar (etwas) rauchende Jugendliche lungern im Schatten eines Steinhäuschens, lauschen den Ausführungen einer Dame über naturgemäße Gelee-Herstellung. Hummeln delektieren sich an purpurnen Sonnenhüten, Schmetterlinge tanzen durch die Luft, Vögel schwirren in Bodennähe: Der Garten hat Seele, leitet zudem in schöne, gut gekennzeichnete Wanderwege über, die vielleicht auch mit Kindern respektive mit mir zu bewältigen sind?!?

Wir spazieren wieder ins Tal hinab, unter uns eines der zahlreichen Thermalbäder des lothringischen Teils der südlichen Vogesen: Voilà, Plombières-les-Bains. Die Stadt der tausend Balkone. Eine Kleinstadt mit Charakter. Zu den 100 Plus Beaux Détours de France, den 100 schönsten Umwegen Frankreichs zählend. Bereits vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten bevölkert. Und wer anders als die Römer mit ihrer Vorliebe für´s Planschen in warmem Wasser baute hier vor 2000 Jahren die erste Therme? Napoleon III, Kaiserin Josephine, Voltaire und Beaumarchais kurten hier. Verträge wurden im Glanze klassizistischer Architektur unterzeichnet und mit einem Glas Crémant d´Alsace besiegelt.

Doch gemach: Plombieres-les-Bains ist ein Kurort, eine station anti-stress, auf der Routes des Bains mit dem verblichenen Charme der Jahrhundertwende. Umgeben von Vogesenausläufern lockte er selbst die Pariser Hautevolée mit seiner guten Luft und den Anwendungen gegen Rheuma und Frauenleiden. Das Römische Bad und Spa-Zentrum Calodaéd: Das sind noch heute Waldeslust, Vogesenduft, heilendes Quellwasser, Wellness, Wohlbefinden und Schönheitssalons. Das Spa, durch Napoleon III. erbaut, ist ein architektonisches und historisches Juwel, das seinesgleichen sucht. Interessant finde ich die sechstägige Schnupperkur in den noch völlig intakten Anlagen. Weitere Infos (auch in Corona-Zeiten) findet ihr hier.

Plombières_les_Bains Vosges
Kurgäste
Shopping in Plombières
Entspanntes Shopping in Plombières-les-Bains

Und als wäre solche Pracht nicht genug, gibt es zudem einen Miniaturen-Park, eine Gulliver-Welt also mit berühmten französischen Bauwerken, einen Abenteuerpark, Botanische Lehrpfade und hübsche Wanderstrecken. Außerdem finden Musikfestivals statt. Zwar sind die goldenen Zeiten des Kurhauses, das jetzt ein Kino beherbergt, vorbei, doch über den Platz wehen weiterhin klassische Klänge und jene aus den Roaring Twentys. An der Fassade prangen großformatige Fotos aus den Fünfzigern und Sechzigern: Die Großen der französischen Musikgeschichte. Alle sind sie hier aufgetreten. In Petticoat und Perlenkette. In Smoking und gewienerten Lackschuhen. Überhaupt scheint hier eine kleine Stadt erfolgreich dem Bädersterben zu trotzen, indem sie ein wahres Füllhorn an charmanten Ideen über den immer noch zahlreichen Touristen auskippt.

Aus der Blütezeit
Die Renommiermeile in ihrer vollen Blüte

Die verblichene Pracht der Häuser am Ortseingang täuscht. Ihr denkt vielleicht: „Hier müsste mal renoviert werden.“ Ja, stimmt, aber fahrt weiter bis zu dem ersten Platz an der Kirche und trinkt erst mal einen Kaffee in einem der Restaurants. Und dann macht euch auf Richtung Kurhaus, wo sich das Städtchen zusehends „verjüngt“, bis ihr euch in dem charmanten kleinen Zentrum à la Marienbad mit heiterem Flair samt recht kuriosen Läden wiederfindet. Wer sich traut, kann die Altstadt auf dem Rücken eines Pferdes auf sich wirken lassen, geführt von einer Fremdenführerin mit Cowboyhut. Ich sagte doch, es ist kurios.

Plombières les Bains Orangerie

Von der im klassizistischen Pomp gehaltenen Orangerie klingt leises Gläserklirren und Besteckgeklapper herüber. Für 18,50 bekommt man auf der Terrasse oder im schier umwerfenden Speisesaal unter den Blicken gestrenger Damen und Herren aus Gips sowie ausladendem Kristalllüster ein Drei-Gänge-Menü vom Feinsten serviert. Der Service ist aufmerksam, kompetent und äußerst freundlich. Der Herr am Empfang des angeschlossenen Hotels lässt es sich nicht nehmen unseren Dackel zu streicheln. Das ist nett und nicht selbstverständlich. Im Foyer sichte ich einen goldenen Gepäckwagen, Marke Hallo? Hotel Sacher, Portier! Logiert man hier, empfiehlt sich eine wohltuende Wellness-Behandlung. Ein schöner Weihnachtsmarkt im November gehört ebenfalls zum festen Repertoire Plombières. Werde versuchen meinen Mann zu einem eintägigen Kurzurlaub im nahenden Winter in just jenem Etablissement zu überreden. Plombieres-les-Bains ist ja so cool! Yeah!

Hat mir weitaus besser gefallen als Luxeuil-les-Bains, obwohl dieses mit Renaissance-Bauwerken und ebenfalls mit Wellness und Badefreuden wirbt. Wir sind jetzt zwei Tage unterwegs und haben schon so viel Unterschiedliches gesehen. Betrachten wir es als Stippvisite, die Lust auf einen längeren Aufenthalt macht.

Plombières les Bains Centre
Kurbad Plombières les Bains Vosges

Wir haben sozusagen eine Kehrtwendung hingelegt, Richtung La Bresse, befinden uns jetzt in den sagenhaften Hochvogesen mit ihren herrlichen, atemberaubenden Ausblicken. Alpin, nur ohne Schnee. Unser Ziel ist Gérardmer. Die bunten Vogesenhäuschen weichen Chalets aus grauem Stein und Holz. Im mondänen Gérardmer herrscht gediegener Betrieb. Man trifft sich zum Essen, lustwandelt am See. Am nächsten Morgen werden wir per Tretboot den Lac de Gérardmer erkunden, wegen der sengenden Sonne aber nicht mal die halbe Stunde schaffen. Eiii, meine Knie! Oh nein, wir werden älter! Schnell noch ein Geschenk für die Schwiegereltern. Das ist knieschonend und macht Spaß. Als Wäsche-Hauptstadt ist der Kauf einer Tischdecke, eines Nachthemdes oder edler Bettwäsche geradezu ein Muss. Werde den flotten Schlafanzug für die Schwiegermutter in ein knallrotes Geschirrtuch einschlagen, wobei letzteres entschieden sinnlicher ist als ersteres. Sorry, der Schwiegervater geht diesmal leer aus. In doppelter Hinsicht, hi! Aber noch ein Schlafanzug von LinVosges wirkt irgendwie nicht so prickelnd. Für die ebenfalls edlen Tisch-, Bett- und Nachtwäscheprodukte der renommierten Marke Blanc des Vosges fehlt meinem Mann leider der Sinn und die Geduld. Nehme an, er knabbert noch an der Bilderflut von Èpinal. Haben wir das wieder gespart.

Wunderschön: Lac de Gérardmer

Übernachten und hervorragend essen können Shoppingmüde in der Auberge du lac in Xonrupt-Longemer, nur ca. fünf Minuten vom Zentrum Gérardmers entfernt. Die Zimmer des familiengeführten Hotels sind einfach, der Service super. Die hellen, modernen Gasträume mit alpenländischem Charme geben dem Gast, was er sucht: Gemütlichkeit samt Vogesenfeeling. Staubige Kupfergefäße oder jahrhundertealte Strohblumen-Arrangements sucht man hier – Gott sei Dank! – vergebens. Leute mit Hund sind übrigens herzlich willkommen.

Besonders die Nachspeisen sind üppig und extravagant. Selbst eine Kugel selbstgemachtes Mirabellen-Eis mit Sahne kommt so opulent wie inspiriert daher, dass es eine Augenweide ist. Und die „kleine“ Portion Choucroute garnie bzw. Salade Vosgienne packe sogar ich. Bei einem Spaziergang um den Lac de Longemer könnt ihr das reichhaltige Mahl abtrainieren und sogar schwimmen gehen. Außerdem lässt sich Überschüssiges auch bei einer Partie mit dem Tretboot abstrampeln. Jetzt in der Nachsaison wirkt die Freitzeitanlage recht beschaulich. Im Sommer steppt der Bär am Strand mit Eisbüdchen und Waffeln mit Sahne. Im Winter locken weiter oberhalb Skifreuden.

Wir sind wieder on the road. An den Hotspots Col de la Schlucht, Lac Blanc, Lac vert usw. vorbei. Karge Landschaften, Krüppelkiefern, Skilifte, Rodelbahn, wahnsinnige Ausblicke über die Hochvogesen.

Wieder ins Tal. Hinter Saint-Dié-des-Vosges wird die Landschaft wieder interessant, sommerlich, lieblich. Entzückende kleine Weiler mit Namen wie La grande Fosse laden zum Verweilen ein. Die Jardins de Callunes, Gärten der Besenheide, in Ban-de-Sapt werden unser letzter Halt sein. Sie erstrecken sich über 4 ha und sind – laut garteneigenem Flyer – in acht verschiedene Landschaftsbereiche unterteilt:

  •     Der Kiefernhain
  •     Der Heidegarten
  •     Der Staudengarten
  •     Der blumenreiche Graben
  •     Das Tablett
  •     Der kleine Bergsee
  •     Der große Steingarten
  •     Der Steinbruch

Sich zwischen einer Müllkippe und einer Gartenanlage zu entscheiden fiel den Dorfbewohnern nicht schwer. Unter der Regie des Gartenbauarchiteten Jacques Couturieux realisierte die Kommune zwischen 1994 und 1996 in dem verträumten Vogesenörtchen einen Landschaftsgarten für wahre Pflanzenenthusiasten. Auf einer Höhe von 550 Metern. Schon im Jahr der Eröffnung heimste dieser den ersten Preis für Gärten und Parks Lothringens ein.

Hunde sind leider verboten. Ich versuche es trotzdem. Schließlich ist der Dackel ein (Garten-)Zwerg und die Tasche extra für derartige Gelegenheiten konzipiert. Bleibt der Hund auch in der Hundetasche? Sûre? Versprochen. Na dann. Der freundliche Herr erlaubt´s, indem er uns einen Wegeplan in die Hand drückt. Über einem kleinen Gebirgssee summt es, das dazugehörige Bächlein gluckst und gluckert munter vor sich hin. Wilde, zauberhaft gewachsene Eichen gibt es hier, einen Kiefernhain, Rhododendren, Hortensien, einheimische Stauden, Berglorbeer und natürlich Heidekräuter. Ein Garten der Kontemplation, der Ruhe. Bänke laden zum Verweilen ein. Es zwitschert. In der kleinen Restauration kann man Kaffee trinken, im Lädchen gibt´s Nachhaltiges: Vogelhäuschen, Blumenzwiebeln, Pflanzen, Marmelade, Gartendeko im angesagten Rost-Style. Man wirbt um Unterstützung, denn so ein Terrain muss gepflegt werden. Deshalb sind die selbst gezogenen Pflanzen, die verkauft werden, einen Tick teurer, allerdings auch an schwierige Gartenwelten aklimatisiert. Im Frühling kommen wir wieder. Vielleicht zum Rhododendron-Fest. Denn zu Ehren der Pflanzen finden hier auch verschiedene Events statt. Doch nicht nur die Jardins de Callunes sind sehenswert, auch die freundlichen, bunten Dörfchen in der Gegend um das Vallée du Hure sind für all jene, Abgeschiedenheit, Natürlichkeit und Ruhe suchen. Außerdem lockt ein weitverzweigtes Netz von Wanderwegen. Übernachten kann man im Logis Hôtel Restaurant des Roches in Saales oder La ferme de Marion in Ban-de-Sapt bzw. diversen Gîtes.

jardins de callunes Vogesen Saint Dié
In den Jardins de callunes

Über Schirmeck, Niederhaslach, Oberhaslach, Cascade de Nideck fahren wir zurück nach Wangenbourg. Aber das ist eine andere Geschichte. Unser Häuschen steht noch. Der Dackel freut sich, dass er wieder ohne Leine rennen darf. Sind total fertig, bipp und alle. Nächstes Mal nehmen wir uns wenigstens Zeit für ein Mittagsschläfchen. Aber schön war´s trotzdem!

Und das sagt mein Mann, der häufig mit seinem leuchtend gelben Motorrad unterwegs ist: „Normalerweise fahre ich über die D44 den Donon hinauf. Hinter Saint-Quirin lohnt es sich aber die D 993 zu nehmen, die quasi parallel zur normalen Motorradstrecke verläuft, Richtung Turquestein/Blancrupt. So kommt man auf direktem Wege zum Lac de la Plaine und weiter auf landschaftlich schönen Strecken nach Épinal, Plombières-les-Bains. Gérardmer sowie durch die Hochvogesen mit ihren Bergseen.“

Plombières_les_Bains Vogesen Vosges
Holladihiiija

War jedenfalls eine super Idee mal so zu fahren, da dieser Weg abseits der üblichen Touristenströme liegt, jedoch mit herrlichen Landschaften überrascht.

Der darf ja nicht fehlen!

Seht´s euch an!

Eure Stina

Oberleckere Schneewittchen-Torte mit Kirschen und Quark-Sahne-Creme für AngeberInnen

Schneewittchen-Torte snövit-tårta

Dieses einfache Back-Rezept sorgt für Furore im Wichtelwald – Garantiert!

Schneewittchen-Torte snövit-tårta

Schneewittchen: Da denke ich doch gleich an tiefe, dunkle Wälder mit jeder Menge Zwerge, die um eine hübsche Prinzessin herumwuseln. Dass einer der kleinen Kerle ihr zuliebe mal eine Torte kreiert hat, finde ich nur plausibel. Märchenhaft lecker ist sie allemal. Das Rezept wurde mit allerlei sachdienlichen Hinweisen von Tante Maja in ihrem dicken Backbuch aufgeschrieben. Snövit-Tårta heißt es dort, Schneewittchen-Torte eben. Mitgebracht hat es ein Urlauber aus Deutschland: Berthold steht mit einem fetten Ausrufezeichen daneben. Danke, unbekannter, edler (Rezept-)Spender. Hihi. Nun, welcher Kuchen würde sich in Schweden besser integrieren lassen als dieser, da es hier gleichfalls dunkle, tiefe Wälder gibt? Sicher findet sich auch zwischen nordischen Kiefern ein kleines, liebeskrankes Männlein, das einer schönen Frau mit Haaren so schwarz wie Ebenholz, einer Haut wie Milch und kirschroten Lippen eine solche Torte backen würde. Um ihr Herz zu gewinnen. Sollte sich eine solche Dame denn mal zu ihm verirren. Und äße sie dann gerne einen Kuchen, der ihre markantesten Merkmale eins zu eins abbildet. Meinte jetzt farblich.

Schneewittchen-Torte snövit-tårta

Jedenfalls lieben Svenssons diese einfach herzustellende, Eindruck schindende Torte. Ebenso wie das bekannte, wesentlich süßere Pendant mit Blockschokolade, geschlagenem Eiweiß und anderen Untiefen, das ungleich mehr Zeit beansprucht (Werde ich trotzdem mal ausprobieren, später mal). Da es sich bei Schneewittchen aber vermutlich um ein zartes Wesen und keine Sumo-Ringerin gehandelt hat, passt, meiner Meinung nach, meine frisch-leichte Variante besser. Denkt aber daran, dass der Tortenguss im Norden immer einen Tick röter, knalliger sein muss als in Deutschland. Die Kokosstreusel sind auch nicht original. Aber da ich Spaghetti-Eis liebe, dachte ich, sie würden gut passen. Am besten macht ihr die Torte morgens, wenn ihr sie nachmittags kredenzen wollt, denn sie muss für mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank. Also: Frisch ans Werk! Heiho, heiho!

Ihr braucht für den Teig:

100 g Margarine

150 g Zucker

1 Prise Salz

3 Eier

200 g Mehl

½ Päckchen Backpulver

1 Päckchen Vanillezucker

1 großzügiger EL Milch

2 EL Nussnougat-Creme

1 Glas Sauerkirschen

Für die Quarkfüllung:

500 g Quark (20% Fett)

1 EL Zucker

1 Päckchen Vanillezucker

2 Becher Schlagsahne (400 g)

2 Päckchen Sahnesteif

Für den Guss:

1 Päckchen Tortenguss ROT!!!

250 ml Kirschsaft (aus dem Glas Sauerkirschen auffangen)

Eventuell: Kokosraspel zum Bestreuen.

Schneewittchen-Torte snövit-tårta
So weiß wie Schnee

Gör så här (Sprich: Jörschohär) – So wird´s gemacht:

Alle Zutaten für den Teig zu einem Rührteig verrühren. Teig halbieren. Unter eine Hälfte die Nussnougat-Creme und den Esslöffel Milch rühren.

Sauerkirschen gut abtropfen lassen. Dabei den Saft in einer Schüssel auffangen.

Den Boden einer Springform (D 26 cm) mit Backpapier auslegen. Rand mit ein bisschen Margarine einstreichen und ein wenig Mehl dagegen stäuben.

Ofen auf 175 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

Dunklen Teig in die Springform füllen und glattstreichen. Jetzt den hellen Teig darüber geben und glattstreichen. Die Sauerkirschen auf dem Teig verteilen. Im vorgeheizten Backofen 45 – 50 Minuten backen. Ich backe auf der zweituntersten Schiene, aber ihr kennt euren Backofen am besten. Nach Ende der Backzeit Kuchen aus dem Ofen nehmen und in der Form vollständig auskühlen lassen. Wenn der Kuchen wirklich kalt ist, aus der Form lösen.

Schneewittchen-Torte snövit-tårta
Richtig schön knallig rot: Der Guss

Quark in eine Schüssel geben, mit Zucker und Vanillezucker verrühren. Die Sahne mit dem Sahnesteif steif schlagen; ich mache das in zwei Portionen, da gerade im Sommer die Sahne schnell gerinnt. Geschlagene Sahne vorsichtig unter die Quarkmasse heben.

Rührkuchen auf eine Tortenplatte stürzen, sodass der dunkle Teig oben ist. Springformrand wieder um den Kuchen legen. Die Quark-Sahne-Füllung auf dem Kuchen verteilen. Schön glattstreichen.

Den Tortenguss mit 250 ml Kirschsaft statt Wasser nach Packungsanweisung zubereiten. Höchstens eine Minute abkühlen lassen (darf nicht wirklich steif werden). Dann zügig über der Quark-Sahne-Füllung verteilen, sodass eine spiegelglatte Oberfläche entsteht. Eventuell mit Kokosraspeln bestreuen. Den Springformrand nicht ablösen! Für mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank stellen. Erst danach könnt ihr den Springformrand, gerne mit der vorsichtigen Hilfe eines Messers, lösen und eure Märchentorte genießen.

Smaklig måltid! Guten Apetit wünscht eure Stina und sicher auch Berthold!

La Paloma ohé – Wir sehn uns wieder am Étang de Lindre

Mehr als einen Flügelschlag, nämlich zwei Anläufe, brauchten wir, um uns den sagenumwobenen Étang de Lindre zu erwandern. Das erste Mal kamen wir gerade bis Tarquimpol, bis uns heftiger Regen und Wind ins sichere Auto zurück trieben. Ein Kommentar zu meinem Artikel über Gondrexange hatte uns neugierig gemacht. Untote Mönche, Wassergeister… Riefen uns da nicht die lothringischen Nebel von Avalon? Leider hatten sie nichts von einem Regenschirm gesagt.

Man muss sie mögen, diese Landschaft. Manche werden murren: Zu eben, zu wenig los, zu viele Schafe. Ja, all dies trifft auf das Pays Saulnois zu, das, so lesen wir, touristisch wenig zu bieten hat. Außer man steht auf eben „zu wenig los“ und mag Schäfchen, die bei Regen zugegebenermaßen eher traurig daher trotten, im Sonnenschein aber übermütig von Löwenzahn zu Gänseblümchen hüpfen. Wenn ich echt mal in mich gehen möchte, dann ist dieser Landstrich genau das Richtige. Schon stelle ich mir vor, wie der Wind bauchige, anthrazitfarbene Wolken übers Land treibt, während ich mich, den Mantelkragen hochgeschlagen, gegen peitschende Herbststürme stemme. Ganz allein auf weiter Ebene und, sagen wir, zwanzig Jahre jünger. Die Gischt vom nahegelegen See peitscht mir ins Gesicht. Marke Dartmoor. Hund von Baskerville. Irgendein alleinstehender, gutaussehender Graf harret meiner hinter einem Ginsterbusch, damit er mich halbverhungert zum Tee und süßen Petitfours einladen kann. Über mir rauschen Wildgänse mit schrillem Schrei gen Süden… Aber noch ist Sommer. Marke Grillgut und Dosenbier.

Daran ändert auch das jäh auftauchende Schloss nichts, das, wenngleich geraniengeschmückt, wunderbar in diese introvertierte, bei Regen dezent düstere Szenerie passt. Wen wundert´s, dass in jenem Château ein Esoteriker namens Stanislas de Guaita (1871-1922) das diffuse Licht der Welt erblickte um späterhin den kabbalistischen Rosenkreuz-Orden zu gründen. Heute, beim, wie gesagt, zweiten Anlauf, wirkt das Château keineswegs düster, sondern äußerst gastfreundlich. Fürstlich übernachten soll man hier können, exklusives Frühstück inklusive, bevor man zu einer Wanderung oder Radtour auf dem Circuit des étangs aufbricht. Wenn man den Hausherrn schön bittet, so erfahre ich aus dem wunderbaren SR-Beitrag von Natalie Weber, erzählt er das eine oder andere gruselige Schmankerl aus der Region. Das Château d’Alteville gehört zu dem kleinen Örtchen Tarquimpol, das am Südufer des Étang de Lindre, auf einer Halbinsel gelegen ist und zum Parc naturel régional de Lorraine zählt. Bei knapp 65 Einwohnern, plus/minus, und einem (hoffentlich) in Frieden ruhenden Esoteriker, steppt hier nicht gerade der Bär. Dicht an dicht drängen sich die putzigen Häuschen im typischen lothringer Graubeige. Einzige Farbtupfer: Die bunten Fensterläden und Türen. Und die üppigen Geranien. Irgendwie bretonisch. Irgendwie maritim. Irgendjemand muss hier leben, sonst würden ja die Blumen vertrocknen. Wir aber treffen nur einen struppigen Hund mit Schielauge, der sich von uns streicheln lässt. Das Dorf ist, wie der Hund, die Ruhe selbst. Um die archäologischen Details zu erkunden, die sich in Hauswänden, Torbögen etc. verstecken, wollen wir wiederkommen. Am Ortseingang wacht, rund und massiv wie ein Bergfried, die für Lothringen sehr untypische Dorfkirche. Dann gibt es eine Rue du théatre, die doch tatsächlich auf eines der größten Amphitheater Galliens hinausläuft, welches allerdings nur aus der Luft auszumachen ist. Tarquipol liegt nämlich an der alten Römerstraße von Metz nach Straßburg, und so konnten hier schon mal 12.000 Zuschauer bei Spiel und Spaß an frittierten Otternasen knabbern. 1274 zum ersten Mal als „Tackempail“ erwähnt, durchlief der Weiler deutsch-französische Namensmetamorphosen, die allesamt etwas mit „Teich“ zu tun hatten. Trotzig überlebte es auch die deutsche Besatzung, indem es elegant vom plumpen „Taichen“ zum geheimnisvollen Tarquimpol zurückkehrte. So hieß es schon während des Dreißigjährigen Krieges. Sind wir froh! Denn merke: Nazis haben keine Phantasie! Und wenn, dann nur schlimme.

Im 10. Jahrhundert begannen Mönche den kleinen Fluss Seille, die umliegenden Weiher und Sümpfe aufzustauen um Fische zu fangen und zu züchten. Einmal im Jahr wird das Wasser des Teichs, der doch vielmehr ein See ist, abgelassen, wobei sich die Kanäle zur Freude der Fischer mit Karpfen, Schleien und Hechten füllen. Schon scharren internationale Archäologen mit den Füßen, können sie doch endlich nach den Relikten vergangener Zeiten gründeln. Will man allerdings etwas über Mönche wissen, die auf dem Grunde des Sees immer noch unermüdlich der Fischzucht frönen, gar lockenden Feen erliegen oder vor gottlosen Wüstlingen erschauern, muss man tief in der Volksseele graben. Oder den Schlossherrn befragen. Unter Umständen bringt mir dieser Reim den Pulitzer-Preis ein. Da! Schon wieder!

Um den eigentlichen Weiher zu umrunden, sollte man sich nach Lindre-Basse begeben. Der schnurgerade Weiler liegt ca. 3 Kilometer von Dieuze, einem typisch lothringischen Städtchen mit – natürlich – einer Bar du Centre sowie einer Bar Place, in der man seinen Apéritif genießen kann, entfernt. Ein kleines, aber feines Restaurant wirbt mit regionalen Spezialitäten. Aber davon später. Zunächst einmal fahren wir durch die unaufgeregt ebene Landschaft, die der Seele, ach, so gut tut. Links und rechts Getreidefelder, dazwischen goldene Sonnenblumen, kleine Wäldchen, die sicherlich viel Wild bergen, da Rehe und Füchse über die Straße wechseln. Lindre-Basse, ebenfalls in lässiger Beschaulichkeit, überrascht am Ende der Hauptstraße mit einem überwältigenden See-Panorama. Über uns segeln Schwalben, Störche landen auf ihren Nestern, Fischreiher gründeln nach dem, was sie halt so fressen, Enten jeglicher Couleur paddeln im Schilf. Wir blicken über den größten Fischweiher Frankreichs (620 Hektar!) samt Vogelschutzgebiet. Ein Paradies für Ornithologen, die, ausgerüstet mit Fernglas, Anglerhut und glänzenden Augen Richtung Vogel-Beobachtungs-Stand pilgern. Ein grauhaariger Herr führt mit großer Geste ein gut situiertes Pärchen in die Geheimnisse des Étang de Lindre ein. Wir vermuten, man kann ihn buchen.

Blau, grau und gelb ruht der See. Über uns der hohe Himmel, Schäfchenwolken, allenthalben Gezwitscher. SOMMER. Im Hintergrund die dunstig blaue Vogesenkette. AusflüglerInnen relaxen auf Aussichtsbänken, in der Aire-de-pique-nique wird Käse, Baguette und Wein ausgepackt. Rechts von uns liegen die steineren Fischzucht-Becken, die derzeit allerdings kein Wasser tragen, links geht´s die Staumauer – Obacht! – hinab. In entgegengesetzter Richtung befindet sich die ornithologische Kinderstube, wo Hunde keinen Zutritt haben. Wir lenken unseren Dackel also wieder Richtung Fischbecken. Zwei Wanderpfade führen um den See. Die Kurzpromenade „Sentier des Paysages“ von 1,8 sowie der etwas längere „Sentier Lindre-Tarquimpol“ von 8 km. Dabei sollte man sich immer links halten, also immer am Seeufer entlang gehen. So kommt man auch an den Beobachtungsstationen vorbei.

Der Weiher selbst blitzt nur noch ab und an durch, da Waldpassagen und Schilf ihn verdecken. Ist aber trotzdem schön. Nimmt man ein Stück wenig befahrener Straße in Kauf, kann man also bis nach Tarquimpol wandern, muss dann aber wieder umdrehen, denn es handelt sich nicht um Rundwanderwege! Für Wissensdurstige gibt es das Centre piscicole, das Fisch(erei)-Zentrum in Lindre-Basse gegenüber der Staumauer, das Spannendes und Wissenswertes über lokale Geschichte, Traditionen, kulturelles Erbe, Umwelt, Natur und touristische Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Enthusiasten hängen noch 3 Kilometer dran um sich von Dieuze aus über den Sentier de l´étang des Esserts zu nähern. Dieuze ist übrigens eines der Tore zum wunderbaren Parc naturel régional de Lorraine. In der kleinen Stadt wurde früher Salz gewonnen. Zahlreiche Bauten wie die Porte des Salines Royales zeugen davon.

Weiter Himmel

Passend zur Salzgewinnung gibt es in Dieuze das kleine Restaurant La Poêle à Sel – Restaurant Traditionnel & Cuisine Maison mit gemütlicher Außenterrasse. Leider hat die Küche Sonntagabend geschlossen, sodass wir unseren Besuch auf ein anderes Mal verschieben mussten. Die Betreiber waren jedenfalls ausnehmend freundlich. Irgendwann also mehr dazu.

sentier des paysages Lindre-Basse
Wo sind wir eigentlich?

Also: Wenn ihr mal ein wenig Meerfeeling mitten in Lothringen genießen wollt, ist der Étang de Lindre genau das Richtige. Und die Nordvogesen sind ja auch nicht weit. Man hat sozusagen beide Extreme in unmittelbarer Nähe. I love it! Einen schönen Juli wünscht euch

Stina

Jemand mit Regenschirm

Pays des étangs – Land der Teiche

So nennt man die weitläufige, weitverzweigte Seenlandschaft, die sich im Osten Lothringens befindet. Bekannt sind vor allem Stauseen wie Stockweiher oder Mittersheimer Weiher. Sie dienen als Speicherbecken für den parallel zur Saar verlaufenden Saar-Kohlen-Kanal, der die Saar mit dem Rhein-Marne-Kanal verbindet und somit in das umfangreiche Netz französischer Wasserstraßen einbindet.

Der Étang de Lindre liegt zusammen mit 11 weiteren Weihern in der Domaine de Lindre, einer ca. 1000 Hektar großen Naturlandschaft, die aufgrund ihrer umfangreichen, einzigartigen Flora und Fauna als Teil des europäischen Schutzgebiet-Netzes NATURA 2000 ausgewiesen sind. Es steht zudem als RAMSAR-Gebiet auf der Liste des Weltnaturerbes zum Schutz von Feuchtgebieten.

Die Domaine de Lindre gehört zum Kanton Le Saulnois des Arrondissements Sarrebourg-Château-Salins. Die übergeordnete Verwaltungseinheit ist das Département Moselle der Region Gand Est.

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Schwedische Syltgrottor mit Felsenbirnen-Marmelade

syltgrottor

… oder einer anderen Marmelade, die ihr zur Hand habt. Lecker wird´s auf jeden Fall!

Hier wieder ein echtes schwedisches Rezept mit Felsenbirnen-Marmelade. Diesen kleinen, breitwachsenden Baum habt ihr sicher schon häufig gesehen ohne ihn richtig wahrzunehmen. Dabei ist er eine richtige Augenweide. Ja genau, das, was da an der Böschung, sogar am Rande der Autobahn, blitzt und grünt. Im Frühling leuchten seine weißen Sterne, im Sommer glänzen kleine, blauschwarze Beeren an ihm (Vögel lieben sie!), und im Herbst überrascht er mit feurig rotem und gelbem Laub. Dabei ist er total anspruchslos. Die aus den Beeren gewonnene Marmelade muss gut durchgesiebt werden, da an jeder Beere ein kleiner Strunk sitzt. Die Felsenbirne liefert viel Vitamin C, weshalb sie, aus der Hand genascht, sehr gesund ist. In meinem Garten habe ich gleich mehrere Exemplare. Das Rezept für Felsenbirnen-Marmelade hänge ich gleich unten an; allerdings nur auf Deutsch, weil ich heute keine Zeit mehr habe zu übersetzen. Natürlich könnt ihr für die Grottor, die Gebäck-Höhlen, auch jede andere Marmelade bzw. Gelée nehmen. Am häufigsten findet man in Schweden wohl Hallongrottor, die mit Himbeergelee gefüllten. Das hier ist sozusagen die wilde Variante. Wie immer spart ihr euch viel Zeit, wenn ihr eine sog. måtknippa, ersteht. Sucht im Internet einfach nach Schwedische Messlöffel, und ihr werdet fündig und froh und könnt all meine feinen Rezepte nachbacken.

Schwedisches Gebäck

Aber zunächst mal das Rezept für die Hällmispelgrottor. Först på tyska. Erst auf Deutsch…

Für ca. 21 Stück

Teig:

  • 4 1/2 dl Weizenmehl
  • 1 dl Zucker
  • Eine Prise Salz
  • 1 TL Backpulver
  • 2 TL Vanillezucker
  • 180 g Butter bzw. Margarine (Kannst du auch gerne mischen!)
  • Etwas Philadelphia-Frischkäse, siehe unten!
  • 1 EL frischgekochter Espressokaffee (Trink den Rest!)
  • Etwas Puderzucker zum Bestäuben der fertigen Grottor
  • Ca. 21 Muffinsförmchen aus Papier

Füllung: 1 dl Felsenbirnen-Gelée oder andere Marmeladen bzw. Gelées

So wird´s gemacht: Koch dir zuerst eine Tasse Expresso. Lass ihn abkühlen. (Wenn du vorher einen Esslöffel davon zur Seite stellst, kannst du den Rest natürlich heiß trinken.). Heize den Ofen auf 200°C vor. Mische Mehl, Zucker, Vanillezucker, Backpulver und Salz in einer Schüssel. Wiege die Butter/Margarine ab (180 g) und fülle mit dem Frischkäse auf, bis die Waage 200 g anzeigt. Schneide die Butter/Margarine in Scheiben und gib sie samt Frischkäse zu der Mischung in deiner Schüssel. Knete das Ganze zu einem geschmeidigen Teig. Gib den Espresso dazu. Knete eine kleine Weile weiter.

Platziere die Papierförmchen auf einem Backblech. Forme den Teig zu walnussgroßen Bällchen und lege sie in die Papierförmchen.

Jetzt kommt die Füllung: Mach eine kleine Vertiefung in jedes Bällchen und gib einen Klecks Marmelade hinein.

Backe die Bällchen ca. 10-12 Minuten auf der mittleren Schiene. (Möchtest du die Grottor obendrauf heller, dann nimm die zweitunterste Schiene.) Lass die fertigen Grottor auf einem Kuchengitter auskühlen. Bestreue sie mit Puderzucker.

Felsenbirne Marmelade

… dann auf Schwedisch. Sedan på svenska:

Till ca 21 stycken

Deg:

  • 4 1/2 dl vetemjöl
  • 1 dl socker
  • en nypa salt
  • 1 tsk bakpulver
  • 2 tsk vaniljsocker
  • 180 g smör resp margarin (Blanda gärna!)
  • Lite Philadelphia-färskost, se nedan!
  • 1msk färskbryggt espressokaffe (Drick resten!)
  • Lite florsocker att strö över de färdiga grottorna
  • Ca 21 muffinsformer av papper

Fyllning: 1 dl häggmispelsylt eller annan sylt

Gör så här: Börja med att brygga en kopp espresso och låt den kallna. Sätt ugnen på 200°C. Blanda samman mjöl, socker, vaniljsocker, bakpulver och, salt  i en skål. Väg matfettet och fyll på med färskosten tills vågen visar 200 g. Skär matfettet i bitar och tillsätt det samt färskosten. Arbeta snabbt samman till en smidig deg. Tillsätt espresson. Knåda vidare ett tag!

Placera pappersformerna på en bakplåt. Forma degen till valnötsstora bollar och lägg dem i pappersformerna

Nu kommer fyllningen: Gör en fördjupning i varje boll och klicka i lite sylt.

Grädda i mitten av ugnen i 10-12 minuter. (Eller, om du föredrar ljusare bakelser, på näst nedersta falsen.) Låt kallna på galler. Strö över florsocker.

Bakat och klart!

Trevlig midsommar! Schönes Midsommar!

Lest auch meinen Beitrag zu Midsommar. Dort findet ihr das Rezept für eine leckere Erdbeertorte.